Vom seidenen Faden zum gemeinsamen Strang. Eberhard Schmidt

Vom seidenen Faden zum gemeinsamen Strang - Eberhard Schmidt


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betreuten, kam es immer wieder zu phänomenalen Durchbrüchen. Was sind Durchbrüche in diesem Zusammenhang? Es sind Momente tiefer Erfahrungen, in denen die Entwicklung, die zuvor stillzustehen oder gar rückwärtsgewandt zu verlaufen scheint, plötzlich mit neuen, inspirierenden Erlebnissen einhergeht. In denen Menschen sich für andere öffnen und dadurch unmittelbar Mitgefühl, Verständnis und Hilfsbereitschaft ermöglichen. In denen Ängste und Ablehnungen überwunden und von zunehmendem Vertrauen abgelöst werden. In denen jede(r) Einzelne die Erfahrung des Einsseins mit sich, der Welt und eben sogar mit den KollegInnen macht und Entwicklung hin zu einer wahren, förderlichen Gemeinschaft möglich wird. Diese Momente führen immer zu einer größeren persönlichen Reife und zu einer erfolgreicheren und freudigeren Zusammenarbeit in Unternehmen, die sich nicht zuletzt auch in wirtschaftlichem Erfolg messen lässt.

      Wir erleben unsere Arbeit als ein Zusammenwirken von Menschen, das über die unmittelbaren Auswirkungen für das jeweilige Führungsteam hinaus eine Unternehmenskultur etabliert, in der Zusammenhänge sichtbar und Verbundenheit spürbar werden. Wenn Führungskräfte den Mut aufbringen, authentisch zu sein und zu handeln, anderen Wertschätzung entgegenbringen und keine Angst vor der Erkenntnis haben, dass sie selbst möglicherweise Teil des Problems sind, dann sind nachhaltige Veränderungen zum Besseren unvermeidbar. Die vertrauensvolle Verbundenheit in einem Team, das Verschiedenheit als Basis für kreative Reibung versteht und für alle Prozesse nutzbar macht, schafft neben dem wirtschaftlichen Erfolg eine Zufriedenheit, die sich weit über den Arbeitsalltag hinaus erstreckt. Dies wollen wir in diesem Buch erlebbar machen.

      1 1 Felber, Christian 2015.

      »Chefin, haben Sie inzwischen entschieden, welchen Anbieter wir nehmen?« Jasper Kamensieg scharrte ungeduldig mit den Füßen. »Ich muss dringend bestellen. Färber macht mir schon seit Tagen die Hölle heiß wegen der fehlenden Werkzeuge.«

      »Okay, ich schau mir das gleich noch mal …« Weiter kam ich nicht. Da platzte Bodo Beyer herein: »Sie müssen sofort mit Kohlbrenner sprechen! Der hat keine Leute zur Reha geschickt. Wenn die heute nicht mit dem Fundament fertig werden, können wir unsere Wandelemente vergessen.«

      Das Telefon klingelte ununterbrochen und machte mich nervös. Wo war denn nur Frau von der Grube? Warum ging sie nicht ans Telefon? »Moment«, sagte ich zu Bodo Beyer und ging an den Apparat. »Jordan Seniorenbauten«, hatte ich mich kaum gemeldet, da schoss ein Schwall von Vorwürfen durch den Hörer. Ausgerechnet vom Abteilungsleiter Bau des Erzbistums Köln, auf den wir große Hoffnungen für Folgeaufträge in der Region setzten. Ich sank auf den Bürostuhl, hörte nur noch die erboste Stimme am anderen Ende, ohne wahrzunehmen, was sie denn sagte, sah Bodo Beyer mit den Armen fuchteln und Jasper Kamensieg bedrohlich nahekommen.

      »Was ist denn nun?«, fauchte er mir ins Gesicht.

      Als ich den beiden Männern vor mir keine Antwort mehr gab, verschwanden sie fluchend aus dem Büro. Ich versuchte, den Mann am anderen Ende der Leitung zu beruhigen, und versicherte ihm, dass ich mich um die Schäden kümmern würde. Als ich endlich auflegen konnte, musste ich erst einmal tief durchatmen. Vor mir lag ein Stapel mit Briefen, Verträgen und Angeboten, die ich dringend anschauen und abzeichnen musste. Also: Nicht weiter nachdenken, alles durchgehen! Ich arbeitete bis spät in die Nacht und fiel nach Mitternacht erschöpft ins Bett.

      Und meine Mitarbeiter? Es war im Grunde genommen genau das Gleiche. Auch sie beschwerten sich ständig über irgendwelchen Kram, stritten miteinander, kamen zu mir und wollten irgendwas, um das ich mich am besten stante pede kümmern sollte. Am schlimmsten war Johannes Barth, der Betriebsleiter. Als hätte ich nicht genug Sorgen, nervte er mich ununterbrochen mit seinen Forderungen nach neuen Maschinen in der Schreinerei, nach größeren Fahrzeugen, nach mehr Leuten, die wir bräuchten und so weiter und so fort. Dabei sah unsere finanzielle Situation alles andere als rosig aus. Die Zahlen auf dem Konto sprachen für sich. Ganz besonders machte mir der Mangel an qualifizierten Leuten zu schaffen. Drei Mitarbeiter hatten in den vergangenen vier Monaten gekündigt. Jeden Tag aufs Neue sann ich darüber nach, wo ich noch sparen könnte, woher ich Fachkräfte bekäme, wie wir Liefertermine einhalten könnten, die einzuhalten längst nicht mehr möglich war. Wie konnte es so weit kommen?


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