Gleichnisse. Kurt Erlemann
Rede (Frage der sprachlich-rhetorischen Grundunterscheidung).
2. formkritischer Aspekt: Mündliche vs. verschriftlichte Gleichnisse (Frage des Gleichnis-Idealtyps).
3. formkritischer Aspekt: Einzigartigkeit vs. religionsgeschichtliche Einbettung und Vergleichbarkeit (Frage des Alleinstellungsmerkmals Jesu).
4. formkritischer Aspekt: Verschiedene Gleichnistypen vs. ‚alles Parabel!‘ (Frage der Binnendifferenzierung).
1. hermeneutischer Aspekt: rhetorisch-argumentativer vs. po(i)etischer Zweck (Frage des Verhältnisses von Form und Inhalt).
2. hermeneutischer Aspekt: Verfälschungsprozess bzw. Sprachverlust vs. notwendige Aktualisierung (Frage der historischen Adaption).
3. hermeneutischer Aspekt: Vermittlung von Inhalten vs. ‚Sprachereignis‘ bzw. Offenbarungsmedium sui generis (Frage der Sprachkraft).
4. hermeneutischer Aspekt: Kontextualität vs. ästhetische Autonomie (Frage der [un-]mittelbaren Wirkung).
1. exegetischer Aspekt: Ein einziges tertium comparationis vs. mehrere Vergleichspunkte (Frage der Substituierbarkeit von Gleichnis / Metapher).
2. exegetischer Aspekt: Rekonstruktion der Urform (diachron) vs. Betrachtung der Endgestalt (synchron).
3. exegetischer Aspekt: Decodierung der Metaphorik vs. Auslegungsabstinenz (Frage der intentionalen Eindeutigkeit einer parabolḗ).
4a. exegetischer Aspekt: Frage nach Autorintention vs. Leserzentriertheit.
4b. exegetischer Aspekt: Reich Gottes vs. Vielfalt theologischer Inhalte.
Die tabellarische Übersicht zeigt die Erkenntnis leitenden Fragen und die innere Verflechtung der leitenden Alternativen der Gleichnisforschung auf:
Aspekte, Leitfragen | formkritisch | hermeneutisch | exegetisch | |
1 | Zweck bildhafter Sprache; Jesus als Pädagoge, Esoteriker oder Po(i)etiker | Gleichnis/Vergleich vs. Allegorie/Metapher | rhetorisch/argumentativ vs. po(i)etisch | ein einziges tertium comparationis vs. mehrere Vergleichspunkte |
2 | Idealtyp; ipsissima vox Jesu als hermeneutisch letztgültig relevante Instanz | mündliche vs. schriftliche Gleichnisse | authentische, sachgemäße Aktualisierung vs. Verfälschung/Sprachverlust | Rekonstruktion der Urform vs. redaktionskritische Betrachtung |
3 | Verhältnis von Form und Inhalt; Sprachkraft; mehrdimensionales Alleinstellungsmerkmal Jesu | Einzigartigkeit vs. religionsgeschichtliche Einbettung und Vergleichbarkeit | Vermittlung von Inhalten vs. Sprachereignis / Offenbarungsmedium sui generis | Decodierung der Metaphorik vs. Verzicht auf Auslegung. |
4 | Unterschiedliches: Binnendifferenzierung // Frage nach der bedeutungsgebenden Instanz | Verschiedene Gleichnistypen vs. alles Parabel | Kontextualität der Gleichnisse vs. ästhetische Autonomie | Autorintention vs. Leserzentriertheit. – Reich Gottes vs. Vielfalt theologischer Inhalte |
c) Apologetische Tendenzen / Die Jesusfrage
Deutlich ist die Interdependenz von Gleichnisforschung und Jesusfrage. Als ‚Urgestein‘ der Jesusüberlieferung gelten die Gleichnisse zugleich als Schlüssel zum historischen, besser: erinnerten Jesus. Das erklärt apologetische, die Gleichnisse Jesu exklusivierende Tendenzen. Die Diskussion um die Gleichnisse ist zugleich eine Diskussion um den Kern der Botschaft Jesu und um ihr religionsgeschichtliches, formkritisches und hermeneutisch-theologisches Alleinstellungsmerkmal. Diese theologischen und apologetischen Tendenzen sind für die Gleichnisforschung problematisch. Es handelt sich (1) um das Postulat eines ursprünglichen Idealtyps von Gleichnis, verbunden mit (2) einem bestimmten Jesusbild, (3) die grundsätzliche hermeneutische Höherbewertung des Ursprünglichen gegenüber späteren Entwicklungen, (4) dogmatische Vorentscheidungen über den Inhalt der genuinen Botschaft Jesu sowie (5) apologetisch zu nennende Abgrenzungsversuche von der religionsgeschichtlichen Umwelt in formkritischer und theologisch-hermeneutischer Hinsicht.1 Der Verzicht auf diese dogmatisch-apologetischen Vorgaben ermöglicht eine differenzierte, religionsgeschichtlich und historisch verifizierbare Einbettung der Gleichnisse und ihrer Botschaft in ihren Entstehungskontext. Das ist der Ausgangspunkt des nachfolgenden gleichnistheoretischen Entwurfs.
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