Pflanzenalchemie - Ein praktisches Handbuch - eBook. Manfred M. Junius

Pflanzenalchemie - Ein praktisches Handbuch - eBook - Manfred M. Junius


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Zeitlosigkeit eigen ist, oder das Thema trifft den Nerv der Zeit. Bei dem vorliegenden Buch über die Pflanzenalchemie finden wir alle drei Gesichtspunkte vereint.

      Der Autor Manfred Junius, der 2004 überraschend verstorben ist, war ein Botschafter der Kulturen. Als multilinguales Genie bereiste er die Welt und erforschte die Geistestraditionen von Orient und Okzident. Er lebte unter anderem in Deutschland, Italien, Indien und Australien, aber sein eigentliches Zuhause war überall dort, wo Menschen sich trafen, um miteinander schöpferisch tätig zu sein. Seine große Leidenschaft galt der Musik, und seine enorme Begabung machte ihn zum Meister der indischen Klassik. Von dort ist der Weg zur Alchemie nur ein Katzensprung. Töne wirken transformierend auf Körper, Seele und Geist ein, und genau dies will auch die Alchemie – dies durfte ich bei unserem ersten Treffen selbst erfahren.

      Als ich Manfred Junius vor vielen Jahren in der Firma Soluna in Donauwörth kennenlernen durfte, erwartete ich ein tolles Seminar in Alchemie und Tipps vom Meister für die Praxis. Doch diese Erwartung wurde enttäuscht, dafür wurde ich um eine tiefe Erfahrung reicher. Anstelle der Laborarbeit spielte er für uns indische Musik und erläuterte deren Wirkung auf den Energiekörper. Selten hat mich eine Erfahrung so berührt, und tatsächlich erlebte ich eine direkte Resonanz, die ich als körperlich entgiftend, seelisch läuternd und als geistig belebend beschreiben möchte. Gerne hätte ich mehr Zeit mit dem Meister verbracht, doch leider verstarb er kurz darauf. Wie so oft gehen Wünsche aber doch irgendwie in Erfüllung, und zwölf Jahre nach seinem Tod machte mir der AT Verlag den Vorschlag, sein Buch »Pflanzenalchemie« neu herauszugeben.

      Schon kurz nach Erscheinen 1980 hatte das Werk den Rang eines Klassikers. Nahezu alle, die sich seitdem mit Alchemie und Spagyrik befasst haben, wurden von diesem Buch inspiriert, auch mir ist es so gegangen. Was das Buch besonders auszeichnet, ist die Verknüpfung von Philosophie und Praxis, aber auch die Verbindung von Hermetik, Astrologie, Alchemie und Ethik, die nach Paracelsus, dem großen Vorbild aller Alchemisten, die vier Säulen der Heilkunst bilden.

      Alchemisten sind Sinnsuchende, sie suchen nach dem geistigen Band, das diese Welt im Innersten zusammenhält. Sie betrachten die Natur und damit auch den Menschen auf mystische Weise. Sie studieren das Wesen der Elemente und das Wirken der Gestirne – entsprechend widmet Junius wesentliche Teile im Buch den philosophischen Grundlagen und der Astrologie. Im Mittelpunkt steht jedoch die Laborarbeit. Durch diese hat der Alchemist Anteil an der Göttlichkeit der Schöpfung, und letztendlich ist sein Streben nicht Gold, sondern die Liebe, von der Paracelsus meinte, sie wäre die höchste Arznei. Spätestens seit den Zeiten des Paracelsus geht es in der Alchemie jedoch ebenso um die Herstellung von hochwirksamen Arzneimitteln, die man als Spagyrik bezeichnet.

      Die Vorgehensweise der Spagyrik hat sich im Laufe der Jahrhunderte nur wenig geändert. Blättert man in historischen Texten, findet man ganz ähnliche Beschreibungen wie bei Junius, wenn man sie denn versteht, denn die alten Texte sind meistens sehr kryptisch und dementsprechend heute kaum mehr verständlich. Diesem Problem sah sich zweifellos auch Junius gegenüber, und deshalb ist sein Buch in weiten Teilen der gelungene Versuch, für uns die alten Texte zu entschlüsseln. Außerdem hatte er in dieser Hinsicht sicher gute Lehrer, ohne die es in der Alchemie nicht geht.

      Immer wieder verwies er auf die Aktualität des Themas, indem er Herstellungsverfahren spagyrisch orientierter Pharmafirmen erwähnte. Da sich in den letzten vierzig Jahren enorm viel geändert hat, wurde dieser Aspekt in der aktuellen Neubearbeitung des Werks nochmals vertieft. Die Naturheilkunde erfreut sich einer stetig wachsenden Nachfrage, und ganz besonders gilt dies für spagyrische Präparate. Es erschien mir daher sinnvoll, die Besonderheiten mancher Firmen, die nach den in Junius’ Buch geschilderten Prinzipien arbeiten, eingehender darzustellen.

      Der Zeitgeist verlangt nach einer neuen Betrachtung der Heilkunde – weg von einer reinen Methodik, hin zu einem Weg, in dem Philosophie und Heilkunst wieder miteinander verbunden sind. Das macht dieses Buch hoch aktuell, denn genau darum ist es Junius gegangen. In der ayurvedischen Medizin Indiens, mit der er sich intensiv befasste, kam es nie zu diesem Bruch, der bei uns in etwa mit der Renaissance einsetzte. Daher verwies er oft auf deren Heilwege, um die westliche Alchemie zu verdeutlichen. Es ist in diesem Zusammenhang bemerkenswert, wie viele Europäer zunächst den Weg über die östlichen Weisheiten gingen, um irgendwann festzustellen, dass ein vergleichbarer Schatz auch in unserer Kultur zu finden ist; auch mir selbst ist es so ergangen. Doch was heute weite Kreise zieht, war vor fast vierzig Jahren, als sein Buch erschien, noch weitgehend im Anfangsstadium. Insofern war sein Buch auch ein Stück Pionierarbeit.

      Bei einer Neuauflage muss dies alles natürlich berücksichtigt werden. Ein schlichter Nachdruck ohne jede Änderung würde dem Zeitgeist nicht mehr entsprechen. Bei der Überarbeitung wurde dennoch größter Wert darauf gelegt, den Originaltext möglichst unverändert zu übernehmen. Wo es zum besseren Verständnis sinnvoll erschien und um die Aktualität zu unterstreichen, wurden jedoch einige Textpassagen neu strukturiert und mit Kommentaren und erklärenden Zusätzen versehen, auch ein Index darf heute nicht mehr fehlen. Eine wesentliche Neuerung ist zudem die umfassende Neubebilderung des Buches, da Alchemie eine bildhafte Symbolsprache ist; dementsprechend war auch ein zeitgemäßes neues Layout nötig.

      In diesem Zusammenhang möchte ich Urs Hunziker vom AT Verlag danken, dass er diese Neuauflage möglich gemacht hat, ebenso den Firmen, die mir Bildmaterial zur Verfügung gestellt und die Arbeit als Sponsor unterstützt haben. Wir verdanken es nicht zuletzt diesen Firmen, dass die Alchemie heute so lebendig ist. Mein besonderer Dank gilt Dr. Ricarda Fackler, Karin Proeller, Helga Thun-Hohenstein, Patrick Baumann, Dr. Renato Kaiser und Hannes Richter für ihre Unterstützung.

      Bedanken möchte ich mich besonders bei Susanne Fischer-Rizzi für ihre Beiträge. Sie hat Manfred Junius nicht nur gut gekannt, sondern hält mit ihrer Arbeit auch sein Lebenswerk auf besondere Weise lebendig.

      Mein größter Dank gilt jedoch Manfred Junius selbst, der uns alle mit seinem Buch reich beschenkt hat, für die Ehre, die mir mit dessen Überarbeitung zuteil wurde.

      Olaf Rippe, Ostern 2016

      Die Renaissance der Alchemie

      Geleitwort von Susanne Fischer-Rizzi

       »Die Alchemie ist die Kunst der Suchenden.«

       Manfred Junius

      Dieses Buch erschien 1979 erstmals im italienischen Verlag Edizioni Mediterranee, 1982, vor fast 35 Jahren, folgte die deutsche Ausgabe im Schweizer Ansata Verlag. Nun liegt das Werk in einer überarbeiteten Neuauflage vor.

      Mir scheint, gerade zur richtigen Zeit. Die Alchemie erlebt heute eine Renaissance. Viele, die sich mit Heilpflanzen, Naturheilkunde, Spagyrik und Traditioneller Europäischer Heilkunde beschäftigen, suchen nach einem verständlichen und anwendbaren Weg zur Alchemie. Dieses Buch ist von einem bedeutenden Alchemisten unserer Zeit verfasst, der mit Hingabe und Leidenschaft sein kostbares Wissen teilt – ein Glücksfall. Es ist ein praktischer Führer für die hermetische Kunst und eignet sich sehr gut für das selbstständige Arbeiten. Die Leserinnen und Leser werden in diesem Standardwerk nicht nur in die wichtigsten Grundkenntnisse der Alchemie und in die praktische alchemistische Laborarbeit eingeweiht, sondern finden auch leicht nachvollziehbare Rezepte zur Herstellung von heilkräftigen Essenzen, Tinkturen und Elixieren. Mit den Zuordnungen zu den Gestirnen, durch die Verbindung von Laborarbeit mit den Rhythmen der Planeten, wird die praktische alchemistische Arbeit in einen würdevollen kosmischen Zusammenhang gestellt. Selbst für weiterreichende, komplexe alchemistische Arbeiten wie das »Circulatum Minus des Urbigerus«, den »Pflanzenstein« und das »Pflanzenmagisterium des Paracelsus« vermittelt der Autor ein tiefes Verständnis, erläutert die Hintergründe und gibt praktische Anleitungen.

      Ich besitze ein Exemplar der Ausgabe von 1982 mit einer Widmung des Autors. Manfred wünschte mir darin ganz herzlich alles Gute auf meinem alchemistischen Weg. Er fügte ein Zitat aus dem Rigveda hinzu: »Lasst edle Gedanken von allen Seiten zu uns kommen.« Wenn ich heute diese Zeilen lese, steht er wieder vor meinem geistigen Auge: ein großer, stattlicher Mann mit einer starken, lebendigen Präsenz. Eine Aura von Liebenswürdigkeit umgab ihn, man fühlte sich angenommen und vertraute ihm als Lehrer und Freund. Viele empfanden seine Nähe als heilend.

      Was


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