Todwald. Günter Huth

Todwald - Günter Huth


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Untersuchungen ergeben.« Er zog sein Telefon heraus. Es musste ein Kranwagen organisiert werden, der das Fahrzeug mitsamt Leiche in die KTU, die Kriminaltechnische Untersuchungsabteilung, brachte.

      Brunner betrachtete nachdenklich die Männer der Spurensicherung bei der Arbeit. Er war sich ziemlich sicher, dass sie so gut wie keine verwertbaren Humanspuren finden würden. Das Feuer hatte sicher alles vernichtet. Dies war nach dem unbekannten Torsofund die zweite Leiche, deren Identität nur schwer feststellbar sein dürfte.

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      Die stechenden Augen des vierschrötigen Mannes in dem fensterlosen, nur mit Neonlampen erhellten Büro, musterten die beiden Typen, die in lässiger Haltung vor seinem Schreibtisch standen, mit durchdringendem Blick. John Hale und seine Männer waren die Gruppe fürs Grobe. Die spurlose Entsorgung des Abfalls, der in ihrem Geschäft immer wieder anfiel, war ein wesentlicher Bestandteil des reibungslosen Ablaufs.

      »Ihr habt den Auftrag ordnungsgemäß erledigt und ihn ausgezahlt?«

      Die beiden nickten unisono.

      »Irgendwelche Schwierigkeiten bei der Übergabe des Pakets?«

      »Alles in Ordnung, Chef«, gab Konrad, der Ältere des Duos, Auskunft. Er hatte einen deutlich hörbaren schwäbischen Akzent.

      Hale rollte ein kleines Stück mit dem Bürostuhl zurück und öffnete eine Schublade seines Schreibtisches. Er nahm zwei Umschläge heraus und drückte jedem der beiden einen in die Hand.

      »Ihr könnt jetzt gehen. Wahrscheinlich gibt es morgen oder übermorgen wieder eine Lieferung abzuholen. Lasst also eure Handys eingeschaltet.«

      »Alles klar«, gab der Schwabe, offenbar der Wortführer der beiden, zurück. Er legte zwei Finger in einem angedeuteten militärischen Gruß an die Stirn und wandte sich zur Tür. Sein schweigsamer Kollege folgte ihm.

      Hale sah ihnen nach. Er war ein harter Bursche, der beim Geschäft keinerlei Skrupel kannte. Dennoch erzeugten diese zwei Kerle bei ihm bei jeder Begegnung einen leisen Schauer. Sie erledigten für die Organisation die Drecksarbeit. Dabei kannten sie keine Grenzen und schon gar kein Erbarmen.

      Er hatte sie vor eineinhalb Jahren angeheuert, als der Bedarf entstand, derartige Dienste zu organisieren. Ihre Vita hatte ihn überzeugt. Beide hatten reichlich Erfahrungen als Kämpfer in Syrien und im Irak gemacht. Dort hatten sie als Söldner getötet, hingerichtet und vergewaltigt. Ohne religiöse oder politische Motivation, nur für Geld. Ihm war klar, dass sie auch ihn ohne jegliche Bedenken töten würden, wenn ihnen jemand ein entsprechend lukratives Angebot unterbreiten würde. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Fall eintreten würde, war aber nicht sehr hoch, denn er bezahlte sie fürstlich. Er erhob sich leicht und zog die durchgeladene Pistole unter seinem Oberschenkel hervor, die er dort griffbereit verborgen hatte. Für alle Eventualitäten! Nachdem er sie gesichert hatte, legte er sie in die Schublade seines Schreibtisches zurück.

      Konrad und Thorsten, wie der Schweigsame hieß, bewegten sich über den ebenfalls fensterlosen, mit Neonlampen erhellten Gang im Kellergeschoss des Gebäudes. Die Wände bestanden aus grauem, unverputzten Beton. An der Decke liefen Bündel von Versorgungsleitungen. Über ein Ventilationsrohr wurde Frischluft zugeführt. Eine metallene Seitentür öffnete einen Zugang zur Tiefgarage. Im hinteren Bereich stand ein schwarzer VW Touareg, den der Schwabe mit der Fernbedienung entriegelte.

      Einen Augenblick später verließen sie das Gebäude. Ein unbefestigter Forstweg brachte sie zu einer durch den Wald führenden Asphaltstraße. Dort öffneten sie die Fenster und ließen frische Luft in das Fahrzeuginnere. Die beiden waren mit ihrem derzeitigen Job und der daraus resultierenden Einnahmesituation ausgesprochen zufrieden. Er bot kreativen Männern mit ihren Fähigkeiten verschiedene Möglichkeiten, ihre Einnahmen aus unterschiedlichen Quellen zu speisen. Für jede beseitigte Leiche gab es eine Prämie, mit der sie auch den Dienstleister bezahlten, der die endgültige Beseitigung erledigte. Hin und wieder entsorgten sie auch mal selbst eine Leiche in der freien Natur.

      So eine spektakuläre Aktion wie die Verbrennung der einen Toten in einem gestohlenen Auto würden sie zukünftig sein lassen. Das erregte zu viel Aufmerksamkeit in den Medien. Sie wussten, dass sie damit ein Risiko eingingen, aber das beunruhigte sie nicht sonderlich. Sie waren ein gefährliches Leben gewohnt und würden ohne Skrupel jeden beseitigen, der sich ihnen in den Weg stellte.

      Wenig später betraten sie ihre gemeinsame Wohnung am Rande der Lohrer Innenstadt, eine Dachterrassenwohnung auf einem der höheren Neubauhäuser in der Nähe des Mains. Für den Vermieter waren sie ein schwules Pärchen, das sich diese extravagante Penthousewohnung leisten konnte. Sie ließen die Menschen in der Umgebung in diesem Glauben. In den Augen ihrer Nachbarn waren sie zwei vermögende Männer, die man mit ihrer vermuteten sexuellen Ausrichtung tolerierte. Dies nicht zuletzt deswegen, weil sie freundliche, angenehme Zeitgenossen waren und in den Augen der Öffentlichkeit ein unauffälliges Leben führten.

      Niemand in der Nachbarschaft hatte von ihrem Doppelleben eine Ahnung. Ihre durchaus heterogenen sexuellen Neigungen befriedigten sie in weiblicher Gesellschaft in entsprechenden Etablissements in Frankfurt. Innerhalb der Wohnung hatte jeder der beiden ein eigenes großes Zimmer. Diese waren militärisch spartanisch eingerichtet. Jeder hatte einen gepackten Einsatzrucksack in der Ecke stehen, der alles enthielt, was sie bei einer schnellen Flucht benötigten.

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