Jugendsprache. Eva Neuland
von MehrsprachigkeitMehrsprachigkeit betont, der auch bei Jugendlichen in urbanen Zentren in anderen Ländern Westeuropas anzutreffen ist. Zu solchen Innovationen werden im Deutschen nichtkanonische Konstruktionen gerechnet, u.a. Ortsangaben ohne Präpositionen und Artikel, neue Funktionsverbgefüge und Wortstellungsoptionen, so als Fokusmarker. Einiges davon veranschaulicht der folgende Textauszug:
Seda: | Ich bin eigentlisch mit meiner Figur zufrieden und so, nur isch muss noch bisschen hier abnehmen, ein bisschen noch da. | ||
Dilay: | So bisschen, ja, isch auch. | ||
Seda: | Teilweise so für Bikinifigur und so, weißt doch so. | ||
[…] | |||
Dilay: | Isch hab von allein irgendwie abgenommen. Isch weiß auch nisch, wie. Aber dis is so, weißt doch, wenn wir umziehen so, isch hab keine Zeit, zu essen, keine Zeit zu gar nix. […] | ||
Heute muss isch wieder Solarium gehen. |
Beispiel: „Heute muss isch wieder Solarium“
(Zit. n. WieseWiese, Heike 2012, S. 9)
Die auch linguistisch kontroverse Diskussion um KiezdeutschKiezdeutsch ist noch nicht abgeschlossen. Einwände werden v.a. gegen den reklamierten Dialektbegriff sowie gegen ihre für überregional und herkunftssprachenunabhängig gehaltenen Merkmale vorgebracht.
4.7 Jugendsprache als Phänomen des SprachbewusstseinsSprachbewusstsein
Diese Fragestellung wird von denjenigen Forschungsbeiträgen verfolgt, die SpracheinstellungenSpracheinstellungen von Jugendlichen untersuchen (v.a. WachauWachau, Susanne 1989, SasseSasse, Ines 1998, Wuppertaler DFG-Projekt 2003ff.). Dabei ergibt sich als interessanter Effekt, dass Jugendsprache für die befragten Jugendlichen selbst ein prägnanter Bestandteil ihres SprachbewusstseinsSprachbewusstsein ist. Und zwar gilt dies für Jugendliche verschiedener Altersgruppen und vor allem verschiedener BildungsgängeBildungsgang, wie die Ergebnisse der Wuppertaler DFG-StudieWuppertaler DFG-Studie zeigen (NeulandNeuland, Eva 2016). Die ca. 1200 befragten Jugendlichen geben Auskünfte über Typizitätsbeschreibungen und Gebrauchsbegründungen, Verwendungssituationen und Gebrauchseinschränkungen, die von einem deutlichen sprachlichen Selbstbewusstsein zeugen. Die in fast allen Fragen mögliche Antwortkategorie: Ich verwende keine Jugendsprache bzw. Jugendliche sprechen genauso wie Erwachsene nahm stets den letzten Rangplatz unter den möglichen Antworten ein. Als typische Merkmale der Jugendsprache nannten die befragten Jugendlichen: lockerer als die Erwachsenensprache, Verwendung von Ausdrücken aus dem Englischen, rascher WandelWandel, Verwendung von provokativen Ausdrucksweisen und von AbkürzungenAbkürzungen und unvollständigen Sätzen sowie Spiel mit Sprache (Neuland/SchubertNeuland, Eva/Schubert, Daniel 2005, S. 241ff.). Die Auswertung offener Antwortkategorien, die die Jugendlichen selbst formulieren konnten, unterstützen diesen Eindruck deutlich:1
Jugendliche versuchen Wörter zu vereinfachen, kürzen umständliche Sätze, um ihre Meinung schneller zum Ausdruck zu bringen
[17-jährige Berufsschülerin aus Chemnitz]
Unsere Sprache ist die Zukunft und da kann keiner etwas dran ändern, denn jede Generation hat ihren Teil zur deutschen Sprache beigetragen
[19-jähriger Berufsschüler aus Gießen]
Weil sie für mich die Jugend und Phantasien unserer heutigen Generation aus- drückt
[15-jährige Gymnasiastin aus Rostock]
Weil Jugendsprache fetter ist als das Gelaber von Erwachsenen
[18-jähriger Berufsschüler aus Wuppertal]
(Zit. in Originalorthographie n. Neuland 2016, S. 137 ff.)
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