Golf für Junggebliebene. Helmut Luft
An heißen Tagen mit hoher Luftfeuchtigkeit kann es vor allem in der Mittagshitze und gegen Ende von mehrstündigen Golfrunden für Ältere zu mühsam werden.
In heißen Ländern und bei starken Hitzeperioden auch hierzulande muss man sich besonders als älterer Mensch beim Golfen vor Hitzeschäden hüten. Lange andauernde direkte Sonneneinstrahlung auf den Kopf und den Nackenbereich kann zu einem Sonnenstich mit Reizung der Hirnhaut und des Hirngewebes führen. Glatze oder Kurzhaarfrisur erhöht die Gefahr. Das Tragen einer hellen Kopfbedeckung und Aufsuchen des Schattens beugt beim Golf dem Sonnenstich vor.
Hitzekrämpfe in den Muskeln entstehen durch vermehrtes Schwitzen bei ungenügendem Ausgleich durch Flüssigkeit und Elektrolyten (Natriumchlorid) und können sehr schmerzhaft sein. Stark gewürzte Suppen oder Elektrolytgetränke helfen.
Hitzeerschöpfung tritt bei anhaltender Hitze ein, wenn die Blutgefäße der Haut so erweitert werden, dass viel Blut dort versackt und der Blutdruck drastisch absinkt. Zum Hitzekollaps kann es kommen, wenn sich die Körpertemperatur weiter erhöht bis ca. 40 °C. Die erste Hilfe besteht in Verbringen in eine kühle Umgebung und Flüssigkeitszufuhr, bei Bewusstlosigkeit muss der Notarzt gerufen werden.
Die häufigste Ursache solcher Hitzeschäden ist körperliche Überanstrengung bei feuchter Hitze und zu geringer Flüssigkeitszufuhr. Bei Vorschädigungen des Herz-Kreislaufsystems können Probleme unterschiedlicher Art auftreten, z. B. bei Verengung der Herzkranzarterien und Sauerstoffmangel. Zur Orientierung: Statistiken der Kardiologen besagen, dass es bei der 111.000sten Sportstunde zu einem Herzinfarkt kommen kann, bei der 330.000sten zu einem Herzstillstand.
Vorbeugung und Abhilfe
Unfälle kommen bei jeder Sportart vor.
Golfspezifische Schäden sind jedoch drastisch seltener. Beim Golf sind es 0,3 Verletzungen auf 1000 Spielstunden, bei Volleyball, Tennis oder Fußball sind es zehnmal so viel (Parkkari et al. 2000, zit. in Vogt 2008).
Durch vorbeugende Maßnahmen können sie weiter vermindert werden. Die Gefahren für Mitspieler lassen sich durch rücksichtsvolles Spielen und sorgfältige Beachtung der Regeln verringern bis ausschalten. Die meisten Selbstverletzungen wären vermeidbar, wenn man zu ehrgeizige Ziele aufgibt, die Übungsziele seinen Einschränkungen und Vorschädigungen anpasst, sich über die Auswirkungen seiner Leiden und Medikamente auf sein Golfspiel informiert und vor allem wenn man auf seine Körpersignale achtet und sorgfältiger mit seinem Körper umgeht. Die Zahl von Selbstverletzungen wird schon durch Aufwärmen und Stretching vor der Runde halbiert.
Die beste Vorbeugung besonders für Ältere ist natürlich, bei extremen Wetterlagen, z. B. bei Temperaturen über 30°, nicht golfzuspielen. Mindestens sollte man nicht wettkampfmäßig spielen, sodass man notfalls aufhören kann; möglichst nicht in der Mittagszeit und nicht in praller Sonne; Stress und Anstrengung meiden und ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen. Die jeweilige Risikolage wird außer von der Temperatur auch von der Ozonkonzentration bestimmt. Bei EU-Richtwerten unter 110 µg/m3 besteht keine Gefahr, ab einem Ein-Stunden-Mittelwert von 180 µg/m3 wird öffentlich gewarnt. Bei ungefähr 200 µg/m3 Ozon können Reizungen der oberen Luftwege, ab 360 µg/m3 bedrohliche Atemwegserkrankungen eintreten.
Bei Senioren kann es leichter zu den für Golf spezifischen Verletzungen kommen, weil die Muskeln schwächer und leichter ermüdbar geworden, die Bänder nicht mehr so elastisch sind und arthrotische Veränderungen vorliegen. Diese Nachteile sind jedoch durch einen altersgerecht angepassten und weniger kraftvollen Schwung, durch Vorbereitung auf die Runde und körperlich und mental entspanntes Spiel oft ausreichend auszugleichen.
Der Orthopäde empfiehlt bei Arthrose Korrektur von Stand und Schwung durch den Pro, Anpassung des Materials (Schlägerlänge, Griff, Schuhe), sowie Dosierung des Trainings, Abwechslung, und vor der Runde Aufwärmen und Stretching.
Nach erfolgreichen Operationen und Ersatz von Hüft- oder Kniegelenk kann die Ausübung des Golfsports empfohlen werden (Pfeifer, Th., 2008).
Golf als Ausdauertraining sollte mit zunehmendem Alter dem individuellen Gesundheitszustand und Leistungsvermögen angepasst werden. So könnte man in Abstimmung mit seinen Ärzten sich darauf umstellen, z. B. nur noch neun Loch zu Fuß zu gehen und für die volle Runde einen E-Kart zu benutzen. Es ist jedenfalls keine gute Entscheidung, Golf aus Angst vor möglichen aber seltenen und vermeidbaren Schäden oder weil das Älterwerden gewisse Behinderungen mit sich bringt, aufzugeben oder nicht damit anzufangen. Im Gegenteil ist es ein Glücksfall, dass wir auch als Senioren noch weiter Golf spielen können. Es trainiert die Ausdauer und die körperlichen und mentalen Funktionen ganz nebenbei, während andere sich im Fitnessstudio dafür plagen müssen.
Durch Golf sind Fitness und Lebensqualität länger zu erhalten als durch andere Sportarten. Die einzig sicheren Folgeschäden treten nur dann ein, wenn man Golf aufgibt und damit auf seine heilenden und junghaltenden Wirkungen verzichtet.
Kapitel 3
Für Golf ist man nie zu alt
Wir hören nicht auf zu spielen weil wir alt geworden sind, sondern wir werden alt, weil wir aufgehört haben zu spielen.
(Bernhard Shaw)
Jeder Golfer fängt irgendwann an zu fragen, wann er für diesen Sport zu alt sein wird, denn Altern bedeutet schwach werden und nicht mehr können. Ist das wirklich so?
Die Fakten sind, dass im Vergleich zu anderen Sportarten der Leistungsgipfel für Golf relativ spät liegt, um 32 Jahre (Tennis 24 Jahre), und dass die Altersgrenze bis zu der man noch teilnehmen kann, unvergleichlich hoch ist. Tiger Woods war zwar erst 21 als er die erste Masters gewann, aber das Durchschnittsalter der Ryder Cup-Spieler ist 29 bis 37 Jahre. Alexander Cejka ist »schon« 45. Bernhard Langer spielte auf der British Open 2015 mit 57 noch mit und Tom Watson mit 65.
Mit 120 gesund sterben – die neuen Chancen
Wir haben das Glück in einer Zeit zu leben, in der die Lebenserwartung durch Verbesserungen der Lebensführung und durch die epochalen Fortschritte der Medizin gewaltig angestiegen ist. Statt 30 Jahre wie noch zur Zeit Goethes werden wir im Durchschnitt schon über 80 Jahre alt, mit steigender Tendenz, immer mehr Leute werden 80, 90 und mehr. Centenaries, über 100-Jährige, früher nur selten, gibt es mittlerweile schon viele. In den letzten 10 Jahren ist die Lebenserwartung um zwei Jahre gestiegen. Von den heute Geborenen wird jeder Dritte 100 Jahre alt werden.
Der Mensch gehört zu den langlebigsten Gattungen. Das artspezifische Alter beginnt bei den Eintagsfliegen, liegt bei Hauskatzen und Haushunden bei 20 bis 30 Jahren und ist beim Homo sapiens mit 120 Jahren ebenso hoch wie das der Elefanten, nur noch übertroffen von Schildkröten (um 170) und Grönlandwalen (bis 200). Alt wie Methusalem werden wir schon lange, denn seine 969 »Jahre« waren Mondjahre d. h. Monate, und er wurde 80 Jahre alt, ein für seine Zeit sehr hohes Alter. Der bisher nachweislich älteste Mensch war Jeanne Calment, die 1997 mit 122 Jahren starb. Sie kannte noch van Gogh persönlich und war eine witzige und clevere Person, z. B. verkaufte sie frühzeitig ihr Haus auf Leibrentenbasis. Es lohnt sich also richtig alt zu werden.
Mit 120 gesund sterben ist heute das Ziel. Das Altern fängt später an und verläuft langsamer als bei unseren Vorfahren. Die moderne Lebensweise und das hohe Niveau der modernen Wissenschaften tragen sehr dazu bei. Medizin, Pharmakologie, Molekularbiologie und andere erforschen die fließenden Vorgänge im Körper und finden laufend neue Ansatzpunkte, die Alterungsvorgänge zu beeinflussen. Da der Körper nicht unveränderlich fest ist, sondern dem ständigen Zelluntergang mit Zellerneuerung unterliegt, ist es wahrscheinlich, dass die Zellforschung weitere neue Ansatzpunkte für die Lebensverlängerung und Verbesserung der Lebensqualität finden wird.