Du bist gut so, wie du bist!. Dr. Catherine Senécal

Du bist gut so, wie du bist! - Dr. Catherine Senécal


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      Mein Kind – mein Spiegelbild? Der Einfluss der Eltern

      Sind die Eltern verantwortlich, wenn ihr Kind eine Essstörung entwickelt?

      Wenn die Eltern nicht die Schuldigen sind, wo liegen dann die Ursachen für die Entstehung von Essstörungen?

      Schlussbemerkung

      Adressen

      Catherines Lesezirkel

      Danksagung

      Endnoten

      Register

      VORWORT

      Brief an meine Tochter

      Meine Tochter, noch nie habe ich dich sagen hören, dass du dir etwas nicht zutraust oder lieber jemand anderer wärst, nur weil du ein Mädchen bist. Nie siehst du mich schräg an, wenn ich dir abgelegte Sachen deines Bruders anziehe. Noch nie hast du dein Gewicht infrage gestellt oder versucht, dein Aussehen zu ändern. Von Anfang an hast du dem Puppenhaus im Kinderzimmer die kalte Schulter gezeigt, aber die Dinosaurier deines Bruders, die findest du ziemlich cool – wie übrigens deinen Bruder auch. Aber mir ist auch bewusst, dass du noch sehr klein bist. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, damit du so authentisch bleibst, denn das ist mir sehr wichtig.

      Wenn du lachst, ist das der schönste Klang der Welt. Dein Lachen ist so ansteckend, dass es niemandem möglich ist, nicht bis über beide Ohren zu grinsen. Ich liebe deine wilde Löwenmähne genauso wie deine große Empathie, die so echt und spontan ist. Du bist ein großartiges kleines Mädchen. Schon als Säugling hattest du glänzende Augen. Wir wussten alle, dass du uns aufmerksam beobachtest … Dir entgeht nichts, nicht eine Geste, nicht ein Wort! In deinem Bücherregal stehen nie genug Bücher, immer stellt es sich als zu klein für deine große Neugier heraus. Ich habe keine Zweifel daran, dass du diese Neugier im Lauf deiner Schulzeit ausleben wirst. Hoffentlich erlaubt sie es dir, deine Bedürfnisse zu stillen und deinen Weg zu gehen, damit du deinen Lebensunterhalt mit deinem Kopf bestreiten kannst, statt mit deinem Aussehen.

      Was für eine Freiheit, einen Beruf zu wählen, der uns erlaubt zu denken, und was für ein Glück du hast, in einem Land aufzuwachsen, in dem dir das möglich ist. Deine Urgroßmutter zum Beispiel wurde als junge Frau aus Geschäften verwiesen, weil sie darauf beharrte, Hosen zu tragen, was damals den Männern vorbehalten war. Doch diese Entscheidungen wirst du treffen, denn diese Wahlfreiheit soll, das wünsche ich, Teil unserer Beziehung sein.

      Du redest laut, meine Tochter, das ist eines der Dinge, die dich auszeichnen, auch gerade wieder, während ich diese Zeilen schreibe! Auch wenn ich mich beklage, dass bei dir die Lautstärke immer voll aufgedreht ist, bist du doch so einfühlsam gegenüber anderen und so entschlossen, dass ich hoffe, du redest noch oft laut über die Sachen, die dir am Herzen liegen. Mögest du deine Stimme voller Überzeugung nutzen, um die Ungerechtigkeiten anzuprangern, die dir nahegehen. Mögest du aber auch dir selbst immer so viel Mitgefühl entgegenbringen. Du hast ein Recht darauf, an dich zu glauben, du hast ein Recht darauf, ein Leben voller intensiver Gefühle zu leben, du hast ein Recht darauf, deine Sexualität in deinem Rhythmus auszuleben, egal ob mit einem Mann oder einer Frau, du hast ein Recht auf einen runden Po und einen Bauch, du hast ein Recht auf dicke Muckis, falls dir das gefällt, du hast ein Recht, einen Badeanzug zu tragen oder nicht, unabhängig von deiner Figur. Möge unsere Gesellschaft ihre Einstellung zum Aussehen bis zu deiner Pubertät geändert haben. Aus diesem Grund schreibe ich unter anderem auch dieses Buch hier. Denn wenn sich nichts ändert, wirst du in die Hände einer übermächtigen Industrie geraten, die dich an deinem Körperbild zweifeln lassen wird, das weiß ich. Ich werde weiterhin wachsam sein und mich infrage stellen, damit ich immer für dich da bin, offen und ohne Vorurteile. Was für ein Privileg, wie du dich jeden Tag solide und integer weiterentwickelst. Es ist ein großes Vergnügen, all diese Glücksmomente mit dir erleben zu dürfen.

      Ich liebe dich unendlich und bedingungslos.

      Mama

      Brief an meinen Sohn

      Mein Sohn, für deinen Vater und mich war klar, dass wir das Abenteuer »Elternsein« als Team erleben wollten. Du hast deinen Vater genauso viel kochen, genauso viele Arme voll Wäsche waschen und genauso viele Windeln wechseln sehen wie mich. Du hast gesehen, dass er in Bezug auf seine Karriere Entscheidungen abseits der Norm getroffen hat, um keinen der wichtigen Momente in deinem Leben und dem deiner Schwester zu verpassen, die ja so schnell vorbeigehen. Du hast gesehen, wie glücklich und erfüllt er angesichts dieser Freiheit war. Du hast auch gesehen, dass ich meine Karriere, die mir viel bedeutet, engagiert vorantreibe, und dass ich jeden Tag voller Energie und mit einem Lächeln auf den Lippen nach Hause komme. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm – auch dir sind die Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten in deinem kleinen Universum noch nie entgangen. Ich habe dich heftig und betroffen reagieren sehen angesichts von Themen wie Klimaerwärmung und Armut. Doch wie immer hast du mich sehr überrascht, denn für dich ist die Gleichstellung von Mann und Frau absolut selbstverständlich. Dein Drang nach Gerechtigkeit erstreckt sich auch auf diesen Bereich.

      Vielleicht bist du sauer auf mich wegen der langen Diskussionen über Papas schönes rosa Hemd oder deine Batman-Figur, die für meinen Geschmack zu muskulös ist. Aber leid tut es mir nicht. Für mich war es unerlässlich, dass du von klein auf deine Einstellung zu Männlichkeit und Körperbild hinterfragt hast. Du bist ein großartiger Junge, und du solltest das »Warum« verstehen, bevor du meinen Werten und unseren familiären Regeln zustimmst. Dank deinem vielen »Warum?« musste ich meine Kenntnisse ausbauen und dir Konzepte im Detail erklären, die meiner Meinung nach für einen kleinen Jungen viel zu kompliziert waren. Aber du hast verstanden, und du hast sogar Verbindungen hergestellt – bei mehreren Kinofilmen hast du zum Beispiel verblüfft erkannt, dass die Bösen dickleibig waren. Meinen Körper habe ich übrigens nie versteckt. Als kleiner Junge hast du gesehen, wie ich ein Bad nehme oder deine Schwester ungeniert stille. Es machte mir nichts aus, dass du den Körper einer normalen Frau siehst: keine Schönheitsoperation, keine Diät. Ich akzeptiere dieses Bild, und ich habe das Gefühl, dass auch du es akzeptierst, ohne es zu hinterfragen. Du bist zufrieden, dass deine Mutter einen Körper hat, der ihr erlaubt, Fußball zu spielen und Yoga mit dir zu machen, und an dem man sich auch schön ankuscheln kann!

      Aber manchmal habe ich Angst, wie alle Eltern. Dann frage ich mich, was aus der Mischung wird zwischen deinem großen Zartgefühl, deinem Drang, alles perfekt zu machen, und dem, was das Leben dir an Erfahrungen bescheren wird. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass du in der Lage sein wirst, weiter Sport zu machen und mit Genuss zu essen, nicht, um anderen zu gefallen. Genauso hoffe ich, dass du in der Schule gute Erfahrungen machst und es schaffst, nicht zu hart zu dir selbst zu sein. Aber ich wünsche dir auch, dass du Misserfolge erlebst, denn ich habe Vertrauen in dich und darin, dass man durch Mitgefühl lernt. Ich werde für dich da sein, wenn du es wünschst, damit du erkennst, dass du ein außergewöhnliches Kind bist – du bist mehr als das, was du machst und wonach es aussieht. Weißt du, du hast ein Recht darauf, auf deine Art ein Held zu sein und nicht nur viele Muskeln haben zu wollen, du hast ein Recht darauf zu weinen und starke Gefühle zu zeigen, und du hast ein Recht darauf, Freunde beiderlei Geschlechts zu haben, mit denen du die gleichen Hobbys teilst und über die gleichen Dinge sprichst. Ich wünsche dir, dass du dir deinen Partner oder deine Partnerin danach aussuchst, was diese Person dich empfinden lässt und ob ihr zusammen gute Gespräche führen könnt. Ich wünsche dir die Entscheidungen, die zu dir passen, auch wenn es andere Entscheidungen sind, denn du hast das Recht, anders zu sein! Es ist ein großes Glück, mit dir zu leben und die Welt durch deine Augen zu entdecken!

      Ich liebe dich unendlich und bedingungslos.

      Mama

      Ein Wort an die Leser

      Liebe Eltern, Großeltern, Erziehende, Lehrende und Trainer,

      Sie haben mich zu diesem Buch inspiriert und danach gefragt, um den Kindern und Jugendlichen beistehen zu können, die Sie umgeben, und sie vor Essstörungen zu bewahren, genauso wie vor den Konsequenzen eines negativen Körperbildes.

      In diesem Buch stelle ich den Forschungsstand zu diesem Thema vor, ergänzt durch meine beruflichen Erfahrungen, um Ihnen so ein praktisches Kompendium


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