Golf für Junggebliebene. Helmut Luft

Golf für Junggebliebene - Helmut Luft


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Verschiebungen tatsächlich 10 bis 20 Jahre jünger als wir meinen und ebenso auch fitter. Es liegt an uns, ob wir das ignorieren, nach dem Vorbild der Ahnen vorzeitig altern und uns dem Jammern über die Zumutungen des Alterns überlassen, oder ob wir die Chance nutzen, die ein bis zwei Jahrzehnte der neu gewonnen Lebenszeit in guter Lebensqualität zu leben. Frauen haben noch etwas bessere Chancen, denn sie leben durchschnittlich 5 Jahre länger als ihre Männer und die allerbesten Aussichten haben aktive Golfer und Golferinnen, denn sie werden, wie wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, 5 Jahre älter als Nichtgolfer.

       Erst die Seniorentour ist richtig schön

      Golf ist wahrscheinlich der einzige Sport, bei dem sich die längere Lebensdauer und Fitness voll auswirkt. Auf der Tour dürfen die Profis zwar »nur« bis 50 – mittlerweile auch 60 – und ausnahmsweise wie Tom Watson mit 65 – mitspielen, aber danach geht es auf der Seniorentour einfach weiter. Dort spielen sie dann ebenso erfolgreich wie Jüngere und oft sogar mit höheren Preisgeldern. Das beste Beispiel ist Bernhard Langer, geboren 1957, jetzt (2016) 58 Jahre alt, der in den letzten Jahren auf der Champions Tour fünf Turniersiege errang, bei der Senior British Open die Konkurrenz mit 13 Schlägen Vorsprung deklassierte, und bei weiteren 21 Starts zwölf Top-Five- und 18 Top-Ten-Positionen belegte. Im November 2015 gewann er zum dritten Mal das Gesamt-Ranking der Senior Player Championship in den USA. In sechs Jahren schloss er fünfmal an der Spitze der Geldrangliste ab, zuletzt mit einem Preisgeld von 2,44 Mio. US-Dollar. Man stelle sich einen fast 60-Jährigen Leichtathleten, Tennis-Champion oder Fußballspieler vor.

      Sogar im Dritten Alter von 60 bis 80 und darüber hinaus kann man noch professionell Golf spielen. Old Tom Morris (1821–1908, 86 Jahre) in St. Andrews spielte 36-mal in Folge die Open Championship, zuletzt mit 75 Jahren. Paul Runyan (1908–2002, 94 Jahre) hatte mehrmals die PGA Championship gewonnen und spielte noch lange auf der Tour. Den von ihm erfundenen Putt-Chip, eine Basis seiner Erfolge, führte er noch mit über 90 vor.

      Die Golflegenden Gary Player (79) und Jack Nicklaus (75) durften auch im Dritten und Arnold Palmer mit 84 Jahren sogar im Vierten Alter bei den American Masters 2014 ehrenhalber noch mitspielen, sie bewegten sich aber deutlich unbeholfener. Die Zahl der älteren Masters-Sieger hat offenbar zugenommen, denn es wurde eingeführt, dass das lebenslängliche Teilnahmerecht nur noch gilt, wenn sie noch auf der Seniorentour mitspielen. Für die Teilnahme an bestimmten Spitzenturnieren kann man als Profi also auch einmal zu alt sein. Für das Golfspielen überhaupt gibt es aber keine Obergrenze, es ist bis ins hohe Alter möglich.

       Golf für Best-Agers

      Für das Gros der Millionen Amateur-GolfspielerInnen in der ganzen Welt fängt die beste Zeit für Golf erst richtig an, wenn das Alter für den Leistungssport vorbei ist. Sie leben länger und bleiben viel länger fit als früher und die Zahl der 60-Jährigen und älteren Best-Agers auf den Golfplätzen hat deshalb zugenommen. Es gibt 635.000 im Deutschen Golfverband (DGV) erfasste (2014) und zusätzlich noch freie Spieler. Die rasch wachsende Altersgruppe der Rentner und Frührentner ist für Golf besonders gut geeignet, und sogar viele der wirklichen Senioren, der Hochaltrigen ab 80, können da noch recht gut mithalten. Jeder kennt einen 90- oder 100-Jährigen noch aktiven Golfer. Für das Golfspielen an sich gibt es also keine nach Jahren festgelegte Altersgrenze, für Golf ist man nie zu alt.

       Zum bewunderten Vorbild für Gutes Altern wurde mir eine Mitspielerin, die immer gut gestimmt und immer bereit war für eine Runde Golf, einen Whisky und einen Konzertbesuch. Man begegnete ihr an Stätten von Golf und Kultur im Oberengadin, auf den Bermudas und in Sotogrande, und sie war immer interessiert, aktiv und heiter bis zuletzt. Der Clou war, dass sie ihr Alter geheim hielt, aus gutem Grund, denn sie war da schon fast 100 Jahre alt, was erst nach ihrem Tod mit 101 klar wurde.

      Interessant ist, dass diese Sportlerin schon ab 35 nicht mehr als richtige Golferin galt, wenn man die Regeln wörtlich nimmt. Die folgende Tabelle gibt einen Vergleich zwischen den Alters-Einstufungen nach den z. Zt. gültigen Golf-Regeln und den Definitionen der Welt-Gesundheitsorganisation (WHO World Health Organisation).

      Die folgende Tabelle zeigt, dass wir von der Weltgesundheitsorganisation WHO (World Health Organisation) ab 45 als beginnend alternder, ab 60 als älterer und ab 75 als alter Mensch eingestuft werden. Das ist schon kränkend genug, denn nach Gefühl sind wir jeweils zehn Jahre jünger geblieben, und von alt kann bei uns ja sowieso keine Rede sein.

WHOGolf-NettospielerBruttospieler
18Erwachsener
35Jungsenior10 Jahre zu früh »senil«AK 35
45Beginn des Älterwerdens
50Senior10 Jahre zu frühAK 50
60Älterer Mensch
65Supersenior FGC10 Jahre zu frühAK 65
75Alter MenschSupersenior GSGAK?
80HochaltrigerAbschlag von rot (FGC)(zu späte Erleichterung)AK?

      Ausgesprochen empörend ist es, dass wir beim Golf nur von 18 bis 34 als vollwertige Golfspieler gelten und danach viel zu früh als Senior (senil) eingestuft werden. Schon ab 35 ordnet man uns, wenn auch mit der Vorsilbe »Jung« den Senioren zu, das sind zehn Jahre früher als wir aus Sicht der WHO überhaupt erst mit dem Älterwerden beginnen und 25 Jahre früher als wir nach WHO ältere Menschen sind. In den meisten Clubs schätzt man uns also schon weit bevor das offizielle Altern erst beginnt als alt ein, und traut uns nicht mehr viel zu, obgleich wir uns weder alt fühlen noch ausgegrenzt sein wollen.

      Die Golfregeln sind mit der Einteilung als Jungsenioren ab 35 und Senioren ab 50 noch auf dem Stand vergangener Jahrhunderte, als das Altern tatsächlich noch so früh einsetzte und unaufhaltsam und radikal verlief.

      Im Gegensatz zum vorzeitigen Für-alt-Erklären der noch Junggebliebenen von heute werden den wirklich Älteren (ab 60, 75 und darüber) fast noch jugendliche Leistungen abverlangt und notwendige Erleichterungen vorenthalten. So wird z. B. die Benutzung von E-Karts – was für viele Voraussetzung ist, um überhaupt noch teilnehmen zu können – restriktiv gehandhabt, und die Erlaubnis von rot abzuschlagen, was wegen der unvermeidlich kürzeren Drives sinnvoll wäre, nur ausnahmsweise und nur den Hochaltrigen ab 80 mit höherem Handicap gewährt. Das zeigt, dass das Verständnis für die Besonderheiten dieser Altersgruppe noch zu wünschen lässt.

      Der Golfsport ist z. Zt. noch von der Anbetung der Idole Leistung und Jugend besessen und die Tendenz ist, uns schon als Erwachsene und fast noch Jugendliche Senilität zu unterstellen und uns vorzeitig aus dem Kreis der aktiven Spieler auszugrenzen. Beim Tennis ist es ähnlich.

      Das ist aber nicht mehr zeitgemäß, weil wir heute 10 bis 20 Jahre länger jungbleiben, und in diesen gewonnenen Jahrzehnten noch weitgehend fit und leistungsfähig sind.

      Erste Anpassungen an die veränderte demographische Situation der Gegenwart sind inzwischen jedoch durchaus schon im Gange. So wurde eine neue Golfklasse ab 65 geschaffen, was voraussetzt, dass inzwischen genügend Spieler vorhanden sind und ihr Recht auf Teilnahme anerkannt wird. In diesem Punkt ist die moderne Entwicklung schon berücksichtigt und eine ungefähre Übereinstimmung mit der Einteilung der WHO (»älterer Mensch« ab 60) hergestellt. Es gibt auch schon Altersklassen 35 und 50.

      Die Bezeichnung als Altersklassen bietet an sich den Vorteil der neutralen Benennung ohne das diskriminierende »Senior« mit dem Beiklang von senil. In den Cluborganen werden sie aber als »Brutto-Senioren AK 50« und 65, sowie »Brutto-Seniorinnen AK 50« und 65 bezeichnet, d. h. der Vorteil wurde bisher noch nicht erkannt. Altersklassen gelten auch nur für Leistungsspieler, deren Turniere mit Bruttowertung durchgeführt werden.

      Eine deutliche Erleichterung bieten die Altersklassen insofern, als nur Gleichaltrige und darüber sich miteinander messen, aber keine Jüngeren. Das Prinzip der mit den Stufen


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