Golf für Junggebliebene. Helmut Luft
kann. Man muss mit der Koronarsklerose, den Gelenkversteifungen, den unberechenbaren Schmerzen und dem Erschöpftsein leben und die heimlichen Killer (Hochdruck, Diabetes, Blutfette) und den Krebs immer im Auge haben.
Man hat keinen Spielraum mehr. Die Grenzen, die uns der Körper setzt, müssen leider absolut respektiert werden. Wenn man auf der Runde Herzschmerzen bekommt, zu kurzatmig ist, um sprechen oder seinen Trolley weiterziehen zu können, muss man sich gezielt untersuchen und behandeln lassen, und muss mit seinem Arzt absprechen, welche Konsequenzen für das Golfspiel sich daraus ergeben. Wenn man nach einem Spiel tagelang erschöpft ist, starke Schmerzen hat oder das Kniegelenk für Wochen anschwillt, gilt das Gleiche. Man muss eventuell eine Zeitlang aussetzen, nur noch putten und weniger spielen. Man kann und soll zwar daran arbeiten, seinen Schwung und seine Technik anzupassen, muss aber vor allem lernen, die negativen Auswirkungen auf Spiel, Scores und Handicap klar zu erkennen, anzuerkennen und seine Ziele entsprechend herabzusetzen.
Golf ganz aufgeben braucht man meistens nicht. Im Gegenteil ist maßvolles Golf die beste Methode, um Ausdauer, Muskelkraft, Koordination, Beweglichkeit und Leistungsfähigkeit zu üben. Das ist gesundheitsfördernd, auch wenn Puls- und Atemfrequenz leicht erhöht sind.
Die für Jüngere empfohlene tägliche Spitzenbelastung mit hohem Puls und bis zum Schweißausbruch muss allerdings jetzt vermieden werden, da sie für Herz und Kreislauf gefährlich werden könnte.
Das Motto ist jetzt, die Belastung so moderat zu halten, dass Schäden vermieden werden. Erleichterungen sind zu erwägen, eventuell ist ein Attest angebracht, um einen Wagen benutzen zu dürfen.
Wie man Schäden vermeidet
Ob man sich als nicht mehr ganz junger Mensch einen solchen Sport noch zumuten kann und möchte, hängt ganz entscheidend davon ab, welcher Nutzen davon zu erwarten ist und welche Schäden eventuell zu befürchten sind.
Fremdverletzungen
Wie jede Sportart kann natürlich auch Golf Gefahren für alle dabei Anwesenden mit sich bringen. Unfälle durch fliegende Golfbälle sind selten, aber im Laufe seines langen Golferlebens hat der Autor doch einige Verletzungen von Mitspielern und Begleitpersonen miterlebt: eine Augenverletzung und einen Unterarmbruch, beide durch den Drive des Ehemanns, Rippenbruch, Gehirnerschütterungen und Blutergüsse durch Bälle des nachfolgenden Flights. Bei Übungsschwüngen wurden zu nahe stehende Mitspieler vom Schläger getroffen. Bei Turnierspielen kam es gelegentlich auch zu Verletzungen von Zuschauern. Gefährdet sind aber auch Spaziergänger, Radfahrer und Reiter, die durch törichte behördliche Auflagen Golfplätze betreten dürfen oder es trotz Verbots einfach tun. Die Besonderheit, dass häufig Ehepartner betroffen sind, könnte man als Bestätigung grundsätzlicher Spannungen in Ehen sehen, es ist aber eher ein Beweis, dass Golf gerne von Ehepaaren gemeinsam gespielt wird.
Die meisten Fremdverletzungen wären durch Einhalten der beim Golf klar definierten Regeln und der Etikette vermeidbar gewesen.
So ist es verboten, in Richtung von Personen zu schwingen, und auf der Runde muss vom vorhergehenden Flight soviel Abstand gehalten werden, dass mindestens 30 Meter Distanz zusätzlich zur Länge des Drives gegeben ist.
Die Länge eines Schlags ist allerdings nicht immer berechenbar. Aus Ärger über bummelnde Flights vor einem und eigenes Bedrängtwerden durch nachfolgende Flights kann auch einmal ein viel längerer Schlag herausrutschen, der den Flight vor einem gefährdet. Hat man es einmal erlebt, kann man sich nur mit Scham und Schrecken daran erinnern, was hätte passieren können. Umsicht und Vorsicht sind immer geboten.
Selbstverletzungen
SpielerInnen können sich natürlich auch selbst Verletzungen zuziehen, denn der Golfschwung hat den gleichen Schwierigkeitsgrad wie Stabhochsprung und ist eine hochkomplizierte Bewegung, an der eine Vielzahl von Muskeln, Bändern und Gelenken beteiligt sind. Zudem muss er mit im Treffmoment sehr großer Schnellkraft ausgeführt werden.
Die mechanische Belastung der Wirbelsäule, besonders im Lumbalbereich, durch die vorgebeugte Haltung, die bei der Drehung erzeugten Scherkräfte und die Überstreckung im Finish ist im Vergleich zu anderen Sportarten relativ hoch.
Dysbalancen der vielen am Schwung beteiligten Muskeln, ungeschickter Schwung, Schlag in den Boden oder Sturz können zu Zerrungen der Wirbelsäule, Muskelzerrungen und Verletzungen der Bänder, Kapseln und Gelenke führen. Zu Verletzungen wie Golfer-Ellenbogen und »golfers knee« kommt es eher bei Anfängern und Amateuren, zu Golfschäden eher bei Pros. Meist sind es Überlastungsschäden durch häufige Wiederholung, falsche Schwungtechnik und Tragen des Bag. Am häufigsten sind Verletzungen der Lendenwirbelsäule (18,3%), dann Ellbogen/Unterarm (17,3%), Fuß/ Sprunggelenk (12,9%) und zuletzt Schulter/Oberarm (11,8%). Oft ist die führende Schulter betroffen, besonders wenn eine Schultergelenksarthrose vorliegt. (Pfeifer, Th., Facharzt für Orthopädie, Sportsymposium 2008).
Beispiele aus der Umgebung des Autors zeigen, dass Schmerzen und Verletzungen komplexe aber eigentlich meist vermeidbare Ursachen haben:
Allzu forcierte Bewegungen, abrupte Gewichtsverlagerung beim Durchschwung oder wenn man Fehler noch beim Schwung ausgleichen will, z. B. mit dem Ellbogen. Ein Powergolfer litt an therapieresistenten Schmerzen an einer bestimmten Stelle des linken Schulter-Nacken-Bereichs, bis sein Pro sah, dass er beim Finish mit dem Schläger jedes Mal kräftig auf diese Stelle schlug.
Zu riskante Schläge: Ein gewaltsamer Befreiungsschlag aus dem Rough, um der attraktiven Partnerin einen guten Ball vorzulegen, wohl der kräftigste Schlag im Golferleben des Autors, zerriss das Außenband des Kniegelenks. Die Folge war monatelanges Spielverbot.
Nach Operationen und Krankheiten die gebotene Schonzeit nicht einhalten und zu früh an Wettspielen teilnehmen. Unkenntnis medizinischer Risiken: Einem 80-Jährigen war bei einer Operation ein Breitbandantibiotikum verabreicht worden, das laut Beipackzettel besonders bei älteren Menschen Achillessehnen- und Bänderrisse hervorrufen kann. Man sollte sich also bei dem vor jeder Operation vom Arzt angebotenen Gespräch ausdrücklich nach seinen speziellen Risiken als Golfer erkundigen und die Empfehlungen befolgen.
Körpersignale nicht beachten: Um die kürzer gewordenen Schläge wieder weiter zu machen, übte der Autor häufig kraftvolle Drives, auch nachdem dabei Schmerzen im Kreuz auftraten, die ins Bein ausstrahlten. Es kam zu Ischias-artigen Schmerzen, die etwa ein Jahr lang anhielten.
Zu ehrgeizige Übungsziele: Ein hochbetagter Mitspieler ignorierte die ihm bekannten Vorschädigungen und übte gewaltsame Kraftschwünge mit intensiven Drehungen, bis Lähmungen auftraten, die zur Aufgabe des Golfspielens zwangen.
Gefahren durch Witterungseinflüsse ...
... sind bei Sportarten unter freiem Himmel naturgemäß möglich. Zwar ist der Golferspruch Es gibt beim Golf kein schlechtes Wetter sondern nur ungeeignete Kleidung wahr, es gibt davon aber Ausnahmen. Gefährlich werden können vor allem Gewitter. Auf Turnieren wird bei allen Wetterlagen wie Regen, Schnee oder Sturm weitergespielt bis der Wind die Bälle vom Green weht, nur beim Nahen eines Gewitters wird sofort unterbrochen. Das hat leider Gründe, denn Verletzungen und Todesfälle durch Blitzschlag kommen beim Golf immer wieder einmal vor, als vielleicht einzige golftypische Verletzung. Doch sind deshalb inzwischen auf allen Golfplätzen Schutzhütten mit Blitzableitern errichtet worden und auf Verhaltensregeln bei Blitzschlaggefahr wird in allen Clubs hingewiesen. Man sollte sich damit vertraut machen.
Der Vorzug, dass Golf in der freien Natur gespielt wird, bringt es mit sich, dass schon auf normalen Runden es mit zunehmendem Alter zu Ermüdung und Nachlassen von Konzentration und Koordination kommt, und unter ungünstigen Bedingungen auch weitere Gefahren entstehen können. Sorgfältige Untersuchungen