Aus der Asche. Eine neue Geschichte Europas im 20. Jahrhundert. Konrad H. Jarausch
legten Robert MusilMusil, Robert und Joseph RothRoth, Joseph eloquent die kulturellen Gründe für den Kollaps des Habsburgerreichs bloß, während in der Schweiz Hermann HesseHesse, Hermann die Psyche der männlichen Heranwachsenden ergründete. Der ambitionierteste dieser Autoren aber war der Deutsche Thomas MannMann, Thomas, der 1901 die Literaturszene mit seinem Romanerstling Die Buddenbrooks betrat, einer feinsinnigen Chronik des Verfalls einer Patrizierfamilie in LübeckLübeck, der Heimatstadt des Verfassers. In seinem Monumentalopus Der Zauberberg (1924) schuf er die Figur des Hans CastorpCastorp, Hans, eines jungen Wahrheitssuchers, der in einem Schweizer Sanatorium die Zukunft der europäischen Zivilisation mit Vertretern des westlichen Rationalismus und des östlichen Mystizismus debattiert. Während des Ersten Weltkriegs hatte Thomas MannMann, Thomas noch die Überlegenheit der deutschen Kultur gepriesen; dann aber stellte er sich, wenn auch widerwillig, hinter die Weimarer Republik, um sie gegen die Angriffe seitens der Rechten zu verteidigen.7
Und noch eine letzte großartige Geistesleistung ist für die Mitte der 1920er Jahre zu verzeichnen: die »Kritische Theorie« der Frankfurter Schule, eine bestechende Reflexion der gesellschaftlichen Lebensbedingungen des modernen Menschen. Der Soziologe Max HorkheimerHorkheimer, Max leitete das 1923 in Frankfurt am MainFrankfurt am Main gegründete Institut für Sozialforschung, das über mehrere Jahre eine Reihe herausragender Intellektueller anzog, darunter Theodor W. AdornoAdorno, Theodor W., Erich FrommFromm, Erich, Herbert MarcuseMarcuse, Herbert und Walter BenjaminBenjamin, Walter. Die großen sozialistischen Bewegungen der damaligen Zeit enttäuschten sie, die Rigidität des Kommunismus nicht minder als die Zaghaftigkeit der Sozialdemokratie. Also versuchten die Institutsmitglieder den marxistischen Impuls vom Dogmatismus zu befreien, indem sie sich bei anderen Gesellschaftsanalytikern theoretische Anregung holten, etwa bei Sigmund FreudFreud, Sigmund und Max WeberWeber, Max. Um einen überzeugenden Entwurf zur Durchsetzung von Emanzipation und Aufklärung zu liefern, entwickelten sie ihre »Kritische Theorie«, in der das Denken dialektisch um Aspekte wie ökonomische Ausbeutung und kulturelle Abstumpfung kreiste. Sie verglichen die verschiedenen ästhetischen Prätentionen des Modernismus miteinander und warfen der Kulturindustrie vor, sie betreibe eine neue Form der Massenunterjochung, diesmal durch seichtes Entertainment.8 Ihre Forschung vermittelte faszinierende Einblicke in die Ambivalenz der Moderne. Letztere habe durchaus positives Potenzial, nur müsse es durch die kritische Vernunft verstärkt werden.
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