Sagen und Legenden aus Steyr und Umgebung. Franz Harrer

Sagen und Legenden aus Steyr und Umgebung - Franz Harrer


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war. Im Gegenteil, er trieb es ärger als zuvor. »Extra tu ich, was mir beliebt; keinen Teufel geht das was an!« Als das Jahr um war, stand der Jäger, wie aus dem Boden gewachsen vor dem Schmied und sagte schroff: »So, das Jahr ist um, komm mit!« »Oha«, sprach der Schmied und lachte, »vor einem Jahr hab ich so etwas einem versprochen, das ist wahr, aber das war der Teufel; du siehst mir aber nicht danach aus, dich kenn ich ja gar nicht.« »Ich bin der Teufel«, sagte der schmucke Jäger. »Gut«, sprach der Schmied, »das musst du mir erst beweisen.« »Ja, wie?«, fragte der Jäger. »Das ist leicht«, meinte der Schmied, »verwandle dich, wenn du es kannst, in ein Tier.« Flugs war der Jäger weg und ein großer schwarzer Hund war da und funkelte den Schmied mit glühenden Augen an. »Na, ja«, sagte der Schmied, »das bringen andere auch zusammen, dass sie nach der Verwandlung wieder so groß sind wie zuvor.« Schnell war der Hund weg und eine Katze war da und miaute vor den Füßen des Schmiedes.

      »Das ist alles gut und schön«, sagte der Schmied, der nicht aus der Fassung zu bringen war, »da habe ich einen kleinen Lederbeutel, Geld ist keines drinnen; wenn du schon alles kannst, da hinein kannst du aber doch nicht.« Der Zweifel des Schmiedes, dass er nicht der Teufel sei, ärgerte den schwarzen Sohn der Hölle. Schnell verwandelte er sich in ein Käferlein und hüpfte in den leeren Geldbeutel hinein. »Ha, ha«, lachte der Schmied, »jetzt hab ich dich.« Er zog den Lederbeutel fest zu, legte ihn auf den Amboss, fasste ihn mit der Zange, ebenso sein Gehilfe und sie schlugen mit den schweren Hämmern tüchtig drauflos. Der Teufel aber, so klein er war, jammerte, schrie und bat, man möge ihn auslassen, was sie erst taten, als der Teufel versprach, dass er den Schmied freigebe und auf ihn verzichte. Der Schmied freute sich über seine gelungene List. Der betrogene Teufel fuhr zur Hölle. Der Schmied trieb es jetzt womöglich noch ärger als zuvor. Aber da kam eines Tages ein Stärkerer über den Schmied, der Tod, der ihn kurzerhand auf den Totenladen warf. Da ging der Schmied auf dem schmalen Weg zum Himmel, um trotz des wüsten Lebens auf Erden die himmlischen Freuden zu genießen. Seine Stimmung war allerdings ein wenig lausig, wenn er bedachte, was er auf Erden alles Schlechte aufgeführt hatte.

      Der Schmied klopfte an das Himmelstor. Der gutmütige, aber strenge Himmelspförtner Petrus öffnete das Torfenster und besah sich den Einlass Begehrenden. »Ja«, sagte Petrus, »das ist der Schmied vom Föhrenschacherl, der es auf Erden so arg getrieben hat, nein, dich können wir hier nicht brauchen. Gehe hinunter in die Hölle, wohin du gehörst. Hier herein kommst du nicht.« Trübselig wanderte der Schmied auf der breiten Straße, auf der so viele wandern, hinab zur Hölle. Das Höllentor stand weit offen. Der Ordnung halber muss selbst beim Höllentor ein Wachposten sein, und das war gerade jener Teufel, den der Schmied mit seinem Gesellen so jämmerlich verhämmert hatte. Schnell schlug dieser, als er den Schmied kommen sah, das Tor zu, verriegelte es, eilte zum Fürsten der Hölle, ihm die Ankunft dieses gefährlichen Gastes zu melden und ihn beschwörend zu bitten, ihn ja nicht hereinzulassen.

      »Du hast es allen schon erzählt, wie es dir in der Schmiedewerkstätte ergangen ist und wir haben daraus ersehen, dass du kein gescheiter, sondern ein dummer Teufel bist. Geh und sag dem Schmied, er solle sich forttrollen.« Voll Freude lief der Teufel zum Tor und schadenfroh rief er hinaus: »In der Hölle wirst du nicht aufgenommen; bei uns ist kein Platz für dich.« Der Schmied glotzte eine Weile vor sich hin, dann brummte er: »Weiß der Teufel, was ich jetzt machen soll. Bleibt mir doch nur der Himmel. Auf ehrliche Art komme ich aber nicht hinein. Vielleicht geht es mit List.« Und so kam er auf dem schmalen Weg wieder zum Himmelstor. Petrus, der Pförtner, rief ihm entgegen: »Was, du bist schon wieder da? Ich habe dir doch gesagt, Leute solchen Kalibers wie du können wir nicht aufnehmen.« »Aber, großherziger Apostelfürst«, sagte der Schmied, »ich will ja gar nicht in den Himmel hinein; ich bin zufrieden, wenn du nur das Tor einen Spalt weit aufmachst, dass ich die Herrlichkeit des Himmels ein wenig sehen könnte.« Petrus, bekannt als streng, aber auch als gutherzig, hatte Erbarmen mit dem Schmied; trotz seiner vielen Übeltaten willfahrte er seinem Wunsche und öffnete ein wenig das Tor. Kaum war das geschehen, warf der Schmied seinen ledernen Schurz, das Abzeichen seines Gewerbes, den man ihm mitgegeben hatte, mit Schwung durch den Spalt in den Himmel.

      Erzürnt ob solcher List, rief Petrus dem Schmied zu: »Was machst du da? Gleich holst du dir deinen Schurz hinaus! Ich greife ihn nicht an, denn ich will mir meine Hände nicht beschmutzen mit diesem unreinen Ding!« Darauf hatte der Schmied gewartet, er schlüpfte durch den Spalt in den Himmel hinein, statt aber den Schurz zu nehmen und sich zu entfernen, setzte er sich darauf und rief: »Wer mich anrührt, ist ein Hundsfott!« Dieses sonderbare Wort kannte St. Petrus nicht. Er ging zu einem im Himmel wohnenden Deutschen, um sich dieses Wort erklären zu lassen. Der wollte ihm das etwas anrüchige Wort nicht erklären, sondern riet ihm, den Schmied auf dem Lederschurz beim Tor sitzen zu lassen.

      St. Petrus war hierüber etwas missgestimmt, befolgte aber doch den Rat. Und so hatte sich doch der Schmied ein warmes Plätzchen erlistet und sitzt wohlgemut drinnen beim Himmelstor. Fragt eine Seele beim Eintritt in den Himmel, wer der Kauz sei, der da sitze, so antwortet St. Petrus mit ärgerlicher Handbewegung: »Das ist ein unguter Geselle; weil wir ihn aber irgendwo behalten müssen, damit er nimmer Schaden stiftet, muss er sitzen bleiben, wo er sitzt. Das ist nämlich der Schmid vom Föhrenschacherl«.

       Der rotbartene Wildschütz

      In Steyr lebte vor langer Zeit ein Zweckschmiedmeister, der das Wildern mit Leidenschaft betrieb. Der bewaldete, wildreiche Damberg und die anderen Waldberge des bergereichen Bezirkes südöstlich von Steyr waren seine Jagdreviere. Manchen prächtigen, mit schönem Geweih geschmückten Hirsch brachte seine nie fehlende Kugel zur Strecke. Er verschmähte auch die schönen Rehböcke nicht, wie sie in Gottes freier Natur herumliefen. Er hatte einen struppigen roten Bart und ebensolche verfilzte Haare, die ihn viel wilder erscheinen ließen, als er in Wirklichkeit war; ja, er war ein gutmütiger Mensch, der niemanden etwas zu Leide tat. Er war der größte und der von den Lambergischen Revierjägern gefürchtetste Wilddieb, auf den sie förmlich Jagd machten. Oft wurde auf ihn geschossen, aber sie verfehlten ihn und er entkam ihnen immer wieder. Die Jäger hatten eine förmliche Scheu vor ihm. Und so verbreitete sich im Volk der Glaube, dass der rotbartete Wilddieb unverwundbar sei. Wenn die Jäger nach einem Zusammenstoß mit ihm im Wald in seinem Hause Nachschau hielten, konnte nicht eine Klaue gefunden werden. Den hohen Preis, den Graf Lamberg auf den Kopf dieses Wilderers ausgesetzt hatte, konnte sich kein Jäger verdienen, denn keiner konnte ihn auf frischer Tat erwischen und festnehmen. Eines Tages erfuhr der Schmied, dass der Fürst eine große Jagd auf einen zwanzigjährigen Hirsch veranstaltete und eine große Jagdgesellschaft auf die Burg geladen hatte. In der Nacht vor der Jagd ging ein gewaltiges und langandauerndes, furchtbares Gewitter über den Damberg. Im niederströmenden Regen suchten die Jäger Schutz und verbargen sich so gut sie konnten. Das war die richtige Zeit für den rotbarteten Schmied. Er fand den prächtigen Hirsch und schoss ihn nieder; im furchtbaren, lang hinrollenden Donnerkrachen wurde der Schuss von den Jägern nicht gehört. Am Morgen war der Hirsch nicht mehr zu sehen. Als der Förster von den Jägern erfuhr, dass der Hirsch nicht mehr im Revier sei, sagte er in heftigem Zorn: »Das tat der rotbartete Zweckschmied!« Alsogleich erschien im Hause des Zweckschmiedes eine gerichtliche Kommission und hielt Hausdurchsuchung, die Herren fanden aber nichts. Trotzdem wurde er in die Burg gebracht, eingesperrt, geschunden und verhört. Das konnte sich ein Fürst in der damaligen Zeit der Patrimonialherrschaft schon erlauben. Es kam aber nichts heraus, da der Schmied beharrlich leugnete. Nach einem halben Jahr war er wieder auf freiem Fuß. Aus dem Arrest entlassen, begegnete er dem Oberförster, lachte ihm keck ins Gesicht und sagte: »Zwei, Herr Oberförster, müssen sein zum Erwischen – der rotbartete Zweckschmied und noch einer!« Ein paar Tage darauf schoss er dem Fürsten einen Kapitalhirsch fast vor der Nase weg.

      Aber einen gab’s, der starker und mächtiger war als der Zweckschmied. Ging er wieder einmal um Mitternacht auf den Damberg. Es war nicht geheuer, um diese Zeit auf dem Damberg zu sein, wo auch, wie er schon gehört hatte, der Teufel sein Revier hat. Zwar hatte er ihn noch nie gesehen.

      Wie er von der »Hirschzunge« in den Wald einbiegt, hört er auf einmal eine näselnde Stimme hinter sich sagen: »Was machst denn du da?« Der rotbartete Schmied drehte sich um und sieht einen Jäger, wie aus der Erde gewachsen, vor sich


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