Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane. Alfred Bekker

Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane - Alfred Bekker


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ich endlich vor einem Richter stehe, der mich freilässt – und jetzt tauchen Sie schon wieder auf! Soll das ganze Spiel vielleicht von vorne beginnen!“

      „Beruhigen Sie sich, Frau Wistanow. Den Grund dafür, dass Sie festgenommen wurden, kann Ihnen Ihr Anwalt erklären.“

      „Ich bin Karlheinz Bandella und möchte, dass Sie meine Mandantin bis zur Verhandlung in Ruhe lassen. Sie hat alles, was es zur Sache zu sagen gibt, zu Protokoll gegeben. Im Übrigen tut es ihr ausdrücklich leid, Sie in irrtümlicher Notwehr attackiert zu haben, Herr Carnavaro, was ich hiermit im Auftrag meiner Mandantin vortragen möchte.“

      „Wir möchten Miss Wistanow ein paar Fragen stellen, die im Zuge neuer Ermittlungsergebnisse aufgetaucht sind.“

      „Meine Mandantin braucht sich nicht selbst belasten und wird keine Aussage machen“, erklärte Karlheinz Bandella.

      „Ihre Mandantin behauptet, die Lebensgefährtin von Herr Thorben Rademacher gewesen zu sein, aber es scheint ihr ziemlich gleichgültig zu sein, was mit Rademacher geschehen ist.“

      „Ich beantworte Ihre Fragen, wenn Sie mich dann in Ruhe lassen!“, entschied Christine Wistanow.

      „Ich habe Ihnen davon abgeraten!“, stellte Bandella noch einmal klar. „Aber Sie müssen ja wissen, was Sie tun.“

      „Der .22er Revolver, den wir Ihnen abgenommen haben, wurde bei einer Schießerei im Club ‚El Abraxas’ verwendet - genau wie die Waffe, mit der Rademacher ermordet wurde.“

      „Worauf wollen Sie hinaus? Dass meine Mandantin etwas mit dem Tod Ihres Kollegen Rademacher zu tun hat? Es handelt sich um unterschiedliche Waffen, wenn ich das richtig verstanden habe und mir ist schleierhaft, wie Sie da einen Zusammenhang konstruieren können, Kommissar Carnavaro!“

      „Zwei Waffen mit einer Gemeinsamkeit. Da glaube ich nicht an einen Zufall, Frau Wistanow. Sie sind wegen mehrerer Delikte vorbestraft und haben als Prostituierte gearbeitet...“

      „Das tut nichts zur Sache“, behauptete Bandella.

      „Das tut sehr wohl etwas zur Sache“, widersprach Jürgen. „Es wäre nämlich denkbar, dass die Beziehung zwischen Ihrer Mandantin und Herrn Rademacher keineswegs eine reine Liebesbeziehung war, sondern Frau Wistanow auf Rademacher angesetzt wurde.“

      „Wer sollte so etwas tun? Und aus welchem Grund?“, ergriff nun Christine Wistanow das Wort und verzog ihren Mund zu einem geschäftsmäßigen, kalten Lächeln. „Das ist doch alles vollkommen absurd, Kommissar Carnavaro. Ich habe einen Mann verloren, bei dem ich gerade geglaubt habe, die Liebe meines Lebens zu finden und Sie behandeln mich wie einen potentiellen Täter. Dabei bin ich ein Opfer.“ Sie schluckte. Ihr Gesicht wurde dunkelrot. Sie bedeckte kurz die Augen mit der Hand und fasste sich im nächsten Moment wieder.

      „Wenn das der Wahrheit entspricht, dann gibt es doch keinen Grund, uns nicht zu sagen, von wem Sie die Waffe haben.“

      Sie schluckte.

      „Diese Waffen werden unter der Hand verkauft. Sie wissen doch, wie das ist.“

      „Sagen Sie keinen Ton mehr, die wollen Sie nur hereinlegen!“, mischte sich Bandella ein. „Die haben nichts gegen Sie in der Hand!“

      „Illegaler Waffenbesitz ist keine Kleinigkeit“, sagte Jürgen. „Wenn Sie uns weiterhelfen, dann wird sich das sicher günstig auswirken und Ihnen vielleicht eine Bewährung einbringen. Trotz Ihrer Vorstrafen!“

      „Ich kann Ihnen dazu nichts sagen“, erklärte sie.

      „Meine Mandantin hat alles gesagt, was es dazu zu sagen gibt!“, fügte Bandella hinzu. Er hakte sich bei ihr unter und führte sie davon.

      Jürgen atmete tief durch. Er wandte den Kopf in Ollis Richtung, der nur mit den Schultern zuckte.

      „Einen Versuch war es wert“, meinte unser Kollege.

      „Christine Wistanow muss die Waffe von jemandem aus dem Umkreis von Benny Farkas bekommen haben. Jemandem, der irgendetwas mit der Schießerei damals zu tun hatte.“

      „Ach, Jürgen, du weißt, über viele Ecken diese illegalen Schießeisen oft verkauft werden!“

      „Es lohnt sich vielleicht trotzdem, in Farkas' Umgebung herumzustochern.“

      16

      Wir riefen auf der Polizeidienstelle an, zu der Sebastian Maybaum strafversetzt worden war, um mit ihm einen Gesprächstermin zu vereinbaren. Wir verabredeten uns für fünf Uhr in einer Kneipe an der Jakob Kramer Straße.

      „Vorher kann ich leider nicht. Hier geht es mal wieder drunter und drüber!“, meinte er.

      „In Ordnung. Wir werden pünktlich sein, Herr Maybaum“, versprach ich und unterbrach die Verbindung.

      „Große Worte, Harry!“, lautete Rudis Kommentar.

      „Wieso?“

      „Um die Zeit ist Rush Hour, da ist es fast unmöglich pünktlich zu sein, zumal wir einmal von Nord nach Süd durch den Großraum Berlin fahren müssen!“

      „Alles eine Frage der Planung, Rudi. Wir fahren einfach früh genug los, dann stellt sich das Problem nicht. Außerdem wollte ich in erster Linie sicherstellen, dass er pünktlich ist.“

      Ich sah auf die Uhr. „Wir könnten unterwegs Reza Tannous einen Besuch abstatten. Seine Bewährung läuft noch...“

      „Was ihn vielleicht gesprächsbereit stimmt!“

      „...und wir haben auch eine aktuelle Adresse von ihm.“

      „Tannous war damals der einzige Verdächtige bei der Schießerei im ‚Abraxas’. Soll er uns mal erklären, wie zwei Waffen, die damals eingesetzt wurden, plötzlich wieder in Gebrauch sind!“

      „Falls er bereit ist, uns darauf eine Antwort zu geben.“


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