Schwimmen. Rüdiger Schneider
Bänderrisse auftreten werden [vgl. 133, 234, 282]. Es fördert außerdem die Durchblutung und schult die Koordination [vgl. 336]. Trainiert werden außerdem die Atemorgane des Herzens und des Kreislaufs [vgl. 234, 342]. Bewegungsformen im Wasser gehen vor allem mit einer Beanspruchung der Muskeln des Stützapparates einher [vgl. 133, 163], die zur Prävention von Haltungsschwächen hilfreich sind.
Dem gegenüber stellen asthmatische Anfälle eine große Seltenheit dar, da das Austrocknen beziehungsweise Abkühlen der Bronchien aufgrund hoher Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Hallenbad kaum stattfindet [vgl. 125]. Eine Studie [78] zeigte eine Verbesserung der maximalen Sauerstoffaufnahme von asthmatischen Kindern. Die eine Gruppe erhielt ein turnerisches Training, wohingegen die andere Gruppe im Schwimmen trainiert wurde. In einem zweimonatigen Training (dreimal die Woche) konnte eine Verbesserung bezüglich der maximalen Sauerstoffaufnahme und des subjektiven Wohlbefindens bei beiden Gruppen ermittelt werden [vgl. 78].
Es ist belegt, dass Schwimmen im Vergleich zu anderen Sportarten generell als verletzungsarme Sportart gilt [vgl. 188, 299], da Fremdeinwirkungen in Wettkampf oder Training die Seltenheit darstellen. Beim Schwimmen existiert weder harter Bodenkontakt noch eine Zweikampfsituation, wie zum Beispiel bei Ballsportarten, bei denen nicht kalkulierbare dynamische Belastungen für Anfänger eine große Gefahrenquelle für Verletzungen darstellen [vgl. 336].
Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass der gesundheitliche Wert des Schwimmens hoch ist, da es vielen Krankheiten vorbeugen und einen gesunden Zustand nach einer Krankheit wiederherstellen kann. Dies ist insbesonders dann der Fall, wenn das Schwimmen in entsprechender Dosis und in ausreichender Häufigkeit sowie angemessener Intensität betrieben wird [vgl. 73 = Definition für Gesundheitssport des Deutschen Sportbundes].
2 Schwimmen in jungen Jahren
In Anlehnung an den gesundheitlichen Wert schwimmerischer Bewegung (vgl. Kapitel 1) soll nun gezeigt werden, warum es wichtig ist, das Schwimmen bereits in jungen Jahren zu erlernen.
Schwimmvereine sind in der Regel daran interessiert, frühzeitig Nachwuchs zu etablieren, weshalb schon sogenannte Mutter-Kind-Schwimmkurse oder Babyschwimmkurse angeboten werden, die durchaus als sinnvoll zu erachten sind [vgl. 342]. In Irland wurde bereits um 1980 über frühe Erfolge mit Babyschwimmkursen berichtet [vgl. 223], wobei sich das Angebot dieser Kurse mittlerweile auch bei uns vervielfacht hat.
Bei diesen Kursen wird sehr früh das Bewegungsgefühl im Wasser geschult, was später von großem Wert für die Kinder sein kann. Auch wenn die Kleinkinder hier noch nicht die Techniken der vier Grundschwimmarten lernen, so erfahren sie doch unbewusst die Fähigkeit, den Wasserwiderstand und den hydrostatischen Auftrieb des Wassers zu spüren. Außerdem lernen sie, sich in dem Medium Wasser zurechtzufinden und entwickeln Bewegungsformen, die für das Schwimmenlernen wertvoll sein könnten. Auch unter Wasser können bereits Erfahrungen gesammelt werden, wie zum Beispiel die Vorform des Tauchens, indem die Mutter mit dem Kind einen kleinen Moment unter Wasser geht [vgl. 342]. Dabei verhindert der Atmungsreflex des Kindes (nur bis ca. sechs bis acht Monate alte Kinder) das Verschlucken [vgl. 2, 3]. Anhand der methodischen Vorgehensweise, kurzzeitig Wasser über Säuglinge zu gießen und anschließend kurz zu tauchen, kann die Bereitschaft zum Tauchen von Säuglingen offenbar bestens beurteilt werden [vgl. 2].
Durch solche einfachen Übungsformen im Mutter-Kind-Schwimmen werden Vorformen der richtigen Atmung erlernt, die für das Schwimmen essentiell sind. Bei vielen Freizeitschwimmern ist zu beobachten, dass eine ungleichmäßige Atmung einen leistungsbestimmenden Faktor darstellt. Oft wird die Luft unter Wasser nicht komplett ausgeatmet, daher kann anschließend weniger Sauerstoff über Wasser aufgenommen werden. Als Folgen davon sind eine rasche Ermüdung und hektische Kurzatmung zu nennen [vgl. 299]. Die Atmung ist einer der wichtigsten Aspekte beim Schwimmen [vgl. 265, S. 36], da die Muskeln bei unzureichender Atmung nicht wieder mit genug Sauerstoff versorgt werden können. Außerdem besteht bei unkoordinierter Atmung die Gefahr, Wasser zu aspirieren, was gleichermaßen eine Pause erfordert.
Ahrendt/Kohl [4] schreiben, dass frühe Bewegung der Kinder im Wasser nicht nur eine gesunde Verfassung zur Folge hat, sondern auch die motorischen Fähigkeiten fördert. Bewegungsformen im Wasser müssen nicht immer auf den Schwimmsport selbst beschränkt sein. Der Bewegungsraum Wasser bietet eine Reihe weiterer Möglichkeiten, wie Spiel, Vergnügen, Entspannung, Ausgleich, Fitness, Therapie und soziale Kontakte [vgl. 4].
Dieses Kapitel soll aufzeigen, wie hoch der Stellenwert von Kinderschwimmkursen einzuordnen ist. Die Kinder sammeln bereits frühzeitig Bewegungserfahrungen im Wasser, die sie meist mit Spaß und Freude verbinden und die außerdem einen positiven Einfluss auf die motorische und soziale Entwicklung der Kinder haben. Hervorzuheben ist, dass die Fähigkeit, Schwimmen zu können, Leben retten kann. Jahr für Jahr ertrinken immer noch Kinder und Erwachsene in Schwimmbädern oder Seen, weil sie nicht schwimmen können [vgl. 17]. Jemand, der das Schwimmen beherrscht, kann in gefährlichen Situationen nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das anderer Personen retten. Um die Gefahr des Ertrinkens zu unterbinden, sollte ausnahmslos jedes Kind frühzeitig schwimmen lernen.
2.1 Angst vor dem Wasser
Angst kann als unangenehm erlebter Erregungszustand aufgefasst werden, der in Situationen auftritt, die als bedrohlich wahrgenommen werden [vgl. 284, 291]. Im psychologischen Sinn wird Angst differenziert in Furcht und Ängstlichkeit [vgl. 315, 316]. Furcht ist die Reaktion auf einen bestimmten Reiz, der als Bedrohung registriert wird [vgl. 284]. Davon grenzt die Psychologie die Ängstlichkeit, oder auch Angstneigung ab, die sie als Persönlichkeitseigenschaft darstellt [vgl. 291], bei der tendenziell auf bedrohlich empfundene Reize mit Angst reagiert wird.
Das Wasser, als ungewohntes und neues Medium, stellt für viele Anfänger ein Angstrisiko dar, da Bewegungsformen darin ungewohnt und unbekannt sind [vgl. 305]. Der Angstauslöser bezieht sich einerseits auf eine neue und fremde Lernumgebung (das erste Mal im Schwimmbad) und/ oder andererseits auf fremde Personen, wie Trainer oder weitere Kursteilnehmer [vgl. 142, 304].
Weitere Ursachen für Angst sind oftmals auf gefährliche, traumatische und belastende Ereignisse in der Vergangenheit zurückzuführen [vgl. 30, 99, 131]. Hat sich dieses Ereignis in Verbindung mit Wasser oder dem Aufenthalt in diesem zugetragen, so entwickelt sich daraus nicht selten bei Kindern sowie Erwachsenen ein gestörtes Verhältnis zum Medium Wasser. Dieses Missverhältnis muss nicht ausschließlich durch Angsterlebnisse entstehen, sondern kann auch aus mangelnder und unzureichender Wassergewöhnung resultieren. Ängstliche Personen fühlen sich in Gefahrensituationen in ihrer Existenz bedroht [vgl. 142]. Bezogen auf das Element Wasser äußert sich diese Existenzangst in der Furcht vor dem Ertrinken.
Viele Schwimmanfänger zeigen bei den ersten Schwimm- und Tauchversuchen Verhaltensweisen, bei denen sie ihren Kopf hektisch aus dem Wasser reißen, um Luft zu holen und um sich zu orientieren. Im Grunde ist dieser Kopfstellreflex eine natürliche Schutzreaktion des Menschen. Die Angst bezieht sich daher auf zweierlei Aspekte. Einmal hat der Mensch als Landsäugetier Angst, nicht mehr atmen zu können, wenn sich der Kopf unter Wasser befindet, zum anderen fehlt dem Menschen der Halt und eventuell die Orientierung [vgl. 30]. Aus den Befunden einer Meta-Analyse [158] konnte unter anderem gezeigt werden, dass Angst die sportliche Leistungsfähigkeit Jugendlicher im Alter von 10–14 Jahren in größerem Maß beeinflusst als Sportler älterer Altersklassen. Nach Wilke [345] geht Angst mit einem Stillstand des Lernfortschritts einher, was bis zur Flucht aus dem Wasser führen kann.
Unbestimmte Angst oder Ängstlichkeit äußert sich in Spannung, Enge, quälender Unruhe, aber auch Verzweiflung und Entsetzen [vgl. 315]. Prinzipiell können Verhaltensformen auf folgenden Ebenen operationalisiert werden [vgl. 284]: sprachliche Mitteilung, körperliche Erregung, offenes Verhalten und Gefühlsausdruck.
Ausdrucksformen der Angst, die sich in diesen Ebenen zeigen, werden wie nachfolgend beschrieben. Sie werden entweder in einzelnen oder gar mehreren Formen gezeigt [vgl. 142, 284, 315]:
– Muskelspannung bis zur Verkrampfung, sowie motorische Verspannung
– steife, gehemmte Bewegungen