Der Synodale Weg - E-Book. Anne Preckel

Der Synodale Weg - E-Book - Anne Preckel


Скачать книгу
zur Sprache kommen sollen, beziehen sich auf die Ausbildung und Eignung, persönliche Reife und Identität sowie den Umgang mit unterschiedlichen sexuellen Orientierungen. Zudem soll es um das Rollenbild der Priester und das Verhältnis von Sakramentalität und Macht gehen. Dabei soll überlegt werden, wie einer Selbstüberhöhung und einem Machtmissbrauch im Priesteramt vorgebeugt werden kann.

       Heutiges Berufsbild der Priester

      Alltag und Berufsbild der Priester haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Priester müssen heute nicht nur Seelsorger sein, sondern in ihrem Alltag oft auch als Manager und Vermittler auftreten. Sie sind selten nur noch für einzelne Gemeinden zuständig, sondern müssen sich um Großpfarreien kümmern, die vielfältige Herausforderungen mit sich bringen. Für die Priester bedeutet dies oft eine Zerreißprobe, Frust und Erschöpfung. Hinzu kommt, dass die Strukturreformen bei vielen Gläubigen umstritten sind, die damit ein Ende der Seelsorge und die Abschaffung der Kirche vor Ort vorhersehen. (4) Eine weitere Frage, die deshalb beim Synodalen Weg thematisiert werden soll, ist die Amtsfrustration: Wie und wo ließe sich das priesterliche Leben besser gestalten? Hier ließe sich etwa über gemeinschaftliche Lebensformen von Geistlichen sowie neue Formen der Gemeindeleitung sprechen.

       Frauenpriestertum kein Thema

      Die Teilnehmer des Vor-Forums waren im Grundsatz uneins darüber, ob das Priesteramt auch für Frauen gedacht werden kann. Deshalb verweisen sie bei dieser Frage auf das Frauen-Forum beim Synodalen Weg, wo dieses Thema zur Sprache kommen soll.

       Worum geht es im Frauen-Forum?

       Rolle der Frau in der Kirche

      Das Forum „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ stellt die Frage nach der Rolle der Frau in der Kirche. (1) Dazu sollen auf dem Synodalen Weg konkrete Vorschläge erarbeitet werden, wie Frauen stärker an der Kirchenleitung beteiligt werden können. Bereits existierende Gestaltungsmöglichkeiten im Rahmen des Kirchenrechtes müssten sichtbarer gemacht und verbindliche Verabredungen dazu getroffen werden, heißt es im Arbeitspapier der vorbereitenden Arbeitsgruppe.

      In diese Richtung zielt etwa das Mentoring-Programm für Frauen, dass die Deutsche Bischofskonferenz seit 2015 in Zusammenarbeit mit dem Hildegardis-Verein für die Erzbistümer durchführt. (2) Bei dem Förderprogramm geht es um alle Ämter, die nicht an ein Weiheamt geknüpft sind. Ein hohes Amt, in das in den letzten Jahren immer mehr Frauen aufsteigen, ist zum Beispiel das der Seelsorgeamtsleiterin.

       Zugang von Frauen zu Weiheämtern

      Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken hatte ein Frauen-Forum für den Synodalen Weg ursprünglich vorgeschlagen; und zwar unter dem Titel „Zugang von Frauen zu Weiheämtern“. Auch wenn dieser Titel abgeändert wurde, soll beim Synodalen Weg auch das Thema Weiheämter für Frauen besprochen werden. Wie aus dem Arbeitspapier der Vorbereitungsgruppe hervorgeht, sollen Begründungen des Ausschlusses von Frauen von den Weiheämtern unter die Lupe genommen und theologische Gegenargumente angehört werden. Unter den geladenen Experten, Theologen und Kirchenrechtlern sollte, so war es ursprünglich geplant, auch die deutsche Theologin Marianne Schlosser sitzen. Aufgrund der Frage der Frauenordination ist Schlosser jedoch auf Distanz zum Frauen-Forum gegangen. Für sie ist eine Weihe von Frauen zum Priesteramt ausgeschlossen und lehramtlich abschließend geklärt. (3)

       Eine „Nagelprobe“ für den Reformwillen

      In der öffentlichen Wahrnehmung sei die Frauenfrage eine „Nagelprobe“ für die Authentizität des Reformwillens der katholischen Kirche, hält das Vorbereitungsforum grundlegend fest. (4) Es gehe um die Zukunft der römisch-katholischen Kirche, gingen der Institution doch gerade immer mehr Frauen verloren. Zudem seien mit dem Thema der Evangelisierungsauftrag, die Glaubwürdigkeit der Kirche und Fragen der Gerechtigkeit berührt. Papst Franziskus habe in seiner Schrift „Evangelii gaudium“ (2013) betont, es brauche Frauen an Stellen, wo wichtige Entscheidungen getroffen werden: es gebe also Raum für weitere Entwicklung.

image

       Ist der Synodale Weg eine Synode oder ein Konzil?

      Offiziell nicht. Allerdings war nach der Ankündigung des Projektes ein Streit darüber entbrannt, was unter dem Begriff „verbindlicher Synodaler Weg“ denn nun eigentlich zu verstehen sei. Das liegt daran, dass es für Beratungen und Entscheidungen in der katholischen Kirche eine Reihe von Versammlungsformen mit jeweils unterschiedlicher Verbindlichkeit gibt. Diese folgen bestimmten Regeln und Abläufen und sind im Kirchenrecht genau festgelegt. Auf Weltkirchenebene gibt es zum Beispiel Bischofssynoden, die den Papst zu bestimmten Themen beraten. Wenn hingegen auf Ebene der Kirche eines bestimmten Landes Bischöfe zu Beschlüssen zusammentreten, wird dies Partikularkonzil oder auch Nationalkonzil genannt. Damit deren Vorschläge oder Beschlüsse rechtskräftig werden können, müssen sie in der katholischen Kirche grundsätzlich vom Papst abgesegnet werden.

      Die bisherigen Formate passten für den Synodalen Weg alle nicht, und je mehr man über das Projekt erfuhr, desto verwirrender wurde es: Hatte das Ganze nicht den Zuschnitt eines Konzils? Wie verbindlich sollte es werden? Ging es nur um Beratungen oder auch um Entschlüsse? Diese Diskussion schlug ebenso in der Weltkirche Wellen.

      Kardinal Marx bemühte sich in der Vorbereitungsphase des Synodalen Weges um eine Eingrenzung. Der Synodale Weg sei „keine Synode im klassischen kirchenrechtlichen Sinn“, die Veranstaltung bewege sich „aber auch nicht außerhalb des Kirchenrechts“, erklärte er Journalisten. (1) Die deutschen Bischöfe hätten für den Reformdialog bewusst keines der üblichen Formate gewählt, man wolle den Synodalen Weg als „eigenen Prozess“ verstanden wissen, erklärte er dem Vatikan. (2) Warum diese Vagheit? Das wurde einen Monat vor dem offiziellen Startschuss deutlich: „Eine Synode bedarf der Zustimmung durch den Heiligen Stuhl, die oft erst nach einem längerfristigen Verfahren erteilt werden kann. Das verlangsamt das notwendige Tempo in der Behandlung der anstehenden Fragen“, schrieb die Deutsche Bischofskonferenz auf ihrer Homepage. (3)

       Zwischen Synode und Gesprächsprozess

      Angesichts der tiefen Krise der deutschen Kirche sollte möglichst schnell über alles geredet werden, ohne Einschränkungen, ganz offen. Zugleich wollte man wohl auch jene Bischöfe mit ins Boot holen, die der ganzen Reformdebatte eher skeptisch gegenüber eingestellt waren. Auf der DBK-Internetseite wiesen die Veranstalter das Projekt schließlich als Mischform aus: Der Synodale Weg bewege sich „als Format zwischen einer Synode und einem Gesprächsprozess“. (4)

      Im Klartext heißt das: Es soll nicht nur geredet werden, sondern Bischöfe und Laien sollen auch zu gemeinsamen Beschlüssen gelangen. Ob und wie diese umgesetzt werden, steht allerdings auf einem anderen Blatt. So ordnete der deutsche Theologe und Professor für Kirchenrecht Georg Bier die Beschlüsse des Synodalen Weges im Vorfeld eher als Empfehlungen ein. „Je mehr Leute hinter diesen Voten stehen, umso höhere moralische Verbindlichkeit haben sie“, sagte Bier: „Aber auch eine noch so hohe Zustimmungsquote genügt nicht, um einen Bischof rechtlich verbindlich dazu zu bringen, sie umzusetzen. Rechtswirkung erlangen die Voten nur durch die Inkraftsetzung der einzelnen Bischöfe. Das widerstrebt zwar dem demokratisch geprägten Verständnis der Gesellschaft – aber so funktioniert die Kirche.“ (5)

       Keine Entscheidungen über grundlegende Fragen


Скачать книгу