Das Leben ist ein Abenteuer. Hans-Peter Vogt

Das Leben ist ein Abenteuer - Hans-Peter Vogt


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steigern, Schattenboxen. Nils machte ein paar mal Überschläge vor- und rückwärts, er drehte Schrauben, mitten aus dem Lauf. Er begann mit Ellen Scheingefechte. Das wars. Ellen spürte, dass dieses Training sie schnell und beweglich machen würde. Manchmal liefen sie rückwärts, in unverminderter Schnelligkeit.

      Dann kam eine Kreuzung. Sie liefen wieder rückwärts, da wurde Nils plötzlich gestoppt. „Halt, halt, junger Mann, wohin so eilig?“

      Sie drehten sich um. Nils fiel der Kiefer herunter. „Äh“, machte er.

      Vor ihm standen Helen und eine Frau, die wohl ihre Mutter sein mochte, vom Aussehen her. Beide im Sportdress. Sie hatten wohl gerade dasselbe gemacht, wie Ellen und Nils.

      Helen kicherte. „Mama“, sagte sie, „darf ich vorstellen? Das ist unser geheimnisvoller Gönner von gestern, er heißt Nils.“

      „So so.“ Helens Mutter sah an Nils herunter und wieder hinauf. „Ein Sportler, wie es scheint.“ Dann forderte sie Nils auf, „dann wollen wir mal, zeigt, was ihr drauf habt.“

      Sie begann zu laufen und Helen nahm Nils kurz bei der Hand. „Komm.“

      Sie liefen zu viert weiter. Den ersten Kilometer liefen Nils und Ellen in schnellem Tempo mit, dann stoppten sie die beiden. „Wir haben Training, aber nicht im Dauerlauf.“ Nils drehte sich um und lief ein Stück rückwärts, dann begann er mit Helen das Training wieder aufzunehmen. „Whow“, sagte Helens Mutter. „Das müsst ihr mir zeigen.“

      Nils nickte. Er lief ein Stück hinter ihr her, er fasste sie an den Hüften und drehte sie beim laufen mal nach links, mal nach rechts. Dann nahm er die Schultern und tat das gleiche. „Und jetzt alleine“, forderte er auf und nach einer Weile, „wenn Sie jetzt die Drehbewegung ausnutzen, dann können sie springen.“ Er machte das vor, indem er eine Schraube drehte.

      Helens Mutter versuchte das, aber sie hatte nicht genügend Schwung. Sie stolperte und fiel hin. „Mama“, fragte Helen besorgt, „alles in Ordnung?“ Nils reichte ihr die Hand und zog sie hoch, dann lief er eine Weile neben ihr her und beobachtete ihr Sprunggelenk. Es schien alles OK.

      Helen machte das schlauer. Sie begann mit leichten Übungen, ging dann ins Schattenboxen über und begann ihr Gewicht zu verlagern, dann sprang sie plötzlich in die Luft, drehte sich, kam mit beiden Beinen auf und lief weiter.

      „Bravo“ meinten Ellen und Nils wie aus einem Mund.

      Sie liefen noch ein Stück, dann meinte Helens Mutter. „Genug für heute. Dort vorn ist der Parkplatz. Können wir euch irgendwohin mitnehmen?“

      „Nein nein“, meinte Nils „Wir haben’s nicht weit“. Sie hoben die Hand zum Gruß und liefen den nächsten Waldweg wieder hinein.

      Nach einem Kilometer kam ein Übungsplatz zum Stretchen und Nils hielt an. Er machte seine Dehnungsübungen, dann schaute er sich um. „Es reicht für heute. Komm.“ Er nahm Ellen bei der Hand und sprang mit ihr in seine kleine Wohnung. Sie gingen unter die Dusche, dann gingen sie zusammen ins Bett.

      Ellen, die wohl gemerkt hatte, dass Nils für dieses Mädchen etwas empfand - und dass beruhte wohl auf Gegenseitigkeit - schaute ihn an. „Du sollst wissen, dass ich dir nicht im Wege stehe.“ Sie machte eine schweifende Bewegung mit der Hand. Nils sah sie erstaunt an. „Das hast du bemerkt? Aber es ist doch noch gar nichts.“

      Ellen lächelte. „Wenn ihr euch nicht zu blöd dabei anstellt, dann wird das aber nicht mehr lange dauern.“

      Dann plötzlich: „Sind wir noch Freunde?“ Nils nickte. „Immer“, und Ellen begann, Nils wieder zu erregen. Sie würde mitnehmen, was sie von Nils bekommen würde.

      „Ich muss heute noch lernen”, meinte Nils. “Morgen komme ich nicht zum Training. Mein Vater hat sich angekündigt. Wir haben ein paar Dinge zu besprechen. Du kannst mich jederzeit anrufen. Wir sind ja Freunde.“

       8.

      Zwei Tage später begann Nils mit Ellen zu trainieren. Diesmal nicht als Waldlauf. Er ging mit ihr in die Stadt und übte mit ihr, das Gedächtnis zu trainieren und sich „unsichtbar“ zu machen.

      Sie verfolgten wildfremde Passanten. Nils zeigte Ellen zehn verschiedene Leute im vorbeigehen und fragte dann nach Details. Welche Farbe hatte der Rock? Waren die Haare kurz oder lang? Der Mann mit dem Bart, was hatte der in der Hand? Der Obdachlose. Wieviel Geld hatte er in seinem Hut? Nein genau. Auf den Cent genau.“ Er nickte.“ Solche Dinge werden dir nützen, deine Gegner einzuschätzen. Wie bewegen sie sich? Wie schnell sind sie? Wieviel Ausdauer haben sie? Sind sie allein oder zu Zweit?

      Ellen fand das ziemlich anstrengend. Nils nickte. „Jede Übung ist am Anfang schwer. Wenn wir zusammen unterwegs sind, dann werden wir das üben. Wenn wir im Sportzentrum sind, dann werden wir das üben. Wenn du später alleine nach Hause gehst, dann wirst du das üben. Gedächtnistraining ist genauso wichtig wie Waldlauf oder unser Singen. Roman hat das in der Sportschule noch nie als Disziplin eingeführt. Einige der Sportler, die du aus der Schule kennst, die praktizieren das schon lange.“ Er nannte ein paar Namen. „Sind alle Cracks. Die Gedächtnisübungen sind eines der Geheimnisse ihrer Kampfkunst. Du wirst bald noch etwas anderes feststellen. Beim springen musst du wissen, wie du aufkommst, sonst knickst du um, so wie Helens Mutter. Sie hat diese Fähigkeit noch nicht. Das ist sehr gefährlich. In einem Kampf kann dich das dein Leben kosten oder dich am Leben erhalten.“ Er hob die Hände.

      „Ja ja. Die Sache mit dem Messer. Ich bin gut, aber ich bin auch noch nicht perfekt. Solche Dinge passieren manchmal. Man muss sie minimieren.“

      Dann sah er sie an. „Sind wir noch Freunde?“ Ellen nickte. „Dann solltest du wissen, dass du immer zu mir kommen kannst, auch wenn so etwas passiert wie...“ er zeigte auf seine Schulter.

      Ellen nickte noch einmal.

       9.

      Als Nils nach Hause kam, wartete sein Vater auf ihn.

      „Ich möchte mein Gespräch von vor einer Woche fortsetzen“, begann er. „Es geht um die Ethik unseres Handelns und es geht darum, wie wir in unserer Stadt - und darüber hinaus - endlich wieder so etwas wie eine Ordnung hineinkriegen. Nicht nur im Zentrum. Überall.“

      „Damals, als Théra uns bei der Millionenbeute geholfen hat, da hat sie nicht lange gefackelt. Sie hat den Kassier umgebracht. (Siehe Band 6). Man kann darüber streiten, ob das legitim war. Schließlich haben sich die Dealer anschließend gegenseitig umgebracht, bis sie schließlich alle von bezahlten Killern ins Jenseits geschickt wurden. Das ist eine eigene Welt. Es ist aber etwas komplett anderes wenn wir so etwas tun. Wir sind keine Killer, aber auch ich habe schon getötet.“

      Nils nickte. Auch er hatte das schon getan.

      „Warum rede ich mit dir darüber? Es ist uns ein leichtes, uns in eine giftige Spinne zu verwandeln und den Gegner auszulöschen, und mit deinen Fähigkeiten als Kickboxer kannst du fast jeden Gegner mit den bloßen Händen vernichten. Roman hat dir eingeimpft, den Gegner zu achten. Es ist eine Kampfsportart, aber es ist keine Lizenz zum Töten.“ Dann fing er an, von Théra zu erzählen.

      „Auch sie hat schon mehrfach getötet. Als Familie haben wir darüber zu Gericht gesessen. Théra hat aber viel größere Fähigkeiten. Sie kann Menschen für sich gewinnen. Sie kann sie beeinflussen.“

      Er sah Nils tief in die Augen. „So, wie du das gerade mit Ellen machst.“

      Nils blickte erschrocken auf. „Ja Ja. ist schon gut. Ich weiß, was du vorhast. Du rekrutierst gerade ein neues Mitglied für die Truppe „des Dicken“. Ich spreche aber noch von etwas anderem: Théra hat es ein paar Mal fertig gebracht, dass ihr Massen von Menschen zu Füssen lagen. Sie gehorchten ihr. Sie kann sie immer noch steuern. Sie tut das gelegentlich. Unsere Erfolge in Südamerika


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