Heißes Blut. Un-su Kim

Heißes Blut - Un-su Kim


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Sie mir dreißig Millionen.«

      Vater Son riss entgeistert die Augen auf. »Dreißig Millionen? Sehe ich aus wie jemand, der dreißig Millionen hat?«

      »Na gut, wenn das so ist, dann steige ich eben aus. Warum soll ich mir für nichts und wieder nichts den Allerwertesten aufreißen …«

      »Sieh einfach zu, dass du Danka auf achtzig Millionen drückst, dann kannst du zwanzig einstecken.«

      »Und Sie glauben, dafür macht dieser Geizkragen bei so einem chaotischen Deal mit? Nie im Leben!«

      Vater Sons Unbehagen war nicht zu übersehen. »Verdammte Scheiße, immerhin bin ich höchstpersönlich in die Provinz Chungcheong gefahren, habe meinen alten, müden Körper in diese beschissene Gegend geschleppt, um den Auftrag an Land zu ziehen. Wenn ich dir dreißig Millionen gebe, was bleibt dann für mich? Das deckt nicht mal die Benzinkosten.«

      »Hören Sie, heute ist mein Geburtstag, und ich habe noch nicht mal eine Algensuppe gegessen, nicht mal das. Seien Sie nicht so, lassen Sie uns wenigstens ein bisschen teilen.«

      »Wie kann das sein? Hat dir Mija denn keine Algensuppe gekocht?«

      »Die hat mich doch schon vor einer halben Ewigkeit verlassen.«

      »Ach, so … Wo ’s doch ausnahmsweise mal ein bisschen gehalten hat. Dann hat auch sie sich also auf und davon gemacht?«

      »Klar. Wer bleibt schon bei einem Kerl meines Alters, der noch im Hotel wohnt und dem man zum Geburtstag eine Algensuppe kochen muss?«

      »Na, na, na, bloß weil du deine Algensuppe nicht bekommen hast, musst du ja nicht gleich auf mich sauer sein!«

      »Nein, nicht deshalb, sondern weil Sie mich wie blöd schuften lassen und mich nicht anständig dafür bezahlen. Was haben mir meine treuen Dienste in all den Jahren denn gebracht?«

      »Was faselst du da von treuen Diensten? Was kann ich dafür, dass du nicht genug Geld zusammengekriegt hast? Jedes Mal, wenn die anderen ausgegangen sind, um Fleisch zu essen, bist du mit, wenigstens auf einen Salat, kein Wunder, dass du keine Kohle hast. Wenn du jeden Monat Geld auf die Seite gelegt hättest, anstatt bei Jiho Baccara zu spielen, wärst du jetzt nicht so knapp bei Kasse.«

      »Kratzt mich alles nicht, Fleisch, Salat, ist mir egal, ich bleibe hier sitzen, bis Sie mir die dreißig Millionen geben.«

      »Mann, bist du anstrengend. Zwanzig, mehr nicht.«

      »Wann?«

      »Immer mit der Ruhe, ich gebe dir das Geld schon! Habe ich dich je bestohlen?!« Auf einmal war Vater Son stinkwütend.

      Mit einem leisen Lächeln beendete Huisu die Diskussion und nahm einen Schluck Wasser. Vater Son hob seine Tasse an den Mund und stellte sie, als er sah, dass sie leer war, verärgert wieder ab.

      »Übrigens, was Yongkang betrifft, da könnte es schwierig werden, eine Einigung zu finden.«

      Als Vater Son den Namen hörte, runzelte er die Stirn.

      »Wie viel will er denn?«

      »Er verlangt kein Geld, er will irgendein Business. Und für den Sommer zwei Dutzend Sonnenschirme.«

      »Die kleinen zum Vermieten?«

      »Nein, die großen, um Alkohol zu verkaufen.«

      »Wie viel Gewinn kann man mit zwei Dutzend Schirmen in einem Sommer machen?«

      »Wenn der Monsun sich nicht zu lange hinzieht und dann schön die Sonne vom Himmel knallt, kann man locker dreihundert machen.«

      »Dieser miese Gauner. So gut wie keine Abgaben zahlen, aber hier bei uns Wurzeln schlagen. An sich wäre es ja keine große Sache, ihm ein paar Schirme zu geben, aber wenn er sie erst mal hat, wird man ihn wahrscheinlich nie mehr los, oder?«

      »Wenn er’s schafft, Fuß zu fassen, wird’s schwierig.«

      »Und seine Jungs, sind die von den Philippinen?«

      »Nicht nur. Da ist alles dabei: Filipinos, Vietnamesen, Thailänder, Birmanen … Der sogenannte ›Südostasien-Verein‹.«

      »Was will er mit so einem bunten Haufen in einem kleinen Viertel wie Guam anstellen?«

      »Diese Typen können sonst nirgendwohin: Gamcheon arbeitet schon mit den Russen, Jungang-dong mit den Chinesen und Heaundae und Gwangalli mit den Japanern.«

      »Und du glaubst, dass Yongkang wirklich entschlossen ist, sich hier einzunisten?«

      Huisu nickte wortlos.

      »Komplizierte Sache.«

      »Soll ich mich um ihn kümmern, bevor es noch komplizierter wird?«

      Vater Son fuhr zusammen und sah sich um.

      »Du meinst, ihn umbringen?«

      Stumm starrte ihm Huisu ins Gesicht.

      »Tss.« Vater Son schüttelte den Kopf. »Also wirklich, seit wann bist du so ein Draufgänger? Leute umbringen ist kein Spiel.«

      »Man muss ihn ja nicht gleich kaltstellen, man könnte ihm auch erst mal eine Naht verpassen.«

      Vater Son schwieg und dachte nach.

      »Huisu, dieser Yongkang ist nicht einfach. Und wenn man gegen die Typen vom Südostasien-Verein vorgeht, riskiert man das totale Chaos. Die halten sich an keine Regeln. Wir müssen die Konfrontation meiden und zusehen, dass wir nur das Arschloch Yongkang erwischen, mit den Typen vom Südostasien-Verein aber einen gemeinsamen Nenner finden. Glaubst du, wir können mit denen verhandeln, wenn wir uns Yongkang vorgeknöpft haben?«

      »Ich sehe keinen Grund, warum das mit Geld nicht funktionieren sollte. Die Verbindung zwischen dem Verein und Yongkang ist nicht so eng.«

      »Taugen diese Jungs was?«

      »Die sind nicht schlecht. Sie arbeiten gut, sind ziemlich günstig und wollen keinen Ärger.«

      »Kennst du einen von denen?«

      »Ich habe ein paarmal mit Tang gearbeitet, einem Vietnamesen. Wir haben uns gut verstanden, er ist intelligent, hat in Vietnam studiert.«

      »Wenn diese Typen auf unsere Jungs stoßen, wird’s aber heikel. Die sind ja sowieso schon auf hundertachtzig, weil sie nicht genug Arbeit haben.«

      »Das sehen wir dann, so ist das Leben. Unsere Jungs müssen eh mal ein bisschen aufwachen. Die sind inzwischen so mit allen Wassern gewaschen, dass sie meinen, sie könnten schwierigen Jobs aus dem Weg gehen, aber trotzdem jede Menge Kohle einstreichen.«

      Vater Son dachte nach. »Huisu.«

      »Was?«

      »Mit schmutzigen Händen soll man keine Brillengläser anfassen«, sagte er mit gespieltem Ernst.

      »Was meinen Sie denn damit?«, fragte Huisu irritiert.

      »Wenn du mit dreckigen Händen deine Brille anfasst, machst du sie doch schmutzig, oder?«

      »Eben, und was soll das heißen?« Inzwischen klang Huisu leicht gereizt.

      »Was soll es schon heißen?«, brummelte Vater Son und blickte zum Meer. »Wenn die Gläser schmutzig sind, siehst du nicht gut, und dann ist es zwar lästig, sie zu putzen, aber wenn du nicht gut siehst, kannst du stolpern. Genau das soll es heißen.«

      »Mann, hören Sie auf, solchen Quatsch zu reden, das hier ist ernst. Hören Sie auf mit dem Unsinn. Was ist jetzt, was sollen wir machen?«

      »Wir werden sehen. Jetzt ist nicht unbedingt der Moment, sich auf eine neue Sache einzulassen.«

      »Gut, bis zum Sommer haben wir noch ein bisschen Zeit und können versuchen, Yongkang einzulullen. Aber ob das funktioniert, wenn er wirklich entschlossen ist?«

      »Seit Urzeiten muss ein Gangster die Kunst der Verhandlungsführung beherrschen. Yongkang ist ein Mensch, also hat er auch Angst. Niemand beschließt einfach


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