Qualität in Pfarreien. Thomas Wienhardt
schlecht läuft.
„Nicht, also die einen sagen, äh, eine Pfarrei ist dann erfolgreich, oder eine Gemeinde, wenn sie möglichst oft in die Zeitung kommt. (…) Das finde ich nicht. Aber das ist nur ein Aspekt. Dann haben sie eine gute Öffentlichkeitsarbeit. (…) Und wenn man nämlich seine Arbeit gut macht, ist man eher nicht im Gespräch.“
Aus ehrenamtlicher Sicht wurden noch einige andere messbare Anhaltspunkte gegeben. Die Zahl der Personen, die in eine andere Kirche ausweichen, oder die Zahl derer, die an Weihnachten in die Kirche gehen. Auch die Zahl derer, die sonntags den Gottesdienst vor dem Fernseher verfolgen, wurde in den Blick genommen.
Mit all diesen Beispielen, auch wenn diese sehr auf mengenorientierte Indikatoren fokussierten, wird deutlich, dass es zwar Grenzen gibt, was messbar ist (dabei wird die Frage nach dem Verständnis von Gemeinde und Pastoral an dieser Stelle ausgeblendet). Darauf verweist auch Klostermann, wenn er deutlich macht, dass christlicher Glaube im Innersten der Menschen nicht direkt messbar sei und manches Engagement zunächst in kleinen Schritten verbleibt.237 Zugleich wird aber weniger grundsätzlich ausgeschlossen, dass die Wirkung pastoralen Handelns in irgendeiner Form spürbar sein muss. Hier hat offenbar jede Person eine eigene Vorstellung. Vielmehr scheint es eine Frage zu sein, welche Indikatoren denn eigentlich geeignet sind. Das zeigt die Diskussion um die Kirchgängerzahlen sehr deutlich - hier gehen die Meinungen durchaus auseinander. Es werden auch Indikatoren genannt, die in der Breite kaum verwendet werden.
Demnach muss es darum gehen, die Eignung von Wirkungs- bzw. Ergebniskriterien herauszufinden. Die Beurteilung, welche Ergebniskriterien geeignet sind und welche weniger, kann an dieser Stelle noch nicht geleistet werden. Darauf wird an späterer Stelle eingegangen. Diese Studie kann dazu erste Hinweise geben.
Gabriel verweist darauf, dass Messbarkeit formal Ziele benötigt, die operationalisiert wurden, d. h., in pastorale Programme übersetzt und mit geeigneten Indikatoren überprüfbar gemacht wurden. Erfolg kann demnach nicht direkt gemessen werden. Erfolg benötigt Indikatoren, die stellvertretend für den Sachverhalt stehen.238
„Die Qualität der Erfolgsmessung ist entscheidend davon abhängig, wie gut die Indikatoren ihre Stellvertretungsfunktion erfüllen.“239
Damit muss die Messung von Erfolg in Zeiten ständigen Wandels stets auch die eigenen Maßstäbe überprüfen, damit das Handeln von Kirche ihrem Auftrag entlang erfolgt.240
Arten von Ergebniskriterien
Um das Problem des Messens aber noch besser in den Griff zu bekommen, muss an dieser Stelle die Frage reflektiert werden, welche Arten von Indikatoren existieren. Denn zumeist wird eingleisig an das Zählen irgendeiner Menge an Einheiten gedacht, so z. B. eben an Kirchgängerzahlen oder auch Einnahmen, Teilnehmerzahlen usw.
Aber das ist nicht ausreichend. Nicht nur die International Croup of Controlling nimmt vier Wirkungsdimensionen in den Blick, die je nach Auftrag oder Organisation unterschiedlich bedeutsam sind.241 Das ist gerade für die Situation von Non-Profit-Organisationen geeignet.
1. „Output“: Dabei handelt es sich einfach nur um die Menge von Veranstaltungen, Produkten, Dienstleistungen oder anderer zählbarer Leistungen, die in einer Organisation hervorgebracht werden.
„Der Output zeigt, wie viele Inszenierungen die Oper (mit gegebenen Inputfaktoren) in einer Saison schafft, er zeigt aber nicht, ob die Oper im nationalen Ranking einen Spitzenrang innehat. Der Output des Naturschutzbundes zeigt die Fläche der angekauften Landschaftsgebiete, nicht aber, ob sich dort wieder Seeadler angesiedelt haben.“242
2. „Outcome“: Der gesellschaftliche Nutzen, der durch die Leistungen einer Organisation entfaltet wird. Es entstehen also Wirkungen bei Dritten oder mit Blick auf das Gemeinwohl.
„Die Oper produziert als Outcome urbane Lebensqualität, nicht Applaus des Publikums. Und der Outcome des Naturschutzgebietes lässt sich über die Artenvielfalt bestimmen, nicht über Arbeitsplätze in der Forstwirtschaft.“243
3. „Effect“: Es handelt sich um Wirkungen, die objektiv vorhanden und auch nachweisbar sind.
„Abgebildet werden hier zielgruppenspezifische, intendierte, von der Wahrnehmung und Deutung der Zielgruppen unabhängig bestehende Wirkungen. (…)
Der Effect eines Opernspielplanes könnte in der zielgruppenspezifischen Zahl der Abonnenten gemessen werden, und ein Effect des Naturschutzgebietes ließe sich in den Übernachtungszahlen der Wanderhütten ablesen, und nicht in der Zufriedenheit des Hotel- und Gaststättenverbandes.“244
4. „Impact“: Darunter fallen die Wirkungen, die ein Leistungsempfänger subjektiv empfunden hat, und die eine Reaktion auf eine Leistung darstellen.
„Impacts als subjektive Reaktionen sind Einstellungen, Urteile, Zufriedenheitsäußerungen, aber auch die Änderung bzw. Stabilisierung von Verhaltensweisen. (…)
Der Stolz der interessierten Bevölkerung auf die Leistungsqualität der städtischen Oper stellt einen Impact dar, nicht die Anzahl der Fernsehaufzeichnungen neuer Inszenierungen. Die subjektive Wirkungsseite des Naturschutzgebietes liegt in der Akzeptanz, die Wanderwege nicht zu verlassen, unabhängig von der Wahrscheinlichkeit, dadurch objektiv die Begegnung mit einem Braunbären vermeiden zu können.“245
Diese vier Wirkungsdimensionen können noch weiter differenziert betrachtet werden, wenn noch die Perspektive der involvierten Personengruppen mit einbezogen wird. Dann kann jede Wirkungsdimension theoretisch, aber auch nicht zwingend, je nach Personengruppe beantwortet werden. Die relevanten Personengruppen sind demnach die direkten Wirkungsempfänger, die weiteren Stakeholder (wie z. B. Gesellschaft oder Umwelt), die Finanziers und die Mitglieder (oder auch die internen Stakeholder).246
Auch wenn es Grenzen der Messbarkeit gibt und daher an vielen Stellen mit Indikatoren gearbeitet werden muss, die einen betrachteten Gegenstand nicht direkt, sondern nur seine Auswirkungen erfassen: Es kann vieles fassbar gemacht werden, auch wenn manchmal mehr Umstände notwendig sind. Ein anderes Phänomen, das offenbar grundsätzlich für Organisationen aus dem Nonprofit-Bereich gilt, ist, dass es häufig nicht möglich ist, die Performance von NPOs zu erfassen oder zu überprüfen. Das liegt aber weniger an der tatsächlichen Möglichkeit des Gegenstands als vielmehr an unprofessionellem Agieren oder (un-)bewussten Machtverhältnissen oder auch an anderen Zielen, die implizit gerade verfolgt werden. So kann es z. B. sein, dass man nicht genau hinschauen möchte, um nicht die Überzeugung bisheriger Finanziers zu gefährden, dass die eigene Arbeit sinn- und wirkungsvoll ist. Daraus ist nicht zu folgern, dass besser keine Messgrößen eingeführt werden, sondern vielmehr, dass möglichst verschiedene Sichtweisen in die Betrachtung einer Organisation zu deren Qualitäts-Beurteilung einfließen sollten, so wie es oben Halfar und die International Group of Controlling mit der Be- trachtung der Messgrößen unterteilt nach Wirkungsempfängern, Stakeholders Finanziers und internen Stakeholdern vorschlägt.247
Das bedeutet, dass Messgrößen in keinster Weise bei leicht wahrnehmbaren Output-Dimensionen einer Organisation stehen bleiben müssen. Im Gegenteil, es gibt viele Varianten von Indikatoren, die wichtige Hinweise bereit halten. Das ist zugleich eine wichtige Grenze. Es handelt sich bei den nicht direkt messbaren Phänomenen