Von der Formel zum Sein. Raymond Jahae

Von der Formel zum Sein - Raymond Jahae


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Welt und zu seiner Vermittlung durch Zweitursachen

       b Gottes Handeln durch Zweitursachen bei der Entstehung des Menschen, in der Evolution und beim Wunder

       c Geist und Materie in der aktuellen Diskussion

       3.2 Würdigung

       1 Der Gottesbeweis aufgrund der Evolutionstheorie

       2 Das Verhältnis zwischen dem Wirken Gottes und dem Wirken des Geschöpfs, insbesondere beim Entstehen der Menschenseele, in der Evolution und beim Wunder

       3 Das Problem des Übels

       4 Schluss

       KAPITEL 4. DIE IRRELEVANZ DER MODERNEN NATURWISSENSCHAFT FUR DIE CHRISTLICHE GOTTES- UND SCHOPFUNGSLEHRE UND DER ERWEIS IHRER WAHRHEIT AUFGRUND DER ERKENNTNIS DES ENDLICHEN SEIENDEN. SYSTEMATISCHE DARLEGUNG IM ANSCHLUß AN DIE AUSEINANDERSETZUNG MIT DEM ZEITGENOSSISCHEN DENKEN

       1 Das Problem: die Herausforderung der christlichen Gottes- und Schöpfungslehre durch die moderne Naturwissenschaft

       2 Philosophischer – epistemologischer, ontologischer, naturphilosophischer und anthropologischer – Aufweis der theologischen Irrelevanz naturwissenschaftlicher Aussagen

       3 Von den Seienden uber das Sein zu Gott

       TEIL III. SYSTEMATISCHE BESINNUNG

       1 Die Methode der Naturwissenschaft

       2 Naturwissenschaft als Weg zur Anerkennung der Existenz Gottes

       3 Die Unmöglichkeit einer vollständigen Erklärung der endlichen Wirklichkeit durch die Naturwissenschaft

       3.1 Epistemologische Überlegungen zu den Grenzen der Naturwissenschaft

       3.2 Der problematische Charakter der Suche nach einer Weltformel in der Physik

       3.3 Der problematische Charakter des Naturalismus in der Anthropologie und die grundsätzliche philosophische Möglichkeit und Plausibilität der christlichen Lehre von der Seele

       4 Die christliche Lehre und die Evolutionstheorie

       4.1 Die Evolutionstheorie: einige wissenschaftstheoretische Prolegomena

       4.2 Evolution und Schöpfung

       4.3 Die Frage der Finalität und des Zufalls in der Evolution

       1 Hinführung zum Thema: die vom Meinungsbeitrag Kardinal von Schönborns über die Evolutionstheorie in der New York Times vom 7. Juli 2005 ausgelöste Kontroverse

       2 Teleologie als notwendiges Verständnis des materiellen Seienden

       3 Die Frage nach Zufall und Übel in der Natur

       SCHLUSS

       BIBLIOGRAPHIE

       A In der Bibliographie benutzte Abkürzungen von Werken

       B Bibliographie

       VORWORT

      Die vorliegende Arbeit wurde im Dezember 2016 als Habilitationsschrift von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster angenommen. Dank gebührt Herrn Prof. Dr. Dr. Klaus Müller, der die Entstehung der Arbeit mit wohlwollendem Interesse begleitete und das Erstgutachten erstellte, und Herrn Prof. Dr. Ulrich Lüke, der das Zweitgutachten abfaßte. Für die Aufnahme der Arbeit in die Reihe „Religion in der Moderne“ möchte ich ihren Herausgebern, den Herren Prof. Dr. Dr. Matthias Lutz-Bachmann, Prof. Dr. Michael Sievernich und Prof. Dr. Thomas Schmidt, herzlich danken. Dank gebührt weiter der belgisch-niederländischen Provinz der Ordensgemeinschaft der Missionare Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria, die mir das Habilitationsstudium und die Veröffentlichung der Arbeit ermöglicht hat, und meinem Mitbruder Herrn Prof. Dr. Heinrich Treziak, der, seitdem ich ihn kennengelernt habe, wie kein anderer meinen intellektuellen Lebensweg stimuliert hat.

      Gemmenich, im Juni 2017

      Raymond Jahae O.M.I.

       EINFÜHRUNG

      Der Atheismus ist jedenfalls im Westen ein Massenphänomen geworden, so stellte P. Ehlen an der Schwelle des dritten Jahrtausends fest1. Es ist vielfach üblich, die heutige Krise von Religion und Kirche in eine Entwicklung, die im Laufe des 16. Jahrhunderts begonnen hat, hineinzustellen, wie es etwa der jüngst verstorbene, 2003 zum Kardinal kreierte Dominikanerpater Georges Cottier, ein Kenner der Geschichte des Atheismus und langjähriger Sekretär der Internationalen Theologischen Kommission und Theologe des Päpstlichen Hauses, getan hat2. Die Religionskriege, die Europa im 16. und 17. Jahrhundert heimsuchten, untergruben die Glaubwürdigkeit des Christentums und führten zu einer ersten Kritik an ihm und an Religion überhaupt. Die Kritik wurde im Laufe der Zeit immer massiver und mündete in offenen Atheismus im Namen der Autonomie von Mensch und Welt. Diese Entwicklung wurde begleitet, wenn nicht ermöglicht vom stetigen Verlust der Kirche an politischer Macht und gesellschaftlichem Einfluß seit dem Ende des 13. Jahrhunderts3. Der ausdrückliche Atheismus war lange Zeit die Sache einer kleinen intellektuellen Elite, doch bereits am Vorabend der französischen Revolution hatte sich in weiten Teilen der Bevölkerung Westeuropas religiöse Gleichgültigkeit breitgemacht, und seit den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts scheinen für viele Zeitgenossen Religionslosigkeit und Atheismus selbstverständlich und Religion und Kirche endgültig etwas von der Vergangenheit zu sein. Die Geschichtsdeutung A. Comtes scheint sich damit zu bestätigen. Bekanntlich sieht er in der Geschichte einem theologischen Stadium, in dem die Ereignisse durch die Annahme fiktiver übernatürlicher Wesen, Götter oder Geister, erklärt werden, ein metaphysisches Stadium, in dem Denken und Leben von abstrakten Notionen von Absolutem beherrscht werden, folgen und dieses metaphysische Stadium schließlich von einem positiven oder wissenschaftlichen Stadium, in dem die Menschheit bei den wissenschaftlich zu studierenden und studierten Erscheinungen bleibt und nichts hinter, unter oder über ihnen sucht, abgelöst werden. Die Verbreitung der religiösen Gleichgültigkeit im Westen hängt mit der Abnahme der gesellschaftlichen Relevanz von Religion zusammen. K. Lehmann erklärt diese Abnahme mit einem Verweis auf die Religionskriege4. Die Erhaltung der gesellschaftlichen Ordnung und des gesellschaftlichen Friedens schien und scheint nicht aufgrund allgemein akzeptierter metaphysischer Prinzipien, sondern nur durch den Verzicht auf einen weltanschaulichen und lebensanschaulichen Konsens möglich zu sein. Dieser Verzicht ist in der Tat eine Voraussetzung der Demokratie.

      Wir glauben nicht, daß wir gegenwärtig Zeugen einer „Wiederkehr der Religion“ sind. Wenn von einer solchen schon die Rede sein kann, dann geht es jedenfalls nicht um eine Rückkehr zum traditionellen institutionellen, kirchlichen Christentum. Die Entkirchlichung bzw. Entchristlichung des Westens, wie sie sich etwa im ständigen Rücklauf der Teilnahme an der sakramentalen Praxis der Kirche zeigt, hält unvermindert an. Und soziologisch weist nichts darauf hin, daß das Christentum in Leben und Bewußtsein der Menschen einer anderen institutionellen Religion Platz machte. Wer gleichwohl an der These einer Wiederkehr der Religion festhält, müßte angeben, was er unter Religion versteht. Religion ist schon längst nicht mehr synonym für Gottesglauben bzw. wird schon längst nicht mehr mit „Theismus“, der Bestätigung der Existenz eines die Welt transzendierenden persönlichen, intelligenten und freien, allmächtigen Gottes, der sie geschaffen hat, sie beherrscht und frei in ihr handelt, gleichgesetzt. Bereits für Schleiermacher bedeutete „Religion“ nicht viel mehr als ein unbestimmtes Transzendenzbewußtsein, das im Bewußtsein der Kontingenz des menschlichen Daseins wurzelt5. Man darf sich fragen, inwiefern Religion, wie Schleiermacher sie versteht, bei unseren Zeitgenossen vorhanden ist. J.B. Metz diagnostiziert im Westen am Ende des 20. Jahrhunderts ein Ja zur


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