Das Basische Prinzip. Dr. Jacobs Schutzformel gegen die größten Gesundheitskiller unserer Zeit. Barbara Simonsohn
Marathon sterben durchschnittlich ein bis drei Menschen an Herzinfarkt oder Schlaganfall aufgrund der extrem hohen Belastung bei vorgeschädigten Gefäßen. Sportliche Betätigung ist wichtig, bei einer ungesunden Ernährungsweise sind allerdings Extrembelastungen mit Risiken verbunden.
Erschwerend kommt hinzu, dass die übliche westliche Ernährung nicht nur säurebildend ist, sondern auch den Cholesterinspiegel erhöht. Erhöhte Cholesterinwerte plus Kalziumphosphat-Ablagerungen in den Gefäßen bilden die perfekte Kombination für die verbreitete Arteriosklerose oder Arterieninnenwandverkalkung. Auf dieser Grundlage können sich tödliche Gefäßverschlüsse entwickeln. Es ist daher nicht verwunderlich, dass eine säurebildende Ernährung mit einer erhöhten Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen Hand in Hand geht. Herz-Kreislauf-Erkrankungen stellen bei uns die Todesursache Nummer eins dar, noch vor Krebserkrankungen.
Übersäuerung und Kalzium-Paradox
Zur dauerhaften Prophylaxe und Normalisierung des Blut-Bikarbonatpuffers sind basenbildende Kalium-, Magnesium- und Kalziumverbindungen möglichst aus Gemüse und Obst oder Basenpräparate auf Citratbasis sinnvoll. Vorbeugende Maßnahmen für einen ausgeglichenen Basen- und Mineralstoff-Haushalt sind spätestens ab 40 Jahren angezeigt, vor allem, wenn Sie sich öfters reizbar, erschöpft und überempfindlich fühlen oder unter unreiner Haut, brüchigen Nägeln, glanzlosem und sprödem Haar leiden.
Das Konzept hat sich auch in einer klinischen Studie in der Schweiz bestätigt. Bei postmenopausalen Frauen mit Osteopenie erhöhte sich mit der Zufuhr von 1,2 Gramm Kalium (als Kaliumcitrat) sowie zusätzlich 500 Milligramm Kalzium und 400 IE Vitamin D über zwölf Monate hinweg die Knochendichte deutlich, und die Knochenstruktur verbesserte sich. Die Vergleichsgruppe, die nicht basenbildendes Kaliumchlorid mit Kalzium und Vitamin D bekam, erreichte diesen Effekt nicht, sondern stattdessen sogar einen verschlechterten Knochenstatus.2 Der Kalziumverlust über die Niere und der Kalziumabbau in den Knochen wurde gestoppt. Zugleich sank der Blutdruck stark: systolisch 7,9 mmHg und diastolisch 6,4 mmHg.
Andere große Studien belegen die große Rolle von Magnesium in der Behandlung und Prävention von Knochenschwund.
Die Störung des Kalzium-Stoffwechsels
Die Störung des Kalzium-Stoffwechsels betrifft nicht nur Ältere, nimmt aber mit Lebensjahren stark zu. Es gibt auch geschlechtsspezifische Unterschiede. Bei Frauen entwickelt sich nach der Menopause, dem Ende ihrer Menstruationsphase, oft eine Osteoporose, da der Knochenabbau nach den Wechseljahren hormonell begünstigt wird. Bei Männern, deren Knochenmasse höher ist und bei denen keine hormonelle Umstellung auftritt, machen sich azidosebedingte Störungen des Kalzium-Haushalts zuerst in Nierengrieß und Nierensteinen bemerkbar sowie in der Verkalkung oder Kalzifizierung der Herzkranzarterien, auch Koronararterien genannt, und der großen Halsschlagader, der Karotis. Der Knochenschwund tritt bei Männern oft verzögert auf und wird meist kompensiert.
Die Gefahr für Herzinfarkt und Schlaganfall wächst durch die Mechanismen des Kalzium-Paradoxes stark an. Selbst relativ schlanke Menschen mittleren Alters begeben sich in Lebensgefahr, wenn sie unter akutem Stress stehen, sich einseitig ernähren und sich körperlich überanstrengen. Weiteres im Kapitel über Stress (→ Seite 86 ff.).
VITAMIN D3 UND K2 ALS REGULATOREN DES KALZIUM-STOFFWECHSELS
Je älter der Mensch wird, desto weniger Kalzium steht ihm meistens zur Verfügung. Dies hat mehrere Gründe. Zum einen wird meist weniger Kalzium über die Nahrung aufgenommen. Im Darm wird weniger Kalzium absorbiert, weil der Vitamin-D-Gehalt im Blut durch eine verringerte Vitamin-D-Herstellung in den Nieren und in der Haut abnimmt. Vitamin D hebt den Kalziumgehalt des Blutes an. Bei einem – verbreiteten – Vitamin-D-Mangel kommt es zu einer erniedrigten Kalziumkonzentration im Blut. Darüber hinaus scheiden Frauen nach der Menopause mehr Kalzium über die Nieren aus und sind daher besonders in dieser Zeit von Knochenschwund oder Osteoporose betroffen. Zu niedrige Kalziumspiegel im Blut werden auf Kosten der Knochenspeicher erhöht.
Der Vitamin-D-Spiegel im Blut fällt deutlich ab, auch bedingt durch die geringere Bildung dieses Vitamins in der Haut bei Sonnenbestrahlung. Übrigens verhindert ein Sonnenschutz bereits ab dem Sonnenschutzfaktor 15 die Bildung dieses »Sonnenvitamins« in der Haut.
Vitamin D, genauer gesagt Vitamin D3, ist nicht nur das »Sonnenvitamin«, sondern auch das »Knochenvitamin«. Es handelt sich um ein fettlösliches Vitamin, das vor allem über die Haut mithilfe der UVB-Strahlung der Sonne gebildet wird. Ein Vitamin-D-Mangel ist weitverbreitet und betrifft sämtliche Bevölkerungsschichten. Mit der Ernährung hat dieser Mangel wenig zu tun, weil sie nur in geringem Maße zur Vitamin-D-Versorgung beiträgt. Eine ausreichende Versorgung mit diesem Vitamin stärkt das Immunsystem und schützt vor Infektionen. Dieses Vitamin wird außerdem für eine gesunde Muskelfunktion benötigt sowie für den Knochenstoffwechsel und schützt dadurch vor Osteoporose.
Vitamin D3 spielt eine wichtige Rolle als Regulator des Kalziumhaushalts, indem es die Knochendichte stärkt, die Muskelstärke positiv beeinflusst und das Gleichgewicht vom Kalzium im Gehirn – die Kalzium-Homöostase – reguliert. Neue Studien zeigen auch, dass Vitamin D wirksam gegen Depressionen ist und die geistige Leistungsfähigkeit im Alter fördert. Vitamin K2 ist wie Vitamin D ein fettlösliches Vitamin, es gehört zu den »Edeka-Vitaminen« E, D, K und A. Vitamin K2 wird von Mikroorganismen gebildet. Vitamin K1 und K2 spielen eine wesentliche Rolle bei der Aktivierung der Gerinnungsfaktoren. Darüber hinaus nimmt dieses Vitamin eine bedeutende Rolle für unser Herz-Kreislauf-System ein, da es Kalziumphosphatablagerungen in den Blutgefäßen verhindert. Zusätzlich hilft es bei der Mineralisierung, der Einlagerung von Mineralstoffen, in Knochen und Zähnen.
Für den Einbau von Kalzium in die Knochen sind Calcitriol oder aktiviertes Vitamin D3 und Vitamin K2 im Zusammenspiel verantwortlich. Sie fördern die Mineralisierung der Knochen und wirken der Einlagerung von Kalzium in die Blutgefäße entgegen.
Das Gesagte bedeutet, dass es keinen Sinn hat zu versuchen, die Kalziumwerte durch Nahrungsergänzungsmittel zu erhöhen, wenn die Vitamine D3 und K2 fehlen und daher das Kalzium nicht in die Knochen eingebaut werden kann. Dann kann es mehr schaden als nützen, vor allem wenn es in den üblichen hohen Einzeldosen von einem Gramm Kalzium verabreicht wird. Schlimmstenfalls trägt das »Zuviel« an Kalzium, das wegen des Mangels an Vitamin K und D nicht in die Knochen eingebaut werden kann, zur Arteriosklerose bei.
Die ganzheitliche Lösung für das Kalzium-Paradox
1. Aufnahme von Kalzium vor allem aus Gemüse und Obst oder als Citrate und Laktat – nicht über Milchprodukte.
2. Falls nötig, Kalzium immer in Synergie mit Magnesium- und Kaliumcitrat ergänzen, um die Übersäuerung als Ursache des gestörten Kalzium-Stoffwechsels auszugleichen.
3. Gute Vitamin-D3-Blutspiegel sicherstellen (75–125 nmol/l bzw. 30–50 ng/ml).
4. Eventuell Vitamin K2 als Nahrungsergänzung zuführen, um das Kalzium in die Knochen zu transportieren. Bei bestehender Osteoporose werden 180 Mikrogramm K2 empfohlen, zur Prävention 75 Mikrogramm.
Bei uns gelten als übliche Hauptquelle für Kalzium Milchprodukte. Wenn Sie unter Knochenschwund oder Osteoporose leiden, gibt Ihnen meist der Arzt die Empfehlung, mehr Milchprodukte zu verzehren. Das Fatale jedoch ist, dass Milchprodukte einen hohen Gehalt an säurebildendem Phosphat aufweisen. Daher ist es wesentlich sinnvoller, basenbildendes Kalzium aus pflanzlichen Quellen wie Gemüse, Obst und Kräutern zu sich zu nehmen, zumal dieses auch noch die Übersäuerung ausgleicht. Gemüse und Obst enthalten im Gegensatz zu Milchprodukten neben Kalzium nämlich auch reichlich basenbildendes Magnesium- und Kaliumcitrat, die für den Säure-Basen-Haushalt ebenfalls von sehr großer Bedeutung sind. Zahlreiche Studien zeigen, dass basenbildende Gemüse sowie Kalzium-, Kalium- und Magnesiumcitrat die Kalzium-Ausscheidung über den Urin verringern und die Knochenstruktur verbessern.
Kalzium sollte nie hoch dosiert, sondern in