Wenn alles doof ist, hilft nur noch Schokolade?. Dr. Catherine Senécal

Wenn alles doof ist, hilft nur noch Schokolade? - Dr. Catherine Senécal


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ein niedrigeres Normalgewicht, ist es sehr wahrscheinlich, dass auch das eigene Normalgewicht niedriger ist.

      Die einzige Möglichkeit zur Erhöhung des Normalgewichts besteht darin, sich phasenweise zum Diäthalten zu zwingen, dem dann wieder eine Gewichtszunahme folgt. Als Reaktion auf die Nahrungsbeschränkung beschützt der Körper seine Reserven und löst im Gehirn Signale aus, um an fette und gezuckerte Nahrung zu gelangen, weil er schnellstmöglich sein »Überleben« sichern will.

      Außerdem muss man zwischen einem »Voll sein« und einer Gewichtszunahme unterscheiden. Essen Sie zum Beispiel abends einen großen Teller Nudeln, wird jedes Gramm Kohlenhydrate mit drei Gramm Wasser in Ihren Körperreserven zwischengespeichert, was die Anzeige auf der Waage kurzzeitig nach oben schnellen lässt. Aber heißt das auch, dass Sie zugenommen haben?

      Wenn man dieser Logik folgt, würde es auch bedeuten, dass man schlanker wäre, wenn man Stuhlgang hatte, und die Anzeige der Waage fällt, oder? Das ist natürlich nicht einleuchtend, denn voll zu sein bedeutet nicht, dass man auch dicker ist. Das äußert sich nicht in einer automatischen Gewichtszunahme, denn es handelt sich um eine Wahrnehmung, um ein Gefühl. Die Anzeige auf der Waage sollte also keineswegs über unsere Laune entscheiden. Das Gewicht unterliegt nun einmal natürlichen Schwankungen.

       RICHTIG oder FALSCH?

      Es ist gut, sich jeden Tag zu wiegen.

      FALSCH

      Tägliches oder auch wöchentliches Wiegen verstärkt nur die zwanghafte Einstellung gegenüber dem Körper und dem Essen. Es reicht, sich einmal im Monat zu wiegen. Idealerweise gestattet man sich dabei eine Schwankung von 2 Kilogramm. Übersteigt das Gewicht die Obergrenze, nimmt man einige kleine Änderungen vor, zum Beispiel etwas kleinere Essensportionen oder etwas mehr Bewegung.

      Das Wiegen ist nur auf lange Sicht ein sinnvolles Hilfsmittel. Sich einmal im Monat zu wiegen reicht völlig aus, um eine echte Gewichtsveränderung zu erkennen. Man kann die Waage sogar ganz verbannen, wenn sie zu viel Druck ausübt! Eine weitere gute Idee ist es, sich nur in Gegenwart eines Experten zu wiegen (Ernährungsberater, Psychologe, Kinesiologe). Der Experte kann die Zahl auf der Waage deuten und Ihnen helfen, die vom Ergebnis ausgelösten Emotionen zu bewältigen.

      Binge–Eating: Wenn Heißhungerattacken das Leben bestimmen

      Statt einfach immer zu viel zu essen, erleben Menschen, die an einer Binge-Eating-Störung leiden, phasenweise Heißhungerattacken, bei denen sie in kürzester Zeit große Mengen an Nahrung zu sich nehmen. Von diesem Leiden Betroffene erleben während solcher Anfälle einen Kontrollverlust und im Anschluss starke Schuldgefühle und Scham. Ein Teufelskreis entsteht. Je hilfloser sie angesichts dieser Krisen sind, desto häufiger kommt es anscheinend zu diesem zwanghaften Verhalten. Da sie nicht durch ungeeignete Maßnahmen gegensteuern (Erbrechen, Abführmittel etc.), wie es Menschen mit Bulimie tun, sind viele von ihnen übergewichtig oder adipös.

      Menschen mit einer Binge-Eating-Störung sind in der Regel sehr unglücklich. Dennoch ist diese Störung noch wenig bekannt. Auch die Bezeichnung »zwanghafter Esser« oder »Überesser« (abgeleitet vom englischen overeater) wird inzwischen häufiger verwendet. Aufgrund des täglichen Kampfes gegen den einen Bissen zu viel, der die nächste Heißhungerattacke auslöst, leben die Überesser in tiefer Verzweiflung. Jede Mahlzeit, jeder Happen zwischendurch ist eine Herausforderung für die Selbstkontrolle und die Berücksichtigung der eigenen Hungersignale. Die unvermeidlichen Schuldgefühle, die jedem Kontrollverlust folgen, sind zerstörerisch. Verachtung, Furcht und Scham führen zu seelischer Not.

      Zwanghafte Esser fokussieren sich ganz auf ihren Körper, der – deformiert durch die zahlreichen Misshandlungen – das ohnehin schwache Selbstwertgefühl nur noch mehr schwächt. Die vielen drastischen Diäten verstärken das zwanghafte Verhalten. Das führt zu immer neuen Niederlagen, einem Jo-Jo-Effekt in Bezug auf das Gewicht und zu selbstzerstörerischen Schuldgefühlen.

      Wissenswertes zur Binge–Eating–Störung

      Im Gegensatz zur Bulimie, von der viel mehr Frauen als Männer betroffen sind, sind etwa 40 Prozent der Binge-Eater männlichen Geschlechts (der Unterschied zwischen Bulimie und Binge-Eating-Störung wird in Anhang 1, → Seite 205 ff., erklärt). Obwohl es keine genaue Statistik gibt, schätzt man, das rund neun Prozent der Bevölkerung von dieser Störung betroffen sind, während die Bulimie nur ein bis zwei Prozent der Menschen trifft.

      Binge-Eating:

       tritt bei Menschen aller Ethnien auf,

       tritt verstärkt bei Menschen auf, die versuchen abzunehmen,

       tritt bei Menschen auf, die im Durchschnitt zwischen vierzig und fünfzig sind.

      Es gibt weitere Störungen des Essverhaltens (Magersucht, Bulimie, nächtlicher Heißhunger etc.), die im Anhang 1, → Seite 205 ff., erläutert werden.

      Habe ich ein problematisches Essverhalten?

      Trotz der beschriebenen Elemente ist es möglich, dass Sie noch immer unsicher sind in Bezug auf Ihr eigenes Essverhalten.

      Dieser Fragebogen5 zur Früherkennung wird Ihnen weiterhelfen!

JaNein
1.Haben Sie das Gefühl, beim Essen keine Kontrolle zu haben?
2.Denken Sie ständig ans Essen?
3.Essen Sie, auch wenn Sie nicht hungrig sind?
4.Verstecken oder horten Sie Essen?
5.Essen Sie heimlich?
6.Essen Sie, bis Ihnen schlecht wird?
7.Essen Sie, wenn Sie unter Stress stehen, sich Sorgen machen oder Trost suchen?
8.Sind Sie nach dem Essen angeekelt, beschämt oder deprimiert?
9.Fühlen Sie sich machtlos, weil Sie nicht aufhören können zu essen, obwohl Sie es wollen?
10.Sind Sie ständig unzufrieden, egal wie viel Sie essen?
11.Haben Sie öfter als ein Mal in der Woche eine Heißhungerattacke?
12.Sind Sie übergewichtig oder adipös?

      Auswertung

      Eine bis drei bejahende Antworten ➨ Es ist ratsam, die eigene Ernährung im Lauf der nächsten Monate zu überwachen und einen Termin bei einem Ernährungsberater ins Auge zu fassen. Ihr Essverhalten könnte manchmal konfliktreich sein.

      Vier oder mehr bejahende Antworten ➨ Es


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