Im Urlaub ist es nie langweilig. Ilona Focali

Im Urlaub ist es nie langweilig - Ilona Focali


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      Ilona Focali

      Im Urlaub ist es nie langweilig

      ILONA FOCALI

      Im Urlaub

      ist es nie

      langweilig

      1. Auflage 2020

       Verlag Via Nova, Alte Landstr. 12, 36100 Petersberg

      Telefon: (06 61) 6 29 73

      Fax: (06 61) 96 79 560

      E-Mail: [email protected]

      Internet: www.verlag-vianova.de

      Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München

      Satz: Sebastian Carl, Amerang

      eBook-Herstellung und Auslieferung:

      Brockhaus Commission, Kornwestheim, www.brocom.de

      © Alle Rechte vorbehalten

      Print: 978-3-86616-482-6

      e-Pub: 978-3-86616-420-8

      Zum 95. Geburtstag meiner lieben Mutter

      Gewidmet unserem gesamten Familienclan, der immer wieder für neue Situationskomik sorgt

      Vorwort

      Eigentlich will ich seit Jahren ein Buch schreiben mit all den lustigen, weniger lustigen, aufregenden, anstrengenden Geschehnissen und den vielen „Das-geschieht-wieder-mal-nur-uns“-Erlebnissen, mit all den Geschichten, die das Leben schreibt und die so interessant sind, dass man sie wirklich aufschreiben sollte. Weil sie uns verändern und weil sie vielleicht auch anderen eine Hilfe sein können, das Leben etwas leichter und humorvoller zu nehmen – und verständnisvoller, wenn man anfängt, mit dem Herzen zu schauen. Nichts geschieht zufällig, davon bin ich heute überzeugt, und jedem Augenblick liegt eine Chance zugrunde, etwas zu verändern oder gar einen Neuanfang zu wagen. Mit diesem Buch möchte ich aber auch einfach nur etwas Sonne und Lachen in den Alltag bringen. Nach dem Lesen dieses Buches nimmt man die Dinge nicht mehr so tierisch ernst. Man geht erfrischt und mit einem äußerst positiven Adrenalinschub wieder in den Alltag.

      Jetzt, genau in diesem Augenblick, verspüre ich die unbändige Lust, solch ein Buch zu schreiben. Diese Momente gab es schon öfter in den vergangenen Jahren, aber nie habe ich dieses innere Drängen so stark verspürt wie jetzt. Es lässt keinen Aufschub zu. Man setzt sich hin und fängt an und dann fließt es von allein. Dann ist es einem auch egal, ob die Sternenkonstellationen auf „Pluto-Mars-Saturn-Quadrat mit rückläufigem Merkur“ stehen und die Freundin sagt: „Da kannst du doch nicht mit einem Buch starten!“ Aber ehrlich gesagt weiß ich nicht einmal, wie die Sterne im Moment zueinander stehen. Ich fühle nur eine große Freude und fange an zu lachen, wenn ich an all die lustigen Situationen denke, die ich hier niederschreiben will. Glauben Sie mir, das Material reicht für mehrere Bücher! Und das Leben liefert ständig neues Material. Wie oft habe ich gedacht: „Oh, das muss ich aufschreiben“, und habe es dann doch nicht getan. Aber sie sind alle in meinem Herzen, all diese Episoden, wie auf einer Perlenkette aufgereiht, ganz bunt, und sie steigen wie Seifenblasen auf in mein Gehirn. Und ich muss auch nicht der Reihe nach schreiben. Ich fange einfach an …

      Jedes Jahr sind wir mit den Kindern in der Türkei gewesen, zusammen mit meinem Vater, der ein Meister der Situationskomik war und kein Fettnäpfchen ausließ. Die Kinder, eine Tochter und zwei Söhne, sind inzwischen erwachsen und verheiratet und fahren nicht mehr mit uns in Urlaub. Ich denke aber, dass dies bald anders werden wird, sehr bald schon, denn Enkelkinder wachsen aus dem Babyalter heraus und dann können wir wieder Familienurlaube veranstalten.

      Und natürlich wird es nicht wie früher sein. Es wird anders sein. Mein Mann ist jetzt der Großvater. Der Großvater von damals, mein Vater, ist nicht mehr dabei, jedenfalls nicht sichtbar. Ich bin mir aber trotzdem ganz sicher, dass er nach wie vor ordentlich mitmischt. Er ist mit dreiundneunzig Jahren verstorben. Bis zum Schluss war er ein liebenswerter Komiker und ein wichtiger Teil unserer Familienreisen, der stets für unvergessliche Momente sorgte, über die wir alle uns heute noch biegen vor Lachen.

      Meine Mutter, inzwischen stolze fünfundneunzig Jahre alt, vertrug die Hitze in der Türkei nicht so gut und erst recht nicht den Rummel, den unsere Familie veranstaltete. Sie genoss lieber die Ruhe zu Hause, versorgte Haus, Garten, Hund und Katzen und freute sich auf all die vielen Bücher, die sie lesen wollte. Zum Sommer-Familienclan gehörten auch meine Schwiegermutter, Gott hab sie selig, und Tante Vim, die Schwester meines Mannes. Auch Onkel Ok, der Bruder, gehörte mit seinen „Blitzbesuchen“ in gewisser Weise ebenfalls dazu. Jeder in dieser Familie ist ein Unikat, ich selbst sicherlich inbegriffen. Aber zusammen sind wir ein Tsunami, wo wir auftauchen. Die Freundin unserer Tochter, die wir öfters mitnahmen, erzählt heute noch lachend von unserem Besuch in einer Boutique in Istanbul, wo die Verkäufer vor Erstaunen Mund und Augen aufrissen und hilflos mit den Schultern zuckten, als sich der gesamte Sommer-Familienclan in alle Bereiche des Geschäfts verteilte, wie Flutwasser in den Prielen an der Nordsee, und gezielt Kleidungsstücke aus den Regalen zog, denn jeder wusste, was ihm stand. Was einem nicht stand, wurde sowieso sofort vom Rest der Familie mit Lachsalven lautstark kommentiert. Anschließend hatte man keine Lust mehr auf das Teil, mochte es noch so schön sein.

      Nach dem Motto: „Ich brauche nichts“, behängte mein Vater sich derweil mit allen möglichen Kleidungsstücken, stellte sich dann als Model im Schaufenster in Pose und verlangte lautstark, dass man ihn so fotografierte. Nach geraumer Zeit verließen wir dann den Laden wieder, beladen mit unzähligen Tüten, und alle waren zufrieden und glücklich – auch die Verkäufer!

      Von nun an erkannten uns die Angestellten dieser Boutique immer sofort, wenn wir das Geschäft betraten, und ließen uns gewähren in Erwartung einer beträchtlichen Summe, die etwas später über den Ladentisch gehen würde. Und falls sich mal ein neuer unter den Verkäufern befand, wurde er von den übrigen sofort zurechtgewiesen: „Nö, lass die mal ruhig machen. Die machen das immer so!“ Sie hatten derweil ihren Spaß mit meinem Vater. Wir haben nie verstanden, wie mein Vater sich stundenlang mit den Leuten unterhalten konnte, obwohl er nur zwei Worte auf Türkisch kannte, die er auf gar keinen Fall verwechseln durfte: Ekmek für Brot und Eshek für Esel. „Alte Landsersprache!“, sagte er dann nur kurz. Und auf unsere fragenden Blicke fügte er noch hinzu: „Na ja, so haben wir uns im Krieg in anderen Ländern verständigt. Kikeriki für Hähnchen oder für ein Ei“, und er bildete mit den Fingern eine Eiform, wobei er wie ein Huhn mit seinen angewinkelten Ellbogen flatterte. „Und Muh für Milch“, sagte er und hob einen imaginären Becher an die Lippen. „Klappt immer!“, versicherte er und lachte.

      Nach einem solch anstrengenden Einkaufsbummel gingen wir anschließend meist in ein Restaurant essen. Neun Personen, die einen Tisch belegen und dann mindestens noch dreimal aufstehen, weil der Tisch da drüben oder der dort hinten viel besser ist – solch eine Familie bleibt allen unvergessen, erst recht, wenn das mit einem reichlichen Trinkgeld verbunden ist …

      Jedes Mal, wenn all die vielen lustigen Episoden in meiner Erinnerung auftauchen, denke ich: „Das alles musst du endlich mal aufschreiben“, und kichere in mich hinein. Und da ich inzwischen in ein Alter komme, von dem man sagt, dass immer mehr alte Erinnerungen hochkommen, ist es jetzt vielleicht wirklich an der Zeit, sie endlich einmal niederzuschreiben.

      Der Anblick einer leeren Abflughalle – zwanzig Minuten vor Abflug – versetzt sicherlich jeden in einen Schockzustand. Wir standen da und erstarrten. Für einen Moment Gehirnleere, Schweißausbrüche, kalte Hände. Dann: “Das kann nicht sein, so was geschieht anderen Leuten, aber nicht uns.“

      „Du musst ja immer so rumtrödeln“, sagte mein Mann, obwohl doch eigentlich er noch gemütlich eine Tasse Kaffee trinken wollte, und rannte


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