Das Yoga-Lexikon. Wilfried Huchzermeyer

Das Yoga-Lexikon - Wilfried Huchzermeyer


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der Yogī sich energetisch konzen­triert (bis zu 16 werden genannt, von denen einige mit den Cakras identisch sind). Auch eine Bezeichnung für das mensch­liche psychophysische Sys­tem als Ba­sis des Yogas.

      Adharma m Nicht-Dharma, das Fehlen von Recht und Redlichkeit. In der Bhagavadgītā 4.7 erklärt Krishna: „Immer wenn Dharma verfällt und Adharma wächst, manifestiere ich mich.“ Siehe auch Dharma.

      Adhibhautika adj elementar, materiell.

      Adhibhūta adj und n das Materielle, Physische, Gewordene.

      Adhidaiva adj und n das Kosmische, Göttliche; die höchste Gott­heit.

      Adhikāra m Fähigkeit, Autorität. Die Befähigung eines Aspiranten für einen Yoga-Pfad, indem die rechten Voraussetzungen wie Auf­richtigkeit, Stetigkeit etc. gegeben sind.

      Adhikārī, Adhikārin m jemand, der Adhikāra hat.

      Adhishthāna [adhiṣṭhāna] n Basis, Grundlage, Stütze; zugrundeliegende Wahrheit; Wohnsitz, Re­sidenz.

      Adho-mukha „mit dem Gesicht nach unten“, ein Wortelement in Āsana-Bezeichnungen.

      Adhomukhashvanāsana, adho-mukha-shvan-āsana n die Haltung des Hundes, dessen Ge­sicht nach unten zeigt; Hundestreckung.

      adhaḥ – unten; mukha – Gesicht; śvan – Hund; āsana – Haltung. Nach einem Lautgesetz wird a­dhaḥ zu adho.

      Adhomukhavrikshāsana, adho-mukha-vrikshāsana n die Baumhaltung mit Gesicht nach unten; Handstand.

      adhaḥ – unten; mukha – Gesicht; vṛkṣa – Baum; āsana – Haltung. Nach einem Lautgesetz wird a­dhaḥ zu adho.

      Adhvara m Opfer, besonders das Soma-Opfer.

      Adhvaryu m einer der Hauptpriester beim vedischen Opfer, der Sprüche aus dem Yajurveda vorträgt.

      Adhyāropa m in Shankaras Philosophie die fälschliche Überdeckung der Wirklichkeit mit einer irrtümlichen Vorstellung, indem man zum Beispiel in der Dunkelheit ein herumliegendes Tau für eine Schlange hält. In gleichem oder ähn­lichem Sinn werden auch die Begriffe Adhyāsa und Vikshepa verwandt.

      Adhyāsa m siehe Adhyāropa.

      Adhyātma-Yoga m Yoga zur Ver­wirklichung des höchsten Selbstes, u.a. erwähnt in der Ka­tha-Upa­nishad 1.2.12. adhi-ātma bedeutet: was sich auf das Selbst bezieht.

      Ādhyātmika adj auf das höchste Selbst, Ātman, bezogen; spirituell.

      Adhyayana n Lesen, Studieren, besonders der vedischen Texte.

      Ādi m Anfang, Ursprung. In vielen Komposita bedeutet es „erster, erste“, z.B. Ādikavi, der erste Dichter, ein Epithet Vālmīkis, oder Ādiguru, der erste oder ursprüngliche Guru, d.h. die Gottheit, welche als Begründerin einer religiösen Sekte gilt.

      Ādinātha m der ursprüngliche Herr, ein Beiname Shivas.

      Ādīshvara [ādīśvara] m der ursprüngliche Herr, ein Beiname Shivas.

      Aditi adj und f unendlich, grenzenlos. Höchste Natur, unendliches Bewusstsein. Im Veda Mutter der Götter, der Ādityas.

      Siehe auch Deva (letzter Abs.).

      Āditya m Sonne, Sonnengott. Die Ādityas sind die Söhne von Aditi.

      Advaita-Vedānta m philosophisches System, dessen bekanntester Vertreter Shankara ist. a-dvaita bedeutet Nicht-Zweiheit, Nicht-Dualität. So handelt es sich um einen monistischen Vedānta, der letztlich Gott, Welt und Seele als eins und identisch sieht.

      Die Welt der Dualität mit ihren vielfältigen Erscheinungen wird nicht an sich geleugnet, aber als irrealer Schein (Māyā) einer ichbezogenen Wahr­nehmung a­na­ly­siert.

      Eine moderne Advaita-Bewegung, von Außenstehenden auch „Neo-Advaita“ genannt, geht auf H.W.L. Poonja zurück, dessen Schülerinnen und Schüler eine „Satsang-Bewegung“ begründeten. Im Neo-Advaita werden traditionelle Elemente indischer Spiritualität mit Ansätzen westlicher Psychologie verbunden.

      Advāsana n entspannte Bauch­lage. (Wort-Herkunft ungeklärt.)

      Advaya-Tāraka-Upanishad [upa­­niṣad] f die Upanishad „des nicht-dualen Erlösers“, womit das transzendente Bewusstsein gemeint ist, welches sich in vielfältigen Lichterscheinungen offenbart. Eine Yoga-Upanishad, welche den Tāraka-Yoga darlegt.

      Ādyashakti [ādyaśakti] f die uranfängliche (ādya) Kraft (shakti) des Universums; das göttliche Bewusstsein, das alles durchdringt und erfüllt.

      Affen [Skrt. Vānara, Kapi] gelten den Hindus als heilige Tiere, weil sie dereinst – unter Führung des Hanumān – Rāma halfen, seine von Rāvana entführte Frau Sītā zurückzugewinnen.

      Siehe auch Rāmāyana.

      Āgama m Herkunft, Tradition, Zeugnis. Bezeichnet allgemein heilige Schrif­ten und speziell tantrische Texte in der Tradition Shivas. In der Yoga-Philosophie Erkenntnis auf der Grundlage von authentischer Bezeugung durch eine vertrauenswürdige Autorität.

      Āgāmi-Karma n künftiges Karma, das durch Handlungen in der Gegenwart ausgelöst wird.

      Siehe auch Karma.

      Agastya m Name eines berühmten Sehers im alten Indien, der mehrere Hymnen des Rigveda verfasst hat. Er gilt als Ahnherr der südindischen dravidischen Kultur, insbesondere der Tamil-Sprache und –Literatur. Im Rāmāyana erscheint der Weise als väterlicher Freund und Ratgeber Rāmas.

      Aghora adj „nicht-furchtbar“, ein euphemistisches Epithet Shivas. Auch Bezeichnung für Anbeter Shivas und Durgās.

      Agni m Feuer, Gott des Feuers. Im Rigveda ist Agni eine der wichtigsten Gottheiten, zahlreiche Hym­­nen sind ihm gewidmet. Als Mittler trägt er die Opfer der Menschen zu den Göttern. Er wird auch „der Unsterbliche in Sterblichen“ genannt und ist den Menschen ein Schirmherr und Helfer.

      Er wird u.a. beschrieben als Agni Jātavedas, der Kenner aller Geburten; Agni Pāvaka, der Reinigende; Agni Tvashtā, der Schöpfende oder Gestaltende; Agni Vaish­vānara, der Universelle, Allgegenwärtige.

      Agnihotra n Ritus des Feueropfers, das viele Hindus täglich darbringen in Form von Milch, Öl und Grütze, welche morgens und abends in das Feuer gegeben werden.

      Im tieferen Sinne steht das äußere Opfer symbolisch für eine innere Hinwendung zum Göttlichen.

      Derjenige, der das Agnihotra ausführt, heißt Agnihotrin.

      Agni-Purāna [purāṇa] n eines der 18 Mahāpurānas, wurde von Agni dem Seher Vasishtha mitgeteilt. Hauptanliegen des Textes ist die Verherrlichung Shivas, doch werden auch zahllose andere Themen abgehandelt.

      Agnivesha [agniveśa] m Name eines vedischen Rishis, der als Autorität in der Heilkunde galt.

      Ahalyā f die Frau des Rishis Gautama. Einst wurde sie von Indra verführt, der die Form des Gautama annahm und sie dadurch täuschte. Während der Rishi seine Frau verfluchte und in einen Fels verwandelte, verwünschte sie, nachdem Rāma sie aus ihrem Zustand befreit hatte, den Gott Indra, so dass er eine abstoßende Hautkrankheit bekam.

      Ahalyā steht im Hinduismus für die überaus treue Ehefrau, die trotz falscher Anschuldigung des Ehebruchs zu ihrem Ehemann hält.

      Agni-Sāra-Dhautī f Reinigung (dhautī) mittels (sāra) Feuer (agni), auch Vahni-Sāra-Dhautī ge­nannt. Eine Reinigungstechnik, bei der der Nabel wiederholt gegen die Wirbelsäule gedrückt wird. Diese Praktik, beschrieben in der Gheranda-Samhitā, soll das Verdauungsfeuer anfachen und Magenkrankheiten heilen.

      Agni-Yoga (1) m ein Yoga der Erweckung der Kundalinī, begründet von Russell Paul Schofield.

      Agni-Yoga (2) m eine spirituelle Lehre, die in der ersten Hälte des 20. Jhs. von dem russischen Maler Nicholas Roerich und seiner Frau Helena übermittelt wurde. Sie soll auf okkultem Wege empfangen worden sein von Meister Morya, dem Guru Helena P. Blavatskys, der Gründerin der Theosophischen


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