Draußen unterrichten (Ausgabe für Österreich, E-Book). Stiftung SILVIVA
Dies erleichtert die Planung, schafft Kontinuität, schult die Beobachtung und vertieft die Naturbeziehung.
>Die Kinder erwerben draußen viele fächerübergreifende Kompetenzen während der selbstgesteuerten Lernphasen. Planen Sie daher genügend Zeit ein für Freispiel, für Pausen, für Aktivitäten mit offenen Fragestellungen und für eine individuelle Wahl der Realisationsart und Sozialform.
>Integrieren Sie jeweils eine Phase der Auswertung, Reflexion, Evaluation – drinnen oder draußen.
>Halten Sie immer ein bis zwei Zusatzaktivitäten in Reserve, falls das Programm schneller abläuft als geplant oder falls die Kinder Bewegung brauchen (etwa weil es kälter ist als gedacht).
Wie?
>Arbeiten Sie nicht nur in, sondern auch mit der Natur. Der respektvolle Umgang mit der Mitwelt wird in jeder Sequenz gelebt und geübt.
>Die Zeit verläuft draußen anders als drinnen. Planen Sie die Zeit pro Aktivität großzügig. Es geschehen immer unvorhergesehene Dinge, die das Interesse der Kinder wecken und Zeit brauchen.
>Achten Sie darauf, dass die Kinder draußen die meiste Zeit aktiv tätig sind.
>Lassen Sie die Kinder zusammen problemlösungsorientiert arbeiten – an konkreten und sinnvollen Aufgaben. Verwenden Sie hingegen darbietende und interrogative Methoden nur über kurze Zeitspannen – oder vor- und nachbereitend im Klassenzimmer.
>Wagen Sie es, auch mal ohne Vorbereitung in die Natur zu gehen, um zu schauen, was die Natur und die Kinder für Impulse geben. Mit der Erfahrung neigen viele Lehrpersonen dazu, den Kindern draußen mehr selbstgesteuerte Lernzeit zur Verfügung zu stellen, da viele Lern- und Lebenskompetenzen dabei besser erreicht werden.
>Lehrpersonen mit Erfahrung im Draußenunterrichten erleben diese Art von Unterricht als einfach. Schlechtes Wetter, misstrauische Eltern, Schulsystem und Arbeitsbelastung sind keine Hindernisse mehr. Und mit Übung ist ein Aufenthalt im Wald auch nicht gefährlicher als ein Spiel auf dem Pausenplatz oder in der Turnhalle.
Tipps für den Tagesablauf
Weg zum Naturort > Der Weg ist bereits das Ziel. Mit Suchaufträgen oder Rätseln auf dem Weg sensibilisieren Sie die Kinder für die Umgebung und das Thema. Nehmen Sie sich auf dem Weg die Zeit, auf spontane Impulse der Kinder und der Mit- und Umwelt einzugehen. Fördern Sie die aufmerksame Wahrnehmung der Kinder, indem Sie sie auf kleine oder überraschende Dinge hinweisen, die Ihnen auffallen.
Gemeinsamer Beginn > Beginnen Sie mit einer Aktivität, die Begeisterung weckt und ins Thema einführt. Je nach Klasse und Weg ist hier eine bewegungsorientierte, spielerische oder ruhige Aktivität angebracht.
Mittelteil > Bei jüngeren Kindern besteht dieser Teil aus Freispiel. Bei den älteren Kindern ist es wichtig, dass dieser Teil gut rhythmisiert ist: Wechseln Sie zwischen ruhigen und dynamischen Aktivitäten ab, nutzen Sie verschiedene Zugänge zur Natur, ändern Sie die Sozialformen. In dieser Sequenz sollten die Kinder aktiv tätig sein und die Umgebung unmittelbar erfahren können. Je nach Klasse braucht es zum Einstieg eine Aktivität, welche die Aufmerksamkeit der Kinder fokussiert: ein Tasträtsel machen, Natur durch das Handmikroskop oder mit dem Spiegel beobachten, möglichst viele Geräusche sammeln, häufige Tierspuren gemeinsam anschauen und beschreiben, bevor die Kinder sie selber suchen gehen …
Gemeinsamer Abschluss > Führen Sie eine Evaluation durch oder machen Sie einen Abschlusskreis, tauschen Sie Entdeckungen, Erfahrungen und Empfindungen aus, stellen Sie einen Bogen zum Anfang her, erzählen Sie eine Geschichte usw.
In Teil 3 finden Sie zwei Planungsbeispiele mit Aktivitäten für einen halben Tag draußen (↗ hier und hier).
Lernen mit dem, was die Umgebung bietet
Zusammen problemlösungsorientiert arbeiten
Fächerübergreifendes Lernen
Draußen bietet es sich an, fächerübergreifend zu unterrichten. Denn an einem Thema oder Naturelement lassen sich einfach Ziele aus ganz verschiedenen Fachbereichen erarbeiten. Hier zwei Beispiele.
Naturelement Tannenzapfen
Mathis und Lorenz haben unter einer Tanne abgefressene Tannenzapfen entdeckt. Wer die wohl gefressen hat? Ein Eichhörnchen huscht den Stamm hoch. Die Jungen beobachten es. Mathis beginnt, die Zapfen zu zählen: 23! Lorenz sucht nicht abgefressene Zapfen und legt sie in einen selbst gebauten Futternapf fürs Eichhörnchen. Er tauft das Tier »Sniff« und schreibt seinen Namen mit Zapfen neben den Napf. Dann beginnen die beiden, ein Figurentheater zu spielen. Das Tannenzapfen-Eichhörnchen »Sniff« wird vom Tannenzapfen-Eichhörnchen »Hörnli« gestört …
Sprachen > Seinen Namen mit Tannenzapfen schreiben, verschiedene Fraßspuren an Zapfen ertasten und beschreiben, eine Zapfengeschichte erfinden, ein Figurentheater mit Zapfen aufführen.
Mathematik > Anzahl der Zapfen auf einem Haufen schätzen, dann geordnet zählen, Zapfen der Größe nach ordnen, eine Reihe legen und weiterführen mit Zapfen und anderen Naturelementen, mit Zapfen den Baumumfang messen, die verwendete Anzahl Zapfen neben ein Maßband legen und den Wert ablesen, mit den Zapfen geometrische Formen legen.
Gestalten > Aus Zapfen Naturwesen gestalten, Futterzapfen für Vögel und Nagetiere basteln, einen Barfußparcours mit Zapfen und anderen Naturmaterialien erstellen.
Musik > Zapfen aneinanderreiben und damit ein Lied begleiten.
Natur, Mensch, Gesellschaft > Den passenden Baum zum Zapfen finden, den Kreislauf vom Zapfen zum Baum zum Zapfen erklären, in Tannenzapfen das Wetter lesen, Fraßspuren erkennen, mit Zapfen einen Futterplatz für ein Tier erstellen, die Verbreitung von Zapfen auf der Welt herausfinden, die frühere und heutige Nutzung von Zapfen erfahren.
Bewegung und Sport > Zapfen-Rückenmassage machen, mit Zapfen auf Zielscheibe werfen, jonglieren, in einer Stafette Zapfen auf zwei Stecken transportieren, Zapfenfußball spielen.
Thema Bach
Eva, Jana und Reto sind an der Brücke angekommen. Sie zeichnen den Bachverlauf der Etappe, die sie gemeinsam abgelaufen haben, auf der Karte ein. Bei dieser Station geht es um Sprache: Sie hören und notieren Wassergeräusche und nehmen einige mit dem Smartphone auf. Reto speichert »gurgeln«, »plätschern« und »tropfen« ab. Dann haben sie die Wahl: Jana setzt sich unter eine Weide und schreibt ein Gedicht, in dem möglichst viele Wasserwörter vorkommen. Reto zeichnet einen Naturcomic über einen Fisch im Bach. Eva konstruiert ein Wasserrad und schreibt eine Bauanleitung dazu …
Sprachen > Verben, Adjektive rund ums Wasser besprechen, Sprichwörter (»nahe am Wasser gebaut«) und ihre Bedeutung behandeln, Begriffe rund ums Wasser in verschiedenen Sprachen kennenlernen, Wassergeräusche aufnehmen (ICT und Medien).
Mathematik > Fließgeschwindigkeit des Baches berechnen, unter der Lupe Eiskristalle betrachten, berechnen, wie viel Wasser, wie viel Schnee man in verschiedene Gefäße füllen kann (Hohlmaße üben).
Gestalten > Schiffe und Wasserräder