Golf für Junggebliebene. Helmut Luft

Golf für Junggebliebene - Helmut Luft


Скачать книгу

       Kapitel 4

       Golf ist Anti-Aging

       Wer stark, gesund und jung bleiben will, sei mäßig, übe den Körper und atme reine Luft.

       (Hippokrates, 400 v. Chr.)

      Golf trägt wesentlich dazu bei, dem Ziel mit 120 Jahren gesund zu sterben, näherzukommen. Es führt zu einer Lebensverlängerung von mehreren Jahren vor allem deshalb, weil es unsere natürlichen Lebensbedingungen wiederherstellt.

       Der Golfplatz als Savanne – die neuen Paradiese

      Der Mensch hat sich seit vielen Millionen Jahren aus tierischen Vorstufen zu einem Lauftier auf zwei Füßen entwickelt. Um uns am Leben zu halten mussten wir ständig auf den Beinen sein. Die Männer rannten im Rudel den Tieren hinterher, um sie zu erlegen. Die Frauen waren unterwegs, um Früchte und Beeren zu sammeln. Manchmal war die Rollenverteilung auch anders, aber auf jeden Fall waren unsere Vorfahren meist in Bewegung. Auf der Suche nach Lebensraum rannten sie von Afrika aus durch die ganze Welt. Unser Körper und seine Organe sind speziell für Bewegung gebaut und darauf angewiesen.

      Erst vor rund 10.000 bis 12.000 Jahren, also seit weniger als ein Prozent unserer Existenz, erfanden unsere Ahnen Ackerbau und Viehzucht, lernten Getreide und Obst jetzt vor der Haustür selber anzubauen, und sich Haustiere als Fleischlieferanten zu halten. Sie wurden damit bequem und sesshaft im wahrsten Sinn des Wortes, denn inzwischen sitzen wir am Frühstückstisch, im Auto, im Büro, im Restaurant, an der Bar, im Kino, bei Vorträgen, in der Bahn und im Flugzeug. Wir laufen jetzt nicht mehr, sondern sitzen uns durchs Leben und durch die ganze Welt, in denkbar ungünstiger Haltung, mehrfach abgeknickt, sodass der Fluss der Säfte und des Blutes stockt.

      Der Körper funktioniert aber noch wie seit Millionen Jahren von den Urahnen und Vorläufern in uns gewohnt und alle Organe sind noch auf die langen Wanderungen der Zugtiere (Elefanten, Gnus), die kurzen Sprints der Raubtiere (Löwen, Geparden) und die schnelle Flucht (Gazellen) eingestellt, d. h. auf Laufmodi mit elastischer bis hoher Drehzahl, die wir kaum noch nutzen. Wir sind eigentlich Ferraris, bewegen uns aber wie Traktoren und die zu niedrige Drehzahl würgt unseren Motor ab. Wer rastet der rostet, und die Folge sind die vielfachen Altersleiden, die unsere Lebensqualität mindern und unser Leben unnötig verkürzen. Die Muskeln erschlaffen, die Knochen werden brüchig. Das Überangebot an Zucker kann nicht verbraucht werden und es entsteht Diabetes. Das Zuviel an Nahrung, besonders an tierischen Fetten und Cholesterin lagert sich in den Arterien ab, lässt sie langsam aber sicher eng und starr werden und drosselt die Durchblutung bis zum Verschluss. Hochdruck, Herzanfälle, Schlaganfälle, Gehstörungen und schnelles Altern sind die Folgen. Eine Studie über das Freizeitverhalten der Deutschen im August 2013 ergab, dass die meisten auf der Couch liegen und fernsehen, und nur die wenigsten Sport treiben und meist nur am Wochenende. Viele sind übergewichtig.

      Golfspieler aber haben die Lebensweise unserer Vorfahren wieder aufgenommen, bewegen sich über mehrere Stunden in frischer Luft und nehmen dabei viele Bewegungen wie Schwingen, Schleudern, Bücken, etwas Aufheben usw. vor. Der Golfplatz ist eine moderne Savanne und die Lust des Umherstreifens, des Jagens und des Beeren- und Früchtesammelns wird dabei wieder lebendig. Das ist uns nicht bewusst, aber wir fühlen die entsprechenden Stimmungen. Die meisten Golfspieler sind auf dem Platz glücklich und fühlen sich wie in einem Paradies.

       Was das Herz braucht

      Die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie empfehlen zur Risikoverringerung von koronarer Herzerkrankung, Gefäßerkrankungen und Diabetes:

      Eine aktivere Lebensweise mit 30–45 min. mäßig intensiver Bewegung 4–5-mal wöchentlich (Gehen, Joggen, Radfahren oder eine andere Ausdauerbelastung) mit Herzfrequenz im beschwerdefreien Bereich.

      Durch diese präventiven Maßnahmen wird nachweislich die Prognose und die Leistungsfähigkeit verbessert. Jeder hat damit selber die Möglichkeit, aktiv den Zustand seines Körpers und den Verlauf seines Alterns zu beeinflussen. Jedes Mehr an körperlicher Belastung über die Alltagsaktivität hinaus bringt einen günstigen Effekt.

      Die Empfehlungen werden bei einer Runde Golf mehr als erfüllt. Wir sind dabei vier bis fünf Stunden auf den Beinen und haben eine Gehstrecke von z. B. 6.065 Metern (laut Scorekarte des Frankfurter Golfclubs, von den gelben Abschlägen) zurückgelegt. In Wirklichkeit ist es viel mehr, denn mit Schrittzählern oder Smartphone-Apps gemessen, kommen wir an einem Golftag auf beachtliche elf bis zwölf Kilometer Tagesleistung. Das ist ein Viertel eines Marathonlaufs, nur gemächlicher und interessanter. Zum Vergleich: zuhause, sogar in einem Haus mit Innentreppe, sind es kaum mehr als ein Kilometer, beim Spazierengehen oder Einkaufen zu Fuß zwei bis fünf Kilometer.

      Golfspielen ist also das beste Mittel gegen die Herz- und Gefäßkrankheiten als häufigste Altersleiden. Es trainiert die Ausdauer, erhält die Kondition und die Leistungskraft des Herzens. Die Herzfrequenz steigt bis 150/min. und der Blutdruck sinkt. Die Sauerstoffsättigung des Bluts wird um das 2½fache erhöht (Vogt 2008). Beim Golf streifen wir wieder wie die Sammler und Jäger der Vorzeit durch die Savannen unserer herrlichen Plätze, auf der Jagd nach dem uns stets entwischenden Ball wie früher nach der flüchtigen Gazelle und treiben ihn mit großer Energie aber vielen Umwegen ins Loch, genau wie früher das Mammut in die Falle.

      Golf ist die einzig artgerechte Lebensweise für die bedrohte Tierart Mensch.

      Durch die Bewegung beim Golfen wird über das Training von Herz und Kreislauf auch die Durchblutung des Gehirns stetig verbessert. Die Gehirnzellen werden mit reichlich Sauerstoff versorgt und werden durch die stets wechselnden, hohe Aufmerksamkeit erfordernden komplizierten Aufgaben beim Golf zur Aktivität angeregt. Das erhält die kognitiven Funktionen und wirkt dem geistigen Abbau entgegen.

      Die Risikofaktoren und heimlichen Killer Diabetes, Hochdruck, Cholesterin werden durch Bewegung und Kalorienverbrauch bei jeder Golfrunde deutlich gesenkt. Nach Messungen mit einem Schrittzähler verbraucht man bei einer normalen Runde von 18 Loch zu Fuß (ab und bis Wohnung) etwa 3.000 Kalorien. Andere Quellen geben 1.800 Kcal an, nur auf die Runde bezogen. Der Cholesterinspiegel fällt um 15 Prozent.

      Das Normalgewicht ist durch Golf leichter in den empfohlenen Bereich eines BMI (Body-Mass-Index) von 24–25 zu bringen. Dieser errechnet sich aus dem Gewicht in Kilogramm geteilt durch die Körpergröße in Meter im Quadrat. Bei einem Gewicht von 78 kg und einer Körpergröße von 1,75 m beträgt der BMI 25,4. Zur sehr groben Orientierung kann man auch die Kilogramm durch drei teilen, das sind bei 75 kg (75/3) rund 25. Man ist heute der Ansicht, dass das Gewicht ruhig etwas darüber liegen kann, um Reserven zu haben. Man sollte die Fettleibigkeit aber auf jeden Fall in Grenzen halten. Da sie in der Körpermitte (Birnenform) für Herz und andere innere Organe als besonders schädlich gilt, ist das Bandmaß ein wichtiges Kontrollinstrument: Der Leibesumfang über dem Nabel gemessen sollte bei Männern nicht mehr als 100, bei Frauen um 90 cm betragen.

      Auch die anderen Empfehlungen der Kardiologen sind beim Golf leicht zu erfüllen:

      Der Hauptrisikofaktor, das Rauchen, ist weitgehend aus der Mode gekommen und auf der Runde wie in Clubräumen meist verpönt oder verboten. Zigarre oder Pfeife rauchende Spieler sind originelle Ausnahmeerscheinungen geworden.

      Der Verzehr von Fleisch und tierischen Fetten sollte eingeschränkt werden. Zu empfehlen ist eine Kost reich an Vollkornprodukten, frischen Gemüsen und Früchten, mit einem hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren (Seefisch, Walnüsse). Entsprechende mediterrane und asiatische Gerichte sind inzwischen auf den Speisekarten fast jeden Golfrestaurants zu finden.

      Moderater Alkoholkonsum (bis ca. 15 g/Tag) hat keine ungünstige Wirkung auf das kardiovaskuläre und das Gesamtrisiko. 250 ml Bier enthalten 10 g reinen Alkohol, 0,1 l Sekt oder Wein 9 g, 4 cl Wodka 12 g. Ein Piccolo von 200 ml und 11 Prozent enthält 2,2 g. Erst bei höherem


Скачать книгу