Selbsthändig. Florian Bayer

Selbsthändig - Florian Bayer


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und Buchcover. Jeden Freitag mache ich für die Montagsausgabe von The Guardian eine Illustration für Charlie Brookers Kolumne. Die Artdirectors dachten, Brooker ist so negativ und deprimierend, aber gleichzeitig lustig und meine Zeichnungen sind ebenfalls so deprimierend, dass man uns zusammenbringen sollte. Brooker ruft mich immer freitags zum Lunch an. Meistens ist der Text noch nicht fertig, er sagt mir nur, er mache etwas über – zum Beispiel Kühe. Wir reden kurz darüber, dann lege ich los. Die Uhr läuft, denn ich habe nur sechs Stunden Zeit, bis ich die Zeichnung abgeben muss. Es ist so schnell und man muss sich so sehr konzentrieren. Aber ich mag das. It is pushing my brain.

      Ansonsten läuft es allgemein gesagt so ab: Ich mache am Montag sehr grobe Skizzen, das genügt für den ersten Schritt und am Mittwoch dann die Korrekturen und die finale Version. Das ist der Standard. Für Magazine, die meistens nur einmal im Monat erscheinen, hat man ein bisschen mehr Zeit, im Durchschnitt zwei oder drei Tage für die Ausarbeitung der ersten Idee.

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      SCF David Foldvari, 2007 Editorial

      Editorial liebe ich wegen der Geschwindigkeit und der Intelligenz, Werbung wegen dem Geld. Dort wird am besten gezahlt. Die Musikszene hingegen finde ich furchtbar. Die Typen in den Musikfirmen und die Musiker haben keine Ahnung von Design. Ich sage denen nicht, was sie in der Mitte ihrer Songs anders machen müssen. Aber sie lassen mich Sachen pink anmalen, weil sie kein grau mögen. Zu viele Leute, die keine Ahnung haben, aber trotzdem darüber reden, führen zu keinem guten Ergebnis. Und sie zahlen sehr schlecht. Das kommt noch hinzu.

      Mein Stil ändert sich dauernd. Früher war ich sehr von den Graffitis auf der Straße beeinflusst, diese ganzen Buchstabenformen und Schriftzüge, auch meine Tätigkeit als DJ hat da mit reingespielt, es hat alles zusammengehört. Aber je älter ich wurde, desto weniger fand ich mich darin wieder. Ich fing an, in mir selbst zu forschen. Wo komme ich her? Was ist mein Background, der meine Identität ausmacht? Dadurch fand ich viel in meinen ungarischen und jüdischen Wurzeln, was mich in meinem Stil sehr viel weiter gebracht haben. Es ist ein konstanter Lernprozess. Sonst werden die Leute ja auch gelangweilt. Man ändert sich nicht auf einen Schlag, das ist wie bei Kleidern. Man wird nicht vom Raver zum Goth. Das ändert sich langsam.

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      RIOTDOUBLE David Foldvari, 2007 Sleeve

      Zu früher gibt es bei mir viele Unterschiede, auch wenn das Grundsätzliche vielleicht gleich bleibt. Jetzt weiß ich besser, wie ich zeichne und dadurch weiß ich auch besser, wie ich schummeln kann. Wie ich darum herumkomme, etwas zeichnen zu müssen, oder wie ich es mir beibringen kann. Illustration ist nicht unbedingt so, dass man sich beibringt zu zeichnen, es ist vielmehr so, dass man lernt, vielfältig zu sein. Wenn du zum Besipiel jemanden zeichnen sollst, der Kricket spielt mit einer Banane im Hintern, dann kannst du dich überwinden, das zu tun.

      Am Anfang habe ich alles versucht, um mich um das Zeichnen von Füßen herumzudrücken. Ich konnte es einfach nicht. Ich mag es auch nicht, Mädchen zu zeichnen, also habe ich mich auch darum gedrückt. Aber du kannst dir das alles nicht leisten, weil es dich einschränkt. Du musst einen Weg finden, alles zeichnen zu können. Wenn ich mich über Bilder ausdrücke, möchte ich dabei nicht von meinem Können eingeschränkt werden.

      Sexy Girls mit riesigen Brüsten kann ich immer noch nicht. Vor kurzem wurde ich danach gefragt und ich hab nur gemeint: Piss off! Aber das ist vielleicht eher ein moralisches Ding.

      Ich rauche 4.000 Zigaretten am Tag, da arbeite ich auch für die Tabakindustrie. Aber ich arbeite nicht für McDonalds.

      Ich hasse alles, wofür McDonalds steht.

       Aber du arbeitest für Nike?

      Ja, ich weiß von alldem, was Nike macht, aber aus meiner Sicht, ganz persönlich und aus arbeitstechnischer Perspektive muss ich sagen: Nike steckt so viel Geld in die kreative Szene, arbeitet mit so vielen Leuten zusammen, so professionell und gut – es macht aus der Sicht wirklich Spaß, für Nike zu arbeiten. Ich kann mich nicht von der materiellen Welt befreien. Ich muss weiterhin in den Supermarkt gehen und mir Computer kaufen.

       Auch als Künstler …

      Künstler, Designer, Illustrator … Ich sehe mich als nichts von alledem. Ich will einfach mein Leben genießen und scheiß auf solche Bezeichnungen. Was ich will, ist kein 9 to 5 Job und jeden Tag dasselbe. Ich will Unabhängigkeit. Ich will mich einfach ausdrücken. Fuck up.

      Ich schaue mir viel Kunst an, wie die anderen arbeiten, aber das inspiriert mich alles nicht. Was mich inspiriert, entsteht in Unterhaltungen, kurzen Gesprächen, Beziehungen. Meine ganzen Arbeiten zeigen, was in meinem Kopf vorgeht, was mich berührt, bedrängt, das Leben, das Negative. Der Trick dabei ist, sich so ausdrücken, dass man sich nicht bloßstellt.

      David Foldvari scheint von außen auf die Abläufe der Welt und des Geschäfts zu blicken. Liegt es an seinem Erfolg? Liegt es an der Betreuung durch einen Repräsentanten? Jedenfalls kann er sich im alltäglichen Arbeiten das bewahren, was seine Zeichnungen brauchen – Individualität und eine eigene Sicht der Dinge. Was er über den Umgang mit sich selbst sagt, bleibt hängen. Den Kampf mit sich selbst sieht man seinen Bildern an und vielleicht ist die unangenehme Begegnung mit sich selbst kein Einzelfall für selbstständige, freie Illustratoren.Image

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      ALGIERS David Foldvari, 2005 Buchumschlag

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