1 x Chemo mit Esprit, bitte!. Diana Grünberg

1 x Chemo mit Esprit, bitte! - Diana Grünberg


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– ich fühlte mich durchschaut. Während ich noch mit meinen Gefühlen rang, bat er mich, meine Aura am Bildschirm zu beobachten und da meine Hand noch immer auf diesem Gerät lag, konnte ich zusehen, wie sie sich veränderte. Sie war jetzt doppelt so groß wie zu Beginn und ihre Farbe änderte sich in ein Grün. „Sehen Sie“, sagte der Seminarleiter, „jetzt freut sich Ihre Seele. Jetzt haben Sie Kontakt zu ihr gefunden.“ Es war ein unbeschreibliches Glücksgefühl, das mich bei dieser Erkenntnis durchdrang. Alles Harte schien von mir abzufallen. Ich badete in einem Rausch aus Liebe und Geborgenheit und zum ersten Mal konnte ich mich von dem Gefühl des Kleinseins lösen. Es verschwand noch nicht für immer – diesen Schritt schaffte ich erst während meiner Erkrankung – aber es wurde damals ein Same in meinem Bewusstsein gelegt, der zu wachsen begann und von da an gab es kein Zurück mehr aus dieser Welt des Lichtes.

      Nach dieser intensiven Erfahrung wollte ich meine Erkenntnisse und Erlebnisse unbedingt mit vielen anderen Menschen teilen. Ich wollte, dass sie das Gleiche erfahren und genauso leben wie ich und sehr schnell machte sich in mir ein gewisser spiritueller Hochmut breit. Ich glaubte damals tatsächlich, dass ich in meiner Bewusstseinsentwicklung weiter wäre als viele andere, insbesondere weiter als die Menschen in meinem Umfeld. Wahrscheinlich hat fast jeder, der in die Welt der Spiritualität eintauchte, diese Phase mitgemacht. Wir belehren dann gerne andere Menschen darüber, wie die Welt funktioniert. Diese Phase des Hochmutes hielt sehr lange an und auch heute erwische ich mich manchmal noch bei dem Versuch, meinem Partner etwas vorzuschreiben. Gott sei Dank erkenne ich es jetzt wesentlich schneller und kann dann einfach darüber schmunzeln.

      Seit 1999 habe ich einiges kennengelernt und ausprobiert: Channeling, Rückführungstherapie, spirituelle Lebensberatung, Reiki, Quantec, Familienstellen und Engelssitzungen. Es gibt fast nichts, was ich ausgelassen hatte. Letztendlich habe ich jedoch erkannt, dass alles, was ich tue oder lese, mich immer wieder zu mir selbst zurückführt. Alles liegt in mir. Diese Erkenntnis schenkte mir Ruhe und zügelte meinen Drang nach mehr Wissen und der spirituelle Hype glättete sich allmählich. Ich hörte weitestgehend damit auf, andere Menschen belehren zu wollen und das normale physische Leben bekam wieder mehr Raum. Hin und wieder fiel mir ein Buch oder eine DVD in die Hände, die zu gewissen Zeiten ganz hilfreich waren, um die Verbindung zur geistigen Welt aufrecht zu erhalten. Das ist auch heute noch so. Ich lese gerne ein gutes Buch, um mich immer wieder neu inspirieren zu lassen.

      GEBURT DER SILBERNEN RITTER

      Nach der Diagnose hatte ich die Wahl mir entweder weiter „OM“ vorzusingen oder mich in schulmedizinische Hände zu begeben. Für mich stand in diesem Moment fest, dass ich dies alleine mit meiner bisherigen Herangehensweise nicht schaffen würde. Zu groß waren die Zweifel, mich selbst heilen zu können. Der spirituelle Gedanke an die eigene Schöpferkraft ist schön und gut, doch musste ich mir an diesem Punkt eingestehen, dass ich mich außer Stande sah, ganz und gar in Alternativheilverfahren zu vertrauen. Nun war es soweit: Ich sprang in den scheinbar tiefen Abgrund. Ich entließ mein Ego und alle angelesenen, schädigenden Gedanken über die Wirkung einer Chemotherapie, denn trotz dieser seit Jahren aufgebauten Überzeugungen, sah ich genau darin eine große Unterstützung in meinem Heilungsprozess. Der innere Widerstand gegen eine schulmedizinische Behandlung löste sich mehr und mehr auf. Und dann kam er, dieser erleuchtende Gedanke, der mir all den Schrecken einer Chemotherapie nahm.

       Wenn alles, was ist, Licht ist, dann ist auch eine Chemotherapie Licht. Wenn also ich Licht bin und die Chemo Licht ist, wie sollte sie mir dann schaden?

      Ist es nicht wieder nur der Gedanke, der etwas verurteilt? Ist das Mittel der Chemotherapie nicht einfach nur neutral? Und gebe ich diesem mit meinen Gedanken den Stempel „gut oder schlecht“? Und wie sehe ich den Menschen, der dieses Mittel entdeckt hat? Mit welcher Euphorie und Freude hat er wohl geforscht, um Menschen zu helfen? Steckt da nicht auch Liebe in diesem Medikament? Als ich mir diese Fragen stellte, fühlte ich plötzlich genau diese Euphorie, diese Freude, diese Liebe. Die Angst verließ meinen Körper und das Vertrauen begann in mir zu wachsen. Mein negatives Bild einer chemotherapeutischen Behandlung löste sich auf und das Bild meiner silbernen Ritter wurde geboren. Später zeigte sich genauer, was es mit diesen kleinen Helferlein auf sich hatte, aber zunächst spürte ich einfach ein tiefes Gefühl von innerem Frieden in mir und ich verstand: Noch immer war ich in der Welt des Verurteilens gefangen gewesen, ohne es bewusst bemerkt zu haben. Wir können noch so viele spirituelle Bücher lesen oder Erwachensseminare besuchen, solange wir im Prozess des Wertens bleiben, können wir nicht heil werden. In diesem Zusammenhang fällt mir auch das Buch „Lieben was ist“ von Byron Katie ein. Ich war fasziniert von ihrer Geschichte und dem Prinzip, nicht zu urteilen. Wie oft hatte ich mich darin versucht, ihren Weg nachzuahmen und die berühmten vier Fragen gestellt, um Probleme zu lösen. Ich hatte versucht, etwas mit dem Verstand zu begreifen, was der Verstand nicht begreifen kann, anstatt ins Fühlen einzutauchen, was eben am besten in der Gedankenstille gelingt. Und in dieser Stille findet auch keine Wertung statt. Ich erkannte, dass ich meinen eigenen Weg zu gehen hatte und nicht den Weg eines anderen. Weder Byron Katie noch Brandon Bays noch irgendein anderer würde mir zeigen können, was für mich funktioniert. Es war nun an der Zeit meine eigene Reise zu beginnen.

      Der Engel an meiner Seite

      Gedankenstille zu erfahren und zu erhalten ist leider nicht so einfach, wie es gesagt ist. Trotz dieser wundervollen, erkenntnisreichen Erfahrung bezüglich der Chemotherapie, sah ich mich weiterhin mit schweren Gedanken konfrontiert: Werde ich es überleben? Werde ich leiden müssen? Wie weit ist der Krebs schon fortgeschritten? Gedanken über Gedanken, die mich wieder und wieder in die Angst zogen.

      Bereits auf dem Heimweg nach der Diagnose in Bayreuth hatte ich meine langjährige Freundin Cornelia angeschrieben und ihr das Ergebnis mitgeteilt. Cornelia ist Yogalehrerin und ZenMeisterin und unterrichtet in Einzelstunden Atem- und Klangschalentherapie. Obwohl wir beide schon sehr eng zusammengearbeitet hatten, trennten sich unsere Wege und wir trafen uns sehr selten und meist nur zufällig in der Stadt. Nachdem sie meine Nachricht erhalten hatte, schrieb sie mir umgehend zurück, dass ich am nächsten Tag zu ihr in die Praxis kommen solle. Ihre Nachricht erleichterte mich ungemein, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht wusste, welch wichtige Rolle Cornelia auf meiner Reise spielen würde.

       „ … ich habe euch immer nur Engel geschickt.“

      Neale Donald Walsh, Ich bin das Licht

      Als ich meinen ersten Termin zur Klangschalensitzung bei Cornelia wahrnahm, stand ich weinend vor ihrer Tür. Sie nahm mich einfach nur in den Arm und hielt mich fest. Als sie mir dabei über den Kopf streichelte, fühlte ich mich wie ein Kind, das von seiner Mutter getröstet wird. Ich kann gar nicht sagen, wie dankbar ich in diesem Moment war. Liebe und Zuwendung sind so wichtig!

      Sobald ich mich etwas beruhigt hatte, erklärte sie mir, dass sie mich auf diesem Weg mit allen Konsequenzen unterstützen werde. Sie versprach mir auch, für mich da zu sein, wenn es mir aufgrund der Behandlungen schlecht gehen sollte. Außerdem würde sie mich bei jeder Chemotherapie mit ihren Klangschalen begleiten. Es war unglaublich: Wer hatte mir diesen Engel geschickt? Ich spürte, wie ein Gefühl von bedingungsloser Hingabe und Liebe in mir aufstieg und sofort beruhigten sich meine Gedanken. Nicht zum ersten Mal machte ich die Erfahrung, dass ich in jedem Moment des Lebens getragen bin, ob von der unsichtbaren geistigen Welt oder von Engeln in menschlicher Gestalt. Das gilt übrigens für uns alle – nur leider vergessen wir das oft.

      Ich wusste zwar, dass Cornelia mit Klangschalen arbeitete, hatte jedoch bis jetzt selbst noch nie die Gelegenheit genutzt, diese wundervolle Energiearbeit kennenzulernen. Schließlich hatte ich für so etwas ja keine Zeit. Ich war zu beschäftigt, anderen Menschen mit meiner Arbeit Energie und Kraft zu geben, sodass ich der Auffassung war, ich mache ja schon genug Energiearbeit. Ungeachtet dessen hatte ich doch glatt vergessen, auch etwas für mich zu tun. Ich legte mich also auf die Matte und deckte mich mit einer warmen Decke sanft zu. Nun durfte ich meine Augen schließen und wir begannen mit ein paar Atemübungen. Da ich selbst Entspannungskurse unterrichtete, fiel es mir leicht, diesen Übungen zu folgen. Ich genoss es sehr, nicht die Erzählende zu sein, sondern die Zuhörerin. Der erste Klang ertönte … dann noch einer … und noch einer …

      Während


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