Frauenseelen. Gabriele Reuter

Frauenseelen - Gabriele Reuter


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weiß – ich weiß«, sagte er traurig und sehr sanft. »Ich mache dir keinen Vorwurf. Aber er ist doch auch mein Sohn, und sein Wohl liegt mir am Herzen.«

      Ihre Lippen öffneten sich und schlossen sich wieder.

      »Überhaupt fehlt mir der Junge grausam«, rief er ungeduldig.

      »Eigentlich könntest du ihn mir für eine Weile mitgeben. Die Eltern meiner Braut – ja – wir sind einig ... es ist nur noch nicht veröffentlicht. Sie möchte den Jungen gern erst kennen lernen. Ja – also – sie hat mir selbst den Vorschlag gemacht. Sie haben da so ein Häuschen gekauft – sehr nett, im Grünen – unter uns gesagt: sie wollen es uns später überlassen, ich freue mich sehr darauf ... – Ich habe ihr viel von Erni erzählt, sie ist ein so gutes Herz, hat ihn schon lieb. Sie wird reizend mit ihm sein. Wir bummeln im Wald – sie erzählt ihm Geschichten, das kann sie so hübsch. Ich sage das nur, um dir ein Bild zu geben. Der Junge muß durchaus einmal in eine heitere, vergnügte Umgebung. – Es ist ja ein großes Verlangen und fordert Selbstüberwindung von dir. Darüber bin ich mir ganz klar. Ich möchte dich nur überzeugen ...«

      »Daß er bei dir besser aufgehoben ist als bei mir.«

      »Wie hämisch nun wieder.«

      »Ich wollte nicht hämisch sein.«

      »Nun dann nicht. Verzeih.«

      Ein mattes, blödes Lächeln zog ihren Mund schief, daß er anzusehen war wie der Mund einer sehr alten, häßlichen, boshaften Frau.

      »Siehst du, liebe Walborg,« sagte der Mann ernst, »so ein Gesicht sollte der Junge nicht zu sehen bekommen. Das ist ihm nicht gut. Er verkümmert einfach in dieser giftigen Atmosphäre.«

      Sie schlug ihm nicht mit der Faust ins Gesicht – sie wies ihm nicht die Tür ...

      Sie fühlte nur, wie seine Stimme mit uralter, bekannter Melodie den tödlichen Zauber wieder übte – wie er durch seine Gegenwart, durch seine Person ihre ganze Kraft betäubte. Willenlos saß sie vor ihm und hielt ihm ihre zitternde Seele entgegen, daß er sie marterte, so viel er begehrte.

      Er blieb neben ihr stehen, legte seine Hand auf die ihre und blickte sie mit seinen eindringlichen, blauen Augen verlangend an. »– Schickst du mir den Jungen morgen früh an die Bahn? Es ist, wie gesagt, nur ein Versuch.«

      »Ein Versuch?« lallte sie mit schwerer Zunge und starren Lippen, »du willst ihn behalten.«

      »Ich denke nicht daran, dir das Kind fortzunehmen. Nun – nun – das wird sich ja finden. Jedenfalls kannst du ihn immer sehen, wenn du magst.«

      »Nein – ich gebe ihn nicht her«, wollte sie schreien, aber sie konnte nicht, denn sie mußte ihre ganze Lebenskraft aufwenden, um nicht in ein wildes Weinen auszubrechen.

      »Jetzt soll der Junge sich ja nur ein wenig zerstreuen ... Lebe wohl, Walborg. Ich hole ihn mir lieber selbst, morgen, nicht wahr? – – Antworte mir doch nur ein Wort?«

      Sie nickte geistesabwesend mit dem Kopfe, wie ein Mensch auf der Folterbank auch das Unglaublichste zugibt.

      »Dank dir, Walborg. Es ist mir ein rechter Trost, dich so beruhigt und vernünftig gefunden zu haben.«

      Der Mann nahm eilig seinen Hut, während er einen mitleidigen Blick über die Frau warf. Er sah, wie etwas in den Zügen ihres Gesichts wühlte, das ihn erinnerte und erschreckte – dem er zu entfliehen wünschte.

      Er wollte ihr die Hand reichen, sie riß die ihre jäh zurück. Friedrich zuckte ein wenig die Achseln und ging schnell hinaus.

      Walborg fiel schlaff in sich zusammen und starrte in die nächtliche Dämmerung, die grau und fahl das Zimmer zu füllen begann.

      – – Es war umsonst gewesen – alles umsonst. Sie war nicht vor ihm gerettet – sie mußte die Qual weiter tragen, ihr Leben lang. –

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