Das Basische Prinzip. Dr. Jacobs Schutzformel gegen die größten Gesundheitskiller unserer Zeit. Barbara Simonsohn
Ich leide unter starkem Haarverlust (ausgeprägte Glatze bei Männern). (4 Punkte)
Auswertung
0–11 Punkte Super! Ihre Lebensweise spricht für einen ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt. Machen Sie weiter so!
12–24 Punkte Sie sind auf dem richtigen Weg!
25–46 Punkte Ihr Lebensstil und Ihre Ernährung bringen Ihren Säure-Basen-Haushalt aus dem Gleichgewicht.
Versuchen Sie, dem entgegenzuwirken. Haben Sie die Möglichkeit, Ihre Ernährung gesünder zu gestalten oder mehr Bewegung in Ihren Alltag einzubauen? Versuchen Sie es Schritt für Schritt. Sie werden mit einem tollen Körpergefühl belohnt!
Milch gilt in unserer Kultur als gesund, und ich erinnere mich noch gut an die seit 1977 von der EU geförderte Schulmilch-Kampagne. Das Kalzium in der Milch soll vor Osteoporose schützen. Merkwürdig ist nur, dass gerade in den »Milchländern« Europa und USA Osteoporose oder Knochenschwund wesentlich verbreiteter sind als in Ländern, in denen Milchprodukte (noch?) nicht zum Ernährungsalltag gehören. Wie kann das sein?
Einerseits leiden in den westlichen Ländern viele Menschen – nicht nur Frauen! – an Osteoporose und andererseits an Gefäßverkalkung durch Kalziumphosphat-Ablagerungen und kalziumhaltige Nierensteine. Dieses erstaunliche Phänomen ist als »Kalzium-Paradox« bekannt, das aber noch nicht wirklich in der Öffentlichkeit angekommen ist.
Die Menschen mit der höchsten Kalzium-Aufnahme überwiegend aus Milch und Milchprodukten weisen die höchste Rate an Hüftbrüchen und Osteoporose auf. Inzwischen ist gut belegt, dass große Mengen Kalzium das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen. Offenbar landet das Kalzium nicht dort, wo es hinsoll, nämlich in die Knochen. Stattdessen verkalkt es die Gefäße und fördert das Risiko für plötzlichen Herztod. Man könnte sich jetzt fragen: Ist das ein Irrtum der Natur oder vielleicht eine Folge unserer unnatürlichen Lebensweise? Zur Klärung dieser Frage lade ich Sie ein, tiefer in die Regulierung des Kalzium-Stoffwechsels einzusteigen.
Die Bedeutung von Kalzium und Phosphat
Kalzium ist der mengenmäßig am stärksten vorhandene Mineralstoff in unserem Körper. Rund ein Kilo Kalzium ist hauptsächlich in Knochen, Zähnen, Knorpeln, Haaren und Nägeln eingelagert. Kalzium ist das wichtigste Mineral für unsere Knochen und lebenswichtig für die Blutgerinnung sowie die Funktionen von Muskeln und Nerven. Kalzium als basisches Mineral spielt im Säure-Basen-Haushalt eine wichtige Rolle. Bei einer Übersäuerung nämlich wird Kalzium aus den Knochen freigesetzt, um Säuren im Körper abzupuffern. Der Körper tut – fast – alles, um den pH-Wert des Blutes stabil zu halten und eine lebensgefährliche akute oder Blutazidose zu verhindern.
Eine säurelastige Ernährung mit viel Salz erhöht den Abbau von Kalzium im Knochen, die Kalzium-Ausscheidung über den Urin und die Bildung von Nierensteinen. Statt die Knochen zu stabilisieren und dem Knochenaufbau zu dienen, ist Kalzium vermehrt in Blutgefäßen und Nieren unterwegs und lagert sich ab.
Etwa die Hälfte des Kalziums liegt im Blut frei vor, 40 Prozent sind an Proteine gebunden und 10 Prozent an Phosphat, Citrat, Sulfat und Hydrogencarbonat. Die Menge des freien, ionisierten Kalziums steigt, wenn mehr Säuren im Blut auftreten. Es ist bekannt, dass eine chronische Phosphatbelastung im Blut die Verkalkung von Blutgefäßen und Geweben stark fördert. Bei erhöhten Phosphatspiegeln im Blut kommt es zu einer verstärkten Ausfällung von Kalziumphosphat. Bei chronisch Nierenkranken liegt meist eine metabolische Azidose vor, weil die Nieren die Säuren nicht mehr ausscheiden können. Nierenkranke leiden schon sehr früh an ausgeprägten Gefäßverkalkungen, die man sich nicht so richtig erklären kann.
Dr. Jacob beschreibt diesen Mechanismus folgendermaßen und betont: »Dass mehr Säuren im Blut so stark die Menge an freiem Kalzium im Blut verändern, ist ein extrem wichtiger, unterschätzter Mechanismus und das Kernproblem des Kalzium-Paradoxes. Das freie Kalzium kann jetzt mit Phosphat als das Salz Kalziumphosphat an der Gefäßwand ausfällen und diese ›verkalken‹. Noch schlimmer: Freies Kalzium aktiviert auch die Gerinnungskaskade, das heißt, das Blut gerinnt in den Gefäßen. Genau dieser Mechanismus tritt bei einer Mangeldurchblutung auf: Die Zellen haben zu wenig Sauerstoff und vergären daher Zucker zu Milchsäure. Diese senkt den pH-Wert des Blutes und setzt Kalzium frei, was das Blut gerinnen lässt. So entsteht aus einer Durchblutungsstörung schnell ein Gefäßverschluss, wie bei einem Schlaganfall und Herzinfarkt.«
Kalzium, das auf diese Weise dem Blutkreislauf entzogen wurde und ihm verloren ging, wird aus dem Knochenabbau ersetzt, also den Knochen entzogen. Kalziumphosphat aus Milchprodukten ist besonders problematisch. Mit einem Liter Milch – und der kommt schnell zusammen, wenn man Käse, Joghurt und andere Milchprodukte zusammenzählt – nehmen wir 1200 Milligramm Kalzium und 900 Milligramm Phosphat auf. Käse ist hierbei besonders konzentriert und darüber hinaus stark säurebildend. Wenn große Mengen Kalzium und Phosphat aus der Nahrung auf einmal anfallen, hat der Körper allerhand zu tun, diese aus dem Blut an die richtigen Stellen zu bringen, nämlich in die Knochen, oder sie über die Nieren auszuscheiden. Das Risiko steigt stark an, dass das Kalzium und Phosphat im Blut miteinander als das Salz Kalziumphosphat ausfällen und die Arterien verkalken. Die Gefahr für Herzinfarkt und Schlaganfall wächst.
Latente metabolische Azidose und Gefäßverkalkung
Nierenerkrankungen gehen meist mit einer chronischen Azidose Hand in Hand. Bei Nierenerkrankungen oder Niereninsuffizienz – einer geschwächten Nierenfunktion – lässt die Filterrate des Blutes nach. Daraus ergeben sich als Folgeschäden Muskelschwund, Knochenabbau sowie vorzeitige und ausgeprägte Gefäßverkalkungen. Nicht nur Azidose fördert Nierenerkrankungen, dies gilt auch umgekehrt. Wenn die Nieren nicht mehr richtig arbeiten, können sie Säuren nur unzureichend ausscheiden, und der Organismus übersäuert weiter. Im Alter lässt nicht nur bei Nierenkranken, sondern bei den meisten Menschen die Nierenfunktion nach. Dadurch entwickelt sich eine niedriggradige metabolische Azidose.
Der Mechanismus ist einfach zu verstehen. Bei einer metabolischen Azidose liegt mehr freies Kalzium im Blut vor, das mit dem im Blut gelösten Phosphor reagiert und als Kalziumphosphat ausfällt. Das Ergebnis ist, dass die Gefäße verkalken. Steigt der Säuregehalt im Blut, bedeutet das, dass der Blut-pH-Wert sinkt, freie Kalzium- und Phosphat-Ionen miteinander reagieren: Kalziumphosphat fällt an der Gefäßwand aus und fördert die Arterieninnenwandverkalkung.
Dies ist ein Prozess, der nicht über Nacht passiert, sondern schleichend über Jahre und Jahrzehnte. Und doch ist er keinesfalls harmlos, sondern er schafft die Bühne für lebensbedrohliche Ereignisse. Ältere Menschen sind besonders betroffen, weil die Pufferkapazität der roten Blutkörperchen und des basischen Bikarbonat-Speichers im Alter verringert ist. Treten in den verengten Gefäßen unter Anstrengung Durchblutungsstörungen und eine örtliche Blutleere mit mangelhafter Blutversorgung auf, steigt dort die Rate der Aufspaltung von Traubenzucker in Milchsäure. Durch die intensive Produktion von Milchsäure und die verringerte Pufferkapazität kommt es lokal zu einem starken Abfall des pH-Wertes in den sauren Bereich. Dies führt zum einen zum Phänomen der »Azidosestarre der Erythrozyten«, der roten Blutkörperchen. Sie quellen durch Wasser und Verschiebung der Mineralstoffe auf, sind damit nicht mehr verformbar und behindern dadurch die Mikrozirkulation.
Zum anderen führt durch die lokale Azidose verursachte Konzentration von freiem Kalzium dazu, dass die Blutgerinnungskaskade in Gang gesetzt wird. Durch den lebenswichtigen Prozess der Blutgerinnungskaskade wird die bei Verletzungen der Blutgefäße entstehende Blutung zum Stillstand gebracht, der übermäßige Austritt von Blut aus dem Blutkreislauf verhindert und die Voraussetzung für eine Wundheilung geschaffen. Bei der Blutgerinnungskaskade ist Kalzium der zentrale Co-Faktor. Doch wenn die Blutgerinnung im Gefäß einsetzt, führt dies zum Gefäßverschluss. Sowohl Gefäßverkalkung als auch die Aktivierung der Blutgerinnungskaskade