Hochsensibel ist mehr als zartbesaitet. Sylvia Harke

Hochsensibel ist mehr als zartbesaitet - Sylvia Harke


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zur Hochsensibilität im Allgemeinen

       Ich erkenne meine Hochsensibilität an.

       Ich bin dankbar für meine hochsensiblen Talente und Begabungen.

       Ich bin einzigartig.

       Ich achte auf meine hochsensiblen Bedürfnisse.

       Ich bin in Ordnung, so wie ich bin.

       Ich akzeptiere meine Individualität.

       Ich liebe mich selbst bedingungslos.

       Ich bin dankbar für mein Leben.

       Ich vertraue mir selbst.

      HOCHSENSIBLE

       WAHRNEHMUNG

      Reizüberflutung oder Überstimulation sind die zentralsten Merkmale für Hochsensibilität. Da HSPs schon bei Situationen mit Überstimulation reagieren, die für andere noch gut erträglich sind, hören sie oft abfällige Bemerkungen über sich, wie „Mimose“ oder „Weichei“. Menschenansammlungen auf der Straße, bei Konzerten, länger anhaltende Lärmbelastung, Hitze, Kälte, emotionale Belastungen oder schlechte Stimmungen in Gebäuden und Firmen führen bei Hochsensiblen schneller zu Reaktionen von Überforderung. Eigentlich brauchen sie Rückzug oder Erholung. Wenn diese Selbstschutzreaktion noch nicht eingeübt wurde, entwickeln sich in den Phasen von Übererregung unangenehme Empfindungen im Körper wie Druckgefühl auf den Magen, Schweißabsonderung, erhöhter Puls oder andere Körpersignale. Es scheint so zu sein, dass Hochsensible einen schwächeren Reizfilter als Normalsensible haben. Als Beispiel stellen Sie sich eine Party vor, auf der es verschiedene Kreise von Menschen gibt, die über unterschiedliche Dinge sprechen. Unser Nervensystem ist normalerweise in der Lage, sich auf eine konkrete Person oder Gruppe zu fokussieren und die Gesprächsinhalte der anderen automatisch auszufiltern. Das Umfeld wird in diesem Moment zu einem Rauschen. Mit einem verringerten Reizfilter fällt es zunehmend schwerer, diesen Fokus zu halten: Entweder drängen sich die anderen Reize ins Bewusstsein oder es fällt den Betroffenen schwer, überhaupt noch etwas Sinnvolles aus der überlagerten Informationsflut herauszufiltern. Dieses Thema am Beispiel des Hörens ist besonders prägnant, es sind jedoch alle Sinneskanäle betroffen. Deshalb sind Situationen wie das Einkäufen in einem großen Shoppingcenter oder der Besuch eines Konzertes Quellen für Reizüberflutung von Hochsensiblen.

      Anhand der Wahrnehmungskanäle lassen sich die Stärken und mögliche Schwächen von Hochsensiblen verdeutlichen. Mithilfe der Tabelle können Sie überprüfen, welche Stärken Sie in den verschiedenen Wahrnehmungsbereichen haben. Auch die Begabung für mehrere Kanäle ist möglich. Daraus ergeben sich wiederum neue Kombinationsmöglichkeiten. Die verstärkte Wahrnehmung kann zu unangenehmen Empfindungen führen, wie Sie in der dritten Spalte sehen. Unsere moderne Gesellschaft ist eine Quelle ständiger Reizüberflutung. Hochsensible fühlen sich durch den Lebensstil der Neuzeit zunehmend gestresst.

KanalStärkenSchwächen
Sehen Organ: Augenintuitives Verständnis für Farben, Formen, Harmonie, Sinn für Ästhetik, genaues Erkennen von visuellen Details, KunstverständnisLichtempfindlichkeit, visuelle Überreizbarkeit, braucht eine Sonnenbrille bei hellem Licht
Hören und Sprechen Organe: Ohr & Mundgutes oder absolutes Gehör, Rhythmusempfinden, Musikalität, gutes Sprachverständnis, hört feinste Nuancen, hört zwischen den Zeilengeräuschempfindlich, Tinnitus, Hörsturz, Drehschwindel, reizüberflutet durch: Straßenlärm, Kino, laute Gespräche, Streit, Menschenansammlungen
Riechen, Schmecken Organe: Nase & Munddifferenziertes Riechen und Schmecken, Gefühl für gute Düfte, Gewürze, gutes Essengeruchs- und geschmacksempfindlich, chemikaliensensibel
Tasten, Fühlen, Berühren Organe: Haut, Muskelndifferenzierte Wahrnehmung von Formen, Berührungsimpulsen, Oberflächen, Organen und Strukturenberührungsempfindlich, temperaturempfindlich, mag keine kratzige Kleidung, enge Hosen
Körperbewusstsein, Bewegung Organe: Muskeln, Gleichgewichtssinndifferenzierte und bewusste Körperwahrnehmung, Bewegungsintelligenz, gute Koordination, Raumorientierung, gesundheitliches FrühwarnsystemHypochonder, nimmt kleinste Signale im Körper wahr, Schmerzempfindlichkeit (beim Zahnarzt, Spritzen, Operationen, Geburt), Neigung zu Allergien
zwischenmenschliche Wahrnehmung Kombination mehrerer Kanäle & intuitives Erfassen, soziale Intelligenzguter Zuhörer, starke Intuition, differenziertes und schnelles Erfassen nonverbaler Signale, wie Körpersprache, Ausstrahlung, Stimmungszustand von anderen, Erspüren von KraftortenWahrnehmung von Umweltbelastungen (z.B. Wasseradern) fühlt sich überflutet von den Gefühlen anderer Menschen, leidet mit anderen mit, leidet unter Ungerechtigkeit, Weltschmerz

      Hochsensible berichten häufig über eine ausgeprägte Geräuschempfindlichkeit. Vielleicht fragen Sie sich von Zeit zu Zeit, was Sie tun sollen, wenn Ihnen alles zu laut wird? Das Innenohr ist das sensibelste Organ im Körper, es nimmt permanent Schwingungen aus dem Umfeld auf. Es ist mit einer besonders hohen Dichte von Nervenzellen ausgestattet. Anders als bei dem Auge kann das Ohr nicht durch ein natürliches Verschließen des Körpers geschützt werden. Besonders in sozialen Situationen nehmen wir über das Hören Informationen über den Stimmungszustand unserer Mitmenschen auf. Der Befehlston eines Lehrers lässt uns aufhorchen, das lustige Lachen eines Kindes schenkt uns frohe Laune, die mürrischen Kommentare eines Verbitterten hinterlassen bei uns einen seltsamen Nachgeschmack. Wir reagieren alarmiert, wenn Wut und Aggression in einer Stimme mitschwingen. Oder wir fühlen uns sicher, sobald jemand ruhig und wohlwollend mit uns spricht. Lügt jemand, spüren wir eine feine Dissonanz in seinen Worten und können erahnen, dass etwas nicht stimmt. Beim Flirten geben uns die stimmlichen Signale des Gegenübers wichtige Hinweise. Am Stimmklang können wir erkennen, ob der potentielle Partner zu uns passt, wir fühlen uns durch bestimmte Tonklänge erotisch angezogen oder abgestoßen. Durch die permanente Bereitschaft zum „Scannen“ der Umwelt nehmen Hochsensible überdurchschnittlich viele Informationen über das Ohr auf. Das kann schnell zur Reizüberflutung führen. Hinzu kommen Geräusche von Maschinen: Autos, Busse, LKWs, Züge, Straßenbahnen, Presslufthammer, Sirenengeräusche, Flugzeuge, Kopierer, Fernseher, Radios, Spülmaschinen, Straßenreiniger, Müllabfuhr und Rettungshubschrauber. Wir sind in unserer modernen Zeit einem Übermaß von lauten Geräuschen ausgeliefert. In Discos und Kinos wird die Lautstärke enorm aufgedreht, was für Hochsensible die Grenze zum Schmerzerleben bedeutet. Innenohrerkrankungen, wie Drehschwindel, Tinnitus, Hörsturz und Hyperakusie (Geräuschempfindlichkeit), nehmen rasant zu und tauchen meist im Zusammenhang mit Erschöpfung und Burnout in der zweiten Lebenshälfte auf. Deshalb ist es für Sie als Hochsensiblen unerlässlich, Ihr Ohr durch das Tragen von Gehörschutz zu schonen. Sollten Sie eine deutlich sinkende Toleranzschwelle gegenüber Lärm bei sich beobachten, ist Alarmstufe Rot. Ein Abtrainieren der Geräuschempfindlichkeit ist nicht möglich! Es ist eher anzunehmen, dass sich die Geräuschsensibilität verstärkt, wenn Sie keine Schutzmaßnahmen ergreifen. Deshalb sollte das Tragen von Gehörschutz zu Ihren Routineabläufen gehören. Viele Hörgeräteakustiker bieten individuell angefertigte Ohrenschutz-Lösungen an. Nehmen Sie Ihr Ohr ernst, es warnt Sie, wenn Sie Ruhe und Rückzug brauchen. Besonders der Hörsturz ist ein ernstes Alarmzeichen, dass Sie über Ihre Grenzen gegangen sind.

      Impulsfragen

      1. Fühle ich mich in letzter Zeit von bestimmten Geräuschen besonders genervt?

      2. Welche


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