Haushaltsnahe Dienstleistungen für Familien. Mareike Bröcheler
hierzu jedoch noch wenig ausgeprägt (vgl. Klaffke 2014).
37 In der repräsentativen Studie werden Jugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren befragt (Stichprobengröße: 2.558); neben der quantitativen wurde eine qualitative Teilstudie auf Basis von 21 Tiefeninterviews mit Jugendlichen durchgeführt (vgl. Shell Deutschland Holding GmbH, TNS Infratest Sozialforschung 2015).
38 So äußern 2015 lediglich 64 % einen klaren Wunsch nach eigenen Kindern, während es 2010 noch 69 % der befragten Jugendlichen waren. Gleichzeitig ist zu sehen, dass auch in den vorherigen Ausgaben der Studie Schwankungen im Kinderwunsch deutlich waren. Der Tiefstwert von 62 % (Mittelwert beider Geschlechter) wurde 2006 gemessen. Die Autor/innen der Studie sehen hier einen starken Zusammenhang zu den gesellschaftlichen Gegebenheiten, die noch 2006 etwa u. a. aufgrund einer hohen Jugendarbeitslosigkeit mehr Unsicherheit verbreitet haben können (vgl. Shell Deutschland Holding GmbH, TNS Infratest Sozialforschung 2015).
39 Das Sample dieser Studie bestand aus Familien, die sich entweder durch die Einzelmerkmale „niedriges Einkommen“, „alleinerziehend“ und „große Familie“ (drei oder mehr Kinder) oder eine Kombination aus diesen auszeichnen (vgl. Schröder, Siegers, Spieß 2013).
40 Datenbasis ist eine repräsentative Stichprobe von 5.000 Personen zwischen 20 und 39 Jahren, die mittels CATI-Verfahren befragt wurden (vgl. Lück, Naderi, Ruckdeschel 2015).
41 Die Autorinnen und Autoren der Studie verweisen für verschiedene Aspekte von Leitbildern auf Unterschiede zwischen den persönlichen Leitbildern und Leitbildern, die Personen innerhalb der Gesellschaft wahrnehmen. Auf diese Unterschiede kann an dieser Stelle jedoch nicht weiter eingegangen werden.
42 Datenbasis sind 3.151 Interviews mit Müttern und Vätern aus 2.080 Familien mit Kindern unter sechs Jahren (in etwa der Hälfte der Familien wurden jeweils Mutter und Vater befragt), sowie 40 qualitative Tiefeninterviews mit Eltern von Kindern unter drei Jahren (vgl. Institut für Demoskopie Allensbach 2015b).
43 Daten aus der Zeitverwendungserhebung 2012/13, der eine repräsentative Stichprobe von rund 11.000 Befragten zugrunde liegt. Befragt wurden alle Personen ab 10 Jahren, die jeweils an zwei Werktagen und einem Wochentag ein Tagebuch mit 10-Minuten-Intervallen zur Zeitverwendung geführt haben (vgl. Destatis 2015b)
44 Dieser und die folgenden Befunde basieren auf einer Analyse des Panels „Arbeitsmarkt und soziale Sicherung“ (PASS), mit einer repräsentativen Stichprobe von 15.000 Befragten (vgl. Lietzmann, Wenzig 2017).
45 Haben die befragten Mütter selbst Kinder unter drei Jahren, erhöht sich auch deren Zustimmung zu einer Teilzeit- oder Vollzeiterwerbstätigkeit bereits in dieser Lebensphase des Kindes (vgl. Lietzmann, Wenzig 2017).
46 Dies gilt für Westdeutschland ebenso wie Ostdeutschland, auch wenn die neuen Bundesländer zu Beginn der Ausbauinitiative bereits ein höheres Versorgungsniveau aufwiesen als die Länder im Westen der Bundesrepublik. Regionale Unterschiede bestehen fort: So liegt der artikulierte Betreuungsbedarf für Kinder unter drei Jahren 2017 in Ostdeutschland bei rund 59 %, in Westdeutschland immerhin bei rund 42 %, wobei sich hier eine größere Lücke zum aktuellen Platzangebot ergibt (vgl. BMFSFJ 2018b).
47 Auf die theoretischen Grundlagen und Erkenntnisse zum Zusammenhang von Identität, (biologischem) Geschlecht und Gender (soziales Geschlecht, Geschlechterrolle) kann an dieser Stelle nicht im Detail eingegangen werden. In den letzten Jahrzehnten haben hier insbesondere die Arbeiten von Hagemann-White (1984), Butler (1991) sowie West und Zimmerman (1987) zu einem neuen, sozialkonstruktivistischen Verständnis von der Kategorie „Geschlecht“ geführt (Überblick über diese Forschungsperspektive geben im deutschsprachigen Raum u. a. die Arbeiten von Villa, Gildemeister und Wetterer). Der lange alleingültigen
Annahme, Geschlecht sei rein biologisch und damit natürlich bedingt, wird damit widersprochen. Die Autorinnen und Autoren verweisen auf die Heteronormativität unserer Gesellschaft, die hauptsächlich zwei Geschlechter (männlich und weiblich) kennt. Auch die Tatsache, dass seit dem 01. Januar 2019 ein drittes Geschlecht („divers“) im Personalausweis geführt werden kann, ändert daran bisher wenig. Die Gender- und Queer-Studies thematisieren zudem die Realität verschiedenster Geschlechterrollen, Geschlechtsidentitäten und Sexualitäten, die sich jenseits dieser hegemonialen Binarität verorten.
48 In der hier zugrunde liegenden Studie (Wippermann 2016) wird mit der Systematik der DELTA-Milieus® gearbeitet. Auch bei einigen weiteren milieutheoretischen Zuordnungen innerhalb dieser Arbeit wird sich, soweit nicht anders benannt, auf diese Systematik bezogen.
49 Dies sind lediglich zwei, hier beispielhaft genannte Grundtendenzen mütterlicher Leitbilder, die vielfältige Formen annehmen können (vgl. Diabaté 2015).
50 Ein Blick in die Literatur zur Männer- und Väterforschung zeigt zweierlei: Zum einen ist der Begriff der „neuen Väter“ nicht so neu, wie es oft scheint – liegen die Anfänge der Diskurse hierzu doch bereits in den 1970er Jahren. Zum anderen hat sich in den letzten Jahrzehnten ein höchst differenziertes Forschungsfeld aufgetan, welches im Rahmen dieser Arbeit nicht wiedergegeben werden kann. Im Kontext familienwissenschaftlicher Diskussionen hat zudem die Einführung des Elterngeldes, als eine familienpolitische Maßnahme, mit der auch Männer klar adressiert und in der Erfüllung der „neuen Erwartungen“ unterstützt werden sollten, einen weiteren Aufschwung an Forschung in diesem Feld bewirkt. Gleichzeitig gibt es politische und gesellschaftliche Bereiche, die in den auch medial wirksamen Diskursen oftmals nicht im Zentrum stehen: So werden Benachteiligungen von Männern, etwa im Gesundheitswesen, auf dem Arbeitsmarkt und im Bildungsbereich („Jungen als Bildungsverlierer“, Bräutigam 2012), aufgedeckt; als nicht oder (bisher) wenig bearbeitete Problemfelder werden diese etwa auch für den zunehmenden Antifeminismus verantwortlich gemacht (vgl. exempl. Bundeszentrale für politische Bildung 2012).
3.2 Wohlfahrtsstaatliche Leitbilder – Die Relevanz von Care-Regimen
Um den Rahmen für die Organisation und Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit sowie die Vorstellungen über die Ausgestaltung eines (Familien-)Alltags abzustecken, gilt es, neben den persönlichen Leitbildern auf der Mikroebene auch jene auf der Makroeben zu betrachten. Hierzu eignet sich die Charakterisierung von Gesellschaften und politischen Systemen anhand ihrer wohlfahrtsstaatlichen Ausrichtung, oder auch: Care-Regime. Lutz (2017) weist auf die Notwendigkeit einer intersektionellen Betrachtung von Care-Arbeit auf der Makroebene hin, die sich aufgrund des Zusammenwirkens unterschiedlicher Regime (als Beziehungsmatrix zwischen Staat, Markt und Familie) ergibt. So gibt es einerseits ein Gender-Regime, welches die geschlechtsdifferenzierte Organisation der Erwerbs- und Sorgearbeit beschreibt (siehe Kapitel 4.1), zweitens ein Migrations-Regime, welches die Beschäftigung von Migrantinnen in privaten Haushalten beeinflusst (siehe Kapitel 5.4), und schließlich das Care-Regime als Ausdruck der wohlfahrtsstaatlichen Tradition eines Landes (vgl. Lutz 2017). Die letztgenannte Perspektive soll an dieser Stelle näher beleuchtet werden, um politische Rahmenbedingungen für den Familienalltag und die Realisierbarkeit privater Leitbilder zur Ausgestaltung