Ich sag's mit Sax!. Kathrin Eipert

Ich sag's mit Sax! - Kathrin Eipert


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krächzen, sondern sich die Stimmbänder vollends zu ruinieren und eventuell nie wieder zu singen. Sein Kapital ist nun mal die Stimme!

      Wenn jemand bei der Büroarbeit hustet und schnupft, ist das zwar extrem unangenehm – ich als Bläser wäre allerdings arbeitsunfähig, könnte nicht auftreten. Ich bin von meiner funktionierenden Atmung extrem abhängig. Mit einer guten Grippe könnte ich nicht neunzig Minuten durchblasen, würde also dann kein Geld verdienen können.

      Ähnlich ist es bei Verletzungen.

      Vieles geht noch halbwegs, wenn auch nur noch auf abenteuerlichste Art und Weise. Ich traf mal einen Keyboarder, der war echt hart im Nehmen. Er brach sich beim Ausladen der Technik die Hand und quetschte sich zusätzlich noch den Finger. Und spielte mit seiner Band noch die gesamte Gala, wenn auch mit pharmazeutischen Hilfsmitteln. Ich fühlte total mit ihm – denselben Schmerz kannte ich von meiner Weihnachtstour mit gebrochenem Finger. So was geht bei Sportlern nur ganz schwer – sie müssen ja durch die Dopingkontrollen kommen, mit Schmerzmitteln undenkbar.

      Aber zurück zu den Gemeinsamkeiten. Der innere Schweinehund ruft regelmäßig: »Genug geübt, genug trainiert.« Schön wär’s ja, aber wenn erst einmal die Frage »Üben oder nicht?« aufkommt, hat man schon verloren. Ein Profi überlegt nicht, er tut es routiniert. Man ignoriert den gelegentlich laut bellenden Schweinehund immer wieder neu, bis man ihn gar nicht mehr wahrnimmt. Künstler- und Sportberufe sind tiefe Passionen. Eigentlich zwar bitterharte Arbeit, aber das bleibt meist unbemerkt – man liebt diesen Beruf auf Ewigkeit oder man gibt mittendrin auf. Das mag eventuell auch daran liegen, dass man in Sport- und Künstlerbranchen mehr Persönliches öffentlich von sich preisgibt, als in anderen Berufen. Mehr Einsatz des eigenen Körpers, mehr Kreativität und urpersönliche Gedanken, mehr Gefühl, das unter künstlerischem Aspekt nach außen getragen wird, mehr private Seele.

      Die meisten (Profi-)Sportler, Tänzer, Artisten und Musiker vereint diesbezüglich ein wesentlicher Vorteil – sie lernten von Kindheit an damit zu leben, auch mit eiserner Disziplin, Ehrgeiz und Biss. So manche »Sternchen« diverser Castingshows stolpern da von null auf tausend rein und dann … Hoppla!

      Aber das steht wieder auf einem ganz anderen (Noten-)Blatt.

Mein Saxophon wird Miss Black getauft

       »Miss Black«

      Der Grund der Namensgebung war eigentlich purer Zufall, oder besser ein Ärgernis der besonderen Art. Wie immer im Dezember stand ich während der Weihnachtstour unter einem extremen Zeitdruck. Erschwerend wirkten sich bei der Planung meine mangelnden geografischen Kenntnisse aus.

      Oft genug jagte ich meine Techniker nachts stundenlang über die Autobahnen, um am nächsten Tag pünktlich am neuen Ort zu sein. Kleines Beispiel: 1. Tag Lanaken in Belgien, 2. Tag Hannover, 3. Tag Flensburg, 4. Tag Dresden und so weiter.

      Das ging mit Fahrerwechsel immer ganz gut. Eines Tages wollte ich uns von Binz nach Linz schicken. Das klang für mich so ähnlich – also auch nicht weit entfernt. Ab diesem Tag streikten sie. Gut, ich wollte die Jungs behalten und wir führten gelegentliche Flüge ein.

      Und nun wurde es kompliziert.

      Es ging um die Strecke Berlin-Wien.

      Beim Buchen der Tickets informierte ich mich gründlichst über die Gepäckverordnungen, das war wichtig wegen des technischen Equipments. Dabei stellte sich auch heraus, dass das Handgepäck bei dieser Airline die Breite von 55 Zentimetern nicht überschreiten darf. Ich maß meinen Saxophonkoffer, der war 69 Zentimeter breit. Man teilte mir mit, dass dieser dann in den Gepäckraum muss. Logischerweise kam der Platz für mein Sax nicht in Frage. Niemals reist mein Saxophon im Bauch des Flugzeuges.

      Ich sah es schon lebhaft vor mir: Mein Saxophon, geworfen wie ein Klamottenkoffer, stürzend auf Ecken und Kanten, lieblos geschleudert aufs Transportband.

      Bei diesem Gedanken hatte ich Flugzeuge in meinem Bauch (oder besser Tarnkappenbomber)!

      Einige Kollegen meinten: »Wir fliegen regelmäßig mit Saxophon- und Gitarrenkoffern. Das hat trotz Übermaßen immer als Handgepäck geklappt. Die messen nie nach.«

      Aber das Risiko war mir zu hoch. Was, wenn die Kontrollen beim Rückflug anders sind und ich das Sax nicht als Handgepäck zurücknehmen könnte? Gepäckraum und Handgepäckvariante fielen aus. Gut, dann bekam es eben einen Sitzplatz mit eigenem Ticket. Ein eigenes Ticket erforderte aber einen eigenen Namen. Einfach nur »Das Saxophon« ging nicht, meinte die Dame an der Hotline.

      Ich fühlte mich bei der Namenssuche fast wie eine werdende Mama. Aber werdende Eltern haben es etwas einfacher, zumindest das Geschlecht ist da schon vorbestimmt.

      Welches Geschlecht sollte mein Saxophon überhaupt haben?

      Er? Sie oder Es?

      Nehmen wir mal die Parallele zur Tierwelt und wenn, dann schon zu den musikalischsten Tieren, den Singvögeln. Der Star, die Nachtigall, das Rotkehlchen. Mmmhhh.

      Die Suche nach einem passenden Namen gestaltete sich als schwierig und der Ausflug in die Vogelwelt war wenig hilfreich.

      Sächlich fiel schon mal raus. Mein Saxophon ist für mich kein persönlichkeitsloser Gegenstand, wie DAS Ding, DAS Teil oder das »Irgendetwas«. Solch eine Bezeichnung fand ich gemein.

      Das Sax war für mich ja schon eine lebendige Persönlichkeit.

      Und männlich?

      Okay – reden wir mal Klartext. Es hätten schon unangenehme Situationen entstehen können, wenn ausgerechnet ich als Dame meinem Blasinstrument einen männlichen Namen geben würde. Diverse Sprüche und Vorahnungen auf verbale Entgleisungen sind mir zu gut bekannt. Und überhaupt; kennen Sie ein männliches Blasinstrument außer Dudelsack?

      Bei Streichinstrumenten beispielsweise ist das schon anders, die sind sozusagen geschlechtsübergreifend: DIE Violine, DAS Cello, DER Kontrabass. Ich entschied mich, mein Sax weiblich werden zu lassen. Intuitiver Feminismus? Mag sein. Obwohl, viel verbindet mich mit klassischen Feministinnen eigentlich nicht. Und ich bin keineswegs Alice Schwarzer auch nur annähernd ähnlich.

      Anscheinend basierte die Wahl einfach auf der eisernen Entschlossenheit einer Frau, letzten Endes ihren Willen durchzusetzen. Also wurde mein Saxophon zur Miss. Und weil sie durch die Vernickelung schwarz ist, trägt sie seitdem den wunderbaren Namen »Miss Black«.

      An so manchem Flughafen wurden wir schon aufgerufen:

      »Kathrin Eipert, Peter Kolb and Miss Black please to Gate A!«

      Übrigens, die von den Stewardessen gebrachten Leckereien bekommt statt Miss Black immer mein Techniker Peter.

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