Im Urlaub ist es nie langweilig. Ilona Focali

Im Urlaub ist es nie langweilig - Ilona Focali


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wir das Thema Essen bewerkstelligten, weiß ich gar nicht mehr. Ich glaube, mein Mann brachte das Wunder fertig, das Essen für zwei Personen auf einem Tablett zu verteilen. Jedenfalls ging es besser als gedacht.

      Unser Hund war wirklich großartig! Immerhin war er heute auch schon mit einem Zug gefahren – zum allerersten Mal in seinen neun Lebensjahren.

      Angesichts der vielen Staus auf den Straßen hatten wir uns kurzfristig entschlossen, nicht mit dem Auto, sondern diesmal mit dem Zug zum Flughafen Düsseldorf zu fahren, direkt, ohne Umsteigen. Aber Hundchen machte das so gut, als würde er jeden Tag Zug fahren. Auch als uns eine Frau höflich, aber bestimmt aufforderte, den Platz freizugeben, weil der für sie reserviert sei – was übrigens nirgendwo stand und obwohl der Waggon ansonsten leer war –, regte uns das nicht auf. Wir waren ja noch taufrisch. Lächelnd setzten wir uns an einen anderen Platz.

      Zweieinhalb Stunden vor Abflug waren wir bereits am Flughafen. Das Einchecken war eine Sache für sich. Wir stellten uns in die bereits lange Reihe, meist türkische Familien mit vielen Kindern und noch mehr Koffern.

      Ich atmete genüsslich tief durch. Die Zeit, als wir mit drei Kindern, meinem Vater und meist noch einer Freundin unserer Tochter in Urlaub flogen, war lange vorbei. Wie angenehm und stressfrei war es doch nun zu zweit mit „nur“ zwei Koffern, die nicht einmal annähernd die Größe unserer damaligen Koffer hatten – und mit Hundchen, der sich von seiner besten Seite zeigte und von allen bewundert wurde.

      „Internetbuchung an den Nebenschalter.“ Wo dieser Aufruf herkam, das wusste keiner so genau, aber wir reihten uns mit einigen anderen vor dem Schalter gleich nebenan ein. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis wir endlich dran waren. Die Stewardess nahm unsere Unterlagen und meinte dann, wir seien hier nicht richtig und sollten uns doch an die andere Schlange anstellen.

      „Da haben wir bereits gestanden. Hier oben steht Internetbuchung, oder nicht? Und wir haben Internetbuchung. Und außerdem wurden wir aufgerufen, uns hier anzustellen.“

      „Wer hat Sie aufgerufen?“

      „Das weiß ich nicht. Jemand hat das laut gerufen.“

      „Sie sind hier trotzdem nicht richtig. Bitte stellen Sie sich nebenan an.“

      „Aber wir haben doch Internetbuchung und das steht hier oben dran …“

      „Ich ziehe mir das dann von nebenan rüber“, gab sie zur Antwort, was auch immer das heißen sollte. Sie lächelte und das Gespräch war beendet.

      Die Schlange, in der wir zu Anfang gestanden hatten, war nun inzwischen doppelt so lang geworden. Wir stellten uns also erneut an, erkannten auch die eine oder andere Familie wieder, die alle ebenfalls dem ominösen Aufruf gefolgt waren.

      Langsam rückten wir Stück für Stück auf, bis wir endlich ganz vorne standen. Just in diesem Augenblick rief uns die Stewardess, die uns weggeschickt hatte, wieder zu sich an den gleichen Schalter wie eben.

      Auf meine Frage, warum das denn jetzt auf einmal ginge und vorhin nicht, meinte sie nur: „Jetzt geht es.“

      „Aha“, sagte ich und fügte hinzu: „Wir haben einen kleinen Hund dabei, der ist angemeldet.“

      „Bei uns nicht.“

      „Wir haben extra angerufen im Call-Center.“

      „Steht hier nicht vermerkt. Wie viel Kilo wiegt er denn?“

      „Vier.“

      „Nur vier?“

      „Ja, nur vier, und er fliegt in der Tasche mit in der Kabine … wie immer.“

      (Ich meinte, von nun an wie immer, aber das wusste die Stewardess ja nicht.)

      „Also, da müssen Sie zu dem Schalter da drüben gehen und dort den Hund registrieren lassen“, sagte sie und drückte uns unsere Bordkarten und Pässe in die Hand. So kämpften wir uns an diversen Warteschlangen verschiedener Schalter vorbei, allerdings jetzt ohne Koffer, denn die waren bereits auf dem Weg zum Flugzeug.

      „Guten Tag, also dieser Hund hier ist eigentlich angemeldet“, sagte ich und reichte die Reisepapiere einer freundlichen Stewardess hinüber.

      „Also, bei uns ist er nicht gemeldet.“

      „Bitte, hier ist sogar noch der Zettel mit der Telefonnummer vom Call-Center, das die Anmeldung angenommen hat.“ Ich kramte einen kleinen gelben Zettel hervor, auf dem ich die Nummer notiert hatte. Ich selbst hatte mit dem Call-Center telefoniert.

      „Mit wem haben Sie da gesprochen?“

      „Wie? Das weiß ich doch nicht. Mit einer Frau.“

      „Sie müssen sich immer den Namen aufschreiben, dann kann man das zurückverfolgen.“

      „Ok. Und jetzt?“

      „Also, ich trage den Hund jetzt ein. Wie viel Kilo wiegt er?“

      „Vier Kilo.“

      „Nur vier Kilo?“

      „Ja, und wir nehmen ihn in die Kabine mit. Hier ist seine Tasche.“

      „Ok.“

      „Könnten Sie ihn bitte für den Rückflug gleich vermerken?“, fragte ich.

      „Nein, das geht nicht. Da müssen Sie das Call-Center anrufen. Ich bekomme 28 € von Ihnen.“

      „Ok“, sagte ich resigniert und schob zwei Geldscheine hinüber.

      „Moment, ich kann nicht rausgeben“, sagte sie und verschwand.

      Mein Mann und ich kramten in unseren Taschen und bekamen doch tatsächlich noch 8 € in Münzen zusammen. Und da die Stewardess nun bereits seit fast zehn Minuten verschwunden war, baten wir eine Kollegin, ihr doch bitte mitzuteilen, dass wir das Geld nun passend hätten. Eigentlich waren wir fast so weit zu sagen: „Tun Sie die 2 € bitte einfach in die Kaffeekasse für Stewardessen.“

      Es folgte dann der lange Weg mit endlosen Prozeduren durch all die Pass- und Sicherheitskontrollen. Ich war heilfroh, dass unser Hund weder Schuhe an- noch einen Gürtel umhatte. Sein Leinengeschirr allerdings mussten wir insgesamt abmachen. Ich glaube zwar nicht, dass man darin eine Bombe verstecken könnte, aber Mikrofilme, die man außer Landes schmuggeln möchte, hätten sicher Platz darin. Da wir aber weder das eine noch das andere hatten, ging das alles zum Glück problemlos vonstatten. Unser Hund flirtete derweil mit den Damen und knurrte die Herren an …

      Bis mein Mann all seine diversen Sächelchen, die eine ganze Schale füllten, wieder in seinen diversen Jacken-, Hemden- und Hosentaschen verstaut hatte, verging eine Ewigkeit. Da sage noch mal einer was gegen Damenhandtaschen! Bei denen hat man wenigstens alles auf einem Haufen beisammen. Sein Gürtel war jetzt auch umgeschnallt und die Schuhe wieder angezogen – und es war noch eine Stunde Zeit bis zum Abflug.

      Also Zeit für einen genüsslichen Kaffee für meinen Mann, einen O-Saft für mich und eine Schale Wasser für Hundchen in einem der gemütlichen Cafés ganz in der Nähe von Gate 31.

      So stand es jedenfalls auf unseren Bordkarten.

      * * *

      „Der Mann von der Autovermietung steht gleich am Ausgang mit einem Schild und erwartet euch – den könnt ihr gar nicht übersehen“, hatte unser Sohn gesagt und uns noch einmal den Namen der Firma dick angestrichen.

      Aber das Fließband der Gepäckausgabe, auf dem unsere und die Koffer aller Passagiere unseres Fliegers anrollen sollten, hatte einen technischen Defekt, der gleich behoben sein sollte und nach eineinhalb Stunden immer noch nicht behoben war, sodass kein einziger Koffer erschien.

      Da wird sich wohl der gute Mann mit dem Schild die Beine in den Bauch gestanden und uns schließlich als „nicht angekommen“ abgeschrieben haben. Jedenfalls stand keiner mehr da mit Schild, um uns zu begrüßen, als wir dann endlich durch das Tor gingen. So fragten wir uns buchstäblich durch die Halle. „Da hinten“, hieß es, und immer noch weiter „da hinten“.

      Hundchen,


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