Die Kunst des Seins. Klaus D. Biedermann

Die Kunst des Seins - Klaus D. Biedermann


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eben die Tabula Smaragdina, die die sieben Hermetischen Axiome enthält und die das Zusammenwirken des gesamten Universums erklärt. Diese wurden auch als das ›Kybalion‹ bekannt. Hermes Trismegistos galt ebenso als Erfinder der Alchemie und der Magie, wie die Bezeichnung ›Hermetische Kunst‹ für Alchemie belegt.

      Als Bewahrer der altägyptischen Legenden um Hermes Trismegistos wirkten griechische Gelehrte bis zur Eroberung Konstantinopels 1453 durch die Türken. Auch im Judentum wurden Teile davon weitergegeben - zwar nicht im Talmud, wohl aber in der Kabbala und insbesondere im Sohar. Auch im Islam fanden diese griechisch-ägyptischen Anschauungen Eingang und blieben dort in mehrfachen Fassungen und vermischt mit anderen Traditionen lange erhalten.

      Vom alten Ägypten aus ging das Wissen in den arabischen Raum und wurde über Córdoba aber auch über Harran, der Stadt Abrahams, in das Europa des ersten Jahrtausends gebracht. Durch den Absolutheitsanspruch der katholischen Kirche jedoch wurde die Lehre der Hermetik – und die damit verbundene Lehre der Magie – als teuflisch bezeichnet: Die katholische Kirche konnte und wollte es nicht zulassen, dass es Weisheiten und Wahrheiten außerhalb ihrer eigenen Organisation gab. Der erste Einschnitt in dieser Richtung erfolgte 325 auf dem Konzil von Nicäa, wo die Reinkarnationslehre aus dem Kontext der Bibel gestrichen wurde. Ein zweiter Einschnitt erfolgte 1227, als die Astrologie als ›teuflisch‹ gebannt wurde. Aufgrund dieses Verhaltens seitens der katholischen Kirche wagten viele Weise und Gelehrte nicht mehr, ihr Wissen um die hermetische Lehre offen darzulegen, sondern ›versiegelten‹ es buchstäblich – woraus sich die Bezeichnung ›etwas ist hermetisch verschlossen‹ entwickelte.

       Und dies sind die sieben Hermetischen Axiome:

      1. Ein Schöpfergeist ist die Quelle des Lebens. Dieses Prinzip enthält die Wahrheit: ›Alles ist Geist.‹ Es besagt, dass das All die substanzielle Realität ist, welche allen äußerlichen Manifestationen und Erscheinungen zugrunde liegt, die wir unter den Bezeichnungen ›materielles Universum‹, ›Erscheinungsformen des Lebens‹, ›Materie‹, ›Energie‹ kennen, kurz allem, was für unsere materiellen Sinne in Erscheinung tritt, dass alles materialisierter Geist ist, der selbst unerkennbar und unerklärbar ist, der aber als universal und schöpferisch angesehen und gedacht werden kann.

      Das erklärt auch, dass die ganze Erscheinungswelt oder das Universum eine geistige Schöpfung des Alls ist, unterworfen den Gesetzen aller geschaffenen Dinge, und dass das Universum als Ganzes und auch in seinen Teilen seine Existenz dem Geist verdankt. Ebenso wie auch unser Leben.

      Dieses Prinzip erklärt, indem es die geistige Natur des Universums festlegt, alle verschiedenen geistigen und seelischen Phänomene, die die öffentliche Aufmerksamkeit in so großem Maße beschäftigen und die ohne solche Erklärung unverständlich sind und sich einer wissenschaftlichen Behandlung entziehen. Das Verständnis dieses großen Hermetischen Prinzips der Geistigkeit befähigt den Menschen, die Gesetze des geistigen Universums leichter zu begreifen und sie zu seinem Wohlbefinden und Vorwärtskommen anzuwenden. Damit ist er in der Lage, die großen Geistigen Gesetze verständnisvoll anzuwenden, anstatt ihre Anwendung dem Zufall zu überlassen. Mit dem Hauptschlüssel in der Hand kann jeder die vielen Tore des geistigen und psychischen Tempels des Wissens öffnen und ihn frei und verständnisvoll betreten. Dieses Prinzip erklärt die wahre Natur von ›Energie‹, ›Kraft‹, ›Stoff‹ und warum und wie alles der Herrschaft des Geistes unterworfen ist.

      Vor langer Zeit schrieb einer der hermetischen Meister: »Derjenige, der die Wahrheit der geistigen Natur des Universums begreift, ist weit auf dem Wege zur Meisterschaft fortgeschritten.«

      Der Geist ist also der Schöpfer aller Dinge. Alles, was Sie in Ihrer Umgebung, in Ihrem Heim und in der Welt sehen können, jeder Gegenstand Ihres Haushaltes, Ihr Auto, die Straße, durch die Sie fahren, die Häuser – kurz alles, was von Menschen geschaffen wurde – war irgendwann einmal zunächst in der geistigen Vorstellung vorhanden. Wenn Sie wissen, dass Sie der Schöpfer Ihrer Welt sind, können und brauchen Sie sich nicht mehr vor der Verantwortung zu drücken. Selbst die großen Dinge wie Frieden oder die Erhaltung der Umwelt, die man scheinbar alleine nicht verändern kann, beginnen beim Individuum selbst.

       2. Jede Ursache hat ihre Wirkung; jede Wirkung hat ihre Ursache; alles geschieht gesetzmäßig. Zufall ist nur der Name für ein unbekanntes Gesetz. Es gibt viele Ebenen der Ursächlichkeit, aber nichts entgeht dem Gesetz. Mit der ›Schwarz-Weiß-Brille‹ werden Sie dieses Gesetz nicht entdecken.

      Das Prinzip besagt: Alles geschieht gesetzmäßig, nichts ereignet sich zufällig, es gibt keinen Zufall. Es gibt verschiedene Ebenen von Ursache und Wirkung, die höheren beherrschen die niederen Ebenen und nichts kann völlig dem Gesetz entgehen. Beispiele für so genannte Zufälle finden Sie im Kapitel über Zufall. Diejenigen, die dieses Prinzip verstanden haben und danach leben, verstehen die Kunst, sich über die gewöhnliche Ebene von Ursache und Wirkung zu erheben. Indem sie sich geistig auf eine höhere Ebene erheben, werden sie Ursache statt Wirkung. Solche Menschen werden nicht mehr von äußeren Ursachen wie Figuren auf dem Schachbrett des Lebens bewegt, sondern haben Selbstbeherrschung erlangt und werden Spieler statt Figur. Sie haben gelernt, das Spiel des Lebens zu spielen, anstatt dass mit ihnen gespielt wird und sie durch einen anderen Willen oder durch ihre Umgebung bewegt werden. Wer diesen Gedankengang zu Ende denkt und das Erkannte anwendet, verfügt über einen unermesslichen Reichtum an hermetischem Wissen.

       3. Die Dinge hängen über Analogien zusammen: wie oben, so unten; wie innen, so außen; wie im Großen, so im Kleinen. Dieses Prinzip enthält die Wahrheit, dass es zwischen den Gesetzen und Erscheinungsformen der verschiedenen Ebenen des Seins und Lebens eine Entsprechung gibt. Der alte hermetische Grundsatz lautete: ›Wie oben, so unten; wie unten, so oben.‹ Und das Begreifen dieses Prinzips gibt einem die Mittel an die Hand, manchen Widerspruch zu lösen und manch verborgenes Geheimnis der Natur zu lüften. Es gibt Ebenen jenseits unseres Wissens, aber wenn wir das Prinzip der Entsprechung auf sie anwenden, können wir vieles verstehen, was sonst unbegreiflich für uns wäre.

      Dieses Prinzip tritt auf den verschiedenen Ebenen des materiellen, geistigen und rein geistigen Universums in Anwendung und Erscheinung – es ist ein universales Gesetz. Die alten Hermetiker (Anhänger der hermetischen Lehre) betrachteten dieses Prinzip als eines der wichtigsten geistigen Werkzeuge, mit denen der Mensch die Hindernisse beiseite räumen konnte, die das Unbekannte dem Blick entzogen. Wie die Kenntnis des Prinzips der Geometrie den Menschen befähigt, weit entfernte Sonnen und ihre Bewegungen – in seinem Observatorium sitzend – zu erkennen, so befähigt die Kenntnis des Prinzips der Entsprechung den Menschen, verständnisvoll vom Bekannten zum Unbekannten seine Schlüsse zu ziehen.

       4. Gleiches hängt mit Gleichem zusammen und verstärkt sich, Ungleiches stößt sich ab. Nichts ist in Ruhe, alles bewegt sich, alles ist in Schwingung.

      Tatsachen, denen die moderne Wissenschaft beipflichtet und die jede neue wissenschaftliche Entdeckung bestätigt. Und doch war dieses hermetische Prinzip schon vor Tausenden von Jahren von den alten Meistern verkündet worden. Dieses Prinzip besagt, dass alle Unterschiede zwischen den verschiedenen Manifestationen des Stoffes, der Energie, der Gedanken und sogar des Geistes im weitesten Sinne von den verschiedenen Graden der Schwingung abhängen.

      Vom reinen Geist bis hinunter zur gröbsten Form der Materie ist alles in Schwingung – je höher die Schwingungszahl, desto höher ihre Position auf einer gedachten Skala. Die Schwingung des Geistes hat einen so unendlichen Stärkegrad und eine solche Schnelligkeit, dass sie sich praktisch in Ruhe befindet – genauso wie ein sehr schnell rotierendes Rad bewegungslos zu sein scheint. Am anderen Ende der Skala finden sich die groben Formen der Materie, deren Schwingungen so langsam sind, dass auch sie in Ruhe zu sein scheinen.

      Zwischen diesen Polen gibt es Millionen über Millionen verschiedener Grade von Schwingung. Vom Körperlichen im Elektron, Atom und Molekül bis hin zu Welten und Universen ist alles in schwingender Bewegung. Dies ist auch auf den Ebenen von Energie und Kraft – die nur verschiedenartige Grade von Schwingung sind – wahr, ebenso auf den geistigen Ebenen – deren Zustände von der Schwingung abhängen – und schließlich auf den rein geistigen Ebenen. Das Verständnis dieses Prinzips befähigt Sie‚ Ihre eigenen


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