Drachensonne. Thomas Strehl
href="#u59c2c61a-d256-5eb7-a05e-42bcbd2950d0">Kapitel 65
Für Birgit und Louisa
Danke, für jeden Tag, den ihr mit mir teilt.
Die Helden kehrten zurück.
Nach dreihundert langen Tagen und Nächten sahen sie endlich ihre Heimat wieder.
Und man bereitete ihnen einen triumphalen Empfang.
Überall standen Menschen in ihrer besten Kleidung am Straßenrand und jubelten ihnen zu.
Frauen und Mädchen trugen Blumen im Haar und liefen winkend neben ihren Pferden her.
Jonaas, der in der Mitte ritt, sah nach links und lächelte seinen Freund Kalil an. Und auch Tyk, der ganz rechts ritt, sah hinüber.
Beide wussten, das Kalil in diesen Sekunden nur Augen für ein einziges Mädchen hatte, und Duniah, die ihren Freund bereits entdeckt hatte, lief ihnen entgegen.
»Kalil!«, rief sie aufgeregt, raffte ihr langes Kleid und beschleunigte ihre Schritte weiter. »Kalil.«
Die Augen des jungen Mannes funkelten, und er trieb den kleinen Schecken, auf dem er saß, an.
»Duniah.«
Tyk und Jonaas hatten Mühe, ihrem Freund zu folgen.
Und plötzlich mischte sich eine andere Stimme in den Jubel, lauter und deutlicher als alle anderen.
Eindringlicher, näher ...
»Jonaas!« Dann noch einmal: »Jonaas!«
Das Dorf und seine feiernden Bewohner verblassten mehr und mehr.
»Hallo!«
Ein leichter Schlag gegen seine Schulter weckte den Schlafenden ganz.
»Ich dachte schon, ich bekomme dich gar nicht mehr wach«, sagte eine brummende Stimme und rüttelte noch einmal an der Gestalt auf dem Bett.
Jonaas rieb sich die Augen und hatte große Mühe, das Chaos in seinem Kopf zu ordnen.
Das sonnendurchflutete Dorf, die jubelnde Menge waren nun ganz verschwunden und machten Platz für eine durch Kerzenschein spärlich erleuchtete Höhle.
Nur das Gesicht seines Freundes Kalil begleitete ihn in die Realität.
»Ich habe geträumt«, murmelte Jonaas. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Von morgen.«
Kalil grinste. »Ich träume schon seit Wochen«, sagte er. »Ich bin so froh, wenn alles vorbei ist und der Berg uns wieder freigibt.«
Jonaas stupste seinen Freund an. »Duniah war auch da«, sagte er.
Kalil lächelte verschmitzt. »Natürlich wird sie da sein. Sie hat es versprochen.«
Sein Freund zuckte die Achseln. »Pah«, machte er. »Frauen versprechen viel. Was macht dich so sicher, das sie sich in den endlosen Tagen nicht jemand anderen gesucht hat?«
»Es gibt keinen Besseren als mich, und das weiß sie«, sagte Kalil und versuchte, ernst zu bleiben.
»Ich bin besser als du«, sagte Jonaas, um seinen Freund zu ärgern. »Schneller, geschickter, stärker ...«
»Mag sein«, gab ihm Kalil recht. »Aber du bist auch hässlicher.«
Es sollte ein Spaß sein, ein harmloses Wortgefecht, doch als Jonaas ernst wurde und zu Boden sah, wusste Kalil, dass er zu weit gegangen war.
Denn er hatte seinen Freund daran erinnert, dass er anders war als alle anderen Dorfbewohner.
Während alle Menschen in ihrer Heimat klein, dunkelhäutig und schwarzhaarig waren, war Jonaas hellhäutig, beinahe bleich, und sein Haar war so blond, dass man es fast als weiß bezeichnen konnte.
Seine Mutter kam aus dem Dorf, doch sein Vater war ein Reisender gewesen, aus dem Norden, wie man sagte. Bewohner hatten ihn krank und geschwächt im Wald gefunden, ins Dorf gebracht, und Jonaas‘ Mutter hatte ihn gesund gepflegt und sich in diesen Wochen in ihn verliebt.
Doch als er wieder gesund war, hatte er seine Reise fortgesetzt, und alles, was er im Dorf zurückließ, war Jonaas im Bauch seiner Mutter.
Ab diesem Zeitpunkt hatte sie einen schweren Stand im Dorf, und Jonaas wurde anfänglich gehänselt, bis nach und nach alle erkannten, was für ein liebenswertes Kind der Kleine war, und ganz langsam hatte sich die Sache normalisiert.
Mittlerweile war seine Mutter wieder eine geachtete Frau im Dorf, hoch geschätzt wegen ihrer