Die Akademisierungsfalle. Rudolf H. Strahm
darf. Aber im Resultat deckt sich dieses Ranking mit den objektiven Indikatoren der industriellen Konkurrenzfähigkeit (wie industrielle Wertschöpfung, Exportkraft, Handels- und Leistungsbilanz), wie wir sie in diesem Kapitel dargestellt haben.
Zu korrigieren ist zum Schluss dieses Einleitungskapitels allerdings eine vorgefasste Meinung zur Schweiz, die weltweit hartnäckig gepflegt wird und von der Bankenoligarchie auch genährt worden ist, nämlich das Klischee, die Schweiz sei reich wegen der Banken. Dieses Image basiert auf einer (Selbst-)Täuschung: Alle Banken zusammen hatten 2011 aufgrund der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung einen Wertschöpfungsanteil an der schweizerischen Volkswirtschaft (BIP-Anteil) von bloss 6,3 Prozent. Selbst vor der Finanzkrise überstieg er nie die 9-Prozent-Marke. Zählt man die Versicherungswirtschaft mit 4,5 Prozent hinzu, trägt der gesamte Finanzsektor rund 11 Prozent zum Bruttoinlandprodukt bei (► Grafik 1.17). Dieser Anteil ist zwar bedeutend; aber es ist klar festzuhalten, dass nahezu 90 Prozent des schweizerischen Reichtums ausserhalb des Finanzsektors erwirtschaftet werden.
Grafik 1.16
Die Schweiz ist immer noch ein starkes Industrie- und Exportland. Ihr Reichtum rührt ganz besonders daher, dass die hohe Produktivität und Arbeitsqualifikation in 230 anerkannten Berufen dank dem Berufsbildungssystem extrem breit gestreut ist. Wenn man die Einkommenspyramide eines Landes vor Augen hat, ist sofort begreiflich: Reichtum entsteht nicht nur in der Spitze, sondern auch in der Breite!
Grafik 1.17
Quellenangaben Kapitel 1
Datenquellen der Grafiken
1.1Eurostat: Harmonisierte Arbeitslosenquote Alter 15–24 Jahre. Februar 2014. http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/ Indicator 021. Schweiz: BFS. Arbeitslosen- resp. Erwerbslosenquote nach ILO-Kriterien.
1.2Eurostat: Messung der Jugendarbeitslosigkeit – wichtige Konzepte im Überblick. Eurostat Pressemitt. 107/3013. 12. Juni 2013, S. 3.
1.3Eurostat: Arbeitslosenquote, Alter 25–74 Jahre, Januar 2014. http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm. Indicator 022. Schweiz: SECO: Die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Januar 2014. T1b.
1.4OECD: Education at a Glance 2013. OECD Indicators, Paris 2013. Tab. A.2.1a, p. 50.
1.5BFS: Sozialbericht Schweiz: Aktualisierung der wichtigsten statistischen Informationen. Neuchâtel November 2013, G5 S. 3.
1.6BFS: Bildungssystem Schweiz – Indikatoren. Lehrstellen an Arbeitsstellen nach Kantonen 2008. Nach Betriebszählung. educindicators.
1.7BFS: Gymnasiale Maturitätsquoten 2012 und Hochschulabschlussquoten 2012. BFS ThemaKart http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/15/06/dos/blank/05/01.print.html – http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/regionen/ 03/key/00/ind27.indicator.270402.2704.html
1.8BFS: Jugendarbeitslosigkeit 2012 und Personen ohne nachobligatorische Ausbildung 2010. BFS ThemaKart
http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/regionen/03/key/00/ind27.indicator.270502.2705.html – http://www.atlas.bfs.admin.ch/core/projects/13/de-de/viewer.htm?13.15763_8762 _132_131_3113.de
1.9IMD World Competitiveness Yearbook 2012. S. 263.
1.10World Skills: Members Result Comparisons 2013. www.worldskills.org
1.11Die Volkswirtschaft. Das Magazin für Wirtschaftspolitik. Nr. 7/8 2012, S. 16 (Quelle: BAKBasel).
1.12Eurostat: Internationaler Handel, nach Meldeland. 2012. http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm Indicator: tet00002, Eurostat: Europäische Demografie. Pressemitt. 173/2013, 20. November 2013. (Stand 1.1.2013) http://ec.europa.eu/eurostat
1.13Eidgenössische Zollverwaltung EZV: Schweizer Aussenhandel 2013. Medienmitt. 6.2.2014. Beilage III.
1.14European Commission: Innovation Union Scoreboard 2013, Brussels 2013. Fig. 9, p. 19, 74.
1.15WEF: The Global Competitiveness Report 2012–2013. World Economic Forum (Tab. 9.02 Firm-level technology absorbtion); IMD: World Competitiveness Yearbook 2012, Tab. 4.3.10, p. 449 (Percentage of total first university degrees in science and engineering).
1.16WEF: The Global Competitiveness Report 2013–2014, S.15. IMD: World Competitiveness Yearbook 2013, Scoreboard 2013. www.imd.org
1.17BFS: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung VGR 2011, T3a.3 (Produktionskonto nach Branchen zu laufenden Preisen, Anteil an der Bruttowertschöpfung der Schweiz)
Quellenangaben im Text
1Eurostat: Harmonisierte Arbeitslosigkeit. Alter 25–74 Jahre. Januar 2014
http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm.
2Eurostat: Harmonisierte Arbeitslosigkeit, Alter 15–24 Jahre, Januar 2014.
http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm.
3Die genauen Datenquellen für die Grafiken werden je am Ende jedes Kapitels unter den Grafiknummern angegeben, also unter 1.1, 1.2 , 1.3 usw.
4Eurostat: Harmonisierte Arbeitslosenquote Alter 15–24 Jahre.
nach http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/table (teilm021).
5Aufgrund der in Grafik 1.1 gezeigten, extrem hohen Jugendarbeitslosenquoten wurde von Verteidigern des akademischen EU-Bildungskonzepts bemängelt, dass die Messung der hohen Jugendarbeitslosenquote in Südeuropa das Bild dramatisiere, viele Jugendliche steckten noch in der Ausbildung und man könne sie nicht zur Erwerbsbevölkerung zählen. Die Registrierung an einer Schule oder Hochschule ist dort dank staatlicher Stipendienunterstützung allerdings oft eine Verlegenheitslösung bei Erwerbslosigkeit. Zur Klärung werden in der Grafik 1.2 beide Eurostat-Kennzahlen wiedergegeben: Die Anzahl der arbeitslosen Jugendlichen in Prozent der Kategorie Jugendliche, die nicht in einer Ausbildung stecken (höhere Arbeitslosenquote), und die gleiche Anzahl in Prozent der Gesamtbevölkerung der Kategorie Jugendliche (tiefere Zahl). Mit beiden Methoden ist eine Kluft zwischen den Länderkategorien sichtbar. Die absolute Zahl von 5,5 Millionen arbeitslosen Jugendlichen bleibt unverändert. Siehe Eurostat: Messung der Jugendarbeitslosigkeit – wichtige Konzepte im Überblick, Pressemitt. 107/2013 vom 12. Juli 2013. http://epp.eurostat.ec.europa.eu/statistics_explained/index.php?titel=