Du bist gut so, wie du bist!. Dr. Catherine Senécal

Du bist gut so, wie du bist! - Dr. Catherine Senécal


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Phänomen, das alle Kulturen durchzieht

      Stereotype in Bezug auf die Rolle des Mannes und der Frau bestehen nach wie vor in den meisten Kulturen dieser Welt. Sie spiegeln die Werte einer jeden Gesellschaft wider. Jede Kultur entwickelt sich in ihrem eigenen Rhythmus, weshalb in manchen Ländern Männer immer noch sehr schief angesehen werden, wenn sie sich beispielsweise in der Öffentlichkeit um ein Baby kümmern. In anderen Ländern sind die Unterschiede zwischen Männern und Frauen eher auf beruflicher Ebene spürbar. Verschiedene Länder mit konservativen Gesellschaften können auch die Botschaft aussenden, dass der Platz der Frau immer noch im Haus sei22, bei den Kindern und in der Küche. Diese Rollenbilder werden den Kindern schnell übermittelt und haben Einfluss auf Selbstachtung und Körperbild. Einer Studie aus den Neunzigerjahren zufolge, die in 30 Ländern durchgeführt wurde23, werden die verschiedenen Geschlechter weltweit mit folgenden Adjektiven in Verbindung gebracht:

      Global gesehen gelten Männer als kräftig und Frauen als schwach.

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      Leider war Spielzeug noch nie so stereotyp wie heute. Mir fehlen die Worte, wenn ich Kaufhäuser betrete, in denen Spielzeug nach Geschlecht getrennt verkauft wird. In den Siebzigerjahren war das mit dem Erstarken des Feminismus nicht der Fall.

      Dieses Auseinanderdriften der Geschlechter lenkt die Erwachsenen zu den »richtigen« Spielsachen. Bei den für Mädchen bestimmten Dingen handelt es sich leider vorrangig um Beauty-Accessoires, Kinderküchen, Puppenwagen und Haushaltsartikel (das geht bis zum Miniaturstaubsauger in Rosa!). Wir sind weit entfernt von den Baukästen, die man in der Abteilung »Spielzeug für Jungen« findet. Sie können die Feinmotorik und den räumlichen Orientierungssinn fördern. Sogar Legosteine in Rosa, die für Mädchen bestimmt sind, zielen eher auf Rollenspiele ab, als aufs Bauen. Rollenspiele dienen durch die Gespräche, die Kinder dabei den dargestellten Persönlichkeiten in den Mund legen, hauptsächlich der sprachlichen Entwicklung.24

      Das Gleiche gilt für Puppen. Vor fünfzig Jahren stellten sie hauptsächlich Mütter in traditionellen Rollen dar. Inzwischen handelt es sich meist um Prinzessinnen. Dieser Spielzeugtyp unterstützt Mädchen weder dabei, nicht traditionelle Berufe in Betracht zu ziehen, noch, sich in ihren künftigen Rollen als gleichberechtigt neben den Männern zu sehen.

      Eine neuere Studie25 zeigt, wie stark das angebotene Spielzeug die Berufswahl von Mädchen beeinflusst. Eine Gruppe von vier- bis siebenjährigen Mädchen wurde gebeten, fünf Minuten mit einer Kartoffelkopf-Puppe zu spielen (»Mr. Potato Head«), eine andere Gruppe Gleichaltriger bekam dagegen eine Barbie®. Anschließend wurden den beiden Gruppen Fotos zehn verschiedener Berufe gezeigt. Die Mädchen wurden gefragt, welche dieser Berufe ihnen in Zukunft offenstünden und welche den Jungen. Die Gruppe der Mädchen, die mit der Barbie®-Puppe gespielt hatten, erklärte, dass die Jungen mehr Berufe als sie ausüben könnten, vor allem diejenigen, die traditionell den Männern vorbehalten waren. Die Mädchen dagegen, die mit »Mr. Potato Head« gespielt hatten, konnten sich genauso viele Berufe wie Jungen vorstellen, auch wenn es sich nicht um traditionell weibliche Berufe handelte. Diese Entdeckung sagt viel aus über die Rolle des Spielzeugs bei der Objektivierung der Frauen und seines Einflusses auf die beruflichen Ambitionen der Mädchen. Barbie® bringt Mädchen leider nicht bei, dass ihnen in der Zukunft alles offensteht!

      Was tun?

      Ein Kind wird in der Regel immer danach trachten, seinen Eltern und seinen Spielkameraden zu gefallen. Daher wird Ihr Kind sich für die Spielsachen interessieren, die Sie ihm zur Verfügung stellen und mit denen seine älteren Geschwister spielen. Sie sind ein Modell für das Kind.

      Einige Beispiele für nicht klischeebehaftete Spielsachen:

      ✶ Bauklötze in neutralen Farben

      ✶ Kuscheltiere in neutralen Farben

      ✶ Bälle in neutralen Farben

      ✶ Transportmittel in neutralen Farben

      ✶ Knete, Buntstifte, Farben

      ✶ Dinosaurier oder Tierfiguren

      ✶ Gesellschaftsspiele und Wissensspiele etc.

      Manche Eltern erklärten mir nach reiflicher Überlegung, dass sie befürchteten, ihr Kind entwickle homosexuelle Neigungen, wenn sich beispielsweise der kleine Junge als Prinzessin verkleide oder das kleine Mädchen mit Werkzeug spiele. Seit mehr als dreißig Jahren haben zahlreiche Studien26, 27, 28 gezeigt, dass biologische und genetische Faktoren eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der sexuellen Orientierung eines Menschen spielen. Bis heute hat meines Wissens keine Studie gezeigt, dass der Kontakt mit untypischem Spielzeug Grund dafür wäre, sich zu einem Menschen gleichen Geschlechts hingezogen zu fühlen.

      Es versteht sich, dass wir nicht alle Spielsachen kontrollieren können, mit denen unser Kind in Kontakt kommt. In der Kindertagesstätte oder anlässlich von Besuchen bei Freunden und Familie wird es nicht immer möglich sein, den Kurs zu ändern. Allerdings können wir als Eltern unserem Kind das Spielzeug erklären, das wir ihm zur Verfügung stellen, und dadurch seine Wirkung schwächen. Ich rate Ihnen, mit Ihrem Kind zu sprechen, um seinen kritischen Blick auf Figuren zu schulen, die einen unrealistischen Körper haben.

      Praxistipp

      Schulen Sie den Blick Ihres Kindes auf die Modelle von Körperbildern, die ihm präsentiert werden, indem Sie folgende Fragen zu Hilfe nehmen:

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      »Kennst du in unserer Familie jemanden, der einen Körper wie diese Puppe/Figur hat? Warum, deiner Meinung nach?«

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      »Welche Opfer muss jemand wohl erbringen, damit sein Körper so aussieht? Glaubst du, dass dann im Leben noch viel Zeit zum Spielen ist?«

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      »Brauchen die Menschen, die du am meisten liebst, wie Oma oder Papa, einen perfekten Körper, damit du sie lieb hast?«

      Abenteuer- oder Liebesgeschichten?

      Ist Ihnen schon aufgefallen, was die meisten Disney-Klassiker gemein haben? Ein junger Mann rettet ein junges Mädchen, sie verlieben sich, und so finden sie ihr Glück! Diese Art Geschichte zeigt ein Modell, bei dem die Frau unfähig ist, sich zu schützen, und bei dem es nur einen Weg gibt, um glücklich zu werden. Das Glück findet man an der Seite eines Mannes (da eine sexuelle Orientierung, die von der Heterosexualität abweicht, nicht zu existieren scheint). Diesen Mann heiratet man mit dem Ziel, viele Kinder zu kriegen. Außerdem wird die Erziehung der Heldin selten erwähnt. Dabei wäre es eine gute Gelegenheit, jungen Mädchen verschiedene Quellen zu ihrer Aufwertung anzubieten. Das Beispiel von Ariel, der kleinen Meerjungfrau, in die sich der Prinz verliebt, obwohl sie keine Stimme hat, ist ziemlich schockierend. Und vergessen wir Schneewittchen nicht, die vom Prinzen geküsst wird, während sie ohnmächtig ist!

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      Medien und sozialer Druck

      Experten haben zwei Faktoren identifiziert, um sich im Kindesalter vor Unzufriedenheit im Zusammenhang mit dem Körperbild zu schützen:

      1. Die Fertigkeit, sozialem Druck zu widerstehen29

      2. Die Ablehnung der Medien, die ein Körperbild vermitteln, das dünn und sexualisiert ist30

      Sie müssen also Ihrem Kind dabei helfen, den Medien gegenüber eine kritische Einstellung zu entwickeln, aber auch gegenüber Aussagen und Einstellungen von Menschen in seinem Umfeld. Wir sollten auch hier als Vorbild dienen und uns daran erinnern, dass die Familie immer die erste soziale Erfahrung eines Kindes ist. Sie ist der erste Filter, durch den es auf die Welt blickt.

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      Es kann schwierig für einen Jungen sein, sich auf ein Beziehungsmodell einzulassen, bei dem erwartet wird, dass der Mann sich um die Frau kümmert oder sie sogar »rettet«. Was für


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