Leefke. Suta Wanji

Leefke - Suta Wanji


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STREEK HALEN : gleiche DNA lässt sich nicht verleugnen

      DU HÄST DIEN BECKWARD GOOD IN ÖLLJE: du kannst gut reden….

      DU BÜST JA HEEL UN DALL: du hast ja einen Knall, du spinnst doch

      DAT KANN JA `N MOJEN BUDEL WORDEN: das kann ja lustig werden

      FIGÖÖK: Jammergestalt

      ETEN UN DRINKEN: essen und trinken

      SÜK WAT SETTEN LATEN: da ist man nicht zuhause, sondern geht essen

      IS MOL WEDDER TIET FÖR `N KLÖNSCHNACK: Neuigkeiten austauschen bei Tee oder Korn, dem 2. Nationalgetränk

      KANNST DI DREIEN AS DU WIST, DIEN MORS BLIFFT JÜMMERS ACHTERN: Egal wie du dich drehst, dein Mors bleibt immer hinten.

      MORGENSTÜNN HETT BLEE IN `N MORS: eigentlich hat die Morgenstunde das Blei im Schlunde, in Ostfriesland an einer anderen Körperstelle

      WI VERDREEGT UNS HEEL GOOD SÄ DE MANN, IK DO, WATT IK SALL UND SE DEIT, WATT SE WILL! Wir vertragen uns wirklich gut, sagte der Mann: Ich tue, was ich soll und sie macht, was sie will

      Dat is moi! Das ist schön

      INSETT BOHNEN: Schnippelbohnen

      INSETT KOHL: Sauerkraut

      ANDUUKEN UN NÖKEN: kuscheln und die Fortsetzung davon

      „IK FLEIT DI WAT, SÖTEN“: Träum weiter oder du kannst mich mal, Süße

      „Hochdütsch kann jeden Döspaddel snacken,

      Platt is for de Plietschen.“

      Ostfriesische Lebensweisheit

      1. Tabea, Tamme und Elfriede

      ....I am me,

      I am who I`m meant to be

      I am my past; my present

      and who I want to be

      I am not anyone, I am all three.

      I am a work in progress, a destiny.

      I am who I choose to be,

      I am me…...

      unknown

      Fröstelnd klappte Tabea Luise Hinrichsen den Mantelkragen hoch und schüttelte sich leicht. Dieser Novemberabend war hier im Moor typisch mit seinem Nebel und seiner Luftfeuchtigkeit und doch bildete sie sich ein, sie könne durch ein Schütteln den dichten Nebel daran hindern, sie zu umkreisen und immer enger einzuschließen. Sie fühlte den Autoschlüssel in ihrer Manteltasche, umklammerte ihn, als ob er sie vor dem Nebel beschützen könnte.

      „Nur noch ein paar Meter bis zum Auto“, murmelte sie vor sich hin.

      Mittlerweile war der Nebel so dicht, dass sie ihre Schuhe nicht mehr sehen konnte. Sie spürte, wie der feuchte Nebel ihr langsam die Hosenbeine von innen hinauf kroch. Mit ihm kroch noch etwas Anderes die Hosenbeine hoch, eine unerklärliche Angst.

      „Stell dich nicht so blöd an“, fauchte sie sich selbst an, „du bist schließlich eine Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht“.

      Am Auto angekommen stellte sie fest, dass der Nebel nicht nur Angst mit sich trug, sondern auch eine ungewöhnliche Kälte. Nicht die Art von Kälte, die einen eisigen Wintertag begleitete. Nein, eine Kälte, die sich wie eine Hülle um einen legte und einen nicht mehr losließ, immer enger werdend und die Angst, die sich innen aufbaute, immer größer werden ließ. Sie zitterte und versuchte sich selbst zu beruhige. Für einen kurzen Moment gelang es ihr auch.

      „Wo kommt nur diese Kälte her?“, murmelte sie, während sie anfing die Autoscheiben von außen schnell mit einem Taschentuch abzuwischen. „Bloß weg hier!“, dachte sie laut, während sie zitternd weiter wischte, obwohl das Taschentuch keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen konnte.

      Die Angst und die Kälte waren mittlerweile auch an ihren Zähnen angekommen. Sie fühlte sich, als läge sie in einer Badewanne, die sich langsam mit Eiswasser füllte. Das Zittern wich Sekunde um Sekunde, dafür machte sich eine Steifheit im Körper breit, die sich auch nicht besser anfühlte. Dass sie allein auf dem Parkplatz war, trug auch nicht dazu bei, ihre Stimmung zu verbessern.

      Sie versuchte so schnell wie möglich zur Fahrertür zu gelangen, raus aus dieser Suppe von Feuchtigkeit, Kälte und Angst. Als sie die Tür öffnete, spürte sie wie eine Woge von Eiseskälte langsam ihren Hinterkopf berührte und sie vor Angst aufschreien ließ.

      Tabea schnellte herum und schrie. Ein paar Meter von ihr entfernt meinte sie eine Gestalt stehen zu sehen, hünenhaft, Kälte in Wellen ausstoßend, glühende Augen auf sie gerichtet, orange leuchtend durch den Nebel. Sie schrie und schrie, während sie ins Auto sprang, sofort alle Türen verriegelte, in der Hoffnung, dass sie die orange glühende Fixierung auf sie dadurch irgendwie abhalten könnte. Krampfhaft versuchte sie den Schlüssel ins Schloss zu stecken, während ihr die Angst langsam die Tränen in die Augen trieb.

      „Reiß dich zusammen Tabea, das sind Stresssymptome!“, schrie sie sich an, „dein Job hat dich aufgefressen, jawohl, burn-out, das wird es sein“, versuchte sie sich zu beruhigen, während es ihr - nach mehreren krachenden Fehlversuchen – gelang, einen Gang zu finden. Der Wagen schoss nach vorne auf die Randsteine des Parkplatzes, wo die Stoßstange sofort laut knirschend nachgab.

      „Hysterische Ziege!“, schalt sie sich. „Reiß dich zusammen, du bist schließlich bei der Polizei“, seufzte sie, immer noch hoffend, dass die orangen Augen nicht mehr dort waren.

      Als es ihr schließlich gelang den Rückwärtsgang zu finden und das Auto ohne Stoßstange nach hinten schoss, blickte sie noch einmal zur Seite. Nichts, absolut nichts. Der Nebel war verschwunden, mit ihm Feuchtigkeit, Kälte und Angst. Keine orangen Augen, die sie anstarrte. Was blieb, war ein tränenüberströmtes Gesicht. Eine Frau, die sich immer eingeredet hatte, nichts könne sie umhauen. Im Inneren dieser Frau eine Portion Grünkohl mit Pinkel und Kasseler, die sich vor lauter Aufregung nun ihren Weg nach draußen bahnten. Nachdem sie sich auf dem Parkplatz übergeben hatte, schloss sie die Autotüren, startete ihr Auto neu und fuhr beschämt nach Hause.

      „Erst `n Grog und dann ins Bett“, versuchte sie sich selbst zu beruhigen, als sie den Wagen hektisch nach Hause lenkte, immer noch aufgewühlt, magentechnisch und seelisch.

      Was sie nicht mehr sah, waren weit hinter ihr orange Augen, funkelnd wie glühende Kohlen, die ihr hinterher starrten, wissend, man kann ihnen nicht entkommen.

      ... und führe uns in die Finsternis.…

      Tamme Franzen, Ostfriese durch und durch, genoss sein Lauftraining auf einsamen, aber bekannten Wegen durchs Moor. Es war ein schöner Novembermorgen, wahrscheinlich einer der letzten seiner Art in diesem Jahr. Er genoss den Anblick der wunderschönen gelb blitzenden Birkenblätter, die sich dicht an dicht in den hohen Gipfeln im Glanz der Sonne zu aalen schienen. Weißer Stamm neben weißem Stamm, goldene Krone neben goldener Krone. Trügerische Energie, die nicht von Wachstum zeugte, sondern vom Übergang aus der Meditation in das Sterben. Tammes oftmals rotes Gesicht schien sich als Folge der Anstrengung noch eine Nuance tiefer eingefärbt zu haben, der Schweiß lief ihm in Rinnsalen vom Kopf über den Körper. Er spürte, dass der gelegentliche Klare seinen Tribut forderte und doch wollte er nicht darauf verzichten. Warum auch, half er ihm doch die langen, einsamen Abende freundlicher zu gestalten, die innen wohnende Kälte durch Wärme zu ersetzen, was ihm mit seiner Frau Elfriede nicht gelang. Wohl war sie auch eher der Auslöser für Unpässlichkeiten seiner Seele.


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