Reden wir über Geld. Niki Lauda

Reden wir über Geld - Niki Lauda


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bin ich alles, was mich ausmacht. Rennsport-Experte, Unternehmer, Investor.«

       Kinder und Geld

       »Normal bleiben, auch wenn Geld da ist. Um nichts Anderes geht es.«

       Timeline

      GELD UND LEBEN

      Vorwort von Conny Bischofberger

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      Der Frühling 2015 wird mir ewig als Lauda-Frühling in Erinnerung bleiben. Er begann an einem Mittwochmorgen im April. Ich traf Niki Lauda im Wiener Café Imperial, um unser Buchprojekt zu besprechen. Sein rotes Kapperl leuchtete schon von weitem, er ließ sich gerade den letzten Gang seines Frühstücks – gerissener Apfel mit Joghurt – servieren. Es war 7 Uhr 50, ich wusste bereits von vielen Terminen der vergangenen 20 Jahre, dass er Zufrühkommen schätzt.

      In allen Interviews, nicht nur in meinen, hatte Lauda auf Geldfragen immer geantwortet: »Über Geld spreche ich nicht.« Und jetzt wollte ich mit ihm ein Buch über das große Tabu schreiben. Ich rechnete damit, dass er mir spontan den Vogel zeigen würde. Ich malte mir aus, dass er mich fragen würde: »Bist du verrückt?« Dann würden wir beide lachen und das Thema wäre erledigt.

      Aber Lauda gefiel die Idee. »Warum fangen wir nicht gleich an?«, meinte er. Gott sei Dank habe ich immer mein Sony-Aufnahmegerät dabei. Es war das erste von insgesamt acht Gesprächen über Traumdeals und Risikogeschäfte, Spekulationen und Emotionen, Geiz und Gier. Acht mal 55 Minuten.

      Als Journalistin suche ich in Biografien immer die Brüche. Nicht die stromlinienförmige Chronologie, sondern die Abweichungen machen den Menschen aus. In keiner anderen Biografie fand ich so viele Brüche wie in der von Niki Lauda. Fast immer haben diese Brüche bei ihm auch mit Geld zu tun. Der Feuerunfall am Nürburgring kickte ihn aus dem Millionengeschäft des Rennsports, der Flugzeugabsturz der Lauda Air brachte ihn an seine persönlichen und finanziellen Grenzen. Mir ist noch immer ein Rätsel, wie sich so viel Geld und Leben in 7 Stunden 20 Minuten ausgegangen ist.

      Die Antwort liegt in Laudas Persönlichkeit. Er ist der zeitökonomischste, präziseste und unkomplizierteste Interviewpartner, den ich in mehr als dreißig Jahren meiner Tätigkeit als Journalistin kennengelernt habe – und einer der ganz wenigen, mit dem ich per »Du« bin.

      Stichwort Zeitökonomie: Nach unserer ersten Sitzung fragte er mich: »Wie lange wird das noch dauern?« Nach unserer zweiten Sitzung wollte er wissen, ob es denn schon ein geschriebenes Kapitel gebe.

      Stichwort präzise: Während vergleichbare Gespräche oft bis zu dreißig DIN-A4-Seiten füllen, passt ein Lauda-Dialog locker auf zehn bis zwölf Blätter. Seine knappe Sprache ist für eine Autorin eine echte Herausforderung. Vor allem, wenn es um Emotionen geht, antwortet er gerne mit »Null!«. Null Kränkung, null Wehmut, null Schmerz.

      Sein meistverwendetes Eigenschaftswort ist »logisch«. Darauf folgen immer einleuchtende, meist technische Erklärungen – etwa über die Ursachen eines Flugzeugabsturzes oder einen Sieg in der Formel 1.

      Sein liebster Satz ist »Langer Rede kurzer Sinn«. Immer, wenn er etwas erzählen sollte und es dann ins Detail ging, wurde es ihm zu blöd und er sagte: »Langer Rede kurzer Sinn, du kennst die Geschichte eh.« Vorsichtshalber solle ich die Einzelheiten in seiner einzigen autorisierten Biografie noch einmal nachlesen. Danke, Herbert Völker, dass wir in diesem Buch so oft darauf Bezug nehmen durften.

      Stichwort unkompliziert: Wenn ich Niki Lauda fertige Kapitel mailte, dauerte es keine zwei Stunden, bis seine Antwort aufpoppte. Es gab drei Versionen davon: »Okay, Niki«, »Danke, Niki« und »Super, Niki«. Wenn er Kleinigkeiten ändern wollte, rief er mich an, das ging alles ruckzuck. Er zählt nicht zu jenen Menschen, die sich alles zweimal überlegen.

      So gab Niki Lauda das Tempo für dieses Buch vor und es wurde ein ziemlich intensiver Frühling. Ich habe in diesen Monaten das Café Imperial mit seinen rot gepolsterten Bänken, den frischen Rosen auf dem Tisch, den Spiegeln, in denen das Licht der Kristallluster glitzert, lieb gewonnen. An acht Mittwochen durfte ich am ersten Tisch links im hintersten Zimmer frühmorgens den Menschen Lauda aus nächster Nähe studieren. Seine ungeheure Präsenz. Wie er, ohne den Faden zu verlieren, für Fans, die an seinen Tisch kamen, Autogramme schrieb. Wie er während meiner Fragen – sichtlich amüsiert – Ehedramen, die sich am Nebentisch abspielten, registrierte. 55 Minuten Lauda exklusiv. Nur zur Lüftung des Kapperls oder zum Nachdenken hielt er während des Redens manchmal kurz inne und strich sich über den nackten Schädel. Das verbrannte Ohr, das verbeulte Gesicht: Zeichen seines unzerstörbaren Willens zu überleben.

      Laudas Schlüsselsätze zum Erfolg markieren den Beginn der Kapitel in diesem Buch. Es sind persönliche Bekenntnisse einer irrwitzigen Konsequenz.

      So viel Lust, mit Geld zu arbeiten. So wenig Lust, es auszugeben.

      ZAHLENSPIELE

      »Wenn ich an Geld denke, dann sehe ich nur Zahlen. Keine Scheine, keine Münzen, keine Emotion.«

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      Geld macht glücklich, Geld ist Energie. Geld beeinflusst Beziehungen, Geld regiert die Welt.

      Ich messe diesen Sprüchen nicht sehr viel Bedeutung bei. Für mich ist Geld ganz einfach Geld, da steht nichts dahinter. Psychologie schon gar nicht. Wenn ich an Geld denke, dann sehe ich nur Zahlen. Keine Scheine, keine Münzen, keine Emotion.

      Ich liebe Zahlen. Wenn ich in Gedanken 18 Jahre zurückfahre, dann kann ich heute noch genau sagen, wie viel 1997 die erste Boeing 777 für die Lauda Air gekostet hat: 115,8 Millionen Dollar, wir haben zwanzig Prozent Diskont herausgehandelt! Das war für eine Triple Seven ein richtig guter Preis.

      Ich weiß auch noch genau, wie viel ich für den Anzug hingeblättert habe, den ich mir für die Hochzeit von Red-Bull-Teamchef Christian Horner mit Geri Halliwell, dem Ex-Spice-Girl, im englischen Bedfordshire schneidern habe lassen. Dunkelblaues Tuch, Einreiher, angefertigt von Maßschneider Thomas Netousek in der Wiener Gumpendorferstraße. 3.275 Euro.

      Und mein Frühstück im Wiener Ringstraßen-Café Imperial, wo ich dreimal in der Woche meinen Tag beginne – Schnittlauchbrot, Ei im Glas, dazu ein Joghurt mit gerissenem Apfel und zwei Melange – kostet 26 Euro geradeaus. Da gebe ich immer dreißig, weil ich ohne Münzen auskommen will. Ich hasse das, wenn ich am Flughafen durch die Security gehe und die Münzen scheppern wieder herum.

      Schon allein deshalb ist der Vergleich mit Dagobert Duck, der gerne im Geld schwimmt, ein totaler Blödsinn. Der »Schutzheilige aller Geizigen« wohnt ja in einem Geldspeicher und nimmt Bäder in den Münzen! Das Einzige, das Niki Lauda mit Onkel Dagobert verbindet, ist Sparsamkeit. Das haben mir meine Eltern von Anfang an mitgegeben: Ruhig bleiben, nichts ausgeben! Auch die Ente mit dem Dollarzeichen in den Augen verzichtet auf unnötige Ausgaben, weshalb sich ihr Geld langfristig vermehrt statt weniger zu werden. Ein logisches Prinzip: Reich wirst du nur, wenn du mehr Geld einnimmst als du ausgibst.

      Sein Vermögen hat Dagobert Duck durch Intelligenz und harte Arbeit erlangt. Ein Zugang, der mir gefällt. Wer erlebt hat, dass man am besten durch eigene Leistung Geld verdient, überlegt sich zweimal, ob und wie er es ausgeben soll.

      Das Dollarzeichen in den Augen steht natürlich für Gier. Das hat der Mensch leider so an sich, er ist nie zufrieden. Das gilt für einen Normalverdiener genauso wie für einen Großverdiener. Geld ist eine ganz starke Motivation. Wer von Geld getrieben ist, will immer mehr, das hört nie auf. Die Gier ist ein Hund. Deshalb überlege ich mir bei Investitionen sehr oft: »Soll ich das noch machen? Steht das noch in einem vernünftigen Verhältnis?« Die Gier verstellt ja den realistischen Blick auf das Risiko. Und


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