Qualität in Pfarreien. Thomas Wienhardt
Handelns in Pfarreien und die Wirkungen, die von Autoren oder pastoralen Experten für Pfarreien und damit Kirche als betrachtenswert erscheinen, systematisch zu sortieren und nach Zusammenhängen zu fragen. Dabei wird die Idee des EFQM aufgegriffen, dass eine Organisation Wirkungen produziert, die wiederum auf Handlungen beruhen. Es gibt also befähigende Handlungsweisen und damit zusammenhängende Wirkungen, die bei anderem Tun anders ausfallen würden.
Damit soll nicht einfach ein ökonomisches Modell mit ein paar begrifflichen Übersetzungen übernommen werden. Im Gegenteil: Ausgangspunkt ist der bereits dargestellte Auftrag von Kirche und das ekklesiologische Fundament. Das ist der theologische Ausgangspunkt. Darauf aufbauend werden im Folgenden wichtige theologische Dokumente, pastoraltheologische Modelle und Diskussionen und angrenzende Abhandlungen in den Blick genommen, die in verschiedener Form Handlungsempfehlungen für die Pfarreien oder auch Wirkungskriterien beinhalten. Eine besondere Quelle stellen dabei Interviews mit hauptberuflichen und ehrenamtlichen Experten dar. Diese Sammlung und Sortierung von expliziten in Kirche und Literatur vorhandenen sowie impliziten, individuellen Handlungsorientierungen aus der Praxis schlägt eine ordnende und den Überblick ermöglichende Schneise durch die Vielzahl an Betrachtungen und Blickwinkeln, die auf die pastorale Praxis in den Pfarreien gerichtet wird. Dadurch wird manche Betrachtung sehr kurz ausfallen, die intensiviert werden könnte oder sollte, was aber für den Querblick zur Betrachtung der Beschaffenheit (Qualität) der Pfarreien ausreichend sein muss, um dem eigentlichen Thema der Entdeckung wichtiger Qualitätskriterien als Orientierungsmuster für pastoral Handelnde treu bleiben zu können. Nachfolgende Forschungen müssten Teilkriterien ggf. verfeinern.
Die Kriterien aus dem EFQM sollen als Sortierrahmen dienen, die aber folgende Verständnisse mit Blick auf Pfarreien erfahren:
• Unter Führung kommt die Pfarreileitung und ihr Vorgehen in den Blick.
• Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beziehen sich sowohl auf hauptberufliche als auch auf ehrenamtliche Mitarbeiter.
• Statt Strategie soll von „Pastoraler Planung“ gesprochen werden, um deutlich zu machen, dass es darum geht, die Sendung der Kirche umzusetzen und dafür in der Praxis praktikable Vorgehensweisen zu finden.
• Partnerschaften und Ressourcen meinen die Kooperations- und Netzwerkpartner für die Pastoral vor Ort und die Möglichkeiten, die das Handeln erst gewährleisten.
• Prozesse, Produkte und Dienstleistungen werden mit „Pastorale Prozesse und Dienste“ umschrieben, um begrifflich näher am Auftrag der Heilssendung zu sein, für den Kirche einen Dienst leistet.
• Die Ergebniskriterien werden lediglich nach Mitarbeiter-, Gesellschafts- und Mitgliederbezogenen Ergebnissen unterteilt. Statt Schlüsselergebnissen wird von Institutionellen Ergebnissen gesprochen. Damit wird deutlich gemacht, dass die Institutionellen Ergebnisse keine Kern- oder Schlüsselergebnisse sind. Es muss einerseits durchaus darum gehen, missionarisch nach außen zu wirken und insofern zu wachsen. Aber zugleich ist der Kern die Botschaft, die bei den Menschen ankommen soll. Nur über die Menschen kann der Auftrag verwirklicht werden.
Abbildung 5: Pastorales Qualitätsmodell
Die Grundkonzepte des EFQM erscheinen grundsätzlich als unproblematisch. Vorausgesetzt wird hier das Verständnis wie es oben bzgl. Kunde, Dienstleistung, Management oder Marketing verdeutlicht wurde. Trotzdem wird auf Begriffe wie Kunde, Management oder Marketing im weiteren Verlauf eher verzichtet, um gewisse Konnotationen und damit Missverständnisse zu vermeiden, auch wenn sie begrifflich so nicht intendiert sind.276 Mit Schmälzle darf aber ein Qualitätsentwicklungsinstrument im pastoralen Kontext nicht nur humanwissenschaftlichen Kriterien genügen, sondern muss insbesondere der Kriteriologie des Evangeliums entsprechen. Das muss sich in den Qualitätskriterien niederschlagen und damit im pastoralen Handeln zeigen.277 Zusätzlich werden an dieser Stelle die Grundansätze, auf denen die Kriterien aufbauen, mit Blick auf Kirche um den Aspekt der theologischen Vergewisserung ergänzt. Damit soll gewährleistet werden, dass das Handeln stets auf die theologische Grundlage rückgekoppelt bleiben muss. So ergeben sich neun Grundansätze:
1. Das Handeln am Evangelium ausrichten.
2. Nutzen für den Wirkungsempfänger (Kunden) schaffen.278
3. „Die Zukunft nachhaltig gestalten“.
4. „Die Fähigkeiten der Organisation entwickeln“.
5. „Kreativität und Innovation fördern“.
6. „Mit Vision, Inspiration und Integrität führen“.
7. „Veränderungen aktiv managen“.
8. „Durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfolgreich sein“.
9. „Dauerhaft herausragende Ergebnisse erzielen“.279
Im nächsten Schritt wird nun zusammengetragen, welche Befähiger- bzw. Ergebniskriterien als relevant betrachtet werden können.
14 Kehl (2009), S. 391-392
15 Vgl. auch Kraus (2012), S. 195
16 Vgl. Kasper (2008), S. 68, 267
17 Müller (2001), S. 23-24
18 Vgl. Senn (2009), S. 228-244; Rahner (1976), S. 385-386
19 Vgl. Kraus (2012), S. 191, 193, 195-196
20 Fries (1982), S. 167
21 Vgl. Kehl (2009), S. 82-84; auch Rahner (1976), S. 376-377
22 Kehl (2009), S. 84
23 Kasper (2008), S. 269
24 Rahner (I960), S. 13
25 Vgl. Kasper (2008), S.315
26 Vgl. Kasper (2008), S.313
27 Kasper (2008), S.315
28 Vgl. Kasper (2008), S.315
29 Vgl. Kehl (2009), S. 394-395
30 Vgl. Kehl (2009), S. 394-397; vgl. zu „Kirche als Sakrament“ auch Döring (1986), S.100-117
31 Müller (2001), S. 30