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[]“ (1 Kor 4,9) für die Welt geworden.
Auch Karl Rahner beschreibt die Gesamtgeschichte, die aufgrund des Christusereignisses Heilsgeschichte sei, als gottmenschliches Drama, betont aber stärker als Balthasar, dass der Ausgang dieses Dramas durch die eschatologisch siegreiche, heilsgeschichtliche Sendung des Sohnes bereits endgültig entschieden sei,47 was ihm von Seiten Balthasars und anderer den Vorwurf einer triumphalistischen Theologie bzw. einer Vernachlässigung der theologia crucis eingebracht hat.48
Natürlich birgt die Beschreibung der Welt, der Geschichte, des Diesseits als Spiel auch Gefahren, wie etwa eine mögliche dualistische Ablehnung der materiellen Wirklichkeit, eine blinde Weltflucht oder die zynische Entwertung alles menschlichen Entscheidens, Tuns und vor allem auch Leidens. Hier ist aber auf das antike Spielverständnis zu verweisen, das dem Spiel durchaus ernsten Charakter zuerkennt. So ließe sich im Aufgriff des obigen Platonzitats formulieren: Der spielende Mensch hat verstanden, dass allein Gott allen Ernstes würdig ist und dass es die Aufgabe des Menschen ist, sich spielend und bereitwillig dareinzufügen, Spielzeug bzw. -partner Gottes zu sein. Und Aristoteles spricht in seiner „Nikomachischen Ethik“ von der Tugend der
, des Spielenkönnens: Der Spielenkönner () ist der ausgewogene, der lebenstaugliche Mensch, der Mensch der Mitte (Dem Spiel eignet eine fundamentale Zwecklosigkeit, die einen tieferen Sinn bzw. ein Ziel implizieren kann; und so haben auch Welt und Kosmos keinen Zweck, sondern ein eigentliches, tieferes Ziel, das jenseits ihrer selbst und all ihrer Vorstellungshorizonte in Gott liegt. Ganz in diesem Sinne schreibt Maximus Confessor:
„Wenn aber auch wir selbst, nach der gegenwärtig herrschenden Abfolge unserer Natur zuerst nach Ähnlichkeit mit den übrigen irdischen Lebewesen gezeugt werdend, dann Kinder werdend, dann, nachdem unsere Jugend nach Art einer kurzlebigen Blüte zur Runzligkeit des Alters geeilt ist, tot sein werdend und in ein anderes Leben versetzt, von diesem gottbegeisterten Lehrer ,Spiel(zeug) des Gottes‘ genannt wurden, [so ist das] nicht außerhalb des Angemessenen. Denn im Vergleich zu dem künftigen Urbild des göttlichen und wahren Lebens ist das gegenwärtige Leben ein Spiel(zeug), und alles, wenn es noch etwas anderes gibt, was weniger seinshaft ist als dieses.“51
So hatte schon Clemens Alexandrinus geschrieben: Das Leben ist ein „göttliches Kinderspiel“.52 Dieses tiefere Ziel von Welt und Geschichte zeigt sich dem religiösen Menschen, der sich in zweiter, rational verantworteter Naivität als Spielzeug und Spielpartner Gottes in dessen Hände legen und dem großen heilsgeschichtlichen Spielplan Gottes von Herzen zustimmen kann. Könnte dies nicht in der Tat das sein, was Jesus meinte, als er vom Wie-die-Kinder-Werden und vom bergeversetzenden Glauben sprach? Spielend Spielzeug Gottes sein? Der wesentliche Ausdruck dieser Grundeinstellung ist das „Spiel“ der Liturgie, jenes zweckfreie Tun des Menschen, in dem er sich so sehr Gott überantwortet und diesen walten bzw. „spielen“ lässt, dass sich ihm anfanghaft die himmlische Liturgie, das ewige Spiel Gottes und der Heiligen, eröffnet.53
So steht am Ende der Überlegungen nun wiederum der homo ludens, der aristotelische
1 Als klassische Referenztexte sind hier zu nennen Johan HUIZINGA: Homo ludens: Vom Ursprung der Kultur im Spiel / Hans NACHOD (Übers.). Reinbek: Rowohlt, 222011 (Rowohlts Enzyklopädie; 55435); Frederik Jacobus BUYTENDIJK: Wesen und Sinn des Spieles: Das Spielen des Menschen und der Tiere als Erscheinungsform der Lebenstriebe. Berlin: Wolff, 1933; Gerhard VON KUJAWA: Ursprung und Sinn des Spiels: eine kleine Flugschrift versehen mit Randbemerkungen eines Schildbürgers. Leipzig: Seemann, 1940 (Kleine Bücherei zur Geistesgeschichte; 4). Vgl. auch Frederik Jacobus BUYTENDIJK: Das menschliche Spielen. In: Hans-Georg GADAMER; Paul VOGLER (Hrsg.): Kulturanthropologie. Stuttgart: Georg Thieme, 1973 (Neue Anthropologie; 4), S. 88–122; Roger CAILLOIS: Die Spiele und die Menschen: Maske u. Rausch / Sigrid VON MASSENBACH (Übers.). Frankfurt a. M.: Ullstein, 1982; Harvey COX: Das Fest der Narren: Das Gelächter ist der Hoffnung letzte Waffe. Stuttgart: Kreuz-Verlag, 41972; Gunter GEBAUER; Christoph WULF: Spiel – Ritual – Geste: mimetisches Handeln in der sozialen Welt. Reinbek: Rowohlt, 1998 (Rowohlts Enzyklopädie; 55591); Gerd GRÜNEISL (Hrsg.): Mensch und Spiel: Der mobile „homo ludens“ im digitalen Zeitalter. Unna: LKD-Verlag, 2001; Ursula Pia JAUCH: Homo ludens – der Mensch, ein Spieler. Zürich: Vontobel-Stiftung, 2001; Stefan KIECHLE: Spielend leben. Würzburg: Echter, 2008 (Ignatianische Impulse; 34); Franz MAHR; Albert SCHLERETH (Hrsg.): homo faber, homo ludens. München: Kösel, 1971 (Alternativen; 9); Jürgen MOLTMANN: Die ersten Freigelassenen der Schöpfung: Versuche über die Freude an der Freiheit und das Wohlgefallen am Spiel. München: Kaiser, 61981; Jörg SPLETT: Spiel-Sinn. In: Peter REIFENBERG (Hrsg.): Sehnsucht nach Sinn: Hoffnung – Orientierung – Glauben. Frankfurt a. M.: Josef Knecht, 2003, S. 95–101.
2 HERAKLIT: Fragment 52. In: Hermann DIELS; Walter KRANZ (Hrsg.): Die Fragmente der Vorsokratiker: Griechisch und Deutsch. Bd. 1. Berlin: Weidmann, 61951, S. 162: „