EINSICHT in UNerhörtes. Dr. Manfred Nelting

EINSICHT in UNerhörtes - Dr. Manfred Nelting


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der einzelnen Menschen existiert und funktioniert, und nur so ist eine souveräne Mediennutzung für die Gesellschaft möglich, nur so entsteht eine Medienresilienz ohne Suchtgefahr und Kreativitätsverlust von zu vielen Menschen!

      Wie und wann entsteht nun Selbststeuerung? Und da sind wir schon bei der Gehirnentwicklung in den ersten Lebensjahren der Kinder auf dieser Welt. Wenn sie gut gelingt, steht dem Kind im weiteren Leben viel Potenzial zur Verfügung auf dem Boden einer gut gebahnten Selbststeuerung, wenn nicht, ist die Impulskontrolle oft nicht ausreichend ausgebildet, was das Gestalten der Mediennutzung eben schwierig macht und nicht selten einer Mediensucht den Weg bahnt. Auch zum eigenen Glück ist der Weg dann oft weit.

      Konsum und Sofortbefriedigung online sind dann ein letztlich schaler Ersatz mit großer Traurigkeit und Ohnmacht im Hintergrund, bewusst oder unbewusst.

      Ein Gelingen braucht nun gute Randbedingungen, z. B. ausgeruhte, verlässliche Eltern, die dem neuen Erdenbürger eine dyadische Kommunikation ermöglichen (dyadisch: zwei in eins, siehe Kapitel 1).

      Ausgeruht? Wie soll das gehen, wo die Mehrheit der Bundesbürger schlecht schläft bis zur Schlafstörung, wo der Stress „Allgemeingut“ ist und fast die Hälfte der Erwachsenen Bluthochdruck hat?

      Und das Bildungssystem orientiert sich mehr an Erfordernissen der Wirtschaft als an der Hirnentwicklung und physiologischen Gegebenheiten. Auch der jetzt in der Corona-Pandemie beklagte Mangel an Tablets und Druckern in vielen Familien, die soziale Ungleichheit in der Kompetenz von Eltern für ein Homeschooling, dto. bei vielen Lehrern und das weitgehende Fehlen praktikabler Digitalkonzepte in der Schule ist ein verständliches Klagen über äußere Umstände.

      Aber im Zentrum müsste hier stehen, dass die Beziehungsfähigkeit von Schülern und Lehrern den Boden abgibt, auf dem digitales Lernen funktioniert. Der emotionale Kontakt der Schüler mit ihren begeisterungsfähigen Lehrern ist die Basis der Freude der Schüler am Lernen und des hirnphysiologisch möglichen Lernertrags und -erfolgs. Dieser Mangel tritt bisher noch in den Hintergrund und Schule muss sich grandios wandeln in ihren Grundkonzepten, auch um z. B. digitalen Unterricht als Teil von Schule fruchtbar zu machen.

      Und da die Anforderungen der Zukunft teilweise noch unscharf sind, sich noch nicht ganz deutlich herausgebildet haben, muss Schule sich auf eine große Flexibilität in den Lehrinhalten und Kommunikationswegen vorbereiten, die Lehrer müssen in guter, auch vegetativer Balance sein, um da mitgehen zu können. Und die Schüler profitieren dann hauptsächlich von Lehrern mit guter Psycho-Sozial-Kompetenz, Begeisterungsfähigkeit und persönlicher Zufriedenheit mit der Fähigkeit zur eigenen Lebenspflege.

      Hier ist es eben wichtig, dass auch immer mehr Eltern, Lehrer und Politiker Kenntnis von gesunder Hirnentwicklung und dyadischer Kommunikation haben, ebenso wie Lernen im Schulalter hirnphysiologisch gut und nachhaltig funktioniert und dieses Wissen in die Gestaltung hierfür notwendiger Lebensverhältnisse umsetzen. Dabei können Eltern in ihrem Lebensraum viel gestalten und die Politik mit ihrer klaren Haltung kraftvoll anregen und fordern, indem immer mehr Eltern ihr Leben mit Lebensstilen, die einen guten Platz für Kinder haben, passend einrichten.

      Dann kann sich die Gesellschaft im Interesse aller Kinder so entwickeln, dass Artikel 2 II des Grundgesetzes wieder in Kraft gesetzt wird, in dem es heißt: „Jeder hat das Recht auf Leben und Unversehrtheit. …“. Das ist bei behinderter Hirnentwicklung der Kinder dauerhaft verletzt. Und die Gesellschaft schadet sich mit. Eine gesunde Hirnentwicklung darf aber nicht zur Disposition stehen.

      Dieses Grundrecht ist gültig, wird aber kaum beachtet, geht sozusagen derzeit noch unter bei dem Primat des Wachstums und der Renditen im liberalisierten Markt. Ohne Anbindung an das Gemeinwohl und neoliberal „entfesselt“ trägt ein solches „Markt“-Geschehen sein Ende aber schon in sich, es ist nicht zukunftsfähig, da die soziale Ungleichheit und das Misstrauen in der Gesellschaft mitwächst.

      Ich möchte hierfür etwas Licht ins Dunkel bringen. Schauen wir uns also den Aufbau des Buches an.

       Hinweis:

      Viele aktuelle Entwicklungen laufen derzeit so schnell, dass man eher Momentaufnahmen erstellen kann, klar prognostizierfähig sind sie nicht. Sie passen daher letztlich nicht recht in ein Buchformat, weil sie zu rasch überholt sein können. Das betrifft z. B. die Entwicklung der Corona-Pandemie, den Bürgerrat und anderes. Daher verfolge und begleite ich dies weiter in „Neltings Welt“ unter der Rubrik „Offensichtlich“. Sie gelangen dorthin, wenn Sie den QR-Code auf der Rückseite des Buches scannen. Ich lade Sie nach Lektüre des Buches dazu herzlich ein.

       Aufbau des Buches

       Kapitel 1

      In Kapitel 1 will ich erst einmal beispielhaft die gesunde Hirnentwicklung eines neuen Erdenbürgers darstellen, die später mit großer Sicherheit volles Potenzial ermöglicht.

      Es folgt, eng damit verbunden, die Bedeutung der Telomere, den schützenden Endkappen der Chromosomen aus dem Gebiet der Epigenetik (um die Gene herum, z. B. An- und Abschaltfaktoren für Gene). Die Telomere sind wichtig, weil sie eine große Rolle spielen dafür, ob die Hirnentwicklung unter Stress und Angst oder eher stress- und angstarm stattfinden kann und welche Gene dafür ein- bzw. abgeschaltet werden (Ja, so etwas passiert tatsächlich in den Zellkernen!).

      Kinder sind ja grundsätzlich sehr verschieden, „unvergleichlich“, und sie fordern ihre Eltern auch ganz unterschiedlich, daher schaue ich in diesem Zusammenhang auch auf sogenannte hochsensible und resiliente Kinder.

       Kapitel 2

      Dann möchte ich in Kapitel 2 die Situation der Eltern darstellen, einmal für sich als Menschen, dann aber gerade für ihre Elternschaft, beginnend mit der Empfängnis. Dafür ist ihr Stress-Level hochbedeutsam, der u. a. von ihrer eigenen Kindheit und Einstellung zum Leben, ihrem Lebensstil, ihrer Haltung, ihrer Arbeit und ihrer eigenen Kompetenz in Sachen Kommunikation mit Menschen und bei Medien abhängt und weiterhin von ihrer sozialen Situation. Aber hierher gehören auch viele Fragen, besonders zum Thema des Mutterseins, natürlich auch des Vaterseins, persönlich und in der Gesellschaft. All das bedingt mit, wie sie ihrer Aufgaben als Eltern nachkommen und ob sie ihren Kindern Liebe geben können.

       Kapitel 3

      Dann kommen wir in Kapitel 3 zu den Tabus und schauen uns an, was den Verrat an den Kindern eigentlich ausmacht. Dies betrifft die Themen der Gewalt ebenso wie die Wirkung der Frühpädagogik und Ausrichtung des Schulsystems. Ganz folgerichtig kommen wir dabei auf gesellschaftliche Fragen, also was die konsequente Umsetzung des Grundgesetzes Art. 2 II eigentlich behindert und schauen uns die aktuelle Lage der Kinder in Deutschland an, die wir für viele verbessern müssen, ja, hier verwende ich einmal das Wort „müssen“. Denn Verwahrlosung und Gewaltformen gegenüber Kindern sind eben auch bei uns für viele Kinder trauriger Alltag.

      Insofern trägt der häufige Verweis auf die Zustände in der sogenannten Dritten Welt eine Überheblichkeit in sich, die wir nun gar nicht brauchen können, zumal sie falsch ist und wir von Menschen aus anderen Ländern in Deutschland auch viel lernen können. Denn unsere aktuelle westliche Lebensweise ist trotz Redefreiheit, freien Wahlen und recht verlässlichem Justiz-System, die als demokratische Errungenschaften unbedingt zu erhalten sind, oft eher eng, hohl und weithin inhuman, wie man an den Bedingungen für viele Kinder sieht.

      Die westliche Lebensweise ist ein durchaus fragwürdiges Exportprodukt für andere angeblich unterentwickelte Länder, in denen wir neben den erkannten Missständen dort, an denen die westliche Welt früher im Kolonialismus und ebenso in unseren aktuellen Wirtschaftsbeziehungen einschneidend


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