Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane. Pete Hackett

Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane - Pete Hackett


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war um seine linke Schulter geschlungen. Das Gesicht des Mannes war staub und schweißverschmiert und von einem schwarzen Bart umrahmt. In seinen dunklen Augen brannte ein wildes Feuer.

      Er hielt ein Gewehr an der Hüfte. Der Lauf wanderte langsam hin und her, so dass keiner der Banditen wusste, wen ein hervorbrechender Schuss treffen würde.

      Slakeson schnappte hörbar nach Luft. Sein Gesicht färbte sich grau.

      „Williams!“, keuchte er. „Williams! Nein, das gibt es nicht!“

      „Doch“, sagte Greg mit einer vor Anstrengung heiseren Stimme. „Doch, ich bin es! Ihr werdet nicht auf eure Gäule steigen. Ihr bleibt!“

      Ein Bandit ächzte: „Wie hat er es nur geschafft, den Comanchen zu entkommen!“

      Greg lächelte mühsam. „Glück, Amigo! Glück und das Verlangen, euch einen Strich durch die Rechnung zu machen! So habe ich es sogar geschafft, mit einem Pfeil in der Schulter, den Roten zu entkommen. Eine Gruppe Büffeljäger hat mich wieder auf die Beine gebracht – zu eurem Bedauern, nicht wahr?“ Slakeson schielte schwer atmend nach der Lunte. Der Zündfunke war bereits in den Schatten des Planwagens eingetaucht.

      Slakeson stieß wild hervor: „Menschenskind, Williams, sei vernünftig! Gleich fliegt hier ein Fass Schießpulver in die Luft! Wir werden alle …“

      „Angst, Slakeson?“

      Greg saß ganz ruhig auf dem Pferd. In der starren Maske aus Schweiß und dichtem Staub wirkte das Feuer in seinen dunklen Augen unheimlich.

      Slakeson bewegte nervös die Schultern. „Es wird dich genauso erwischen, Williams! Dich und …“

      „Ich habe verlernt, den Tod zu fürchten!“, erklärte Greg hart. „Und euch lasse ich nur eine Möglichkeit: Legt eure Schießeisen ab und ergebt euch!“

      „Mann. Bist du verrückt? Wir sind zu acht, und du bist allein!“

      „Wollt ihr kämpfen?“, fragte Greg mit beißender Kälte. „Dann müsst ihr euch beeilen! Die Zündschnur ist bald abgebrannt …“

      Auf Slakesons Stirn erschienen dicke Schweißtropfen. Er schaute seine Komplizen an. Sie standen steif da, und in ihren Augen flackerte Angst. Keiner dachte daran, zur Waffe zu greifen. Greg Williams’ Gewehrlauf bewegte sich noch immer bedrohlich hin und her.

      „Nun, Slakeson?“, fragte Greg mit unheimlicher Ruhe.

      Der rote Funken hatte die Zündschnur über die Hälfte aufgefressen. Nur noch wenige Sekunden, dann musste er das pulvergefüllte Fass erreichen!

      „Nein!“, schüttelte Slakeson wild den Kopf. „Williams, das kannst du doch nicht riskieren! So verrückt kannst du nicht sein!“

      „Vielleicht bin ich es aber doch! Wenn du es herausfinden willst, wird es zu spät für dich sein, Slakeson!“

      „Brod!“, schnaufte der Bandit neben Slakeson. „Brod, der Kerl macht ernst! Der ist zu allem fähig!“ Mit zitternder Hand zerrte er seinen Colt aus der Holster und schleuderte ihn ins Gras.

      Die anderen folgten in panischer Furcht seinem Beispiel. Schließlich ließ Slakeson seine Schultern nach vorne fallen und warf seinen Revolver ebenfalls fort.

      In Gregs bärtigem Gesicht bewegte sich kein Muskel.

      „Jetzt zwölf Schritte nach rechts!“, befahl er hart.

      „Williams!“, schnaufte Slakeson. „Die Zündschnur …“

      „Zwölf Schritte, habe ich gesagt!“

      Mit schweißüberströmtem Gesicht setzte sich Slakeson eilig in Bewegung. Die anderen Desperados kamen stolpernd und hastend ebenfalls Gregs Befehl nach.

      Als sie außer Reichweite ihrer Waffen waren, jagte Greg sein Pferd auf den Planwagen zu. Die Hufe hämmerten dumpf. Nur noch wenige Handbreit war der Zündfunke vom Pulverfass entfernt.

      Vor dem Wagen riss Greg das Pferd hart herum. Das Tier stolperte und wieherte schrill. Mit einem Panthersprung schnellte Greg aus dem Sattel, das Gewehr mit der Rechten umklammernd. Er landete federnd auf beiden Füßen. In seiner linken Faust tauchte plötzlich ein Messer auf.

      Während das Pferd schnaubend sein Gleichgewicht fing und die Banditen erschrocken zu ihm herüberstarrten, warf sich Greg blitzschnell auf die Knie.

      Der rote Funke war bis auf vier Zoll an das Pulverfass herangekommen. Gregs Arm schoss unter den Wagenkasten, die Messerklinge flirrte. Dann durchtrennte sie die Lunte, und der Zündfunke verglomm im Sand.

      Sofort war Greg wieder auf den Beinen, und ehe die Verbrecher noch irgendeine Bewegung machen konnten, war sein Gewehrlauf wieder auf sie gerichtet. Mit einem gleitenden Seitenschritt kam er neben den alten Tipstone und schnitt seine Fesseln durch.

      Der alte Cowboy massierte schnaufend seine Handgelenke. Er starrte Greg kopfschüttelnd an.

      „So etwas habe ich noch nie erlebt, mein Junge! Auch nicht damals in Missouri!“

      Die Starre war von Gregs Gesicht gewichen. Die Linien der Erschöpfung waren unverkennbar. Mit vor Anspannung zitternder Stimme fragte er schnell: „Wo ist Torrence?“

      „Eben in die Stadt geritten!“, krächzte Old Mike. „Er hat …“

      Greg drückte ihm hastig das Gewehr und das Messer in die Hände. Mit einer Kopfbewegung wies er auf die waffenlosen Banditen.

      „Mit denen werdet ihr jetzt auch ohne mich fertig!“, sagte er und lief zu seinem Pferd.

      „Greg!“, rief Tipstone. „Warte doch, Greg! Du kannst doch nicht alleine …“ Da saß Greg Williams bereits im Sattel und trieb sein Pferd zum Galopp an.

      *

      Die Sonne stand an ihrem höchsten Punkt, als Greg die ersten Häuser von Dodge City erreichte. Hitze flimmerte über der breiten Straße. Die Gehsteige und Veranden zu beiden Seiten lagen leer. Während dieser einen heißen Mittagsstunde ruhte das geschäftige Treiben, das Dodge City sonst während des ganzes Tages erfüllte.

      Greg spürte die Erschöpfung wie mit Bleigewichten an seinen Gliedern. Schmerzwellen strahlten von der Pfeilwunde in seiner linken Schulter durch seinen ganzen Körper. Er hatte das Gefühl, jeden Augenblick vom Pferd zu stürzen. Doch er biss die Zähne zusammen und trieb seinen Gaul die Straße entlang. Erst wenn er Lee Torrence gestellt hatte, würde alles zu Ende sein. Erst dann konnte er sich Ruhe gönnen. Der Gedanke, dass er diese Aufgabe anderen Leuten überlassen konnte, kam ihm gar nicht.

      Straßenabwärts sah er einen Reiter vor der hohen bemalten Fassade eines Saloons anhalten. Ein Strom neuer Energie durchflutete ihn, als er den ehemaligen Vormann der Lockwood Crew erkannte. Er trieb sein Pferd noch schneller voran.

      Torrence stieg ruhig aus dem Sattel und schlang die Zügel um den glattgescheuerten Haltebalken. Er musste die

      Hufschläge des näherkommenden Reiters zwar hören, achtete aber nicht darauf. Er war sich seiner Sache zu sicher! Ohne den Kopf zu wenden, stieg er die Verandastufen zum Salooneingang hinauf.

      Greg war auf zehn Yard an den Saloon herangekommen. Er richtete sich in den Steigbügeln auf und schrie heiser durch das Pochen der Pferdehufe: „Torrence!“

      Der Verbrecher stockte auf der obersten Stufe. Sein Oberkörper machte eine schnelle halbe Drehung. Als sein Blick auf den heranfegenden Reiter fiel, erstarrte er.

      „Torrence“, rief Greg, „bevor du dir einen Drink genehmigst, musst du dich mit mir befassen!“

      Er drosselte das Tempo des schweißbedeckten Pferdes und wartete darauf, dass der Bandit den Revolver ziehen würde.

      Ein Zucken durchlief Torrences hagere Gestalt. Mit einem hastigen Sprung schnellte er auf die halbhohen Pendeltüren des Saloons zu. Greg zögerte, nach dem Colt zu greifen. Und schon war Torrence im Lokal verschwunden.

      Greg hielt sein Pferd an und ließ sich aus dem Sattel gleiten.


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