EINSICHT in UNerhörtes. Dr. Manfred Nelting
guter Boden. Und wir können nun vermutlich besser schauen und daran arbeiten, wie eine zukünftige Partnerschaft sich zwischen EU und den USA gleichberechtigt und kooperativ entwickeln kann.
Wir haben jetzt vielleicht zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte durch die Digitalisierung und die Robotik die Chance, weniger zu arbeiten, mehr Zeit für die Kinder, zwischenmenschliche Begegnungen und gemeinschaftliche Ziele zu haben. Wie wir die Gesellschaft so umgestalten können, dass dies zunehmend menschlich, würdevoll und zur Freude und Zufriedenheit der meisten Menschen abläuft, darum soll es auch in diesem Buch gehen.
Wir brauchen dafür auch eine gestalterisch gute und ehrliche, uneitle Politik, um die Rahmenbedingungen für das Leben unserer Kinder grundlegend zu ändern, sowohl für ihre Entwicklungsbedingungen in den ersten Lebensjahren, als auch für ihre Lebensbedingungen auf diesem Planeten.
Die Initiative zur Verankerung der Kinderrechte nach der UN-Kinderrechtscharta (vor 30 Jahren verabschiedet) in das Grundgesetz ist hier hilfreich, aber es ist doch wunderlich, dass es extra betont werden muss, dass das GG auch für Kinder gilt?! Jeder ist jeder, auch kleine Menschen.
Wir brauchen also Wachheit: emotional - digital - sozial - politisch.
Denn für die Erlangung eigenen Glücks und Zufriedenheit und ebenso für die Bewältigung der zukünftigen Herausforderungen auf dieser Erde, für die Balance der Menschen untereinander und mit der Biosphäre (Digitalisierung, Klimawandel, Artenvielfalt usw.) braucht es, wie schon gesagt, viele Kinder in möglichst vollem Potenzial, geistig wie körperlich. Dies ist auch deshalb wichtig, weil wir viel Klugheit brauchen in einer grundlegenden Transformationsphase, in der wir jetzt in der Gegenwart durchaus von Selbstverständlichem und Gewohnheiten Abschied nehmen müssen, um uns nicht später plötzlich in bedrückenden Lebens-Szenarien wiederzufinden, wie z. B. die Klimaforschung es uns aufzeigt.
Ich möchte mit diesem Buch Lust auf ein solches Neues bzw. neu und zukunftsfähig zu gestaltendes Leben machen. Also schauen wir, wie das gelingen kann. Und wieso das für Eltern, die sich darum kümmern, Freude und mehr Lebensqualität bringt und dabei unsere Demokratie vitalisiert.
Unsere Zeit ist jetzt schon sehr schnelllebig. Ein Buch in der heutigen Zeit zu schreiben ist auf neue Weise herausfordernd, weil die Dinge sich so rasch ändern und man dann irgendwann radikal entscheiden muss, dass das Buch fertig ist. So ist es mir jetzt auch ergangen, ich freue mich, die Entscheidung der US-Wahl noch mit zu bedenken, da ich glaube, dass insbesondere durch Kamala Harris ein notwendiger Generationen-Wechsel eingeleitet ist. Sehr hoffnungsvoll erscheint mir noch das gerade erscheinende Buch „Mut zum Träumen“ von Papst Franziskus zu sein, in dem er z. B. ein bedingungsloses Grundeinkommen fordert, ein aktuell vielerorts geforderter Gedanke, den ich ausführlich mit Für und Wider im Kapitel 5 (Gestaltungsräume) beleuchte.
Wenn Sie dieses nun im Frühjahr 2021 erschienene Buch lesen, wird die Welt schon wieder eine andere sein. Es ist 2021, in Deutschland Wahljahr und ich hoffe, ja gehe davon aus, es wird mit den erzielten Wahlergebnissen ein Einstieg in eine neue, lebenswerte Welt möglich. Gehen Sie wählen! Und bleiben Sie zwischen den Wahlen gemeinsam mit vielen dran, das Leben auf der Erde in eine freud- und würdevolle, bejahenswerte Entwicklung zu bringen.
Bonn, zum Jahreswechsel 2020/21 | Dr. Manfred Nelting |
Einführung und Aufbau des Buches.
Die Idee zu diesem Buch entstand aus einem Vortrag von mir zur gesunden Hirnentwicklung von Kindern und Jugendlichen in Zeiten der Digitalisierung.
Beginnen wir also auch hier bei der Einführung mit dem Thema der Digitalisierung und was sie für den Menschen bedeuten kann.
Digitalisierung ist per se sicherlich nicht pathogen und andererseits auch nicht per se ein Glücksbringer, wie sie oft medial und in der Werbung daherkommt.
Da die Digitalisierung sich aber von den früheren damals neuen Technologien insofern unterscheidet, als die Digitalisierung technologisch ohne Bremsen angeboten wird, liegt das Maß und die Balance allein beim Nutzer und seiner Kompetenz dafür. Gesellschaftliche Regelwerke sind nicht vorhanden, laufen der Entwicklung hinterher oder sind unfertig, langsam und wenig wirksam.
Da wir wissen, dass die Dosis das Gift macht, gilt das natürlich auch für die Nutzung digitaler Medien ebenso wie für den Umfang der Digitalisierung im jeweiligen Alltag. Darauf nimmt die Digitalisierung allerdings keine Rücksicht und der Einzelne hat dafür Sorge zu tragen, dass die Dosis verträglich bleibt.
Ein wichtiges Ziel in der Digital-Bildung ist somit die souveräne Mediennutzung – die Medienresilienz. Das bedeutet, dass ich eine gute eigene Selbststeuerung habe, die mir erlaubt, die Medien (Fernsehen, Smartphone, Internet, Apps, Games, Virtual Reality, Internet der Dinge) in einer Weise zu nutzen, dass ich:
•auswählen kann, was mir wichtig ist,
•ich mir ein Zeitlimit vor dem Bildschirm setzen kann, ich also Kraft habe, dem Sog weiterzumachen zu widerstehen,
•ich zu einer inneren Klarheit komme, was am digitalen Angebot mir echte Freude macht bzw. tatsächlichen Gewinn auf einer mir wichtigen Ebene bringt,
•ich mir ausreichend analoge Zeit für Direktkommunikation, sinnliche Genüsse, Bewegung, Ruhe gönne,
•also einen wesensnahen Lebensstil entwickeln kann, der im Einklang ist mit dem „Du“ und der Biosphäre.
(Was das genau heißt, schauen wir uns noch in Ruhe an).
Digitalisierung birgt in sich die einmalige und erstmalige Chance auf ein menschlicheres Leben, in dem Automaten und Roboter den Menschen harte Arbeit abnehmen und ihnen so Zeit ermöglicht für kreatives Arbeiten, Zeit für Kinder und Partner sowie für Freunde und Nachbarn, Gemeinwohlaktivitäten, Muße, Lebenspflege etc. Wir alle müssen darauf achten, dass diese Chance nicht vertan wird und in Digitalisierung als algorithmischer Selbstzweck mündet und damit für menschliche Zwecke endet. Digitalisierung braucht also die Einbindung in unser demokratisches Leben und eine grundsätzliche Gemeinwohl-Orientierung. Das ist aktuell noch nicht einmal als gesellschaftliches Ziel formuliert, wir müssen uns also darum kümmern (siehe Kapitel 3 und 5).
Es wird gesagt, dass Digitalisierung ab jetzt immer weiter und schneller fortschreitet und alle Menschen ab jetzt immer weiter digital lernen müssen – lebenslang. Aber was ist Digitalisierung und haben wir Einfluss darauf, was sie für uns jeweils persönlich ist?
Digitalisierung als eine dem Menschen dienende Technologie heißt im Zentrum analog-digitale Balance jedes Einzelnen. Die analog-digitale Balance gehört als fester Bestandteil zur Digitalisierung. Das heißt, wir müssen, wenn wir Digitalisierung z. B. an Schulen oder Unternehmen lehren, außer der Vermittlung von gekonnter Nutzung digitaler Medien vor allem auch die Freude und Kreativität an analogem Erleben gleichrangig lehren. Dazu gehören z. B. Begegnungen, sinnliches Wahrnehmen mit allen Sinnen wie beim Naturerleben, aber auch von ästhetischen Faszinationen der Baukunst, von technologisch Sichtbarem, der Kunst der Darbietungen in Bild, Musik, Theater, Tanz und Sport im direkten Erleben, ohne Bild- und Video-Aufnahmen mit dem Handy anzufertigen, und schließlich gehören dazu auch die Ruhe und Muße und der erholsame Schlaf, die im globalisierten Alltag leicht verloren gehen.
Digitalisierung, wenn sie dem Menschen dienen soll, darf nicht ohne das analoge Leben stattfinden. Das muss dann ebenfalls gelehrt und gelernt werden. Dabei ist lebenslanges Lernen im analogen Alltag normal und kann auf die digitale Nutzung ausgedehnt werden. Und die Lehrenden sollen dies als Vorbilder dann auch können, d. h. sie müssen selbst in guter Selbststeuerung sein und die Kinder und Jugendlichen ebenfalls, um das fassen zu können.