Generation Lahmsteiger. Justin Kraft

Generation Lahmsteiger - Justin Kraft


Скачать книгу
lebt wie kaum ein anderer. Einer wie Badstuber, Alaba, Lahm und Schweinsteiger. Das Resultat großartiger Jugendarbeit, die in München über Jahre hinweg scharf kritisiert wurde. Einer von uns. Hätte man vor dem Spiel eine Geschichte darüber geschrieben, wie dieses Finale aus Bayern-Sicht perfekt laufen würde, dann hätte sie genau dieses Happy End gehabt. Müller köpfte den Ball wuchtig auf den Boden, von wo er endlich ins Tor sprang. Mit einem lauten Knall entlud sich die Spannung in der Allianz Arena, im Olympiastadion, auf der Theresienwiese und überall sonst in der ganzen Stadt zugleich. Das Gefühl, das in mir hochkam, war und ist bis heute mit nichts zu vergleichen. Tränen, Erleichterung, pure Emotionen – alles, was in der Vergangenheit passiert war, zählte auf einmal nicht mehr. Allein dieser Moment war wichtig. Alle waren sich einig, dass es das Tor zum Champions-League-Sieg war. Zu Hause. In der eigenen Arena. Da gab es keinen Zweifel mehr. Chelsea war zu schwach, um dem noch etwas entgegensetzen zu können.

      Doch das Märchen verwandelte sich in ein Drama. Chelsea bekam noch eine letzte Chance: ein geschenkter Eckball. Kurz zuvor wurde Müller wegen Krämpfen ausgewechselt. Für ihn kam Daniel van Buyten, der gegnerische Standards absichern sollte. Jede Aktion, jede Sekunde zog sich ewig. Selbst die Ausführung dieses verdammten Eckballs dauerte gefühlt eine ganze Nacht.

      Es war der erste Eckball für Chelsea überhaupt. Die Bayern hatten am Ende 20. Marcel Reif griff diesen Fakt auf und redete den Ausgleich förmlich herbei. Hätte er doch besser geschwiegen.

      Die Ecke segelte in den Strafraum, Lampard blockierte Boateng, Drogba setzte sich in einer wirren Zuordnung gegen Lahm durch und köpfte den Ball ins obere Eck, als hätte er ihn mit dem Vollspann seines Fußes perfekt getroffen. Was für eine Rakete. Unfassbar. Ich brach auf dem Rasen des Olympiastadions in mich zusammen und konnte nicht begreifen, was da gerade geschah.

      Aber es wurde noch schlimmer. In der Verlängerung waren die Bayern immer noch das klar bessere Team. Sie ließen ungezählte Chancen liegen. Die größte davon hatte Arjen Robben. Natürlich vom Elfmeterpunkt. Natürlich nicht so selbstbewusst wie noch im DFB-Pokalfinale in Berlin, sondern mit zitternden Beinen wie in Dortmund. Bayerns Drama war auch sein persönliches Drama. Die komplette Spielgeschichte wendete sich erneut gegen Jupp Heynckes und seine Mannschaft. Das spürten auch die Fans. Es ging unweigerlich ins Elfmeterschießen. Ich stand Arm in Arm mit völlig fremden Menschen vor der Leinwand. Als wäre ich selbst auf dem Platz. Ich war durchnässt von Schweiß und Tränen, wollte die Hoffnung auf gar keinen Fall aufgeben. Lahm, Gómez und Neuer verwandelten, Mata ließ für Chelsea einen Elfmeter liegen. Dann verschoss Olić, und Cole konnte ausgleichen. Es blieb das Duell zwischen Schweinsteiger und Drogba. Wieder war da dieser unfassbar lange Weg für den Mittelfeldchef. Von der Mittellinie bis zum Elfmeterpunkt hatte er viel Zeit, um nachzudenken.

      Vielleicht ging ihm die Kritik einiger Medien durch den Kopf, die es anscheinend auf ihn abgesehen hatten. Er sei kein Führungsspieler und könne die Mannschaft nicht ausreichend tragen. Eine ganze Generation rund um Lahm und Schweinsteiger hätte sich bis zu diesem Zeitpunkt nicht verewigen können. Vielleicht sei doch nicht alles Gold, was glänzt. Was auch immer er dachte, ein Schuss würde darüber entscheiden, wie sich seine Wahrnehmung verändert. Seine herausragende Leistung in 120 Minuten zuvor wäre bei einem Fehlschuss nichts mehr wert. So absurd ist der Fußball.

      Schweinsteiger setzte seinen Schuss an den Pfosten, Drogba traf. Chelsea gewann die Champions League in München. Kein Happy End. Zwischen der puren Ekstase rund um die 83. Minute und diesem Moment lagen Welten.

      Rund zwei Stunden nach dem Abpfiff fand ich mich auf dem Boden des Olympiastadions wieder. Leer. Ausgelaugt. Die meisten Leute waren gegangen. Ich sprach in dieser Nacht kein Wort mehr. Wie musste es dann erst Schweinsteiger oder Robben gehen? Die Stadt, die ich tagsüber so froh, emotional und lebendig wie nie zuvor erlebt hatte, versank in tiefer Trauer. Die Stunden, bis mein ICE endlich kam, waren die längsten meines Lebens. Ich hatte die Rückfahrt erst am nächsten Morgen gebucht. Verdammter Optimismus. Der ganze Hauptbahnhof war voll mit Menschen, die anscheinend genauso optimistisch gewesen waren. Alle schwiegen. Jeder war mit sich selbst beschäftigt. Niemand konnte glauben, was passiert war. Wenige Momente verschoben die Wahrnehmung dieses Spiels von einer großartigen Leistung zu einer Debatte um eine ganze Generation, die keine großen Titel gewinnen könne. München lernte in dieser Nacht nicht nur, wer Didier Drogba ist, sondern erreichte einen emotionalen Tiefpunkt, der eine gute Saison bis heute überschattet. Die Reaktionen waren brutal. Robben wurde wenige Tage später bei einem Freundschaftskick gegen die niederländische Nationalmannschaft von einer Minderheit im eigenen Publikum ausgepfiffen. Peinlich. Hoeneß sprach noch in der Nacht der Niederlage indirekt von fehlender Mentalität. Den ersten Fans dämmerte bereits, dass diese Niederlage weitreichende Konsequenzen haben würde.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAgGBgcGBQgHBwcJCQgKDBQNDAsLDBkSEw8UHRofHh0a HBwgJC4nICIsIxwcKDcpLDAxNDQ0Hyc5PTgyPC4zNDL/2wBDAQkJCQwLDBgNDRgyIRwhMjIyMjIy MjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjL/wAARCBEMC7gDASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwDiaKKK 4T9bCiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAoo ooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiii gAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKA CiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAK KKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAoo ooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiii gAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKACiiigAooooAKKKKA CiiigAooo

Скачать книгу