Ray Bradbury - Poet des Raketenzeitalters. Hardy Kettlitz

Ray Bradbury - Poet des Raketenzeitalters - Hardy Kettlitz


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hat Bradbury bereits eine Menge über den Aufbau und das Erzählen von Geschichten gelernt. Dennoch handelt es sich bei »The Piper« um etwas ganz Besonderes, denn es ist Bradburys erste Mars-Geschichte.

      Die nachfolgenden Texte werden hier nur der Vollständigkeit halber aufgelistet. Es sind alles sehr kurze Texte von nur wenigen Seiten, die in Fanzines und Schülerzeitschriften mit geringen Auflagen publiziert wurden. Sie wurden alle nicht ins Deutsche übersetzt und liegen auch in keinem Sammelband von Bradbury vor: »Hollerbochen’s Dilemma« (Januar 1938 in IMAGINATION, 1974 in Horrors Unseen, Hrsg. Sam Moskowitz), »The Death of Mr McCarthy« (21. April 1938 in BLUE AND WHITE DAILY [Schülerzeitschrift der Los Angeles High School]), »Hollerbochen Comes Back« (November 1938 in MIKROS), »How to Run a Successful Ghost Agency« (Pseudonym Brian Eldred; März 1939 in D’JOURNAL), »Mummy Dust« (Pseudonym Cecil Clayborne Cunningham; Mai 1939 in D’JOURNAL), »Gold« (August 1939 in SCIENCE FICTION FAN), »The Maiden of Jirbu« (gemeinsam mit Bob Tucker; März 1940 in POLARIS), »Tale of the Tortletwitch« (Pseudonym Guy Amory; April 1940 in SPACEWAYS), »Luana the Living« (Juni 1940 in POLARIS, 1973 in Horrors in Hiding, Hrsg. Sam Moskowitz), »The Last Man« (November 1940 in THE DAMN THING), »The Tale of the Terrible Typer« (November 1940 in FANTASITE), »Genie Trouble« (Dezember 1940 in THE DAMN THING), »How Am I Today, Doctor?« (Februar 1941 in THE DAMN THING), »The Trouble With Humans is People« (März 1941 in THE DAMN THING) und »The Tale of the Mangledomvritch« (Juni 1941 in SNIDE).

      2.2 – Frühe Magazinpublikationen

      Durch Vermittlung von Robert A. Heinlein konnte Bradbury seine ersten Geschichten an ein professionelles, regionales Literaturmagazin verkaufen. SCRIPT war die nicht ganz so berühmte, aber in Los Angeles trotzdem recht angesehene Version des NEW YORKER. Hier erschienen vier Geschichten, nämlich »It’s Not the Heat, It’s the Hu—« (2. November 1940 in SCRIPT), »To Make a Long Story Much Much Shorter« (5. Juli 1941 in SCRIPT, 1985 in The Best of Rob Wagner’s Script, Hrsg. Anthony Slide, Scarecrow Press), »Wilber and His Germ« (24. Mai 1941 in SCRIPT) und »Skeleton« (28. April 1945 in SCRIPT, 1985 in The Best of Rob Wagner’s Script, Hrsg. Anthony Slide).

      Ab Ende 1941 hatte der inzwischen einundzwanzigjährige Bradbury sein Ziel erreicht, und seine Erzählungen erschienen in »richtigen« SF-Magazinen, wenn auch der überwiegende Teil noch nicht unbedingt zu den herausragenden Texten des Genres gehörte.

      Damon Knight schrieb 1956 in seinem Buch In Search of Wonder über die frühen Erzählungen:

      Es ist sonderbar, wenn man nun auf diese ersten Storys von Bradbury zurückblickt und überlegt, wie weit sie ihren Autor gebracht haben. Viele von ihnen sind gar keine Kurzgeschichten; die meisten sind intensiv ausgearbeitete Fragmente, die mit irgendwelchem Stroh ausgepolstert wurden.

      (Februar 1943 in THRILLING WONDER STORIES; in keinem Sammelband; in Bradburys Biografie wird Henry Hasse als Co-Autor angegeben; 1971 in The Future Makers, Hrsg. Peter Haining; dt. »Der Flötenspieler«)

      Kerac ist der letzte überlebende Marsianer des »goldenen Volkes« und wird zurück auf seinen Heimatplaneten gebracht. Der Mars ist von blauhäutigen Jupitanern besiedelt, und während die schönen, harmonischen Marsstädte zerfallen, bauen die Jupitaner ihre hässlichen, stinkenden Städte, sind laut und vulgär und berauben den Mars all seiner Schätze. Kerac ist alt und seine einzige herausragende Fähigkeit ist das Flötenspiel. Er wird von den Jupitanern gezwungen, in üblen Spelunken zu spielen, doch eines Abends macht er sich davon und geht in die Berge. Dort lebt das Schwarze Volk, ebenfalls Marsianer, die jedoch auf dem Entwicklungsstand von Urmenschen sind. Die Jupitaner halten sie für harmlos, deshalb werden sie in Ruhe gelassen. Kerac kann nicht mit ihnen kommunizieren, doch sie sind seine einzige Hoffnung, die Jupitaner zu vertreiben. Er spielt für die schwarzen Wesen auf seiner Flöte, doch er ist zu leise und wird vom Lärm der Stadt übertönt. Am nächsten Tag schleppt einer der blauhäutigen Kneipenbesucher den Marsianer zu einer Radiostation, weil er sich für die Entdeckung des Flötenspielers und dessen betörender Musik eine Belohnung erhofft. Keracs Musik wird aufgenommen und über alle Radiostationen und Lautsprecher der Stadt gesendet, um die Jupitaner mit dem Spiel zu erfreuen. Das hört natürlich auch das Schwarze Volk in den Bergen, es kommt zum Aufruhr, die Schwarzen überrennen die Stadt und töten alle Jupitaner.

      Menschen von der Erde werden in der Geschichte gar nicht erwähnt. Jupitaner und das Schwarze Volk spielen in späteren Bradbury-Geschichten keine Rolle mehr, aber dem goldenen Volk begegnen wir ein halbes Jahrzehnt später in den Geschichten der Mars-Chroniken wieder. Daher kann man in dieser Erzählung, die bereits typische Erzählmuster Bradburys zeigt, durchaus einen Vorläufer der Mars-Chroniken entdecken.

      Die Erzählung wirkt naiv und ist in ihren Themen dem Pulp-Magazin THRILLING WONDER STORIES angepasst. Es ist verständlich, dass Bradbury den Text später in keinen seiner Erzählungsbände aufgenommen hat, und nur durch den Umstand, dass Peter Haining in der Anthologie The Future Makers Erzählungen aus den »Lehrjahren« berühmter SF-Autoren gesammelt hat, gibt es einen Nachdruck dieser Geschichte.

      (März 1943 in WEIRD TALES; enthalten in Bradbury Stories: 100 of His Most Celebrated Tales, Dark Carnival und The October Country; dt. »Der Wind«)

      Die Geschichte erzählt von einem Telefongespräch zwischen Herb Thompson und seinem Freund Allin, der in großer Sorge ist. Allin war während des Krieges im Himalaja und hat dort gesehen, wie viele Menschen im Sturm gestorben sind. Seither fürchtet er sich vor dem Wind und ruft seinen Freund Herb regelmäßig an. Herb war in den letzten Wochen auch schon mehrfach über Nacht bei Allin, um ihm in seiner Angst beizustehen, doch heute kann Herb nicht zu Allin fahren, denn seine Frau und er erwarten Gäste. Immer wieder klingelt das Telefon und Allin berichtet voller Panik davon, dass ein Wind in sein Haus eingedrungen sei und er in den Böen die Stimmen der Toten hören könne. Der Wind verwüstet angeblich nach und nach das ganze Haus, und Allin ist davon überzeugt, dass er von dem Wind lebend gefangen werden soll. Einige Stunden später, als Herbs Gäste gegangen sind, macht er sich Sorgen, weil er nichts mehr von seinem Freund gehört hat. Er ruft an, doch das Telefon gibt kein Geräusch von sich. Herb beschließt, doch noch mitten in der Nacht zu Allin zu fahren. Als er dessen Haus erreicht, hört Herb das typische Lachen seines Freundes. Doch es ist niemand zu finden, nur eine Windböe zerzaust Herb das Haar.

      Es ist erstaunlich, worüber Bradbury Geistergeschichten ersonnen hat. Der Wind als böser Geist ist eine originelle Idee, und die Umsetzung der Geschichte ist hervorragend gelungen. Bradbury wählt die indirekte Erzählweise durch Telefondialoge, die sehr gut Allins Angst vermitteln. Mit dieser Geschichte löste er sich bereits von den traditionellen Themen und Erzählweisen der Horrorgeschichten, die sonst in WEIRD TALES gedruckt wurden.

      Die Geschichte wurde für die Serie THE RAY BRADBURY THEATER verfilmt, jedoch leider sehr langatmig und ohne die überzeugende Stimmung der Erzählung.

      (zusammen mit Henry Hasse, Frühjahr 1943 in CAPTAIN FUTURE, in keinem Sammelband; nicht auf Deutsch)

      Die Protagonisten in dieser Geschichte leben in einer Gemeinschaft auf dem technischen Niveau von Urmenschen. Ob sie sich auf der Erde oder einem anderen Planeten befinden, wird in der Geschichte nicht erwähnt. Gabriel – kurz Gab genannt – kehrt von der erfolgreichen Jagd mit erbeutetem Wild zurück und lässt sich gebührend bewundern, vor allem von der schönen Llya. Da findet ein Überfall von Invasoren statt, die regelmäßig die Gemeinschaft terrorisieren und aus Mordlust oder als Sport einige Menschen töten. Gab und Llya verstecken sich, und durch eine List gelingt es Gab, einen der Invasoren zu töten. Außerdem verfügt er über eine Waffe, die ihm einer der alten Männer vermacht hat. Doch Gab weiß nicht, wie er die Waffe anwenden soll – wenn man an dem einen


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