Draußen unterrichten (Ausgabe für Österreich, E-Book). Stiftung SILVIVA

Draußen unterrichten (Ausgabe für Österreich, E-Book) - Stiftung SILVIVA


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       Information der Eltern

      Wollen Sie regelmäßig in der Natur unterrichten, stellen Sie das Projekt am besten am Elternabend vor. Zeigen Sie Fotos oder laden Sie eine erfahrene Lehrperson ein, wenn Sie am Beginn des Projekts stehen. Erklären Sie (mit Unterstützung von Bildern oder Filmen), wie ein Tagesablauf bzw. eine Lektion draußen aussieht, was die Ziele und pädagogischen Überlegungen des Unterrichts im Freien sind und welche Ziele des Lehrplans damit erreicht werden sollen. Erläutern Sie die geltenden Regeln und die Frequenz des Draußenunterrichts (bei welchem Wetter findet er statt, bei welchem nicht). Zeigen Sie, welche Ausrüstung die Kinder brauchen.

      Laden Sie die Eltern (als Begleitpersonen oder Besucher) in den Draußenunterricht ein. Nehmen Sie sich am Elternabend Zeit, die Fragen und Bedenken der Eltern zu beantworten. Achten Sie aber darauf, dass der Hauptteil der Zeit am Elternabend dem Tagesablauf draußen, dem Zusammenhang mit den Zielen des Lehrplans und der Förderung weiterer Lebenskompetenzen gewidmet wird – und nicht der Diskussion über Zecken oder andere Ängste und Bedenken der Eltern zum Opfer fällt.

      Machen Sie Fotos und stellen Sie diese auf der Schulwebsite oder im Schulhauskorridor aus (sofern die Eltern einverstanden sind, dass ihre Kinder fotografiert werden). Lassen Sie die Kinder ihr Naturtagebuch nach Hause nehmen.

      Ein Dauerbrenner bleibt die adäquate Ausrüstung. Gehen Sie in unregelmäßigen Abständen nach draußen, können Sie den Kindern am Tag davor ein laminiertes Infoblatt mitgeben, auf dem steht, dass die Klasse morgen an den Naturort geht und was die Kinder an Material und Ausrüstung mitbringen sollen. Das Blatt bringen die Kinder am nächsten Tag wieder in die Schule mit. Erstellen Sie ein Sommer- und ein Winterblatt.

      Überlegen Sie sich, was Sie mit Kindern tun, die schlecht ausgerüstet in die Schule kommen. Können diese Kinder trotzdem mitgehen? Dann besteht die Gefahr, dass die Kinder eine negative Naturerfahrung machen und deren Eltern Ihnen eine negative Rückmeldung geben. Oder bleiben diese Kinder drinnen in einer anderen Klasse? Dann riskieren Sie, dass Eltern ihr Kind in Zukunft extra schlecht anziehen, damit es nicht in den Genuss der Naturschule kommt. Wichtig ist, dass Sie Eltern nach dem Naturtag persönlich benachrichtigen, wenn die Kleidung nicht wettergerecht war. Informieren Sie gleichzeitig, welche Ausrüstung das nächste Mal verlangt wird.

       Draußen beurteilen

      Wie können Sie beim Draußenunterrichten den Lern- und Reflexionsprozess bei den Kindern wie auch bei sich selbst fördern und dokumentieren? Wie können Sie evaluieren, was die Kinder gelernt haben, ob die Lernziele erreicht wurden? Wie können Sie Leistungen bewerten?

      Beurteilen und benoten Sie das, was die Kinder draußen gelernt haben, nicht unabhängig vom übrigen Unterricht. Benoten Sie die Lernsequenz, das Thema als Ganzes. So können Sie wie gewohnt mit den im Klassenzimmer gängigen Beurteilungsmethoden arbeiten. Draußen bieten sich folgende Dokumentations- und Evaluationsmethoden an:

      >beobachten Sie;

      >führen Sie Aktivitäten durch, bei denen sich die Kinder gegenseitig kontrollieren;

      >fotografieren oder filmen Sie Prozesse, Ergebnisse, Präsentationen;

      >lassen Sie die Kinder ein Natur-Lernjournal führen – und führen Sie selbst eines (siehe nächste Seite);

      >reflektieren Sie Ihre Arbeit regelmäßig, wenn möglich zusammen mit den Begleitpersonen oder anderen Lehrpersonen.

       Natur-Lernjournal der Kinder

      Jedes Kind erhält ein leeres Heft, sein persönliches Natur-Lernjournal. Die Kinder schreiben nicht nur in ihr Journal, sondern sie können darin auch Dinge zeichnen und einkleben. Fotos, Ergebnisse von Internetrecherchen oder andere Nachbereitungen im Klassenzimmer kommen ebenfalls in das Heft. Das Natur-Lernjournal dient der Evaluation, Reflexion und Vertiefung des Gelernten. Mögliche Aufträge sind:

      >Was habe ich heute gemacht? Was habe ich heute gelernt?

      >Wo kann mir das Gelernte sonst noch nützlich sein?

      >Was möchte ich gerne noch wissen? Wie kann ich das herausfinden? (Die Hypothesen, Vorgehensweise und Resultate der Suche kommen dann ebenfalls ins Lernjournal.)

      >Was hat mir heute besonders gefallen? Was hat mir nicht gefallen? Was wünsche ich mir für den nächsten Draußenlerntag?

      >Was habe ich heute gesammelt? (Die Sachen werden eingeklebt und angeschrieben.)

       Natur-Lernjournal der Lehrperson

      Ihr eigenes Natur-Lernjournal kann folgende Fragen behandeln:

      >Was haben die Kinder heute gelernt (Lernziele, Selbstkompetenz, Sozialkompetenz, Fachkompetenz, weitere wichtige Lebenskompetenzen)? Welche Situationen zeigten hohes Lernpotenzial?

      >Welche Lernsequenzen, welche Umgebungen haben die Kinder bevorzugt? Warum? Welche Lernsituationen blieben ungenutzt? Warum?

      >Welche spontanen Lernsituationen sind entstanden? Will ich daraus Themen aufgreifen und weiterverfolgen? Falls ja, wie?

      >In welchen Situationen gab es Probleme? Warum? Wie würde ich das nächste Mal handeln? Wie kann ich in diesen Situationen mehr Lernpotenzial bieten?

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      Erfahrungen und Ergebnisse vertiefen

       Draußen evaluieren

      Hier drei Ideen, wie Sie von den Kindern eine Rückmeldung direkt am Naturort einholen können.

      Ein umgekehrtes Mikado legen > Jedes Kind sucht sich einen Stecken. Die Lehrperson stellt drei Stecken pyramidenförmig auf den Boden und stellt eine Evaluationsfrage, zum Beispiel: »Was hat euch heute gefallen, was nicht?«, »Was habt ihr gelernt?« oder »Was wünscht ihr euch für den nächsten Draußenlerntag?«. Ein Kind nach dem anderen beantwortet die Frage und legt seinen Stecken an die Pyramide an: Das Ziel ist, dass sich alle Kinder ausdrücken können und die Pyramide bis zum Schluss hält. Ist es kalt, wird das Mikado in einer Feuerstelle aufgeschichtet und danach angezündet.

      Mit Gesichtern evaluieren > Jedes Kind stellt mit einem aus Naturmaterialien gestalteten Emoticon dar, wie es den Tag draußen fand. Gleichzeitig gestaltet die Lehrperson selber zwei große Gesichter, ein zufriedenes und ein unzufriedenes. Jedes Kind sucht Naturmaterialien und überlegt sich dabei, was ihm am heutigen Unterricht gefallen hat und was nicht. Die Klasse stellt sich im Kreis um die beiden Gesichter, welche die Lehrperson gestaltet hat. Nun nimmt ein Kind nach dem anderen sein gesammeltes Naturmaterial und bastelt den beiden Gesichtern damit Haare. Wenn das Kind das positive Gesicht dekoriert, äußerst es ein positives Feedback. Gibt das Kind eine kritische Rückmeldung, dekoriert es das negative Gesicht.

      Auf dem Baum positionieren > Die Klasse formt mit Naturmaterial einen Baum auf dem Boden, mit Wurzeln, Stamm, Ästen, eventuell auch Blättern und Früchten. Bei Zeitmangel tut es auch ein liegender Baumstamm, mit oder ohne Dekoration. Die Lehrperson stellt eine Frage zur Erreichung einer fachspezifischen oder überfachlichen Kompetenz, zum Beispiel: »Ich verstehe, wie ein Feuer aufgebaut wird« oder »Wir haben in der Gruppe gut zusammengearbeitet«. Wer vollständig einverstanden ist, stellt sich neben den Baumwipfel, wer gar nicht einverstanden ist, neben die Wurzeln. Die Lehrperson fragt einige Kinder, warum sie gerade an diesem Ort stehen: »Was hast du beim Aufbau des Feuers nicht verstanden?« Oder: »Was klappte nicht bei der Zusammenarbeit, was braucht ihr, damit es das nächste Mal besser geht?« So erhält die Lehrperson eine Gesamteinschätzung und kann gleichzeitig auch spezifische Rückmeldungen und Verbesserungsvorschläge


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