12 Jesse Trevellian FBI Thriller August 2021: Krimi Paket. A. F. Morland
"Nichts", murmelte sie.
"Wo ist Lopez?"
"Ich weiß es nicht. Was wollen Sie von ihm?"
"Ziehen Sie sich etwas an", forderte ich.
Milo griff indessen zum Funkgerät, um unsere Kollegen davon zu unterrichten, dass Lopez nicht in der Wohnung war.
Wir machten uns daran, die Wohnung gründlich zu durchsuchen. Orry blätterte in Lopez' Telefonregister herum. Ein paar bekannte Namen standen darin. Namen, die uns im Zusammenhang mit der Schießerei vor dem BIG DEAL ein Begriff waren.
Die Rothaarige warf sich einen Kimono über und setzte sich in einen der Wohnzimmersessel.
"Wer sind Sie?", fragte ich sie, während ich die Schubladen eines kleinen Schränkchens durchsuchte.
Sie antwortete nicht.
"Sie gewinnen nichts, wenn Sie uns Steine in den Weg legen", erklärte ich. "Sie haben FBI-Agenten mit einer Waffe bedroht. Das kann man als Verbrechen ansehen..."
"Ich wusste nicht, dass Sie FBI-Agenten sind!"
"Sie heißt Elizabeth Clansy", meldete sich Clive Caravaggio zu Wort. Er hatte die Handtasche der Schönen gefunden, in der sich ihre Papiere befanden. "Ich werde mal im Hauptquartier anrufen. Die sollen diesen Namen durch den Computer jagen."
Elizabeth Clansy errötete. Sie strich sich das Haar zurück.
"Sie können sich die Mühe sparen", sagte sie. "Sie werden es ja doch herausfinden..."
"Was?", hakte ich nach.
"Dass ich vorbestraft bin."
"Welches Delikt?"
"Prostitution. Die ist in New York State ja immer noch strafbar."
"Seit wann kennen Sie Lopez?"
"Seit einem Jahr."
"Wie gut?"
"Wie man eben jemanden kennt, mit dem man ab und zu schläft."
"Lopez lässt Sie hier allein in seiner Wohnung?"
"Warum nicht? Er vertraut mir."
"Wann kommt er zurück?"
"Ich habe keine Ahnung. Was wollt ihr überhaupt von ihm?"
"Wir suchen ihn wegen seiner Beteiligung an mehreren Morden."
"Nein!"
Sie zuckte förmlich zusammen.
"Unseren Ermittlungen nach geht er in den Tunneln und U-Bahnschächten unter der Stadt auf Menschenjagd... Er tötet Obdachlose oder nimmt sie gefangen, um ihre Körper an Organ-Händler zu verkaufen."
Miss Clansy warf den Kopf in den Nacken. "Ich wusste gar nicht, dass sich das FBI mit diesem Abschaum beschäftigt", sagte sie dann spitz.
Ich warf ihr einen eisigen Blick zu.
"Ich nehme zu Ihren Gunsten an, dass Sie mit Abschaum die Täter gemeint haben - und nicht die bedauernswerten Opfer."
Miss Clansy schluckte.
"Ich sehe einige dieser Mole People manchmal an der Station am Times Square herumlungern... Man sollte sie aus ihren Löchern jagen! Die bringen doch nur Kriminalität und Drogen mit!"
"Jedenfalls verfolgen wir den Mord an jedem von ihnen mit derselben Intensität, mit der wir den an jemanden wie Ihnen verfolgen würden. Wussten Sie von Lopez' Killerjob?"
"Was reden Sie da! Das ist doch Unsinn. Ich habe damit nichts zu tun."
"Aber Sie wissen, wo er jetzt ist, Miss Clansy. Und Sie sollten es uns sagen, wenn Sie nicht in die Sache mit hineingezogen werden wollen..."
Sie atmete tief durch.
"Haben Sie 'ne Zigarette?"
"Ich habe mir das Rauchen abgewöhnt", erwiderte ich.
Sie zuckte die Achseln. "Zu dumm."
"Reden Sie!"
Orry kam in diesem Moment aus einem der Nachbarräume heraus. "Hier Jesse, das war in einem Wandschrank..." Der Special Agent indianischer Abstammung hielt in der einen Hand eine Maschinenpistole der Marke Heckler & Koch, in der anderen eines jener Nachtsichtgeräte, wie ich sie bei den maskierten Killern gesehen hatte.
Orry hatte sich Latexhandschuhe übergestreift, um keine Spuren zu zerstören.
Er legte die Gegenstände auf den Tisch.
"Scheint, als wären wir hier an der richtigen Adresse", kommentierte Milo.
"Wenn ich aussage, kann ich dann gehen?", fragte Miss Clansy plötzlich.
"Sie sind nicht verhaftet", stellte ich klar. "Aber es könnte sein, dass wir Sie noch zu einem späteren Zeitpunkt erneut befragen müssten..."
"Verstehe..."
Sie sah mich an.
Ich las die unausgesprochene Frage in ihren Augen und beantwortete sie kurzerhand, um die Prozedur abzukürzen.
"Wir sind nicht von der Vice-Abteilung des hiesigen NYPD-Reviers", stellte ich klar. "Womit Sie Ihr Geld verdienen, interessiert uns nicht. Wir wollen Lopez!"
"Ich weiß wirklich nicht, wo er jetzt ist. Wir waren gerade...", sie zögerte, bevor sie weitersprach,
"...beschäftigt, da klingelte es an der Tür. Craig hat geöffnet. Ich hörte, wie er mit einem Mann redete."
"Worum ging es?"
"Keine Ahnung. Craig hat die Tür geschlossen. Wenig später kam er wieder rein und sagte, er müsste nochmal weg. In einer halben Stunde sei er wieder hier... Die Zeit ist längst um."
In diesem Moment meldete sich einer unserer Kollegen über Funk.
"Lopez kommt gerade ins Foyer..."
22
Lopez hatte das Foyer gerade betreten, da spürte er instinktiv, dass etwas nicht so war, wie es sein sollte.
Er ließ den Blick schweifen.
Ein paar Männer standen in der Nähe der Aufzüge, jemand anderes senkte die Zeitung und musterte ihn.
Etwas abseits ließ jemand ein Funkgerät in die Jackentasche gleiten.
Und die Security-Leute sahen ihn an wie einen Außerirdischen. Da wusste Lopez Bescheid.
Für solche Dinge hatte er einen sechsten Sinn.
"Mister Craig Lopez!", rief eine heisere Stimme.
Lopez griff unter seine Lederjacke.
Er riss einen kurzläufigen Revolver heraus.
Ohne Vorwarnung feuerte auf den Mann, bei dem er das Funkgerät gesehen hatte. Dessen Hand war seitwärts geglitten, hatte das Jackett zurückgeschoben. Er schaffte es gerade noch, den Griff seiner Dienstwaffe zu umfassen, als sich mitten auf seiner Stirn ein kleines, rotes Loch bildete, das rasch größer wurde.
Der G-man sackte gegen die glatte Aufzugtür und rutschte