Auf keinen Fall wir. Iris W. Maron

Auf keinen Fall wir - Iris W. Maron


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Aufforderung brauche ich nicht. Schnell reiße ich die Kondompackung auf und ziehe mir den Gummi über. Dann bringe ich mich wieder in Position. Langsam dringe ich in Sven ein. Ich gebe ihm einen Moment, um sich an mich zu gewöhnen. Als er beginnt, sich ungeduldig unter mir zu bewegen, ziehe ich mich erst leicht zurück und stoße dann in ihn. Langsam zunächst, bedächtig. Ich will das auskosten. Er fühlt sich fantastisch an. Er kommt jeder meiner Bewegungen entgegen.

      Sven lässt sich völlig fallen. Jeder meiner Stöße entlockt ihm ein Stöhnen. Ich hatte nicht erwartet, dass er so gerne passiv ist. Und dass er dabei so hinreißend aussieht. Als er seinen Kopf zur Seite dreht und mir einen langen Blick zuwirft, zusammen mit seinem schiefen Lächeln, kann ich nicht anders: Ich lehne mich vor und fange seine Lippen zu einem Kuss ein. Er erwidert ihn stürmisch, wendet sich mir noch mehr zu. Dabei gleite ich aus ihm heraus und nutze die Gelegenheit zu einem leichten Positionswechsel. Ich drücke Svens Beine zusammen und setze mich rittlings auf ihn, ehe ich wiederum von hinten in ihn eindringe. Mit kreisenden Bewegungen ficke ich ihn, bis er nicht mehr stöhnen kann, sondern nur noch verzagt ächzt.

      Als ich spüre, dass mein Orgasmus naht, gleite ich noch einmal aus Sven heraus. Ich will es noch etwas hinauszögern. Einen Moment verharre ich reglos, was Sven ein unzufriedenes Murren entlockt. Dann rutsche ich mit meinen Beinen wieder zwischen seine und dringe erneut in ihn ein. Erwartungsvoll zuckt er mir entgegen. Ich greife unter Sven, umfasse ihn mit dem einen Arm am Bauch, mit dem anderen an der Brust. Dann ziehe ich ihn mit mir zusammen auf die Knie. Wieder stoße ich in ihn, fester und härter diesmal. Sven legt den Kopf in den Nacken und stöhnt hinreißend. Seine linke Hand wandert zu seinem Schwanz. Linkshänder, schießt mir durch den Kopf.

      Meine Stöße werden fahriger. Lange werde ich nicht mehr durchhalten. Ich löse Svens Hand an seinem Schwanz ab und pumpe ihn schnell. Er scheint nicht recht zu wissen, wo er mir entgegenzucken soll. Meiner Hand an seinem Penis oder meinem Schwanz in ihm. Dann ergreift ein haltloses Zucken seinen gesamten Körper und er ergießt sich warm in meine Hand.

      Ich verharre kurz und genieße die Kontraktion seiner Muskeln um mich. Schwer lehnt er sich gegen mich. Noch ein paar Stöße, dann komme auch ich. Lang und intensiv.

      Das war viel besser, als ich es erwartet hatte. Mit einem letzten Aufseufzen lasse ich mich nach hinten fallen. Sven landet schwer auf mir, doch das stört mich in diesem Moment nicht. Ich umschlinge ihn mit beiden Armen und genieße den Augenblick tiefer Befriedigung.

      Wenn ich nicht aufpasse, schlafe ich gleich ein. Sven vermutlich auch, der wirkt jetzt schon ganz weggetreten. Ich atme noch einmal tief durch, dann schiebe ich ihn sanft von mir. Dabei gleite ich aus ihm hinaus. Das Kondom streife ich mir ab, verknote es und werfe es neben das Bett.

      Sven legt plötzlich einen Arm um mich und schmiegt sich an mich. Er vergräbt seinen Kopf an meiner Schulter und brummt leise. Fühlt sich gut an. Doch ich kuschle nicht. Es wird Zeit für Sven, zu gehen. Weil es so gut war, will ich ihn aber nicht allzu rüde rauswerfen. Ich seufze also schwer – und etwas theatralisch.

      »Das wird eine kurze Nacht. Ich muss morgen um halb sechs aufstehen.«

      Ja, mein Lieber, das ist ein Wink mit dem Zaunpfahl. Sven versteht sofort und richtet sich noch etwas träge auf.

      »Ich geh dann mal duschen«, murmelt er.

      »Okay. Bad ist gleich die nächste Tür links. Handtücher sind im Regal, nimm dir einfach eins.«

      »Danke.«

      Ich verschränke die Arme hinter dem Kopf und sehe Sven zu, wie er seine Sachen einsammelt. Seine Socken muss er länger suchen, die sind irgendwie unter dem Bett gelandet. Als er sich bückt, um sie hervorzuholen, würde ich ihn am liebsten gleich wieder zu mir auf die Matratze zerren. Er ist wirklich gut gebaut. Schade, dass ich gerade zu ausgelaugt bin für eine zweite Runde.

      Endlich hat Sven seine Socken gefunden und verschwindet im Bad. Unter dem leisen Plätschern der Dusche schlafe ich fast ein. Tatsächlich muss ich eingedöst sein, denn als sich die Schlafzimmertüre öffnet, wache ich wieder auf.

      »Ich wollte mich nur verabschieden, ich geh dann jetzt«, sagt Sven leise.

      »Ist gut«, nuschle ich, raffe mich dann aber doch noch auf und stehe auf, um ihn zur Tür zu bringen. Man ist ja nicht völlig unhöflich.

      Im Vorzimmer sehen wir uns noch einen Moment schweigend an, während Sven in seine Schuhe schlüpft. Er ist unkompliziert, kein Mann großer Worte. Finde ich gut. Nachdem er sich auch seine Jacke angezogen hat, fährt Sven sich mit einer nachlässigen Geste durch seine strubbeligen, noch feuchten Haare und gähnt. Sogar das finde ich sexy. Ich kann nicht anders, ich beuge mich vor und küsse ihn noch einmal. Es ist ein braver Kuss zum Abschied. Dann öffne ich ihm die Türe.

      »Tschüss«, sage ich.

      »Tschüss«, erwidert er und schenkt mir noch ein Lächeln, bevor er geht.

      Fast tut es mir leid, dass wir uns nie wieder sehen werden.

      Kapitel 2

      Der Zug hält mit einem leichten Ruck. Ich schultere meinen Rucksack und schiebe meinen Koffer zur Tür. Im Ausstiegsbereich drängt sich schon seit zehn Minuten eine Gruppe Rentner, um den Halt bloß nicht zu verpassen. Als sich die Türen nicht sofort öffnen, werden die Leute hektisch – beziehungsweise noch hektischer, was eigentlich gar nicht möglich sein sollte. Die untersetzte Frau mit der auftoupierten, blondierten Mähne, die den Platz ganz vorne ergattert hat, ist kurz davor, gegen die Zugtüren zu hämmern. Den Öffnen-Knopf ignoriert sie.

      »Typisch Bahn!«, schimpft der Mann hinter ihr.

      Ich fürchte schon, von den Leuten niedergetrampelt zu werden, wenn sie sich ihren Weg zu einem anderen Ausgang bahnen wollen, da öffnen sich die Zugtüren mit einem durchdringenden Quietschen. Noch einmal nimmt die Hektik zu, dann sind alle, die vor mir standen, endlich ausgestiegen. Jetzt kann auch ich meinen Koffer hinauswuchten und den Zug verlassen.

      Frische Luft vertreibt den Muff des Zuges. Ich gehe ein paar Schritte zur Seite, dann bleibe ich stehen und sehe mich um. Gott, sind die Menschen hier schlecht angezogen. Und wie nah die grünen Hügel sind, obwohl ich doch eigentlich mitten in der Stadt bin. Trotz der Geräusche eines Presslufthammers habe ich das Gefühl, auf dem Land zu sein.

      Willkommen zurück in der Realität.

      Es ist jedes Mal wieder ein veritabler Kulturschock, hier anzukommen. Alles ist klein. Der Bahnhof, die Häuser, die Stadt, die Szene. Ich wohne jetzt fast zwei Jahre in dieser »Stadt«, aber daran kann ich mich nur schwer gewöhnen. Ich wäre gerne woandershin gegangen, doch das ging nicht. Wenn man meinen Job machen will, kann man sich nicht aussuchen, wo man wohnt. Man geht dahin, wo es einen Job gibt. In meinem Fall ist das eben diese Kleinstadt.

      Es ist eine klassische Universitätsstadt, wie es in Süddeutschland einige gibt. Hübsch, sonnig, ziemlich grün und wenn man sich außerhalb der Studentenszene bewegt: ein bisschen sehr spießig. Spätestens gegen Ende des Semesters geht mir die Stadt immer fürchterlich auf die Nerven und wird mir viel zu eng. Darum nutze ich jede Möglichkeit, um abzuhauen. Die letzten Monate habe ich in den USA verbracht und die Rückreise mit einem Besuch bei Thomas verbunden.

      Lächelnd denke ich an letzte Nacht. Der Trip nach Köln hat sich wirklich gelohnt. Es hat Spaß gemacht, Pilot zu sein. Und es hat großen Spaß gemacht, Sven zu vögeln. Ich würde ihn tatsächlich gerne noch ein zweites Mal vernaschen. Das ist wirklich ungewöhnlich für mich. Aber man kann nicht alles haben. Und wer weiß, ob das zweite Mal mit dem ersten mithalten könnte. Wahrscheinlich nicht. Die Erwartungen wären zu hoch und der Reiz des Neuen wäre weg. Die Erinnerungen an eine wirklich gute Nacht, die bleiben mir ohnehin und so werden sie wenigstens nicht durch eine mittelmäßige Neuauflage getrübt.

      In Gedanken noch bei Sven und seinem sexy Rücken remple ich mir meinen Weg durch die kleine Menschenmenge am Bahnsteig und marschiere ins Bahnhofsgebäude, um noch schnell zum Supermarkt zu gehen. Es ist Sonntag und andere Optionen gibt es in diesem Kaff nicht, um noch Einkäufe zu erledigen. Der Supermarkt ist übrigens winzig. Überraschung.

      Nachdem


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