Mit Schalke machse wat mit. Группа авторов

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04 e.V., wir drückten Knöpfe und spielten Kicker, alles war so spannend. Dann ein Aufschrei, Youri hat seinen Namen gefunden, „Youri Mulder“ stand da geschrieben. Einen Till gab es im Museum leider nicht (der ehemalige Schalke-Spieler Till Bettenstaedt hat es nicht ins Museum geschafft).

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      Till, Kluti und Youri bei der Pressekonferenz

      Um 14:30 Uhr begann die Führung, wir wurden alle aufgerufen und gingen in einer Gruppe von ca. zehn Kindern und sechs Erwachsenen hoch auf den zweiten Oberrang. Da wurde uns erzählt, wie das mit dem Spielfeld funktioniert, wie lange es dauert, bis der Rasen raus- und reingefahren wird und so weiter. Von dort ging es zur Tribüne, wir setzten uns hin, und es wurde wieder viel erzählt von Dingen, von denen wir keine Ahnung hatten.

      Ab zum Haupteingangsbereich, eine Rolltreppe hinunter und ... jetzt wurde es interessanter für uns! Das war der Bereich, wo wir sonst nicht hinkommen, selbst unser Papa war hier noch nicht! „Ab zur Pressekonferenz“, wurde gerufen und schon saßen wir da, wo vor ein paar Tagen noch Horst Heldt und Jens Keller gesessen und alle Schalker auf den Sieg eingeschworen hatten. Den hatten wir dann auch gestern im Fernsehen gesehen, 2:0 in Bremen, mit Toren von Jule Draxler und Marica. Jetzt waren wir selbst in diesem Pressekonferenzraum, und wieder machte Papa unendlich viele Fotos.

      Als Nächstes ging es zu den Umkleiden der Spieler, jeder hatte seine Nische mit Spiegel und einem Bild von sich. Wir setzten uns zu Farfan, Hildebrand, Draxler und Marica. Papas Fotoapparat hatte jetzt gar keine Pause mehr. Blitzlichtgewitter kann man schon dazu sagen, wir kamen uns vor wie kleine Stars.

      Und wie die Stars gingen wird, dann durch den Spielertunnel ab aufs Spielfeld ... ach nein, der Rasen war doch draußen in der Sonne, egal! Mittlerweile hatten wir Papa den Fotoknips abgenommen und machten die Fotos selbst: erstmal alle Tribünen, das FC Schalke 04 mit den weißen Sitzen, die leider leere Nordkurve und der Gästebereich. Schade, dass an dem Tag kein Spiel war, wo wir doch mal da sein durften. Anschließend noch in den LaOla-Club und auf die weichen Sitze, in denen wir einen Sing/ Schrei-Test durchführten: der eine Teil „Schalke“, der andere „04“. Klasse hörte sich das an.

      Das war’s, die Führung ging langsam zu Ende, es war toll, mal die Bereiche des Stadions zu sehen, die wir so nicht kannten, denn wir kannten ja nur den Bereich des Block 25, wo der Papa seine Dauerkarte hat und die Klutis immer ihre große „Klutis Ennepetal“-Fahne aufhängen.

      Das Erste, was wir Papa nach der Führung fragten, war, na klar: „Wann dürfen wir endlich mal wieder mit zu einem Heimspiel?!“ Um 17 Uhr hatte uns Ennepetal wieder, es gab noch eine „Junior-Tüte“ beim goldenen M, und dann ging’s ab ins Bett.

      Wovon wir geträumt haben, das könnt ihr euch denken: nur von Blau-Weiß!

       Parkstadion

      ■ DETLEF AGHTE

      Da ich schon als Kind die Diskussion um ein Großstadion im Revier verfolgt hatte, war ich natürlich stolz wie Bolle, als das Berger Feld den Zuschlag erhielt. Dasselbe Berger Feld, das ich 1952, als ich nach Gelsenkirchen kam, mit den Spielkameraden erkundet hatte. Der ehemalige Flugplatz des englischen Militärs war für Sechsjährige ein einziges Abenteuerland – und für Ältere ebenso. Ich wohnte unweit davon in Baracken, quasi auf der heutigen Willy-Brandt-Allee, in der Nähe des Sportplatzes von Erle 08, wo ich erstmals mit dem Fußball in Verbindung kam.

      Nun entstand hier für fast dreißig Jahre die Heimstatt meines Vereins. Ich liebte aber auch die heimelige Atmosphäre der Glückauf-Kampfbahn, wo man bei Topspielen nicht die Hände aus den Taschen bekam und es weder auf die Toilette noch zum Bierstand schaffte. Einmal drin, warste gefangen in der Kurve oder auf der Gegengerade. Ich verdingte mich als Coca-Cola-Verkäufer, aber nur, um in den Innenraum zu gelangen. Mein Verkauf hielt sich in Grenzen, sodass man es nicht lange mit mir aushielt.

      1964 verließen meine Eltern Gelsenkirchen, ich hatte meine Lehre beendet, Zoff mit dem Chef und ging mit, nach Schwelm in Westfalen. 1973 war es dann so weit, das neue Stadion war fertig. Zwei Tage vor der endgültigen Fertigstellung war ich mit meinem Bruder dort, um es mal gründlich zu begutachten. Kein Mensch hielt uns auf, und so drehten wir eine Runde auf der Tartanbahn. Wohlgemerkt mit dem 200D mit 55 PS. Wir hatten uns schon auf Ärger eingestellt, aber niemand nahm Notiz von uns.

      Was wir sahen, erfüllte zumindest mich mit Stolz. Das Ding war riesig, und ich sah förmlich die Knete vor mir, die mein Klub einnehmen und sich damit nach ganz oben katapultieren würde. Mein Bruder, fünf Jahre älter, ging nur noch sporadisch mit. Seit Beginn der Bundesliga hatte er die Faxen dicke. „Die kaufen den MSV auf, und dann laufen die Duisburger nächste Woche hier als S04 ein – was soll ich da noch?!“ Ich und mit mir etliche Kumpel aus Gelsenkirchen aber genossen es.

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      Ich war mittlerweile Küchenchef bei Daimler und hatte genügend Zeit, um den Samstag in Gelsenkirchen zu zelebrieren. Eine ganze Weile hatte meine Frau auch dort zu tun, so konnten wir häufig gemeinsam fahren – was dazu führte, dass ich auch mal was trinken konnte und dementsprechend locker war, wenn es ins Parkstadion ging. Wir waren immer vier bis fünf Personen, die sich in der Stadt oder bei einem der Kollegen trafen. Wir glühten ein wenig vor und fuhren dann los.

      Niemand war im Besitz einer Eintrittskarte, was uns aber überhaupt nicht störte. Das Theater ging auf der Kurt-Schumacher-Straße los, als uns einer vom Wachdienst das Abbiegen zum Stadion untersagen wollte. Da wir uns auf einer öffentlichen Straße befanden, sagten wir ihm, dass er seine Befugnisse überschritte, und fuhren weiter. Großes Lamento, aber es ging durch. Dann wurde das Tor passiert, irgendetwas wurde vorgezeigt, zur Not halt ’n Paket Tempo, das war schließlich auch blauweiß. Jedenfalls waren wir so auf dem Parkplatz für die Presse angekommen und mussten nur noch in die Tribüne, erstmal in Charlys Restaurant.

      „Darf ich die Karten sehen?“ Ein Ordner hielt uns auf. Der mit Abstand Breiteste von uns, mit Pfoten wie Pannschüppen, guckte ihn von oben bis unten an. „Ich gib dich gleich Karte!“, antwortete mein Kumpel, und weiter ging es. Die Brüder hatten damals einen recht drastischen Ruf in Gelsenkirchen, und niemand legte es drauf an, eine vors Maul zu bekommen. Ich, der ich brav und züchtig inzwischen in Solingen lebte, hielt mich ein bisschen zurück. So ging es die lange Treppe hoch ins Restaurant, und dort bauten wir uns an der Theke auf, bedienten uns an den Mett- und Käsebrötchen, und einer reichte Pils durch. Da standen immer vierzig angezapfte, und so hatten wir immer frisches Bier. Niemand wollte Geld. Nur wenn ich dran war, löhnte ich ab und an ’ne Runde.

      Als es Zeit war, stiefelten wir weiter. Die Ordner am Fahrstuhl und auf der Pressetribüne hielten auch still, so konnten wir uns dort in Ruhe ein Plätzchen suchen. Um dem Ordner das Leben nicht unnötig schwer zu machen, nahmen wir welche, die nicht von den Presseheinis belegt wurden. Nur ab und an ließ ich mir ein Telefon bringen und schwatzte ein bischen mit meiner Frau. Hinter mir, hinter der Scheibe, immer der lustige Werner Hansch, der mich jedes Mal freudig begrüßte, warum auch immer. Auf dieser Pressetribüne spielten sich Sachen ab, dass ich mich manchmal durch den Gang rollte vor Spaß. Irgendwann hatten wir da unsere festen Plätze.

      Manches Mal half auch Günter Siebert. Sozusagen. Ich hatte mal einen Leserbrief geschrieben und bekam daraufhin Post von unserem Vereinspräsidenten. Er bedankte sich und schickte mir zwölf Anstecknadeln, die auf einer Pappe aufgesteckt waren. Dieses Set hatte ich bei mir, wenn ich mal allein war. Dann erklärte ich den Ordnern, dass ich diese Dinger verscherbeln müsse. Und schwupps war ich wieder drin.

      Das Parkplatzproblem war auch bald keines mehr, denn Sieberts Brief schnitt ich auseinander, nahm den Text raus und fügte ihn wieder sinnvoll zusammen. Meine Frau arbeitete in einer Firma, die unter anderem auch Bilder und Buchstaben herstellte, die man abrubbeln konnte. Eigentlich war sowas gedacht, um zum Beispiel ein Album oder so zu beschriften. Ich aber nahm die große Buchstabenversion und rubbelte „FREIE DURCHFAHRT“ auf den Brief von Siebert. Dann wurde das Ding in Klarsichthülle gesteckt und lag fortan auf meinem Armaturenbrett. Irgendwann gab sich ein Ordner damit nicht so recht zufrieden, und weil gerade einer


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