Ray Bradbury - Poet des Raketenzeitalters. Hardy Kettlitz

Ray Bradbury - Poet des Raketenzeitalters - Hardy Kettlitz


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sagte er zu, und am 2. September 1953 reiste die ganze Familie – also Ray und Maggie, die zwei Töchter und zusätzlich eine Nanny für die Kinder – per Schiff nach Europa ab. In Paris hatte die Familie eine knappe Woche Aufenthalt, und Ray verliebte sich in die Stadt. Im Laufe der nächsten Jahrzehnte war er mit seiner Frau noch rund zwanzig Mal in der französischen Hauptstadt.

      Noch in Paris traf man sich mit John Huston und vielen anderen Filmleuten, bis die Reise nach Irland weiterging. In Dublin bezog die Familie zwei Zimmer im Royal Hibernian Hotel, das auch in Bradburys Irland-Geschichten häufig erwähnt wird. Die Arbeiten am Drehbuch stellten sich als anstrengender heraus als vermutet, denn John Huston war eine sehr fordernde und schwierige Persönlichkeit. Es kam zu zahlreichen Auseinandersetzungen und in einem Fall sogar zu Handgreiflichkeiten. Als Bradbury im April 1954 Irland verließ, hatte er 1200 Seiten für den Film geschrieben, der im Übrigen ein Erfolg wurde.

      Im Oktober 1953 war Fahrenheit 451 als Buch erschienen. Im Dezember 1953 erschien die erste Ausgabe eines neuen, aufsehenerregenden Magazins namens PLAYBOY. Herausgeber Hugh Hefner war begeistert von Bradbury, kaufte die Zeitschriftenrechte an Fahrenheit 451 und veröffentlichte den Text in der zweiten bis vierten Ausgabe des Magazins. Später sollten noch viele weitere Geschichten Bradburys im PLAYBOY erscheinen.

      Nach seiner Rückkehr erhielt Bradbury zahlreiche Angebote für neue Drehbücher, darunter sogar für den Bond-Film The Man with the Golden Arm, die er jedoch alle ablehnte. Er wollte sich zunächst auf seine Familie und seine Bücher konzentrieren. Am 22. Juli 1955 wurde dann auch die dritte Tochter, Bettina Francion Bradbury, geboren. Bradbury veröffentlichte das Kinderbuch Switch on the Night bei Pantheon Books und erhielt dafür den ›Boys Club of America Book Award‹. Außerdem gab es eine veränderte Neuausgabe seines Erstlings Dark Carnival als Taschenbuch für den Massenmarkt unter dem Titel The October Country.

      Doch bald schon wandte sich Bradbury wieder Drehbüchern zu, wenn auch nicht für das Kino. Er schrieb einige Skripts für Hörspiele sowie von 1955 bis 1964 sieben Drehbücher für die Alfred-Hitchcock-Fernsehserie. Als Hitchcock bei Bradbury anfragte, ob er das Drehbuch für die Verfilmung von Daphne du Mauriers Erzählung »The Birds« schreiben könne, bat Bradbury um zwei Wochen Aufschub, da er gerade an einem Drehbuch für die Fernsehserie schrieb. Doch Hitchcock wollte nicht warten und beauftragte jemand anderen mit dem Drehbuch.

      Seit Anfang der 50er-Jahre dachte Bradbury über ein Buch mit den Geschichten über seine Heimatstadt in Illinois nach, und eigentlich sollte bereits 1952 der Roman Summer Morning, Summer Night erscheinen. 1956 stellte er auf ähnliche Weise wie in The Martian Chronicles eine Reihe von Kurzgeschichten zusammen und verband sie mit kurzen Zwischenkapiteln. Der Titel dieses sentimentalsten Buches Bradburys war schließlich Dandelion Wine. Es erschien im September 1957, und Bradbury konnte es seinem Vater, der im Krankenhaus lag, noch zu lesen geben, bevor dieser am 20. Oktober 1957 starb.

      Im August 1958 wurde die vierte Tochter der Bradburys geboren, Alexandra Allison. Die Familie zog in ein größeres Haus in West Los Angeles, das oft als Junior Beverly Hills bezeichnet wurde.

      Im Februar 1959 erschien ein weiterer Erzählungsband bei Doubleday, A Medicine for Melancholy, der unter anderem die beiden herausragenden Geschichten »The Wonderful Ice Cream Suite« und »In a Season of Calm Weather« enthält.

      Zu dieser Zeit lernte Bradbury den Produzenten Rod Serling kennen, der die Fernsehserie THE TWILIGHT ZONE plante. Bradbury gab ihm Tipps und drückte ihm einige Bücher – sowohl eigene als auch von anderen Autoren – in die Hand. Als dann im Herbst 1959 die erste Folge der Serie über die Bildschirme lief, war Bradbury sehr verärgert, denn diese Folge mit dem Titel »Where Is Everybody?« erinnerte sehr stark an Bradburys Geschichte »The Silent Towns«. Auch einige spätere Folgen erinnerten an Stimmungen und Ideen von Bradbury, trotzdem muss man sich wohl wieder nähergekommen sein, denn später schrieb Bradbury drei Drehbücher für die Serie.

      1959 stellte Bradbury fest, dass sein Verlag Doubleday nicht genug für seine Bücher tat. The Martian Chronicles war nicht mehr lieferbar, andere Bücher wurden stiefmütterlich behandelt. So suchte Bradburys Agent nach elf Jahren einen neuen Verlag, bei dem der Roman Something Wicked This Way Comes erscheinen sollte, der auf der Geschichte »Black Ferris« von 1948 basiert. Ballantine, wo Fahrenheit 451 und The October Country erschienen waren, hatte nicht die finanziellen Mittel, das neue Buch entsprechend zu promoten, und so wurde Simon & Schuster Bradburys neuer Verlag, wo Something Wicked im September 1962 erschien und ein großer Erfolg wurde.

      Im Februar 1964 folgte ein weiterer Erzählungsband bei Simon & Schuster unter dem Titel The Machineries of Joy.

      Bradbury hatte auch eine Leidenschaft für das Theater, und einige Stücke nach seinen Erzählungen waren in den vorangegangenen Jahren bereits aufgeführt worden. Im Oktober 1964 gab es in Los Angeles mit The World of Ray Bradbury gleich mehrere seiner Stücke auf der Bühne zu sehen.

      1964 fand die Weltausstellung in New York statt. Bradbury wurde gebeten, die Geschichte der USA in einer Präsentation von ca. 17 Minuten zusammenzufassen. Er war sehr stolz darauf, diese große Ehre übernehmen zu dürfen. Auch bei der Gestaltung des USA-Pavillons hatte er ein Mitspracherecht.

      Bei seinen Weihnachtseinkäufen Ende 1964 traf Bradbury zufällig Walt Disney. Beide verabredeten sich spontan für den nächsten Tag und aßen gemeinsam zu Mittag in Disneys Büro. Bis zu Disneys Tod Ende 1966 trafen sich die beiden Männer noch mehrfach, zu einer Zusammenarbeit mit dem Disney-Konzern kam es jedoch erst viel später.

      Am 13. Januar 1966 begann die Produktion des Films Fahrenheit 451 von François Truffaut, der dann Anfang November 1966 in die Kinos kam. Drei Jahre später gab es eine weitere Verfilmung, nämlich The Illustrated Man, an dem Bradbury jedoch nicht beteiligt war. Er war sehr enttäuscht von der schlechten Umsetzung, und an den Kinokassen wurde der Film ein Flop.

      1969 erschien dann der einzige Erzählungsband Bradburys in den 60er-Jahren, nämlich I Sing the Body Electric!. Der betreuende Lektor Bob Gottlieb war von Simon & Schuster zum Verlag Alfred A. Knopf gewechselt, und Bradbury wollte weiter mit Gottlieb zusammenarbeiten. So erschienen das neue Buch und viele nachfolgende bei Knopf.

      Bradbury hatte in den Sechzigern deutlich weniger Erzählungen geschrieben, war aber mehr als zuvor beschäftigt, denn er verfasste weiter Drehbücher und Theaterstücke, war als Berater für die Weltausstellung tätig, und schließlich sogar im Documentary Awards Committee for the Academy of Motion Pictures Arts and Sciences, das heißt, er durfte mit über die Oscars abstimmen.

      Im Juli 1971 wurde ihm eine besondere Ehre zuteil, denn die Astronauten von Apollo 15 tauften den Krater, in dem sie gelandet waren, auf den Namen »Dandelion«, zu Ehren des Buches Dandelion Wine.

      Im August 1972 erschien das Kinderbuch The Halloween Tree, das bereits eine längere Geschichte hatte: Schon 1966 hatte Bradbury Kontakt mit Chuck Jones, der früher maßgeblich an den Warner Cartoons mit Bugs Bunny und Daffy Duck gearbeitet hatte. Jones hat unter anderem die Figuren Road Runner und Marvin the Martian erfunden. Die beiden Männer planten einen Zeichentrickfilm, für den Bradbury auch ein Drehbuch geschrieben hat. Doch die Finanzierung des Projektes wurde zunehmend schwieriger, weil die große Zeit der Zeichentrickfilme vorbei war. Und so erweiterte Bradbury das Drehbuch um einige Szenen und schrieb es zum Roman um.

      Ein Jahr später, im Oktober 1973, erschien Bradburys erster Lyrikband mit dem Titel When Elephants Last in the Dooryard Bloomed, der 51 Gedichte aus den vorangegangenen Jahrzehnten enthält.

      Bradburys Ehe kriselte seit einiger Zeit. Bereits 1957 in Irland erwog Maggie eine Scheidung, und obwohl sich das Verhältnis der beiden Eheleute besserte, war es nicht mehr wie zuvor. 1974 hatte Ray eine kurze Affäre mit einer verheirateten Frau. Noch im selben Jahr lernte er eine jüngere Schriftstellerin kennen, mit der er eine heftige Liebesaffäre begann. Maggie erfuhr davon und warf Ray aus dem Haus. Einige


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